Beilage zumCalwer Wochenblatt"

Nro. 142.

Gages-Weuigkeiten.

Weingarten, 29. Nov. Indem benachbarten Dorfe Baien- furt wurde gestern ein vor dem Gasthaus zum Adler stehendes Pferd durch einen Flintenschuß scheu. Es rannte mit einem Holzwagen durch die Straße. Ein auf derselben weilendes Dienstmädchen, welchem 3 Kinder im Alter von 13'/z anvertraut waren (davon zwei im Kinderwagen, eines an ihrer Hand), wollte die Kinder noch in Sicherheit bringen, was ihr aber nicht ge. lang. Vielmehr wurden sie und 2 der Kinder von dem dieselben überfahren­den Pferd und Wagen sehr schwer verletzt, während das dritte Kind unver­letzt blieb. _

Von der badischen Grenze, 28. Nov. Am Samstag morgen wurde laut Tuttl. Grd. der Mörder Grein er von Jmmendingen mit der Bahn nach Engen überführt, wo er bis auf weiteres im Spital untergebracht wird. Das Befinden der Verletzten ist den Umständen entsprechend ordentlich, jedoch ist die Lebensgefahr bei dreien noch nicht ausgeschlossen.

München, 30. Nov. Wie dieAllg. Ztg." meldet, hat sich der Direktor der Leipziger Diskontobank, Dr. Jerusalem, gestern in einem hiesigen Hotel erschossen. Jerusalem hatte die Maske eines alten Mannes angenommen. Als er merkte, daß man ihn beobachte, scheint er den Ent­schluß zum Selbstmord gefaßt zu haben. Alles, was man vorfand die Hotelrechnung hatte er kurz vor dem Selbstmorde bezahlt waren 29 ^ bar, einige leere Wechselformulare, keine Wertpapiere. Als die Zimmer­kellner und Hausdiener eindrangen, lag er in den letzten Zügen. Die Leiche ist von den Verwandten reklamiert worden. Jerusalem hatte sich M Dr. phil. Müller ins Fremdenbuch eingezeichnet. Die Benachrichtigung der hiesigen Polizei erfolgte von Leipzig aus, wohin Jerusalem seine Absicht, sich das Leben zu nehmen, selbst gemeldet haben soll.

WerrrnifcHLes.

Eine verschollene Million. Der gemeinsame Finanzminister Oesterreich-Ungarns hat Glück. Um 923,000 Gulden weniger muß im nächsten Jahre die Summe des gemeinsamen Deficits der beiden Stauten betragen. Als die alten Staatsnoten zurückgezogen und durch die jetzigen ersetzt wurden, da wurde für die Einlösung der außer Kurs gebrachten Geld­zeichen eine Frist gesetzt, die nunmehr abgelaufen ist. Und da stellte es sich heraus, daß alle Staatsnoten im Betrage von 923,000 Gulden nicht ein­gelöst worden sind. Es wirst sich nun die Frage auf, wo diese Geldzeichen hin geraten sind. Hätten sie sich in den Händen lebender Menschen befunden, dann wären sie gewiß zur Einlösung präsentiert worden. Da dies aber nicht geschah, so mußten sie verschollen sein. In den Taschen von Selbst. Mördern, deren Leichen man nicht gefunden; von Geizhälsen vergraben, die das Geheimnis des Versteckes ihrer Schätze mit ins Grab genommen haben; bei Feuersbrünsten verbrannt, bei Ueberschwemmungen durch Hochstut fort- gerafft wer kann sie ergründen, all die möglichen Wechselfälle, durch welche die Geldnoten verschollen sind; Jahre hindurch lagen die neuen Noten zur Einlösung bereit. Es fanden sich keine Abnehmer dafür, und da die letzte der Einlösung gesteckte Frist zu Ende ist, haben sich die beiderseitigen Finanz­minister dieser 923,000 Gulden bemächtigt, um welche Summe sich das nächst­jährige Defizit von Oesterreich und Ungarn in dem Verhältnis von 70 zu 30 verringern wird.

