Erscheint
Montag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag.
Auflage: lSOo.
Preis vierteljährl. hier mit Trägerlohn SO im Bezirk 1 außerhalb d. Bezirks 1 ^ 20
Monatsab onnements nach Verhältnis.
Der GrjtlllWrr.
Amts- und Anzeige-Natt für den Oberamts-Bezirk Nagotd.
74. Jahrgang.
^ 119.
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auf
„Der Gesellschafter"
für die Monate
August und September
werden' von allen Postanstalten und von der Expedition «ntgegengenommen.
Amtliches.
Die Ortspolizeibehörde«
«erden unter Hinweisung auf den Ministerialerlaß vom 19. Juli ds. Js. (Min.-A.-Bl. S. 248). betreffend die Einrichtung und den Betrieb der Roßhaarspinnereieo, Haar» und Borstenzurichtereien, sowie der Bürsten» und Pinsel» machereien, beauftragt, binuru 8 Tagen zu berichten, ob sich in den Gemeinden solche Betriebe befinden.
Die Berichte find als portopflichtige Dienstsache einzu» senden.
Nagold, den 1. Aug. 1899.
K. Oberamt. Schüller, Amtm.
Seine Majestät der König haben am 29. Juli ds. Js. allergnädigst geruht, den Eisenbahnpraktikanten l. Klasse Kühnle in Nagold zum Eisenbahnassistenten in Tübingen zu ernennen.
Gestorben: Hermann Rode, Arzt Sohn aus Herrenberg, 17 I. a., Herzschlag beim Baden, Cannstatt. — Adols Binder, Kaufmann, Stuttgart. — Karl Gugel, Glasermeister, 6S I. a., Rottenburg. — Richard Getzeny, Schriftsetzer, Stuttgart. — Karl Mack, Maler, 56 I. a.. Nellingen. — Math. Stieb er, Thalwirt, Haigerloch-Ebingen. — Rudolf Haller, 54 I. a., Tübingen.
Hages-Meuigkeiten.
Deutscher Reich.
N a g o l d, 31. Juli. Die Liliputaner find einge- troffen. Am kommenden Donnerstag werden dieselben in ihrem Theaterbau beim „Schiff" ihre Vorstellungen eröffnen. Die Leistungen dieser kleinen Künstler sind, wie wir ja seit ihrem Hiersein vor 3 Jahren wissen, recht gut. Auch ander- orts finden ihre Darstellungen Anerkennung, so schreibt z. B. über das Auftreten dieser Zwergtruppe in Worms die dortige W. Zeitung: „Großes Aufsehen erregte, besonders bei der Jugend, „Der Spaziergang der Kolibri-Truppe", welchen ein Teil der kleinen Künstler durch die Hauptstraßen unserer Stadt machten. Von überall drängten sich die Kleinen und die Großen, um sich die zwerghaften, aber reizenden Menschlein anzusehen, die sich heute dem Publikum in ihrem Theater zeigen sollten. Selbstverständlich war, nachdem man sie gesehen hatte, die Erwartung groß, was solche Leutcben dem Publikum vorsühren würden, allein dieselbe wurde nicht nur nicht enttäuscht, sondern bedeutend übertroffen. Da ist einmal die Familie Künzel selbst, die in ihren 4 Mitgliedern selbst eine durch und durch musikalische Gruppe darstellt, die außerdem noch als Sänger, Komiker und Jongleure eine reiche Vielseitigkeit an den Tag legt und mit tüchtigen Darbietungen die Zuschauer zu unterhalten weiß. Einen sehr sympathischen Eindruck macht auch gleich bei ihrem ersten Auftreten die kleine Kugelläuferin Wally, die sich neben dieser für sie gewiß schwierigen Kunstfertigkeit auch als niedliche Sängerin entpuppt. Auch der kleine Deklamator, Herr Emil Kästner, gewinnt sich durch seine hübschen und finnig vor getragenen Rezitationen rasch die Gunst des Publikums. Von all den kleinen Künstlern schießt aber unbedingt der Komiker, Herr Arthur Leithold, 20 Jahre alt und 90 ein hoch, den Vogel ab. Trotz seines kleinen Wuchses verfügt derselbe über eine sehr proportionierte, zierliche Gestalt, mit hübschen, in- telligenten Gesichtszügen, die ihn die Herzen des Publikums im Sturm erobern lassen. Dabei zeigt der kleine Herr eine Vielseitigkeit in seinen Darbietungen, die uns aus dem Erstaunen gar nicht herauskommen läßt. Lobend sei auch noch der Leistungen am Trapez und Drahtseil gedacht. Wie man sieht, ist das Programm ein äußerst reichhaltiges und es waren zwei interessante Stunden, die wir bei den „sieben Zwergen" verbrachten. Das Theater, welches nebenbei bemerkt, im Innern sehr hübsch eingerichtet ist, giebt täglich Vorstellungen." — Erwähnen wollen wir, daß diese „kleinste Künstlertruppe" seitdem die Ehre hatte, vor S. M. dem König von Sachsen und S. M. dem Kaiser von -Oesterreich sich zu produzieren und daß ihr reicher Beifall gespendet wurde.
