bürg ist der Wafferstand der Donau etwas gesunken. Die Magazine der Schiffahrtsgesellschaft der Süddahn wurden von den Muten weggeriffen. Bedrohlich ist die Lage in der Raaber Ufergegend. Im Orte Gyoersziget fand ein Dammbruch statt, der mit Sznegy steht unter Wasser. Ueberallhin wurden Boote zur Hilfeleistung entsendet. Bei Goenyoe wurde trotz d«S energischen Eingreifens deS Militärs und der Bevölkerung der Damm durchbrochen. Die Waffer- mafsen ergießen sich gegen die Ortschaft Szentivan.

Paris, 20. Sept. Der Polizeipräfekt besichtigte heute Mittag daS Innere desForts Ehabrol". Es waren keinerlei Speisereste vorhanden. Die Ein geschloffenen scheinen in der letzten Nacht alles Vorhandene aufgezrhrt zu haben. Die seltsamste Entdeckung wurde im Keller gemacht, näm­lich zwei Zellen, welch« bestimmt gewesen sind, etwa ein­dringende Polizisten darin einzusperren. Papiere wurden nicht vorgrfunden.

Paris. 21. Sept. DieAurore" veröffentlicht fol­gende von Dreyfus Unterzeichnete Erklärung: Die Regie­rung der Republik giebt mir die Freiheit wieder. Diese ist nichts für mich ohne meine Ehre. Von heute an will ich fortfahren, die Wiedergutmachung des RechtsirrtumS zu betreiben, dessen Opfer ich noch bin. Ich will, daß ganz Frankreich durch ein endgiltigrs Urteil erfahre, daß ich un- schuldig bin. Mein Herz wird erst dann beruhigt fein, wenn es keinen Franzosen mehr geben wird, der mir das Verbrechen zuschreibt, das ein Anderer begangen hat.

Urteile über Dreyfus Begnadigung. DerFigaro" beglückwünscht den Präsidenten Loubet und das Ministerium zur Begnadigung deS Dreyfus. ES sei eine gute That, welche die Söhne desselben Vaterlandes wieder aussöhnen wird. DieLanterne" sagt: Die Leiden eines Menschen seien verringert, doch habe die Gerechtigkeit keinen Schritt vorwärts gethan, dafür müsse in Zukunft Sorge getragen werden. Das Blatt erfährt sodann, daß Dreyfus sich nach dem Süden Frankreichs begeben und dort seine Rehabili­tierung abwarten werde. Die Zeitungen:Le Journals, Echo de Paris" undGaulois" tadeln die Begnadigung Dreyfus in der heftigsten Weise. Die Begnadigung, sagen sie, komme weder zur rechten Zeit, noch unter den ge- wünschten Bedingungen. Dreyfus dürfe nicht allein begna­digt werden, sondern eine Amnestie müsse für alle mit Dreyfus in Verbindung stehenden Angelegenheiten, auch fH- die Komplottaffaire gewährt werden. DerTemps" schreibt Die Begnadigung deS Dreyfus ist eine Beruhigung. Sie schließt das Suchen nach der Wahrheit nicht ab, auf welche der Angeklagte, die Ankläger und die Geschichte ein Recht haben. Aber es muß aus diesem Suchen der Geist der Rachsucht und der Geist der Wiedervergeltung entfernt werden. Die Begnadigung wird eS ermöglichen, alle die­jenigen deutlich zu erkennen, die in der Affaire Anlaß suchten, Unheil zu stiften. Alle Phasen der Angelegenheit, die wir nur durchlaufen haben, zeigen uns, welche Insti­tution zu verbessern und welche Mißbräuche abzustellen sind, aber nichts von alledem kann ausgeführt werden ohne vcr- herige Beruhigung.

Belgrad, 20. Sept. Attentatsprozeß. Der Staatsanwalt weist in seinem Schlußwort die Angriffe der Verteidiger auf die Anklage und die mangelhafte Vorunter­suchung zurück und lehnt sämtliche von Seiten der Ver­teidigung gestellten Anträge ab. Dann erhalten die An­geklagten das Wort. Der Attentäter Kneze witsch sagt, daß alle Angeklagten unschuldig seien. Er habe die Leute nur beschuldigt, weil er sich vom Tode retten wollte, und hoffte, daß die Angeklagten sich schon heraushelfen könnten. Er schwört auf das Evangelium, daß diese Leute nicht im Geringsten schuldig sind. Knezewitsch sagte, da er sein Leben in Gefahr sehe, wolle er seine Seele nicht be­lasten. Er habe in der Hoffnung, daß ihm dies zum Heile gereiche, 4 Personen als direkte Anstifter des Attentats fälscklich beschuldigt. Ferner nahm nochmals das Wort der Führer der Radikalen, Pasitsch. Er Hobe der Vor­sehung gedankt, daß daS Attentat sehlgeschlagen sei. Pasitsch gab zu, daß die radikale Partei zahlreiche Fehler begangen habe, und sprach sich mißbilligend über die anti­dynastische Broschüre aus. Er werde sein ganzes Leben der Bekämpfung der Feinde der Dynastie und aller weihen, welche die Ordnung stören oder dynastische Fragen auswerfen wollen.

