sagte schließlich, daß er durch den sehr empfindlichen Mangel an tüchtigen Auslandschiffen gedrängt, dieses alte zum Kreuzer nicht bestimmte Schiff noch einmal nach Ostafien hinausschicken mußte. Mit Ehren kehrte es zurück, die musterhafte Besatzung und daS vortreffliche Offizierkorps in die Heimat zurückführend. Möge doch jedes meiner Schiffe dereinst im Laufe seiner Dienstzeit auf eine so schöne Er» innerung zurückblicken können und sich die Zufriedenheit feines Kriegsherrn erwerben, wie eS meinem guten alten „Kaiser" vergönnt war! (W. B.)
-f- Der Kaiser nahm im Laufe des Dienstag u. A. zahlreiche militärische Meldungen entgegen. Am gleichen Tage stattete die Kaiserin Mittags den holländischen Majestäten im Potsdamer Stodtschloffe einen Besuch ab. Wie bestimmt verlautet, gedenkt der Kaiser am 18. Oktober in Hamburg einzutreffen, um daselbst dem Stapellauf des auf der Werst von Blohm und Boß erbauten neuen Kreuzers beizuwohnen, sowie den aus Samoa zurückgekehrten Kreuzer „Falke" zu besichtigen.
-j- Der „Reichs anzeiger" veröffentlicht in seiner Nummer vom 10. Oktober das Ausführungsgesetz zum Handelsgesetzbuch. Gleichzeitig bringt die „Gesetzsamm- ung" das Ausführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch. >as preußische Gesetz über die freiwillige Gerichtsbarkeit, owie die Ausführungsgesetze zu den vom Reichstage be- chloffenen Aenderuugen der Zivilprozeßordnung, zur Grund- mch-Ordnung u. s. w. zur Veröffentlichung.
Anriand.
Kopenhagen, 11. Okt. Der deutsche Anarchist Goldmann, der während des Zarenbesuches unter verdächtigen Umständen hier verhaftet wurde und dabei heftigen Widerstand leistete, wurde ausgewiesen.
Rom, 10. Okt. Zum heutigen 86. Geburtstage erhielt Altmeister Verdi aus allen Teilen der Welt Glückwünsche. Verdi hat vor einigen Wochen in einem Schreiben an den Unterrichtsminister Baceelli jede Ehrung durch den Staat und den König zurückgewiesen, so daß die beabsichtigte Verleihung des Annunziatenordens unmöglich wurde.
Amsterdam, 11. Okt. Gestern am 10. Okt., dem 74. Geburtstag des Präsidenten der südafrikanischen Republik, Paul Krüger, prangten zahlreiche Gebäude, sowohl in hies. Stadt, als in anderen Plätzen, im Flaggenschmuck. Die Zuversicht, die man allenthalben hierzulande an den Tag legte, daß bei einem bewaffneten Zusammenstoß zwischen Buren und Engländern jene von den Verhältnissen be- günstigt werden würden, hat wieder einer gewissen pessimistischen Stimmung Platz gemacht. Denn zu leugnen ist eS nicht mehr, daß die Buren eine kostbare Zeit von wenigstens 10 Tagen nutzlos haben verstreichen lassen und daß durch die Landung zahlreicher englischer Streitkräfte in Südafrika der ursprüngliche Vorteil, den sie anfangs hatten, bereits ziemlich ansgeglichen sein wird. Doch atmen die aus Transvaal kommenden Berichte noch feste Siegeszuversicht. Während sich der Haß gegen England hier im Privatverkehr aus verschiedenartige, manchmal recht drastische Weise äußert, fährt man in den Kreisen des Handels fort, England nach wie vor und selbst aus Kosten der eigenen Verkehrsmittel zu begünstigen; denn die nach Südafrika bestimmten Waren werden fast außschließlich durch englische Dampferlinien an ihren Bestimmungsort gebracht, ja bis vor ganz kurzer Zeit ließ selbst die Regierung Transvaals den in Europa für sie angefertigten Eisenbahnbedarf auf englische Dampfer in Rotterdam oder in Southampton verladen, während die deutsche Ostafrikalinie systematisch boykottirt wird. Und da wundern sich die Buren noch, daß ihnen manche Sympathien in Deutschland abfällig ge- worden sind!
