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ihr Klima ausgezeichneten Provinz Rio Grande de Sul um 84,000 ^ vollziehen. Das Areal ist einstweilen für die Ansiedelung von 100 deutschen Familien berechnet, wie überhaupt die genannte Provinz bereits über 100,000 deutsche Ansiedler zählt. Es handelt sich bei der Gründung im Gegensatz zu den Plantagen-Kolonien um eine Ackerbau-Kolonie. Mehrere Familien sind bereits zur Auswanderung vorgemerkt und das hier befindliche Bureau der Gesellschaft nimmt weitere Anmeldungen entgegen. Der Handelskammer- Sekretär Dr. Huber, welcher bisher die Geschäfte des Unternehmens leitete, hat wegen Geschästsüberhäufung die Leitung des Unternehmens an Herrn Direktor Zi kling abgegeben. Prosperiert die Ansiedelung, so wird der Ankauf von weiterem Areal in der Nähe beabsichtigt.
Zuffenhausen, 22. Nov. Gestern früh wurden laut Ludw. Ztg. zwischen hier und Kornwestheim durch den Orientexpreßzug 14 Stück Schafe überfahren. Die Tiere wurden, wie man glaubt, durch umherschweifende Hunde scheu gemacht, brachen aus dem in der Nähe der Bahn befindlichen Pferch aus und stürzten sich auf die Bahnlinie dem daherbrausenden Zug entgegen.
Weilimdorf, 23. Nov. Gestern wurde auf der K. Fasanerie Härdtle eine Jagd abgehalten, wobei sich auch S. K. H. Prinz Wilhelm und Prinz Weimar beteiligten. Geschossen wurden 60 Fasanen.
Heilbronn, 22. Nov. Hirschwirt Beil in der Cäcilienstraße wurde, wie die N.-Ztg. berichtet, mit einem Gaste, dem Weingärtner Christ. Franz, dadurch handgemein, daß Beil den Franz zuerst mit einem Messer, dann mit einem Dolche reizte. Die beiden kamen zu Fall, wobei dem Franz der Dolch des Beil derart in den Unterleib drang, daß der Tod augenblicklich eintrat. Der Thäter befindet sich in Haft.
Großbottwar, 22. Nov. Ein solcher Andrang von Zigeunern wie im Laufe dieses Herbstes ist in früheren Jahren noch selten vorgekommen. Die Anwesenheit einer solchen Bande gab heute hier Anlaß zu einem aufregenden Kampf. In einer auf dem Marktplatze befindlichen Wirtschaft hatten die Leute ihre sämtlichen Pferde eingestellt, was nur nach langem Bitten gestattet und wobei selbstverständlich das feierliche Versprechen gegeben worden war, daß die Stallmiete prompt entrichtet werde. Fünf von den Zigeunern kamen nun heute nachmittag, nachdem sie vormittags mit Musizieren sich beschäftigt und dabei weidlich den Getränken zugesprochen, wieder zurück und wollten in den Stall, angeblich um nach ihren Pferden zu sehen, in Wirklichkeit wohl um sich mit den Tieren zu entfernen, da sie wußten, daß der Hausherr abwesend war. Als ihnen die Frau den Einlaß in die Stallräume verwehren wollte, solange die Miete nicht bezahlt sei, erbrach einer derselben di; Thüre mit Gewalt, und da der Hausbesitzer herbeigerufen wurde, entstand ein heftiger Kampf, wobei ein Schlossermeister, der eben vorbeikam, wesentlichen Beistand leistete. Derselbe warf zwei der stark angetrunkenen Gesellen über die Staffel hinab, denen der Hausbesitzer zwei weitere Nachfolgen ließ, worauf der fünfte sich endlich bequemte, die Miete zu entrichten. Inzwischen waren die vier andern wieder auf die Beine gekommen und machten einen neuen Angriff, wurden aber von dem Schlosser, der ein Backscheit zur Hand nahm, mit Hieben und Stößen trakiert und ergriffen schließlich, da weitere Hilfe herbeikam, schleunigst die Flucht.
Friedrichshafen, 23. Nov. Der „O. A." berichtet: Endlich ist die „Stadt Lindau" gehoben. Das Schiff, das sich in sehr traurigem Zustand befindet, kommt auf die Werfte; dann erst wird für Wiederherstellung oder Abbruch entschieden werden.