Der Reichtum der russischen Kirchen und Klöster. Ein russischer Leser derTägl. Rundschau" schreibt u. a. an dieses Blatt: Die Ansicht, daß Rußlands Kirchen und Klöster über unermeßliche Schätze verfügen, ist eine im Allgemeinen im Auslande weit verbreitete, und doch ist dem in der von Ihnen durch die Worte:in vorläufig ganz unbe- grenztem Maße" angedeuteten Weise nicht so. Zweiselohne sind die Kostbarkeiten an Gold und Eoelsteinen der russischen Kirchen und Klöster be- deutend, jedoch nicht so bedeutend, daß durch Versilberung dieser Schätze dem Staate zur Fortführung eines Krieges mehr alsvorläufig", und zwar im allerbegrenztesten Sinne des Wortes geholfen werden könnte! Vergessen Sie nicht, bezw. gestatten Sie mir, Sie darauf aufmerksam zu machen, daß der Hauptreichtum der Kirchen und Klöster in zinstragenden russischen Papieren, in Ländereien, Häusern und dergl. angelegt ist, und dieser Reichtum ist beim Ausbruch eines Krieges, in den Rußland verwickelt würde, doch wohl nur einimaginärer"! Daß der Papierrubel bei einem Kriege vollständig ent­wertet, Häuser, Ländereien und dergl. unverkäuflich sein würden, bedarf wohl keiner weiteren Erörterung.

Taubenpost. Ein Taubenzüchter hat für die Presse eine Tauben­post zwischen Versailles und Paris eingerichtet, welche die Nachrichten über den Verlauf des Kongresses in Zwischenräumen von je 5 Minuten vermitteln soll und möglicherweise rascher arbeiten wird als der Telegraph.

Die gebrauchten Flaschenkorke werden bekanntlich meistens einfach weggeworfen. Man sollte dieselben sorgfältig sammeln, auch wenn sie noch so beschädigt sind, da sie zermahlen wie andere Korkabfälle, zur Fabrikation vonLinoleum dienen können. Vielen Armen könnte geholfen werden, wenn alle Flaschenkorke gesammelt und dem obigen Zwecke zugeführt würden. Jeder, der eine Flasche Bier oder Wein rc. trinkt, stecke den Flaschenkork in die Tasche, um die so gesammelten Korke von Zeit zu Zeit einer zu errichtenden Sammelstelle zu übergeben. Die deutsche Reichsfecht- chule ioder andere Wohlthätigkei tsvereine könnten solche Sammelstellcn für

Flaschenkorke errichten. Die durch den Verkauf der gesammelten Korke auf­gebrachten Gelder würden voraussichtlich viel beträchtlicher sein, als die Er­gebnisse des mit so vielem Erfolg eingesührten Sammelns von Cigarrenspitzen.

Vorbereitung. Landpfarrer (zu einem Brautpaare, das am nächsten Tage getraut werden soll):Es ist ein bedeutsamer, für das ganze Leben entscheidender Schritt, den ihr unternehmen wollt. Seid ihr auch würdig vorbereitet?" Bräutigam:Freili' san mer's. Hochwürden. A Kalbl, a Sau und a vierzig Gans und Anl'n san scho' ag'stocha!"

«»^1 Hauvtorgan der liberalen Partei Süddeutsch- FMltKsMrLk ^ds, eine der Silligsten großen Zeitungen.

Vierteljährlich 6 25 H.

Keller'sche Spiekwerke.

Musik erhöht jede Freude, mildert jedes Leid. Was des Menschen Herz bewegt, spricht sich in Tönen aus; eine Trösterin ist sie uns, eine Erweckerin der schönsten Er­innerungen! Doch nicht Jeder, der Sinn und Herz dafür hat, kann sie üben, sich und Anderen zum Genuß. Da hat nun der so unermüdlich und segensreich thätige, mensch­liche Erfindungsgeist auch auf diesem Gebiete dafür gesorgt, daß selbst dem Unkundigen vollauf Gelegenheit geboten wird, sich an den Schöpfungen unserer Tonmeister zu erfreuen.

Mit der Erzeugung der Kellcr'schen Spiekwerke ist das Mittel gefunden worden, die Musik in die ganze Welt, bis in die entlegensten Teile zu tragen, auf daß sie dort mit ihren zauberischen Wirkungen die Freude des Glücklichen steigert, dem Unglücklichen Trost und Linderung bringt. Diese Spielwerke werden von der genannten Firma in einer Mamgfaltigkeit fabriziert, die alle Vorstellung übertrifft. Sie bilden die schönste Zierde einer jeden, selbst der luxuriösest ausgestatteten Wohnung. In Koteks, Re­staurationen und Konditoreien ersetzen sie ein ganzes Orchester und erweisen sich als ein starkes Anziehungsmittel für das Publikum. Für denjenigen, welchen sein Beruf an entlegenen Orten festhält, sind sie eine unerschöpfliche Quelle des Genusses, für Solche, welche in fremdem Lande wirken, sind die Melodien, welche diese Spielwerke überall hin mit sich tragen, herzbewegende Grüße aus der Keinrat.