London, 12. Okt. Dem Daily Telegraph wird auS Ladysmith (Natal) von gestern telegraphiert: Der Krieg hat begonnen, die Buren sind in Natal ein- gerückt. Bürger des Oranje-Freifiaates haben in Harrismith einen Eisenbahnzug, der der Regierung von Transvaal gehört, in Beschlag genommen. — Der Korrespondent der Times telegraphiert feinem Blatt aus Sandspruit vom S. d., er habe mit Erlaubnis deS Generalkommandanten Joubert die in der Nähe befind, lichen Lager der Buren besucht. Die Stärke der Burentruppen betrage an diesem Punkte der Grenze 8000 Mann, die auf einem weiten Raum zerstreut seien. Außer dem Burenkommando befindet sich dort ein holländisches und
ein irisches Korps, gegen 250 Mann stark, und 2 deutsche KorpS, von denen daS «ine unter dem Befehl des Obersten Schiel am Klipriver steht, in der Nähe der Grenze des Oranjefreistaates. _
Kleinere Mitteilungen.
—t. Nagold, 12. Okt. Der Fahrknecht von Bierbrauer Marquardt in Tübingen erlitt am letzten Dienstag einen bedauerlichen Unfall. Beim Adler in Rohrdorf scheuten dessen Pferd« am Eisenbahnzug. Der Knecht konnte sie nicht mehr halten, wurde zu Boden geschleudert, kam unter die Pferde und die Räder deS Wagens, die ihm über den Leid gingen. Wie man hört, geht es dem Verunglückten, der im hiesigen Spital verpflegt wird, nicht gut, besonders soll er über große Schmerzen im Unterleib klagen, und es ist zu befürchten, daß edlere innere Organe lebensgefährlich verletzt find.
—t. Alten steig, 13. Okt. Stationsdiener Ringwald hier wurde am Mittwoch mittags, als er an der Wage beschäftigt war, vom Wagenhebel an den Kopf getroffen und bedenklich verletzt. Der Verlust eines Auges steht zu befürchten.
Marbach, 11. Okt. (Korr.) Von den Dieben, welche am Sonntag Abend dem Kronenwirt Nesper in Steinheim a. M. 1400 ^ bar Geld und stonstige Wertgegenstände entwendeten, wurde gestern früh einer in Böckingen bei Heilbronn festgenommen. Derselbe hatte sich inzwischen mit seinem Raube ganz neu gekleidet und hatte nur noch 100 ^ im Besitz. Seine Mitschuldige ist entkommen und soll sich ins Badische gewendet haben.
Biber ach, 10. Okt. Heute Dienstag früh 9 Uhr geriet der mittlere Bau deS Gräfl. Törring-Jettenbach'fchen Oekonomieanwesens in Gutenzell, der schon deS öfteren abgebrannt ist. aus unbekannter Ursache wieder einmal in Brand. Erhebungen über die Ursache des Brandes sind, nach dem „A. a. O." im Gange.
Vom Bodensee, 11. Okt. In verg. Nacht stieß das Schweizer Dampsboot Säntis aus seiner Fahrt von Romanshorn nach Lindau in der Höhe von Arbon mit einem Segelmotorschiff von Gütingen (Thurgau) zusammen. Der Säntis erhielt im sogen. Kollistonsschot ein ziemlich großes Loch, in das sich Holzteile vom Bug des eine schwere Steinlast mit sich führenden Lastschiffes einzwängten. Die 3 Mann des letzteren glaubten in ihrem Schrecken, daß ihr Boot untergehen werde, und retteten sich deshalb auf das Dampfboot, das alsdann nach Romanshorn zurückkehrte. Die Reisenden wurden hierauf mit der „Helvetia" nach Lindau verbracht. . Die Schiffsleute des Segelmotorschiffes suchten von Roma'nshorn aus mit einem Kahne die Unglücksstelle nochmals auf und fanden zu ihrem freudigen Erstaunen ihr Boot zwar ziemlich beschädigt, aber noch über Wasser vor, worauf sie es in den sicheren Hafen verbrachten. Auf welcher Seite ein Verschulden vorliegt, ist noch nicht genügend aufgeklärt.
Hamburg, 11. Okt. Vor dem Altonaer Schwurgericht begann heute die Verhandlung gegen den Dienstknecht Heidorn aus Bevern wegen der am 2. Juli erfolgten Vergewaltigung und Ermordung der 18jährigen, bildhübschen, Taglöhnerstochter Friederike Helms aus Sestermühle bei Elmshorn. Der mehrfach bestrafte Angeklagte leugnet hartnäckig trotz der erdrückenden Beweislast. Die Verhandlung, in der der Vater der Ermordeten, welcher selbst die Leiche seiner Tochter aufgefunden hatte, als Zeuge auftritt, er- giebt wiederholt erschütternde Momente. Die Verhandlung wird voraussichtlich 2 Tage dauern.
