Stuttgart, 29. Aug. Der Präsident der Generaldirektion der Staatseisenbahnen o. Balz wurde zum außerordentlichen Mitglieds des Geheimen RatS mit dem Titel Staatsrat ernannt.
Stuttgart, 27. Aug. Der „deutsche Lehrerverein für Naturkunde", 1887 von Schullehrer Dr. K. G. Lutz-Stuttgart gegründet (zunächst als „württ. Lehrerverein für Naturkunde", zählt nunmehr in 324 Bezirksvereinen über 10000 Mitglieder. Der württ. Landesverein gliedert sich in 93 Bezirksvereine und zählt allein Über 4000 Mitglieder. Vereinsorgan ist die von Dr. Lutz redigierte Monatsschrift „Aus der Heimat". Unter den Mitgliedern finden sich auch viele Nichtlehrer, Aerzte, Apotheker u. s. w.
Verband der württ. Gewerbeoereine. Der auf Grund der Beschlüsse des letzten Verbandstages neu zusammengesetzte Ausschuß des Verbands der württ. Gewerbevereine hielt am letzten Sonntag im Stadtgarten, saal in Stuttgart unter dem Vorsitze des von langer Krankheit wieder genesenen Verbandsoorstandes Prof. Gießler «ine Sitzung, in der eine sehr reichhaltige und interessante Tagesordnung zu erledigen war. Als erster Punkt derselben war die endgiltige Konstituirung der neuen Gauver- bände und sonstige Organisationsangelegenheiten zu behan- dein. Nach dem Beschlüsse des Geislinger Verbandstags sollen sich die württ. Gewerbevereine den geplanten Hand- werkskammerbezirken in der Weise eingliedern, daß jeder Bezirk in 3 Gaue zerfällt. Jeder Gau stellt zum Ausschuss« des Landesverbandes 3 Delegirte. Diese Neuorganisation ist abgeschloffen und die Delegieren waren vollzählig erschienen. Eine lebhafte Erörterung rief der Antrag des Delegirten Reichstagsabg. Augst-Gerabronn hervor, der dahin zielte, daß die Gauvorstände eo Ipso Mitglieder des LandesauS- schuffes sein sollten, neben den gewählten Delegirten. Der Antrag wurde schließlich mit überwältigender Mehrheit angenommen. Auch die Neuregelung der Verbandsbeiträge wurde in gleicher Weise entschieden. Die über kurze Zeit zu erwartenden Wahlen zur Handwerkskammer gaben dem Vorsitzenden Anlaß zu eingehenden instruktiven Ausführungen. Die anschließende kurze Besprechung zeigte, daß man in den Kreisen der Gewerbevereine sich der Wichtigkeit der Sache wohl bewußt ist und mit nachdrücklicher Einmütigkeit an die Arbeit gehen wird. Von großem Interesse war der Versammlung der Bericht über den Stand des Verbandes. Hienach beträgt die Zahl der württ. dem Verbände angehörenden Gewerbevereine 128 mit im ganzen 20 321 Mitgliedern. Außerdem gehören dem Verbände noch an die hohenzollernschen Gewerbevereine echingen mit 230 und Gigmaringen mit 105 Mitgliedern, on den 20321 Mitgliedern find 13079 — 64,3 "/» reine Handwerker, 2614— 12,9 °/o sonstige Kleingewerbetreibende (Wirte, Kleinkaufleute u. s. w.). 1662 — 8,2 "/» Industrielle, 2966 — 14,6 °/o Beamte, Lehrer und sonstige Freunde deS Handwerks. Nach der letztvorhergegangrnen Ausnahme vom Mai 1896 betrug die Zahl der Gewerbevereine (Hechingen und Sigmaringen nicht eingerechnet) 103 mit 13 901 Mitgliedern, darunter 8559 — 61,6 °/o Handwerker, 1845 — 13,3 */o sonstige Kleinkaufleute, 1489 — 10,7 °/, Industrielle, 2008 — 14,4 "/» Beamte, Lehrer und sonstige Freunde des Handwerks. Demnach hat von 1896 bis 1899 zugenommen die Zahl der Gewerbevereine um 25, der Mitglieder insgesamt um 6420 — 46,2 "/», der Reinhandwerker um 4520 — 52,8 °/o, der sonstigen Kleingewerbetreibenden um 769 -----