Die Repertoirs, auch der kleinsten Werke, sind mit feinstem Verständnisse zu­sammengestellt und die neuesten und beliebtesten Schöpfungen auf dem Gebiete der Opern-, Operetten und Tanzmusik, der Lieder und des Choralgesanges sind dabei stets in erster Linie berücksichtigt. In diesen Vorzügen ist wohl die Thatsache begründet, daß der Fabrikant dieser tönenden Lustbringer und Sorgenverscheucher der Lieferant fast aller europäischen Höfe, daß seine Erzeugnisse auf allen bedeutenden Ausstellungen durch die Verleihung von ersten Preisen ausgezeichnet wurden, und daß er alljährlich Hunderte von Anerkennungsschreiben erhält. Die Heller'schen Spielwerke erscheinen als ein Gegenstand, der eines der edelsten Bedürfnisse der Menschen befriedigt und sind daher auch das passendste Geschenk Sei allen Gelegenheiten, namentlich aber zu Weih­nachten, Geburts- und Namenstagen. Bei der großen Zahl von Melodien, welche diese Spielwerke in sich bergen und bei deren geschmackvoller Ausstattung, sind sie so­wohl als Geschenke im Familienkreise, des Bräutigams an die Braut u. s. w. zu em­pfehlen, als auch dann, wenn Gesellschaften verdienten Männern durch Uebergabc eines Ehrengeschenkes ihre Liebe und Wertschätzung bezeugen wollen; jedem Seelsorger, jedem Lehrer und jedem Kranken wird eine solche Gabe ein Gegenstand nachhaltiger Freude sein.

Vertrauenswürdigen Personen werden auch Teilzahlungen zugestanden und es ist besonders hervorzuheben, daß sich selbst bei den kleinsten Aufträgen direkter Be­zug empfiehlt, da Niederlagen der Fabrik nur in Nizza und Znterlaken bestehen.

Illustrierte Preislisten werden Jedermann auf Verlangen gratis und franko zu­gestellt und ist die Fabrik in Folge des Sinkens der Rohmaterialpreise in der Lage, bei jedem Aufträge auf die in den Preislisten verzeichnten Ansätze 2S"/<> Rabatt zu bewilligen.

Calw.

§anäwirt^<HaM<Her AezirAsverem.

Am 1. Januar 1888 beginnt ein neues Abonnement auf das land- wirthschaftliche Wochenblatt, dessen freier Bezug mit dem Ein­tritt in den landw. Beziikevercin verbunden ist. Anmeldungen hiezu müssen spätestens bis zum 8. Dezember bei dem Unterzeichneten gemacht werden, und ebenso können Abme-l düngen nur bis zu diesem Termine angenommen werden. Spätere Abmeldungen haben für das Jahr 1888 keine Giltigkeit mehr.

Zum Zwecke der Richtigstellung der Postlisten liegt strenge Weisung vor, die Veränderungen in der Mitgliederliste spätestens am 10. Dezember in Stuttgart vorzuleaen und werden deßhalb die Herren Ortsvorsteher sreundlichsi ersucht, bis zum 8. Dezember hierher anzuzeigen, wenn wegen Todesfalls oder Wegzugs bisherige Mitglieder aus der Liste zu streichen sind.

Den 28. Nov. 1887.

Der Vereinssikretär:

E. Horlacher.

Kgk. Standesamt Kakrv.

Vom 25. Nov. bis 1. Dez.

Geborene:

23. Nov. Anna Dorothea, Tochter des Karl Söll, Postsekrctärs.

Getraute:

26. Nov. Johann Christoph Walz, Kutscher hier, und Anna, geb. Karch, hier.

1. Dez. Christian Jakob Beißer, Metzger hier, mit Margarete geb. Baitinger, Wittwe des Karl David Lindenmaier.

Gottesdienste, am Sonntag, den 4. Dezember 1887.

Vom Turme: Nro 634. Vormittagspredigt um '/-IO Uhr: Hr. Diakonatsverwescr Vogt. Christenlehre um 1 Uhr mit den Töchtern. Bibelstunde um 5 Uhr im Vereins­haus: Hr. Dekan Braun.

Eotteräienfte in ä«r Metlioäisteakapekke am Sonntag, den 4. Dez. 1887, morgens s-10 Uhr, abends 8 Uhr.