Vermischtes.
Vom TeschäftSbetriebderWarenhäuser. Einem Artikel aus kaufmännischen Kreisen, der durch die Zeitungen geht, entnehmen wir folgendes charakteristische Stück, das so recht zeigt, mit welchem Hochdruck die Warenhäuser an der Steigerung ihres Umsatzes arbeiten. Die Filiale eines solchen Warenhauses in Ober- fchwaben hat vor nicht langer Zeit ein Reklameblatt versandt, worin es heißt: „Bei Einkäufen von IS M. vergüten wir der unehrlichen Kundschaft eine Rückfahrkarte bis Friedrichshafen, Waldse«, Wangen Tettnang, Saulgau, Riedlingen, Aulendorf, Herbertingen, Ertingen." Die Preise der Rückfahrkarten zum Wohnsitz des FilialgeschäftS betragen von Friedrichshafen 1 M. 10 Pf., Waldsee 1 M. 70 Pf., Wangen 3 M. SO Pf., Tettnang, 1 M. 20 Pf., Saulgau 2 M. 50 Pf., Riedlingen 3M. SO Pf., Aulendorf 1M. 20 Pf., Herbertingen 2 M. 70 Pf., Ertingen 3 M. Aus vorstehendem geht hervor, daß erstens diese Filiale bei einem Einkauf von IS M-, obgleich sie eine Rückfahrkarte von bis zu 3 M. SO Pf. — 22'// ,, deS Betrags verschenkt und die betreffenden auswärtigen Orte mir Reklameblättern, die auch etwas kosten, überschwemmt, noch Geld verdient. Ferner bringt dasselbe Reklameblatt eine Anzahl Preis-
notizrn, von denen wir der Kuriosität halber verzeichnen wollen: 1 Herrenkrawatte 1, 1 Phantafieschürze 9, 1 Paar Ballstrümpfe 12, 1 Normalhemd S8, 1 Pelzboa 60, 1 Wandteüer 8, 1 Bettvorlage 43 -s. WaS kan» zu diesen Preisen (noch abzüglich der Rückfahrkarten) geliefert werden! In dem betreffenden Artikel wird dazu noch bemerkt: „Verdienen solche Unternehmungen, die bis aus SO km Entfernung mit Mitteln, wie Rückfahrkartenersatz den Detailhandel zu monopolisieren trachten, nicht eine stärkere Heranziehung zur Steuer? Durch welche Verhältnisse ist denn daS Gesetz zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes notwendig gemacht worden? Größtenteils durch die Prinzipien, welche die Warenhäuser und ihre Anhängsel eingeführt haben. Auch dieses Gesetz, dessen einzelne Bestimmungen zum Teil der endgültigen Festsetzung noch harren, wird die Auswüchse der Gewerbefreiheit einengen und zurückdämmen; auch seine Erscheinung war nicht nach jedermanns Geschmack und trotzdem drang es durch. Möge ihm die von unS dringend befürwortete Progrefstvbesteuerung der Warenhäuser, Bazar- und Filialgeschäfte, auf deren Inangriffnahme viele Lausende unserer Mitbürger in Handel und Gewerbe sehnsüchtig warten, bald folgen!" (Eine Reihe von kaufm. Geschäften legt demnächst der Regierung eine Erklärung vor, in der sie als bestes Mittel zur Eindämmung der von ihnen bezeichneten Uebelstände die Einführung einer progressiven Umsatzsteuer erklären, wie die bayr. Abgeordnetenkammer sie beschlossen hat. Sie hoffen, daß durch diese höhere Besteuerung die Vorteile, welche die Warenhäuser rc. durch den Umfang ihres Geschäfts und ihren Geschäftsbetrieb vor den anderen Gewerbetreibenden voraus haben, einigermaßen ausgeglichen und die im allgemeinen Interesse notwendige Konkurrenzfähigkeit der letzteren erhalten würden.) (Bolksztg.)
Landwirtschaft, Handel und Verkehr.