Belgrad, 21. Sept. Infolge der sensationellen Ent­hüllungen des Attentäters Kneseoic im Attentatsprozeß, daß er mehrere Angeklagte fälschlich beschuldigt, dürfte das Standgericht die Anklage gegen mehrere der Angeklagten fallen lassen.

London, 19. Sept. Nach einem Telegramm aus Perth hat auf dem Bahnhof heute früh ein Zusammen­stoß zweier Züge stattgefunden. Ein einlaufender Zug fuhr von hinten in den haltenden schottischen Expreßzug hinein, der am Ende des Expreßzugs befindliche Gepäckwagen hob den vor ihm haltenden Salonwagen in die Höhe. In dem Salonwagen befanden sich der Sohn des Statthalters von Elsaß-Lothringen. Prinz von Hohenlohe-Langenburg, und seine Gemahlin, die auf der Reise nach Balmoral waren, zu einem Besuch bei der Königin von England. Die eine Hälfte des Salonwagens, welche zur Aufbewahrung des Gepäckes diente, wurde völlig zertrümmert. Es verlautet nichts davon, daß der Prinz und die Prinzessin irgend welche Verletzungen erlitten hätten.

London, 21. Sept. Eine New-Aorker Firma hat Dreyfus eine Million Dollar angeboten, für die Veröffent­lichung seiner Erlebnisse.

Konstantinopel, 18. Sept. Der dieser Tage nach Tripolis abgegangene DampferTaif" hatte 30 Personen an Bord, welche in die Verbannung geführt wurden. Der größte Teil der Verbannten waren Angestellte des Mdiz- Palais. Nach Nachrichten aus Kumanowa ist sowohl das Betreten als auch daS Verlassen der Stadt strengstens verboten. Diese Maßregel ist auf die Befürchtung zurück­zuführen, daß die bulgarische Landbevölkerung in die Kirchen- affaire gewaltsam eingreisen werde.

Kleinere Mitteilungen.

Würzbach, 21. Sept. (Korr.) Der Dieb, welcher vor einigen Wochen dem hiesigen Gemeindepfleger nahezu 900 ^ gestohlen hatte, soll sich nach demPforzh. Tagbl." in Gestalt eines dort selbsi beschäftigt gewesenen Dienstknechts dem Amtsgericht Neuenbürg gestellt haben.

Oberlenningen, 20. Sept. (Korr.) In voller Rüstigkeit feierte das Ehepaar Gottlieb Dietrich uns Marie geb. Küchele, in Oberlenningen das Fest der goldenen Hoch­zeit. Ersterer ist 75 Jahre, letztere 71 Jahre alt. Das Jubelpaar war umgeben von 8 Kindern und 28 Enkeln. Von Sr. Majestät dem König, ebenso von Herrn Kommer­zienrat Scheuffelen wurde dasselbe mit einem Geldgeschenk bedacht.

Kirchheim u. T., 20. Sept. (Korr.) Dem gestrigen Bericht über den Brand eines Teils der Kaim'schen Hof­pianofortefabrik ist noch nachzutragen, daß das Feuer erst vormittags gegen 12 Uhr vollständig gelöscht werden konnte. Die aufgeschrchteten Holzstöße glosteten bis um diese Zeit und machten die Anwesenheit der Feuerwehr solange nötig. Der größte Teil der Mannschaften war demgemäß 12 Stunden lang im Dienst. Nach vorläufiger Schätzung beträgt der Schaden an Immobilien und Mobilien 56000 ^

Cannstatt, 19. Sept. (Korr.) Heute Vormittag um 10 Uhr ist an dem Eisenbahndurchlaß an der Königsstraße ei.i Straßenwagen entgleist. Das Glied einer Kette von einem eben zuvor vorbeigefahrenen Kieswagen war in die Schienen gefallen und hatte den Unfall verursacht. Erst gegen 12 Uhr konnte der schwere Wagen wieder auf die Schienen zurückgebracht werden.

