Verwaltung auf den Satz von 2,3 gekommen ist. Di« Abschaf­fung des EchnellzugSzuschlaas sei zur Zeit nicht zu erreichen. Prälat ». Landbrrger wird für Ziff. 1, 2 und 3 1. Abschnitt stimmen, nicht aber für Abschnitt 2 und Ziff. 4. Gegen den Satz von 2 ^ habe er im Jntrrrff« der Staatsfinanzen Bedenken; er beantragt in Ziff. 3 Abschnitt 1 den von der Regierung geplanten Tarif auf­zunehmen. Nach weiterer Debatte werden bei der Abstimmung die Ziffern 1 und 2 angenommen. Der Antrag Eandberger wird in namentlicher Abstimmung mit IS gegen b3 Stimmen abgelrhnt. hierauf wird Ziff. 8 angenommen, ebenso Ziff. 4. Schluß '/.3 Uhr. Nächste Sitzung: morgen IO Uhr. T.-O.: Schlußbericht zum Haupt­etat. Anträge der Pelitionskommisston.

(7S. Sitzung)

T.-O.: I) Schlußbericht der Finanzkommisfion zu dem Entwurf des FinanzgesetzeS und deS Hauptfinanzetats für 1SS9 und 1900. 2) Anträge der Petitionskommisfio» zu verschiedenen Eingaben. Am Min -T.: Finanz«. v. Zeyer. Präs. Payer eröffnet die Sitzung um 10'/. Uhr. Zu Ziff. 1 der T.-O. ist Abg. Hähnle Berichter­statter. Er beantragt, dem Hauptfinanzrtat zuzustimmen unter Aenderung des Staatsbedarfs für 1899 von 80489494 ^ auf 807V01S7 und für 1900 von 81094084 ^ auf 81164707 ^ Der Antrag der Finanzkommisfion betr. die Restmittelverwaltung solle zurückgestellt «erden, ebenso der Antrag Binz betr. Steuer­nachlaß für bedürftige Weinbergbefitzer; die KommisfionSanträge werden angenommen. Referent berichtet nunmehr über die abwei­chenden Beschlüsse der 1. Kammer, die sich unmittelbar auf da- Finanzgesetz und den Etat beziehen und beantragt mit 4 Ausnahmen Beharren bei den diesseitigen Beschlüsse«. Dies geschieht. Be­züglich der abweichenden Beschlüsse, welche daS Abgabengefetz nicht unmittelbar berühren, beantragt der Berichterstatter, die abweichen­den Beschlüsse der 2. Kammer der K. Etaatsregierung gesondert vorzulegen. Wird genehmigt. Es erfolgt die Erledigung einer Reihe von Petitionen. ES erfolgt nun eine Pause bis 12'/. Uhr, da die Schlußabstimmung verschoben werden muß bis nach Ver­ständigung mit der 1. Kammer. Nach Mederzusammentritt wird der Etat mit 72 gegen 1 Stimm« (Kloß) angenommen und dann das Brrtagungsreskript »erlesen. Präs. Payer girbt einen kurzen Ueberblick über die Arbeiten des Landtags. Es habe viel Arbeit bedurft, dafür brauche auch das Resultat keinen Vergleich zu scheuen. Sr danke dem Hause für die Willigkeit, die es auch in schweren Tagen bewiesen habe. Abg. v. Schad dankt dem Präsidenten; ohne seine Energie und treffliche Leitung »äre es nicht möglich gewesen, den Stoff zu erledigen. Er wünscht dem Präsidenten einige Mo­nate der Ruh« und hoffe, daß er im Herbst gesund sein Amt wieder antrete» könne. Mit Worten des Dankes schließt Präs. Payer die Sitzung.

Hages-Aeuigkeiten.

Derrtschr» Leich.