— Aus New-Dork, 21. ds., wird der „Frkf. Ztg." gemeldet: In Bridgeport, Connecticut, wurde die große Menagerie Barnum's gestern nacht ein Raub der Flammen. Die 6 Wächter, welche beim Ausbruch des Feuers auf Posten waren, bemühten sich vergeblich, demselben Einhalt zu thun. Die Furcht vor den reißenden Tieren, welche wahnsinnig vor Schrecken waren, hielt jeden ab, zu nahe heranzugehen, und innerhalb einer
Feuilleton. «Nachdruck verboten.»
Um Rang rmd Reichtum.
Dem Englischen frei nacherzählt von <Feo Sonntag.
(Schluß.)
Lord Ellerton war gerührt von so viel Liebe. Er neigte sich über den Bittenden und sprach ernst:
„Eins will ich Ihnen versprechen, Mitchell. Ich will mich rechtmäßig mit ihr träum lassen um Lilly's willen; ich kann Ihnen nicht versprechen, daß ich sie wieder lieben werde, aber zu meiner Frau will ich sie machen. Genügt Ihnen das?"
Ein verklärtes Lächeln glitt über Robert's Gesicht.
„Ich bin zufrieden. Und wollen Sie ihr erlauben, bei mir zu bleiben, bis ich tot bin ?"
„Ja", war die kurze Antwort, und Lord Ellerton wandte sich zum Gehen, er konnte den Anblick der drei Vereinigten nicht länger ertragen.
Robert aber schloß Weib und Kind in die Arme, zum ersten und letzten Male und ließ sie nicht wieder los, bis mit dem ersten Morgenstrahl der Tod ihn abrief.
Lady Ellerton's Geheimnis wurde nicht verraten, die Thatsache, daß ihr Mann ihr gefolgt und so lange bei ihr geblieben, diente im Gegenteil noch dazu, jeden Verdacht niederzuschlagen. Sie ging im Morgengrauen hinüber nach dem Herrenhause, und Pattie ließ sie durch den Seiteneingang herein.
„Er ist tot", sagte Lady Ellerton und begab sich in ihr Schlafzimmer, wo die treue Pattie sie entkleidete und zu Bett brachte. Tage und Wochen vergingen, ehe sie es wieder verlassen konnte, ein heftiges Nervenfieber hatte sie niedergeworfen. Doch auch durch ihre Fieber-Fantasien wurde ihre traurige Geschichte nicht verraten, dmn Pattie, die den Zusammmhang wohl ahnte, wich nicht von ihr und ließ keine andere Pflegerin in ihre Nähe.
Lord Ellerton handelte in sehr edler Weise. Er begab sich persönlich nach
halben Stunde war das ganze Gebäude ein rauchender Trümmerhaufen. Drei Elephanten, darunter der weiße, kamen in den Flammen um, 36 andere Elephanten rissen sich los und liefen an der Brandstätte umher oder rannten durch die Straßen der Stadt. Die übrigen 30 Elephanten und ein Löwe entkamen auf's flache Land, wo sie großen Schrecken unter den Bewohnern anrichteten. Die Bewohner des westlichen Teils der Stadt Bridgeport verrammelten Thüren und Fenster ihrer Häuser. Der Löwe wurde spät in der Nacht in einer Scheune entdeckt, wo er eine Kuh erwürgt und verzehrt hatte. Er wurde sofort erschossen. Außer Löwen, Tigern und anderen großen Vierfüßlern kamen alle dressierten Tiere, Hengste, Ponies rc. und eine große Anzahl Affen und Katzen um. Auch die ganze Ausrüstung wurde zerstört. Der Verlust wird auf 700,000 Doll, geschätzt. Einer der Wächter wird vermißt. Man glaubt, daß Brandstiftung vorliegt.
Calw.
EanöwirtUiHastkiiHee <Uezir^8verein.
Am Mittwoch, den 30. Nov. (Andreasfeiertäg), hält der landw. Bezirksverein seine jährliche Generalversammlung im Thudium- schen Saale und werden die Vereinsmitglieder, sowie alle Freunde der Land« wirthschaft zu recht zahlreichem Erscheinen hiemit freundlichst eingeladen. Auf der Tagesordnung stehen:
1) der Rechenschafts- und Kassenbericht,
2) der Etat,
3) die Austheilung einiger Vereinsbeiträge,
4) die Neuwahl des Vereinsvorstandes,
5) ein Vortrag über die Streufrage,
6) die Gründung eines landwirthschaftlichen Consumvereins.
Die Mitglieder des Ausschusses versammeln sich um l/,11 Uhr. Um 12 Uhr ist gemeinschaftliches Mittagessen, zu dem die Anmeldungen spätestens am Dienstag Abend bei Hrn. Thudium gemacht werden wollen. Die Verhandlungen beginnen präzis 2 Uhr.