41.7 "/<», der Industriellen um 173 — 11.6 der Beamten, Lehrer und sonstigen Freunde des Handwerks um 958 —
47.7 "/» zugenommen. Das Verhältnis der Reinhandweiker ist sonach auf Kosten der übrigen Gruppen mit Ausnahme der Beamten, Lehrer und sonstigen Freunde des Handwerks, die etwas zugenommen haben, nicht unbeträchtlich größer geworden. Erfreulich ist dabei noch besonders, daß nach den Mitteilungen aus der Mitte der Versammlung eine große Zahl von Vereinen seit dem Abschluß dieser Erhebung (Febr. 1899) noch ganz beträchtlich zugenommen hat. Nach Erledigung verschiedener kleinerer Referate, Anträgen und Wünschen von Vereinen rc. wurde dann die Frage einer Anpassung der Vereinsstatuten an die Bestimmungen deS Handw.-Gesetzes vom 26. Juli 1897 on der Hand eines vom Vorsitzenden verfaßten Entwurfs kurz erörtert und zum Schluß die Frage über Ort und Zeit deS diesjährigen Verbandstags erledigt. Derselbe wird am 1. Okt. ds. Js. in Calw gehalten werden. An die Sitzung, die ununterbrochen von 9 bis 2 Uhr gedauert hatle, schloß sich ein gemeinsames Mittagessen rm Garten, an dem sich die Delegirten fast ausnahmslos beteiligten. Der Verlauf der ganzen Versammlung zeigte deutlich, daß unsere Grwerbevrreine unter ihrer zielbewußten Leitung ruhig, aber rührig vorwärts streben und daß sie ihre Gegnerschaft nicht unterschätzen, aber auch nicht fürchten. (Schw. M.)
Heilbronn. 29. Aug. (Korr.) Anläßlich der 150. Wiederkehr des Geburtstages Gölhes wurde gestern abend der Kiliansturm und der Götzenlurm, welch letzterer bekanntlich in Göthes „Götz von Berlichinqen" eine Rolle spielt, festlich beleuchtet. Zu gleicher Zeit fand im Saale der
funden; aber das kann auch nicht anders sein. Sie wird sie aber künftig finden; und erst dann wird sozialer Frieden und größeres Glück als heute herrschen können. Dafür wollen wir kämpfen und sowohl die großen technischen Geister preisen, die uns das neue Wohnhaus bauten, als die moralischen und politischen Pfadfinder, die uns lehren werden, darin glücklich und gut zu werden. Wenn wir mal so weit sein werden — dann erst wird der volle Segen des Maschinenzeitalters gekommen sein, wie einstens auch erst die Griechen, die Römer und die Germanen eine leidlich harmonische Gesellschaftsgestaltung auf dem Boden der alten Werkzeugtechnik Vorderasiens herbeigeführt haben.
„Sonne" — Göthe wohnte am 27.Z28. August 1797 in diesem Hause und soll zum Andenken an diesen Besuch eine Gedenktafel daselbst angebracht werden — eine Göthe-Feier statt, bestehend auS deklamatorischen, musikalischen und gesanglichen Vorträgen. Die Festrede hielt Herr Oberreal, lehrer Seybotd, der ein anschauliches Bild von der Wirksamkeit und dem Schaffen des deutschen Dichterfürsten entwarf.
Friedrichshafe», 29. Aug. (Korr.) Am 1. Sept. findet eine Besichtigungsfahrt der neuen Gürtelbahnstrecke gegen die bayrische Grenze durch Se. Maj. und den Ministerpräsidenten statt, wozu einige Oberbeamte geladen werden. Es wird ein kleiner Sonderzug arrangiert, welche somit die erste Probefahrt bilden dürfte. Gegenwärtig finden Brückenbelastungsproben statt.