* Nagold, 22 . Juli. Nachdemin der Generalver- sammlung des SewerbevereinS am Freitag abend im Gasth. zurTraube" vorgetragenen Rechenschaftsbericht wurden die Angelegenheiten des Vereins im abgelaufenen Dereinsjahr in 10 Ausschußsitzungen, worunter 2 öffent­liche, verhandelt. Außerdem wurden 4 Vorträge veran­staltet. Die vom Verein eingerichteten Unterrichtskurse in der gewerblichen Buchführung fanden rege Beteiligung, wie auch der HandfertigkeitSunterricht, welch letzterem allerdings mehrere Teilnehmer, namentlich gegen den Schluß des Unterrichts untreu wurden. Der Unterrichtskurs in der GabelSbrrgn'schen Stenographie fand gleichfalls eine ge­nügende Teilnehmerzahl. Weiter wird die überaus zahl­reiche Beteiligung an der Lehrlingsprüfung, die befriedigend verlief, erwähnt. Bei Verlesung deS an die Handels- und Gewerbekammer erstatteten Jahresberichts wird namentlich der PaffuS mit Befriedigung entgegengenommen, daß eine Aenderung der württ. Steuergesetzgebung zu erstreben ist, die auch bei uns eine Besteuerung des DetailreisenS er­möglicht, damit der Zweck der Grwerbeordnungsnovrlle von 1896, den ortsansässigen Kaufmann und Geschäftsmann zu schützen, auch wirklich erreicht wird. Weiterhin hatte der Verein Gelegenheit, sich über die Großbazarr und ihre Auswüchse zu äußern. Der Rechenschaftsbericht erwähnt ferner die erfolgte Errichtung von 2 Lehrlingswerkstätten in Nagold, die Eröffnung der Telephonanstalt, die Be­strebungen auf Erlangung günstigerer Zugsverbindungen u. s. w. Weiter wird der Einteilung des Verbands der württ. Gewerbevereine in Gaue und der Bestimmung der­selben Erwähnung gethan. Der Gewerbeverein zählt zur Zeit 184 Mitglieder, worunter 108 reine Handwerker. Nach dem Kassenbericht betrugen die Einnahmen 1006 ^ 55 18 , die Ausgaben 839 ^ 85 so daß ein Kaffenbe- stand von 166 ^ 70 iZ vorhanden war. Bei den zur Er­gänzung deS Ausschusses vorgenommenen Wahlen wurden ge- wählt die Herren: Kaufmann Hettler, Flaschnermst. Kehle und Sägmühlebrfitzer Fr. Rentschler. Herr Schreinermstr. M. Koch, der die gleiche Stimmenzohi wie Herr Rentschler er­halten hatte, trat ohne weiteres zu Gunsten des Herrn Rentschler zurück. Den weiteren Gegenstand der Tagesord­nung bildete die Bildung einer Handwerkerobteilung des Gewerbevereins, welche wieder in Gruppen zerfallen soll, die ihre Vertreter zum Gesamtausschuß des Gewerbeverrins auS ihrer Mitte wählen sollen. Es sollen damit die Ange­legenheiten, die speznll das Handwerk betreffen, besonders gefördert werden. Nachdem die Tagesordnung erledigt war, nahm Herr Sägwerbksitzer C. Reichert Veranlassung, dem Herrn Vrreinsvorstand mit warmen Worten für seine Tä­tigkeit im Verein den Dank der Versammlung, welche sich zu Ehren des Herrn Vorstands erhob, auszusprechen.

* Haiterbach, 24. Juli. Ein ausführlicher Bericht über daS Jubiläumssest und den Bezirkskriegertag wird im nächsten Blatt erscheinen.

In Stuttgart wurde eine Untersuchung der Sau­berkeit der Bierhandlungen und Fla- schenbiergeschäste veranstaltet. DaS Resultat der­selben war, daß nur 302 Bierhandlungen reinlich waren, 96 weniger rein, 137 unrein und 110 sehr unrein. Zur Illustration dieser Ziffer wurde in einer gemeinschaftlichen Sitzung der beiden städtischen Kollegien mitgeteilt, man habe bei einer Untersuchung gesehen, daß das, Flaschenbier in einer Schlafkammer eingefüllk wurde, wo die Ellern mit 45 Kindern zusammengepfercht find. Aber nicht ge- rug damit, haben die Leute auch noch die Gewohnheit an

sich, die Flaschen in Zubern zu reinigen, worin vorher die Kinder gebadet wurden. Man will deshalb ortSpolizeiliche Vorschriften für den Flaschenbierhandel erlaffen. Auch in Oesterreich unterzieht man daS Flaschenbiergeschäft einer strengen Kontrolle. So hat man neuerdings dort ein Ge­setz mit vielen Paragraphen erlaffen, das den Flaschen­bierfüllern scharfe Vorschriften macht. So ist daS Ab­füllen von Flaschenbier an eine Konzesfion gebunden. Die Abfüller haben den Befähigungsnachweis zu erbringen, sowie nachzuwetsen, daß sie im Besitz geeigneter Lokalitäten, Einrichtungen und Betriebsmittel find.

Stuttgart, 21. Juli. Die Verlobungsnachricht deS Herzogs Robert von Württemberg mit der Erzherzogin Elisabeth, Tochter deS P Kronprinzen Rudolph von Oest- reich, wird im WienerNeuen Tagblatt" von angeblich zuverlässiger Seite dementiert.