Den 25. November 1887. Der stellv. Vereinsvorstand:
E. Horlacher.
Kgl. Standesamt Kalis.
Vom 17. bis 24. November 1887.
Geborene:
19. Nov. Anna Luise, Tochter des Wilhelm Schofer, Strickers.
21. „ Gottlieb Friedrich, Sohn des Gottlieb Stickel, Müllers.
Getraute:
19. „ Paul Haag, Kaufmann hier, und Emma geb. Wiedmaier, von hier.
19. „ Heinrich Binder, Schlosser hier, und Pauline geb. Kißling, hier.
24. „ Louis L auk emaun, Uhrmacher in Stuttgart, und Emma geb. Raich, von hier.
Gestorbene:
16. „ Elise Bub, 4 Jahre alt.
18. „ Christine Magdalene Rühle, 56 Jahre alt.
19. „ Christine Barbara geb. Schäfer, Witw. des Friedrich Narr, von Löchgan,
72 Jahre alt.
21. „ Johannes Ziegler, Verwaltungsaktuar und Gemeinderat, 56 Jahre alt.
23. „ Emma Luise, Tochter des Cigarrenmachers Wiedmaier, 20 Wochen alt.
24. „ Matthäus Maier, Walkmeister, 49 Jahre alt.
Gottesdienste am Sonntag, den 27. November 1887.
Adventsfest»
Vom Turme: Nro 90. Vormittagspredigt um '/-10 Uhr: Hr. Dekan Braun. Feier des h. Abendmahls. Nachmittagspredigt um 2 Uhr in der Kirche: Hr. Diakonatsverweser Vogt. Das Opfer ist für den Gustav-Adolf-Verein bestimmt.
Mittwoch» den 30. Nov. Andreasfeierlag Vormittagspredigt um '/-IO Uhr im Vereinshaus: Hr. Diakonatsverweser Vogt.
Gotteräieaste in äer Metsioäisteakaxekk« am Sonntag, den 27. November 1887, morgens '/-IO Uhr, abends 8 Uhr.
Nosendorf, wohin er Robert's Leiche überführen ließ, und dort in dem kleinen Friedhof hinter der Kirche, in der er mit Laura getraut worden, fand der schwergeprüfte Mann die ewige Ruhe. Ein einfaches Marmorkreuz mit seinem Namen „Robert Roden" und darunter den Worten „Semper üäelis« bezeichnet« die Stätte.
Sobald Lady Ellerton wieder genügend hergestellt war, um reisen zu können, begab sich ihr Gemahl mit ihr in eine kleine ruhige Stadt im Norden Englands unö ließ sich dort in aller Sülle mit ihr trauen.
Lord Ellerton that noch mehr, er ließ Robert's Knaben eine ausgezeichnete Erziehung geben, und als es sich später herausstellte, daß er das Talent seines Vaters geerbt, da gab sein Beschützer ihm alle Mittel in die Hand, sich zu einem tüchtigen Botaniker auszubilden. Und so wurde der Name Robert Roden — denn anders nannte ihn Lord Ellerton nie - dennoch im Reiche der Wissenschaft bekannt und berühmt.
Der Marquis aber erfuhr nie ein Wort von der unglückseligen Geschichte, und als er bald darauf starb, nahm er den vollen Glauben an seine geliebte Nichte mit ins Grab.
So weit ging alles gut, die Sünde der schönen Frau schien mit Robert gestorben, Lord Ellerton erwähnte der ganzen Angelegenheit nie mit einer Silbe. Aber sein ganzes Benehmen Laura gegenüber war verändert; vor der Welt war er freundlich und aufmerksam gegen sie, doch nie küßte er sie, nie kam ein Wort der Liebe über seine Lippen. Dabei fühlte sie stets, daß er ihr mißtraute, daß er jedes ihrer Worte, jede ihrer Handlungen überwachte, und während die Welt sie feierte, war sie über alle Beschreibung elend.
Doch auch hier wirkte die Zeit mildernd, nach und nach wandte das Herz ihres Mannes sich ihr wieder zu, und als fünf Jahre nach dem Tode Roberts ihnen ein Sohn geboren ward, da waren die Gatten wieder in Liebe vereint. Aber das Gedächtnis ihrer Sünde verläßt Lady Ellerton nie; wenn Männer von der Treulosigkeit der Frauen reden, wenn Frauen über ihre eigenen Fehler lachen, dann steigt das Bild Roberts vor ihrer Seele auf, und sie fleht zum Himmel um Vergebung ihrer schweren Schuld.
Ende.