Nagold, 13. Okt. (Marktbericht.)' Der gestrige Biehmarkt war sehr gut befahren. Zu Markt wurden gebracht: 74 Paar Ochsen, wovon 31 Paar mit einem Erlös von 29619 verkauft wurden, ferner 139 Kühe, S6 Kälber, 45 Stück Schmalvieh; zus. 240 Stück. Verkauft wurden 43 Kühe mit einem Erlös von 10 577 Mark, 22 Kälber mit einem Erlös von 3492 ^ Und 25 Stück Schmalvieh mit einem Erlös von 294S^f; zus. 90 Stück mit einem Erlös von 17014 ^ Auch der Schweinemarkt war gut befahren. Zugeführt wurden: 234 Läuferschweine, wovon 210 Stück mit einem Erlös von 5660 verkauft wurden, Preis pro Paar 35—78^, ferner 312 Stück Saugschweine, wovon 272 Stück mit einem Erlös von 3218 ^ verkauft wurden Preis pro Paar 18—30 ^ Gesamterlös für Läuferschweine 5660 für Saugschweine 3218^; zus. 8878 ^
Calw, 12. Okt. (Korr.) Der gestern abgehaltene Biehmarkt war von Händlern und Landleuten sehr stark besucht. Zugeführt waren 229 Stück Rindvieh, 42 Körbe Milchschweine und 50 Läufer, sowie 15 Pferde. Der Handel in Großvieh war wenig belebt, da die Bauern zu den angebotenen Preisen nicht abgaben. In Kleinvieh herrschte starker Verkehr und guter Absatz. Der Schweinemarkt war anfangs flau, später lebhaft. Milchschweine kosteten 12 bis 25 per Paar, Läufer fanden zu 40—110 ^ flotten Absatz.
Suttgart, 12. Okt. Zufuhr auf dem Wilhelmsplatz 1000 Ztr. Mostobst. Preis per Ztr. ^ 6.— bis ^ 7.40.
Tettnang, 11. Okt. Auf dem gestrigen Obstmarkt galt einheimisches Mostobst 6 bis 6 ^ 50 /, Tafelobst 12—14^; die Preise für Späthopsen bewegen sich zurzeit zwischen 60 und 85 ^ pr. Ztr.
Stuttgart, 12. Okt. (Kartoffel- und Krautmarkt.) Zufuhr auf dem Leonhardsplatz: 1000 Ztr. Kartoffeln, Preis per Ztr. 3 ^ — bis 3 ^(20 ^s. Zufuhr auf dem Marktplatz: 1500 Stück Filderkraut, Preis per 100 Stück 20—22
Untertürkheim, 12. Okt. (Korr.) Heute wurden die Keltern ausgeräumt. Mit der Weinlese wird im Laufe der nächsten Woche begonnen werden; der Tag des Anfangs ist jedoch noch nicht bestimmt. Die Aussichten auf einen guten Wein haben sich bei der günstigen Witterung der letzten Tage wieder gefestigt. Die Belaubung der Weinberge ist trotz der kalten Nächte im allgemeinen geblieben.
-s Der Getreidemarkt. (Berichtswoche vom 7.—13. Okt.) Der Getreidemarkt stand in letzter Woche unter dem Zeichen der Stille und Ruhe, denn sowohl die Käufer als auch die Verkäufer übten in Bezug auf Nachfrage und Angebot große Zurückhaltung aus. Die Ursache für diese Situation liegt offenbar darin, daß die künftige Entwicklung des Äetreidemarktes sowohl was die Offerten der Amerikaner und Russen als auch die Kriegsfrage zwischen England und Transvaal anbetrifft, noch nicht geklärt ist, man also noch nicht weiß, ob die Preise steigen oder fallen werden. Bei sehr geringen Umsätzen entwickelte sich daher auf den Märkten in Berlin, Leipzig, Hamburg u. s. w. nur ein stilles Geschäft, bei welchen die alten Preise für Weizen, Roggen, Gerste und Hafer ziemlich behauptet wurden.
Der Postdampfer „Westernland" der „Red Star Linie" in Antwerpen ist laut Telegramm am 10. Okt. wohlbehalten in New-Iork angekommen.
Der Postdampser „Aragonia" der „Red Star Linie" in Antwerpen ist laut Telegramm am 11. Okt. wohlbehalten in Philadelphia angekommen.
Verzeichnis der Märkte in der Umgegend.
Vom 16.—21. Okt.
Ergenzingen: 16. Krämer- und Viehmarkt. Simmersfeld: 17. Krämer«, Vieh- und Flachsmarkk. Neuweiler: 19. „ „ „
Hiezu „Das Plauderst übchen" Nr. 41. _
Druck und Verlag der S. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold. — Für die Redaktion verantwortlich: K. Paur.
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