Ravensburg, 28. Aug. Vorgestern abend etwas nach 7 Uhr trafen Ihre Majestäten nebst Gefolge von Friedrichshafen mittelst Extrazuge- hier ein, empfangen von Stadtschultheiß Springer, Kommerzienrat Spohn und Hoflieferant Vogler. Trotzdem die Majestäten sich einen offiziellen Empfang verbeten hatten, waren die Straßen, durch welche sie fuhren, reich beflaggt und zahlreich hatten sich die Einwohner ausgestellt, um das hochverehrte Herrscherpaar ehrfurchtsvoll zu begrüßen. Allgemein fiel das gute Aussehen der Majestäten, hauptsächlich der Königin auf. Gleich nach dem Eintritt in das Konzerthaus, wo die Majestäten und daS Gefolge in der Loge Platz nahmen, begann das von einem Sohne der hiesigen Stadt, PH. Dorner, gedichtete Festspiel: „Heil unserem König!" Während der Pause zwischen dem Festspiel und dem später folgenden Lustspiel „Der Raub der Gabinerinnen" begab sich das KönigSpaar nebst Gefolge in das Foyer, um hier einen kleinen Imbiß einzunehmen. Um */»9 Uhr begann erst das von Seiner Majestät selbst ausgewählte Stück: „Der Raub der Sabinerinnen". Daß das Könizspaar^ von dem Gebotenen höchst befriedigt war, bekundete der gespendete Beifall sowohl beim ersten als beim zweiten Stück. Die hohen Herrschaften sprachen sich der Verwaltung gegenüber sehr lobend über die Einrichtung des neuen Konzerthauses aus. Nach 11 Uhr fuhren die Majestäten wieder mittelst ExtrazugeS nach Friedrichshafen zurück, nochmals lebhaft begrüßt von den wieder zahlreich versammelten Einwohnern.
Hornberg, 27. Aug. Der Verein „Schwarzwälder Gastwirte", dessen segensreiche Wirksamkeit in Bezug auf Hebung und Förderung des Fremdenverkehrs sich dieses Jahr in besonder- glänzender Weise offenbart, indem unser Schwarzwald wohl noch selten so viele und langanhaltende Gäste beherbergte, wie Heuer, hält anfangs Okt. am Fuße des FeldbergrS, in Todtnau seine 8. ordentliche Hauptversammlung ab. Der Verein, welcher seine Geschäfts - stelle hier hat, zählt gegenwärtig ca. 250 Mitglieder, die sich auf die hervorragendsten Kurorte des badischen und württembergischen Schwarzwaldes verteilen.
Darmstadt, 30. Aug. Der Großherzog begiebt sich lt. „Darmst. Ztg." zur Teilnahme an den Kaiser- Manövern am 6. Sept. nach Stuttgart und dann nach Karlsruhe.
Berlin, 30. Aug. DaS „Berk. Tagebl." giebt unter allem Vorbehalt eine Meldung der Kopenhagener „Politiken" wieder, welche dieselbe von Georg Brandes auS Paris erhalten habe. Dieselbe lautet: Die Pest ist in Parisausgebrochen; es find schon 6 Fälle mit tödlichem AuSgang zu verzeichnen. DaS merkwürdige Verhalten der Presse wird dadurch erklärt, daß die Pariser Blätter subventioniert sind, um das Schweigen zu bewahren. Nur die Redaktion der „Fronde", von der der Gewährsmann diese Mitteilung erhalten hat, hat die Verpflichtung zum Stillschweigen zurückgewiesen.
Berlin, 28. Aug. Das Göthe-Denkmal im Tiergarten war heute mit Blumen und Blattpflanzen geschmückt. Allen voran, prangte an erhöhter Stelle der Lorbeerkranz, den „Dem deutschen Dichterfürsten die Hauptstadt des deutschen Reiches" gespendet hatte.
Hamburg, 30. Aug. Der diesjährige Verbandstag des Alldeutschen Verbandes wurde gestern durch einen von der hiesigen Ortsgruppe veranstalteten Begrüßungsabend eröffnet. Zahlreiche Teilnehmer aus Deutschland, Oesterreich, Belgien, Niederlande und der Schweiz sind hier eingetroffen.