—t. Ebhausen, 31. Juli. Unter zahlreicher Beteiligung der Bevölkerung von hier und auswärts fand gestern nachmittag in der hies. Kirche ein Missionsfest statt. Nach chem Gesang des Liedes durch die Gemeinde: „Wir find ver»
Nagold, Mittwoch den 2. August
eint, Herr Jesu Christ", betrat H. Pfarrer Werner von Nothfelden die Kanzel und hielt auf daS Eingangsgebet eine Ansprache über das Thema: „Welchen Gegen bringt uns die Teilnahme am Missionswerk?" Redner führte aus, wie uns das Werk der Mission in der Geduld erhalte, uns zu richtiger Erkenntnis Jesu Christi bringe und zum Eifer für die Ehre Gottes leite. Vor dem Auftritt des zweiten Redners, H. Missionar Wertz, sang der Kirchenchor das Lied: „Weide, Herr, doch deine Herde." H. Wertz. gebürtig von hier, stand 2 Jahre im Dienst der BaSler Mission an der Goldküste in Afrika. Auf Grund von Zahlen konnte der Redner mitteilen, wie in dem dortigen Misfionsgebiet das Christentum immer mehr, wenn auch nur allmählich, an Boden gewinne. Auf den Misstonsstationen daselbst wurden im Jahr 1898 zusammen 851 Schwarze getauft. Bis jetzt belaufe sich die Zahl der zum Christentum übergetretenen Heiden auf 16 856 Seelen. Die getauften Heiden haben viel an Geld aufzubringen für die Unterhaltung ihrer Kirchen u. Schulen, für ihre Prediger und Lehrer; aber willig seien sie im Geben. Für die Basler Mission haben die dortigen Heidenchristen im letzten Jahr 10000 zusammengelegt. Merkwürdige Beispiele von Sinnesänderungen der Heiden und Annahme des Christentums konnte Redner aufzählen. Als weiterer Redner trat H. Missionar Göhr ing (Kamerun) auf. Er schilderte die Art und Weise der Predigt des Missionars in den Heidendörfern. Lebhaft und anschaulich beschrieb er die einfache und allmähliche Ueberzeugung von der Eitelkeit ihres Götzendienstes und Bekanntmachung des Heiden» volkeS mit den wichtigsten Thalsachen des Christenglaubens. Der Erfolg einer Predigt fei gar verschieden anfangs, oft ganz gering, aber später um so besser. Auch in Kamerun gehe es mit der Sache des Evangeliums immer mehr vorwärts. Der vierte Redner, H. Dekan Römer, richtete eindringliche Worte an die Missionsfestgenoffen im Anschluß an die Frage: „Was wollen wir vondem heutigen Missionsfest mitnehmen? und was wollen wir dalaffen?" Nachdem Gemeindegesang: „Lobet den Herren, einst kommt die Stunde, wo eine Herde, ein Hirte ist!" sprach der OrtSgeistliche, H. Pfarrer Eberbach das Schlußgebet, in welchem er um Gottes Segen für das Werk der Mission im Heidenland und bei uns flehte. Den Schluß der erhebenden Feier bildete der allgemeine Gesang des Chorals: „Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi u. s. w".
Neuenbürg, 30. Juli. Heute am Sterbetag des Fürsten Bismarck wurde an der Waldrennacher Steige eine Bismarck-Eiche geweiht. Die Festrede hielt Präzeptor Calmbach, der Vorstand der Ortsgruppe deS Alldeutschen Verbandes, von der die Feier angeregt wurde.