Ellwangen, 21. Sept. (Korr.) Gestern wurde der 23jähr. Hilssbahnwärter Wilh. Heid von Giengen a. Br., wegen Gefährdung eines Eisenbahnzuges verhandelt. Der Angeklagte hatte am 23. Juli 1899, an dem die Lieder- tafel Giengen einen Ausflug machte, die Barrieren seines Uebergangs nur zur Hälfte geschlossen und die zur Beleuch­tung nötige Laterne nicht angezündet, so daß ein von Her- brechtingen kommendes Gefährt mit 12 Insassen von dem Zua 104 ersaßt wurde. 5 der Insassen waren auf der Stelle tot, 7 waren verwundet, der Wagen war total zer­stört, auch ein Pferd längere Zeit gebrauchsunfähig. Der Angeklagte hatte von dem ganzen Vorfall nichts bemerkt, da er in einem Graben in der Nähe des Wärterhäuschens schlief. An der Maschine waren das Luftrohr, die Laterne und der Kohlenkasten beschädigt. Die Staatsanwaltschaft beantragte 5 Jahre Gefängnis, das Gericht erkannte auf 4 Jahre Gefängnis und Tragung der Kosten.

Vom Oberland, 21. Sept. (Korr.) Zwei Handwerks­burschen, die ihrem Gastwirt für Nachtessen und Schlafen ca. 1 ^ schuldeten, gaben, da sie am selben Tag kein bares Geld hatten, an Zahlungsstatt ein Lotterielos, welch letzteres sie vor einigen Wochen kauften. Der Wirt, der anfangs etwas stutzig über diese Zahlungsweise, erklärte sich schließ­lich hiemit einig. Wie erstaunte er aber, als er oieser Tage aus der Liste ersah, daß das fragliche Los mit 100 ^ herauskam. Einen der dermaligen Burschen konnte er end­lich ausfindig machen und der Wirt hat nun dem reisenden

Gesellen 99 ^ in bar übersandt und zugleich denselben aufgefordert, diesen Betrag mit seinem ehemaligen Reisen geführten, der unterdessen Arbeit gefunden hat. zu teilen.

Mergentheim, 19. Sept. (Korr.) Ein gräßlicher Unglückssall ereignete sich heute Nachmittag in dem benach- barten badischen Orte Schwabhausen. Der ca. 33 Jahre alte verheiratete Oekonom Ludwig Weber wurde von der Transmission der Dampfdreschmaschine erfaßt und ihm der rechte Arm vom Leibe gerissen. Der Verunglückte wurde mit dem nächsten Zug nach Heidelberg befördert.

Tettnang, 21. Sept. (Korr.) Gestern verunglückte ein Langholzfuhrwerk an der Gießener Steig« zwischen hier und Oberdorf dadurch, daß die Sperrkette brach unh her in Lauf gekommene Wagen, den die Pferde nicht mehr aufhalten konnten, einem sehr schönen Pferde den Nuß ab­drückte, so daß ein gerade anwesender Jäger das Tier um es von seinen Qualen zu befreien, totschießen mußt/ Die schlechte Gewohnheit, beim Viehhüten sich das Seil um den Leib zu schlingen, hat in Biethingen einem 9jähr. Knaben das Leben gekostet. Derselbe wurde zu Tode ge­schleift.

Blankenloch. 19. Sept. (Korr.) Vorgestern abend wurde ein junger Mann von 18 Jahren bei einer Streitig, keit erstochen. Der Getötete heißt Wilhelm Grimm,- sein Mörder ist ein gewisser Gierig. Die beiden Brüder Gierig wurden noch am Abend verhaftet.

Aarau. 20. Sepr. Heute fand hier die Prozeßver­handlung gegen den Lokomotivführer Metzger statt, der an­geklagt ist, den Zusammenstoß des Nachtzuges ZürichGenf am Abend des 4. Juni verschuldet zu haben. Die Ver- Handlung führte zu einer scharfen Kritik der Westinghouse­bremse. Zahlreiche Zeugen deponirten, daß die Bremse einfach den Dienst versagte und die Schuld an dem Un- glück, dem eine Anzahl Menschenleben zum Opfer fiel, trug. Das Urteil ist nicht gefällt worden, sondern das Gericht beschloß, das Gutachten dreier Experten, worunter das des Ingenieurs Schleifer-Berlin über die Bremse, und ein solches über den Dienstbetrieb der jNordostbahn einzuholen.

Landwirtschaft, Handel und Verkehr.