Küstenpanzer „Aegir" von einemDampfer angerannt und leck gestoßen. Bei den Seemanövern, die gegenwärtig im westlichen Teile der Ostsee abgehalten werden, hat sich ein Zusammenstoß ereignet, wobei ein deutsches Kriegsschiff staä beschädigt worden ist. Bei Darserort rannte am Montag abend während eines Angriffs von Torpedoboten, der mit abgeblendeten Lichtern erfolgte, der von Warnemünde ausgelaufene schottische Dampfer „Aberfoyle" an den Küstenpanzer „Aegir" an, der an der Gteuerbordseite über Wasser ein 2 gm großes Leck erhielt und dem ein 8,8 Deckgeschütz abgerissen wurde. „Aegir" traf zur Reparatur ein, der schottische Dampfer kehrte mit vollständig zertrümmertem Bug zurück. — Ueber den Unfall eines zweiten Panzerkreuzers wird folgendes gemeldet: Der Kreuzer „Heia" ist nach 7 Meilen Fahrt mit Steuerbordsschraubenhavarie in Kiel eingelaufen. „Hela" rannte mit der Schraube gegen die Mole von Neufahrwaffer; die Schraubenflügel und die Welle find so verbogen, daß die Maschine unbrauchbar wurde.
Wien, 28. Aug. Aus Eger wird gemeldet: Gestern fand hier wieder eine große politische Demonstration statt. Stadträte und Stadtverordnete mit dem Bürgermeister und mehr als hundert angesehene Bürger zogen unter der
Führung des Abgeordneten Jro vor die Bezirkshauptmann- schast, stießen stürmische Rufe gegen die Regierung aus und sangen die Wacht am Rhein. Dann hielt Jro aus dem Marktplatz eine Rede, worin er zum Ausharren im Kampf aufforderte.
RenneS, 28. Aug. Die heutige Sitzung wurde um 6 Uhr 45 Min. ohne Zwischenfall eröffnet. Der Zeichner Paraf-Javal fährt in seiner Aussage fort und macht Ber- tillon den Vorwurf, mit der Handschrift Esterhazys nicht dieselbe Probe angestellt zu haben, wie mit derjenigen von Dreyfus. Er hätte, anstatt sich auf die Prüfung von Dreyfus Handschrift allein zu beschränken, eine größere Anzahl Handschriften studieren sollen. Zeuge bemüht sich, jede einzelne Bemerkung Bertillons zu widerlegen. Paraf- Javal bemüht sich insbesondere nachzuweisen, daß die angebliche geometrische Regelmäßigkeit des Bordereaus nicht bestehe. Es sei unmöglich, daß dasselbe durchgepaust sei. Die Eigenliebe allein Hintere Bertillon. das Unzutreffende seines Systems anzuerkennen. Der Minen-Jngenieur Ber- nard, der sodann als Zeuge vernommen wird, widerlegt gleichfalls das System Bertillons. Das Bordereau habe einen durchaus natürlichen Schriftzug. Bernard unterbreitet alsdann den Richtern eine beschriebene Seite, welche gewisse Eigenheiten betrifft und die Behauptung zuläßt, daß man es mit einer künstlich hergestellten Schrift zu thun habe. Nun wohlan, sagt er, die Seite ist von Ber- ttllon selbst geschrieben. (Heiterkeit.) Der Gchreibsachver- ständige von 1894, Teysonniöres, gibt alsdann seine Aussage uvd erklärt, den Bericht von 1894 in seiner Gesamtheit auscechtzuerhalten und schließt damit, daß die Schrift des Bordereaus von derjenigen Hand sei, wie diejenige der bei Dreyfus beschlagnahmten Vergleichsstücke. Alsdann geht TeyfonMres in seinem Gutachten auf die Einzelheiten Wort für Wort und Buchstabe für Buchstabe ein. Er erklärt, er habe niemals Kenntnis gehabt von dem Schriftstück, welches Dreyfus auf Diktat niederschrieb und welches Ausdrücke des Bordereaus reproduzierte. Die Kopie eines von dem Angeklagten hsrgestellten Dokumentes wird dem Zeugen unterbreitet, welcher erklärt, niemals dieses Vergleichstück gesehen zu haben. (Sensation.) Als man ihn auffordert, diese Abschrift mit dem Original-Bordereau zu vergleichen, sagt