Waiblingen. 22 . Juli. In der Gemeinde Heg- nach ist durch den unermüdlichen Eifer deS dortigen Oeko- nomen und Schultheißen Kays er seit Jahren die Dreifelderwirtschaft ab geschafft unddersog.Frucht- wechsrlbau eingeführt worden. Dies wurde dadurch ermög­licht. daß die Feldeigentümer in rühmlicher Einigkeit die Schleifwege offen lassen und mit einander verbinden. Diese Neuerung ist für die Landwirtschaft von großer Be­deutung: bezeugen doch die Hegnacher, daß ihre Ernte größer sei als früher, obwohl sie statt ^/, ihrer Aecker kaum noch die Hälfte mit Halmfrüchten anblümen, und daß der Flughaber, der früher die Sommerfrucht förmlich erstickte, mit anderem Unkraut sogut wie verschwunden sei. Welcher Wert diesem Fruchtwechselbau in den Kreisen der Landwirte beigelegt wird, beweisen die Versammlungen von Landwirten in Eisenach und Cannstatt, wo der Betrieb des Schult­heißen Kayser und der Gemeinde Hegnach als Muster- Wirtschaft bezeichnet und zur Nachahmung empfohlen wurde. Die Hegnacher werden denn auch fortgesetzt mit Besuchen beehrt. So besichtigten am 14. Juli die landwirtschaftlichen Vereine von Konstanz und Radolfzell in großer Zahl die Markung H-gnach. Die am Bahnhof Waiblingen von Oberamtmann Bertsch und dem Vorstand des landwirtschaftl. Bezirksoereins Fabrikant Oettinger begrüßten Besucher, welchen Landwirtschaftsinspektor Dr. Wacker in Leonberg seitens der K. Zentralstelle als Begleiter beigegeben war und zu denen auch der Kreisvertreter und Landtagsabg. Müller von Engen zählte, sprachen sich sehr befriedigt über daS Gesehene aus, namentlich wiesen die Vorstände Baron de Wuille-Konstanz und Gutsverwalter Rieß-Mainau ihre Mitglieder auf Grund der klar vor Augen liegenden That- sachen auf die Nützlichkeit und Notwendigkeit dieser Aenderung im Feldbau hin. Ueberraschend war für die Besucher, zu denen sich auch 20 Weingärtner von Kleinheppach gesellten, daß die Felder frei von Unkraut sind. Nach dem Rund­gang versammelten sich die Teilnehmer im Adlersaal in Waiblingen, wo in Reden des Oberamtmanns Dr. Bertsch. deS Geh. Regierungsrats Jung-Konstanz, des Schultheißen Kayser und des Landwirtschaftslehrers Hauker von Radolf­zell die gegenseitige Befriedigung zum Ausdruck kam.

Gaildorf, 22 . Juli. (Korr.) Dank dem Entgegen­kommen des Schwäb. Frauenvereins konnten in letzter Zeit an 7 Orten unseres Bezirks Wanderkochkurse abgehalten werden. Der seit 8 Wochen hier bestehende Kurs wurde gestern mittag mit einem Probeessen im Postsaale abgeschloffen, an welchem sich gegen 70 Personen von hier und auswärts beteiligten. Von den Leistungen der Schulen ist man all­gemein befriedigt.

Ravensburg. 21 . Juli. (Korr.) Gestern fand hier >ie staatliche Bezirksrindviehschau statt und wurden an Farren 4 Preise III. Kl. L 100 ^ und 3 Preise IV. ä 80 ^ verteilt. Für Kühe kamen 2 Preise II. Kl. L 100 ,

2 Preise III. t 80, 2 Preise IV. L 60 und 4 Preise V. Kl. L 40 zur Verteilung. Als Preisrichter fungierten Zandestierzuchtinspektor Fecht aus Stuttgart, Domänepächter Römer in Ohnhülben, Gutspächter Siegel in Großtifsen. i Saulgau) und Landwirtschastsinspektor Kost von hier. Das Ergebnis wird als Fortschritt aus dem Gebiete der Fleckviehzucht bezeichnet.

Ulm, 21 . Juli. (Korr.) Heute Vormittag 11 Uhr and aus dem Hof der neuen Jnfanteriekaserne große Parole- lusgabe statt, wobei sich der neue Gouverneur, General­eutnant von Brodowsti dem Offizierskorps der Garnison­vorstellen ließ.

München, 20 . Juli. Die Neuwahlen zum »ayerischen Landtage haben mit den am 17. Juli voll- iogenen Wahlen der Abgeordneten selbst ihren Abschluß ge- ünden. Der Ausgang der letzteren besiegelt den schon bei >en Urwahlen hervor getretenen Sieg der Zentrumspartei, dieselbe wird in der Stärke von 83 Mitgliedern in die neue Abgeordnetenkammer einziehen und daselbst die absolute Mehrheit besitzen, da die bayerische Volksvertretung im Ganzen 157 Abgeordnete zählt. Das Zentrum wird dem­nach in der neuen Abgeordnetenkammer auch dann seinen Willen durchzusetzen vermögen, wenn alle übrigen Kammer­gruppen zusammenhalten sollten, waS freilich bei der poli- ischen Buntscheckigkeit der aus Liberalen verschiedener Schattierungen, Sozialdemokraten. Konservativen, nord- und südbayerischen Bauernbündlern und ein paarWilden" bestehenden Minderheit nicht oft Vorkommen dürfte. Einiger­maßen gespannt darf man darauf sein, wie sich das Mini« trrium Crailsheim zur bayerischen Zentrumspartei in Hinblick auf deren künftige Position als Partei der absoluten Mehrheit im Landtage stellen wird.