Reutlingen, 31. Juli. (Korr.) Unter Leitung des Vorstandes, Hrn. Enßlin-Cannstatt, tagte gestern im großen Ratssaal die Hauptversammlung des Württemb. Geometervereins. Hr. Enßlin dankte zunächst den Anwesenden für ihr zahlreiches Erscheinen, wonach Hr. Stadtschultheiß Hepp den württemb. Geometerverein im Namen der Stadt herzlichst willkommen hieß. Reutlingen freue sich, einen Stand, welcher so wichtig sei für die Entwicklung des modernen Städtewesens, in seiner vollen Vertretung und seinen aus allen Teilen Württembergs herbeigeeilten Angehörigen in seinen Mauern begrüßen zu können. Er wünsche ihren Verhandlungen besten Erfolg. Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte zunächst der Vorstand, Hr. Enßlin-Cannstatt unter ehrenden Worten der im verflossenen Jahre verstorbenen Mitglieder und erstattete sodann den üblichen Bericht über das abgelaufene Vereinsjahr, aus welchem wir u. a. mitteilen können, daß Ende August v. I. seitens deS Vereins eine Eingabe an die kgl. Ministerien gerichtet worden ist betr. Mitwirken der Geometer bei Anlage des neuen Grundbuchs und daß ferner eine der Hauptbestrebungrn des Vereins betr. die Gebührenangelegenheit von Erfolg gekrönt gewesen sei. Im Anschluß hieran referirten die Vorsitzenden der verschiedenen Kommissionen des Vereins über ihre Thätigkeit. Zunächst berichtete der Vorsitzende der Kommission 1 für Katasterangelegenheiten, daß dieselbe sich hauptsächlich noch der Frage, ob die Geometer als Körperschaftsbeamte in die Penstonskaffe aufzunehmen seien, beschäftigt habe, daß jedoch bisher davon Abstand genommen sei, eine diesbezügliche Eingabe an die kgl. Regierung zu richten. Aus der Versammlung wurde hierzu mitzeteilt, daß die Katastergeometer des Bezirks Balingen infolge ihrer beharrlichen Bemühungen nunmehr als penfionSbrrechtigte Körperschaftsbeamte angesehen werden. Die Kommission II für Fekdbereinigung hat im verflossenen Jahr nichts zu arbeiten gehabt, doch teilte der Vorsitzende derselben mit, daß die Feldbereinigung nur schleppend vorwärts gehe und die Sache voraussichtlich dann erst in ein rascheres Tempo kommen werde, wenn die Privatgeometer billiger arbeiten. Die Kommission III für Eisenbahn-Vermeffuug hat gleichfalls im Vorjahr keine
Insertions-Gebühr f. d. einspaltige Zelle auS gewöhnl. Schrift oder deren Raum bei einmalig. Einrückung 9 bei mehrmalig, je 8
Gratisbeilagen: DaS Plauderstübchen und
Schwäb. Landwirt.
18SS.
Veranlassung gehabt, eine Sitzung abzuhalten. — Sodann
erteilte der Vorstand dem Geometer Eckert-Cannstatt das Wort zu einem Vortrag: „Erlebnisse in Australien". Als Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre, so führte Redner aus, die Lage der Geometer in Württemberg eine äußerst schlechte wurde und eine beträchtliche Anzahl derselben infolgedessen der Heimat den Rücken wandte, verließ auch er im Jahre 1885 dieselbe und begab sich in der Hoffnung, bei den dortigen im Entstehen begriffenen großen Eisenbahn-Unternehmungen Verwendung zu finden, von Antwerpen auS auf dem Dampfer „Marsala" nach Australien. Redner schilderte in ansprechender, interessanter Form seine Eindrücke von der Reise durch dos Mittelmeer, den Suezkanal und den Ozean, bis er nach 65tägiger Fahrt in Melbourne anlangte und dann als Vermeffungsbeamter in den nördlichen Distrikten Australiens eine Stellung fand. Packend erzählte er dann von dem Leben im Busch, wo er mit seinem aus der Schweiz gebürtigen Vorgesetzten, dem Vrrmeffungsgehilfen und einem Koch monatelang in einem Zelte zugebracht habe, als Nahrung ausschließlich Hammelfleisch, als Getränke Regenwaffer aus Pfützen. Nach mehrjähriger Thätigkeit