Rottenburg, 20. Sept. Die Hopfenernte kann hier nun als beendet betrachtet werden. Das Produkt ist größtenteils Prima- Ware und meistens von sehr schöner Farbe; doch wird infolge der feuchten Witterung der Hopfen nur langsam sackreif. Käufe werden täglich abgeschlossen von 7888 ^ per Ztr. nebst Leihkauf.

Stuttgart, 20. Sept. Laut amtlicher Aufzeichnung wurden heute auf dem Nordbahnhof an Mostobst zugeführt: 2 Waggon aus Italien, 1 Waggon aus Holland, zusammen 3 Waggonladungen zu 10000 Kilogr. Mostobst, welche im großen zu 9201000 ^ und im kleinen zu 8 ^ bis 8 ^ 80 per 80 Kilo verkauft würden.

Cannstatt, 20. Sept. Heute wurde auf dem Büterbahnhof 1 Waggon Mostobst verkauft, der Ztr. zu ^ 8.80. Die Preise gehen etwas zurück.

Hohenheim, 19. Sept. Bei der gestrigen Obst Versteigerung auf dem Heidfelde, meistens haltbares Wirtschaftsobst, wurde der Zentner auf den Bäumen mit 10 ^ verkauft. Der Zentner Wal­nüsse auf dem Baume kostete 13

Eßlingen, 19. Sept. Der Obstpreis auf dem Güterbahnhof betrug heute für steiermärkische und italienische Ware ^ 6 per Ztr.

Göppingen, 19 Sept. Auf dem Bahnhof standen heute 4 Wagen italienisches Mostobst, welches zu ^ 8.80 per Ztr. raschen Absatz fand.

Stuttgart, 21. Sept. (Kartoffel- und Krautmarkt.) Zufuhr auf dem Leonhardsplatz: 1000 Ztr. Kartoffeln, Preis per Ztr. 3 ^ bis 3 ^(30 Zufuhr auf dem Marktplatz: 1800 Stück Filderkraut, Preis per 100 Stück 2022 ^

DerGetreidemarkt. (Berichtswoche vom 13.22. Sept.) Das Auftreten von sehr großen Weizenvorräten in New-Uork und Chicago hat den Getreidemarkt von Europa verstimmt und ihm einen Teil seiner Festigkeit genommen. Weizen verlor pro Tonne */, Roggen ^ und ist ein weiterer Rückgang der Weizen- und Roggenpreise nur durch das geringe Angebol an neuer Ware verhindert worden. Gerste und Hafer, sowie auch Mais haben die alten Preise behauptet. Das Gelreidegeschäfl blieb in Berlin, Leipzig und den anderen Plätzen im Allgemeinen ohne großen Umsatz.__

Verzeichnis der Märkte in der Umgegend.

Vom 2b.30. Sept. 1899.

Calw: 27. Krämer-, Vieh-, Roß- und Schweinemarkt.

Freudenstadt: 29. Krämer- und Vtehmarkt.

Kartoffelsauce zu gesottenem Rindfleisch. Rohe Kartoffelschnitzel werden mit soviel Wasser, daß es etwas darüber geht, und dem nötigen Salz ganz weich gekocht, dann ab- gegoffen und wie zu Püree glatt verrührt; hierauf mit einem Stück frischer Butter, einer Priese geriebener Muscatnuß und ziemlich viel feingeschnittener Petersilie aufgekocht, mit dem Kartoffelwaffer soviel als nötig verdünnt, mit etwasMaggi" gekrästigt und mit li chtbraun gerösteten Zwiebeln leicht geschmälzt. _

HiezuDas Plauderstübchen" Nr. 38.

Druck und Verlag der G. W. Zaiser 'scheu Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold. Für die Redaktion verantwortlich: K. Paur.

Amtliche und Prwat-Lekanntmachungeil.

Oberamtsstadt Nagold.

Für die hiesige Frauenarbeitsschule wird ein 1,20 m breiter, 2,10 Meter hoher Kleiderschrauk benötigt. Lt. Gemeinderatsbeschluß vom 20. d. Mts. soll derselbe iw Submisfiousweg in

Akkord

gegeben werden.

Zeichnung mit Arbeitsbeschrieb für di« Ausführung dieses Schranks liegt auf dem Stadtbauamt zur Einsicht aus.

Schriftliche Offerte sind spätestens bis zum

26. d. Mts., nachmittags 4 Uhr,

ebendaselbst, verschlossen und portofrei mit entsprechender Aufschrift ver­sehen. einzureichen.

Nagold, den 2l. September 1899.

Stadtbauamt:

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sind wieder zu haben bei

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