er, er brauche mindestens drei Tage dazu, um sich darüber zu äußern. Dreyfus erwidert, die Beobachtungen dieses Sachverständigen seien vollkommen unzutreffend. Teysonniöres erwidert, der Schreiber des Bordereaus habe versucht, die Handschrift zu verstellen. Aber die wirkliche Handschrift sei doch hervorgetreten. Als der Zeuge von dem Berichte Ballot-Beauprös sprechen will, bemerkt der Präsident, das Kriegsgericht habe sich nicht mit der Meinung eines Richters zu beschäftigen. Die Sitzung wird darauf unterbrochen. Nach Wiederaufnahme derselben sagt Archivar Charavay, der 1894 das Bordereau geprüft hat und damals schloß, es sei von Dreyfus, er habe seitdem seine Meinung geändert und sei überzeugt, daß er sich 1894 getäuscht habe. Seine jetzige Ueberzeugung gründe sich auf die Veröffentlichung der Briefe Esterhazys, die Zugeständnisse desselben, die Fälschungen Henrys und die Untersuchung des Kaffationshofes. „Es ist für mein Gewissen eine große Erleichterung", sagt Charavay, „vor dem Kriegsgericht erklären zu können, daß Dreyfus das Opfer meines Irrtums wurde. Das Bordereau «st wirklich das Werk Esterhazys. (Anhaltende Bewegung). Die einfache Prüfung des Bordereaus und der Vergleichsstücke genügt zur Feststellung, daß es nicht von Dreyfus ist." Auf Wunsch Dreyfus' giebt Charavay technische Erklärungen über die Schriftvergleichung. Der Sachverständige Pelletier erklärt, das Bordereau sei nicht das Werk des Dreyfus, sondern Esterhazys. „Ich kann das jedoch nicht bestimmt behaupten, da mir die Handschrift Esterhazys nur kurze Zeit zur Prüfung gelassen wurde." Archivar Cuard, mit Belhomme und Varinard im Jahre 1897 Sachverständiger im Prozeß Esterhazy, erklärt, er gebe seinen Kopf zum Pfände, daß das Bordereau trotz der Erklärungen nicht von diesem stamme. Er wolle jedoch nicht sagen, daß Dreyfus der Verfasser sei, dessen Schrift er nochmals geprüft habe. Seiner Meinung nach wurde das Bordereau auf- die Schrift Esterhazys durchgepaust. Der Sachverständige Varinard sagt in demselben Sinn wie Cuard aus. Aus Wunsch des Regierungskommissars ordnet alsdann dev Präsident die kommissarische Vernehmung Paty de Clams' an. Die Sitzung wird sodann ohne Zwischenfall geschloffen. Unter den morgigen Zeugen befindet sich Frey- einet.
Rennes. 29. Aug. Die heutig- Sitzung wurde um 6 Uhr 30 Min. eröffnet. Der frühere zweite Chef des Nachrichtenbureaus im Kriegsministerium, Cordier, wird als Zeuge vernommen. Derselbe erzählte, wie Sandherr ihm das Bordereau mitteilte und wie der Verdacht auf Dreyfus gelenkt wurde. Das Bordereau sei nach dem 24. Oktober in die Hände des Generalstabes gelangt. Dasselbe sei auf dem gewöhnlichen Wege eingegangen und dem Obersten Sandherr von Henry übergeben worden, welcher es selbst von einem Agenten erhalten hatte; das nannte man den gewöhnlichen Weg. Er erhielt die Papiere direkt aus der Botschaft, auS welcher sie stammten. Eine Dame diente als Vermittlerin, da der gewöhnliche Weg in diesem Falle bedenklich geworden wäre. Man verhandelte direkt mit der Dame, welche die Vermittlerin war; aber die Bezahlung blieb dem Agenten gesichert. Oberst Cordier spricht sodann von anderen Verrätereien, welche im Generalstab srstgestellt wurden, sowie von jenen, die im Marineministerium vorgekommen und ebenfalls von Bedeutung waren. Es liefen Denunziationen ein, welche einen 45jährigen dekorierten Mann als denjenigen bezeichnten, welcher selbst die betreffenden Schriftstücke auf eine gewisse Botschaft brachte. Die Beschreibung dieses