in der Wildnis begab sich Eckert nach dem völlig den Eindruck einer englischen Großstadt machenden Melbourne, dessen Plan- und Katasteroerhältniffe er den anwesenden Fachmännern in eingehender Weise erläuterte. Nach 4jährigem Aufenthalte verließ er sodann Australien und eilte an Bord des Lloyddampsers „Hildebrand" wieder der alten Heimat zu. Asstistent Lutz von Stuttgart sprach sodann ausgehend von den Natucmaßen der Aegypter und Griechen bis zu dem gerade vor einem Jahrhundert in Frankreich gesetzlich eingesührten Metersystem, über „Längen- maßemheiten". Wie das Metersystem inzwischen fast in allen Kulturstaaten als Maßeinheit eingesührt ist, nachdem am längsten England mit seinen Kolonien sich demselben widersetzt hat, so hat es 1870 auch in Deutschland seinen Einzug gehalten. — Nachdem der Vorstand, Enßlin-Cannstatt, oen beiden Rednern den Dank der Versammlung ausgesprochen hatte, gelangte ein das große Publikum wenig interessierender Antrag — ob die Vereinszeitschrift in Zukunft in deutschen oder lateinischen Lettern gedruckt werden solle — zur Beratung, sowie allgemeine Vereins- und Standesinterrffen zur Besprechung, unter letzterem z. B. die Frage, ob Handriffe so weit fortgeführt werden sollen, als solche für Bestimmungen von Grenzpunkten erforderlich find, ferner ein Antrag, betr. eine Statistik über die Anstellungs- Verhältnisse der Geometer, und schließlich, wie die Versammlung sich zu der von ihr dann bejahten Frage stellen würde, ob die Geometerschule, welche jetzt mit der Baugewerkschule zu Stuttgart verbunden ist, einer andern Anstalt anzugliedern sei. Der Kassier des Vereins, Stadtgeometer Vaihinger von Stuttgart, erstattete hieraus den Kassenbericht, nach welchem die Hauptkaffe im Jahre 1898 einen Ueberschuß von 605 20 A die Unterstütz ungskaffe einen solchen
im Betrage von 470 20 H zu verzeichnen hat, während
das Gesamtvermögen des Vereins sich nunmehr auf annähernd 1000 ^ beläuft. — Die sodann vorgenommene Neuwahl des Vorstandes ergab als Vorstand an Stille Enßlin-Cannstatt. welcher eine Wiederwahl ablehnte, Zeiner-Mergelstetten, als Vizeoorstand Kberhardt-Tübingen, als Kassier Vaihinger-Stuttgart und als Schriftführer Heer-Tluttgart. — Als nächster Versammlungsort wurde RavenSbw g bestimmt. — Für Montag 'st ein Besuch der großen Werkstätten des Brureihauses und ein Ausflug auf den Lichtenstein in Aussicht genommen.
Cannstatt, 31. Juli. (Korr.) Die Kostenrechnung des letzten Turnfestes ist noch nicht ganz abgeschloffen, wird jedoch voraussichtlich ein recht günstiges Ergebnis haben und ein nur mäßiges Defizit aufweisen. Die hiesigen Turnvereine sollen vorsorglicherweise zur Deckung eines etwaigen Defizits die verhältnismäßig hohe Summe von 1500 gezeichnet haben. Bei besserem Wetter wären die Einnahmen gewiß bedeutend höher gewesen. Auch die Wirte, von denen jeder ca. 100 Platzgeld bezahlte, hätten bessere Geschäfte gemacht. — Der Begum der Ernte ist hier auf Dienstag den 1. Aug. festgesetzt. In der Frühe dieses Tages findet die Erntebetstunde in der Stadtkirche statt. Die Ernte verspricht ein reiches Erträgnis.
Stuttgart. 31. Juli. (Korr.) Die infolge der Errichtung einer weiteren Klaffe an der höheren Handelsschule in Stuttgart ausgeschriebene Stelle eines HandelSlehrers wurde vom Schulratskollegium der Anstalt dem Reollehrer Ttöhr in Calw übertrage«. Die Zahl der Bewerber betrug 26.
Stuttgart, 31. Juli. (Korr.) Unter dem Vorsitz von Gtadtschultheiß Gauß ist am Gamslag Abend der Möbelarbeiterstreik zu Ende geführt worden. ES wurden folgende Bedingungen zwischen beiden Parteien beantragt und angenommen: In allen Geschäften wurde die