Berchtesgaden, 21 . Juli. Der gestrige Tag verlief für die Kaiserin im Allgemeinen zufriedenstellend. Die auS der Verletzung entstandenen Störungen mindern sich in einer dem Zeitraum entsprechenden Weise und veranlassen keine wesentlichen Beschwerden.

Hamburg, 20. Juli. Zum Verbandstag des All­deutschen Verbands in Hamburg am 31. August d. I. melden die Alld. Blätter: An die seitens der Hauptleitung dem Fürsten Herbert Bismarck vorgetragene Bitte, den Mitgliedern deS Alldeutschen Verbands am 31. Aug. d. I. den Besuch der Sruftkapelle in FriedrichSruh zu gestatten, ist umgehend folgende Antwort eingegangen: Ew. Hoch­wohlgeboren beehre ich mich, auf ihre gefällige Anfrage vom 5. er. ergebenst zu erwidern, daß die hiesige Gruft- kapelle für Sie und ihre Freunde am 31. August geöffnet sein wird. Ich möchte nur anheim stellen, die Zahl der Besucher nicht zu groß zu gestalten und die Herren darauf vorzubereiten, daß «egen deS beschränkten Raums immer nur eine kleine Anzahl von Besuchern die Kapelle gleich­zeitig betreten kann. Mit vorzüglichster Hochachtung Euer Hochwohlgeboren ergebenster gez. Bismarck.

Cuxhafen, 21 . Juli. Die Manöverflotte befindet sich zur Zeit bei Helgoland, die Torpedoflotille wird am 24. bis 26. Juli an der Elbmündung und auf der Cuxhavener Rhede manöoeriren. Zugleich wird das Harburger Pionier­bataillon auf dem Streilsand bei Neuwerk manöoeriren. Die vereinigte Bugfirgesellschaft stellt 4 Schlepper für die Ver­ladung der Geschütze.

Geestemünde, 22. Juli. Zwischen den Offizieren deS hier liegenden französischen AvisoJbiS" und den hiesigen Marineoffizieren herrscht freundschaftlicher Verkehr. Die deutschen Offiziere gaben vorgestern zu Ehren der franzö­sischen ein Festessen. Heute empfingen die französischen Offiziere die deutschen an Bord desIbis".

Ilnslanü.

Aus Böhmen, 22 . Juli. Zu der am vergangenen Sonntag zu Leipa in Nordböhmen stattgehabten Enthül­lung des Standbilds von Franz Schmeykal fuhr von Prag ein Extraschnellzug mit vielen Teilnehmern, durchweg- deutfchliberater Farbe, zur Enthüllungsfeier, die ohne jeden widrigen Zwischenfall verlief. Die Aehnlichkeit der Züge desFührers der Deutschen in Böhmen" wurde allerseits mit großer Freude sestgestellt. Die Deutschnationalen hikllen sich fern; sie find zur Zeit sehr wenig erbaut von verschiedenen Abgeordneten- und Stadtratswahlen in Nord­böhmen, wo sie gegen die Deutschfortschrittlichen unterlagen. Diese eigentlich unerwarteten Siege der Deutschliberalen rühren von dem Umstande her, daß sie jetzt selber möglichst radikal geworden find und der Unterschied zwischen Deutsch- fortschrittlichen und Deutschvölkischen augenblicklich nur noch darin besteht, daß jene judenfrrundlich, diese juden» feindlich find. In Trautenau z. B. haben am 27. v. M. die Deutschfortschrittlichen bei der Wahl des dritten WahlkörperS für die Gemeindevertretung mit fast Dreiviertel­mehrheit gesiegt und doch war der Abg. Wolf mit seinem Adjutanten Pacher zu der Wahl eingetroffen und sprach Tags zuvor in einer Versammlung. Alles war vergebens. In Pilsen fand gestern eine merkwürdige Versammlung statt. 8000 Personen, Tschechen und Deutsche untereinander, beschlossen einstimmig, an die Gemeindevertretung und den Bürgermeister die Aufforderung zu richten, ihre Ehrenämter niederzuleqen, widrigenfalls aber die Regierung aufzufordern, die betreffenden Herren zu suspendiren und die strengste Untersuchung über die bei der Verwaltung zu Tag getretenen schreienden Mißbräuche und Unterschlagungen zu veran­stalten. Auch in Prag und an andern Orten wäre es längst angezeigt gewesen, daß von Seiten der Regierung energisch eingeschritten würde, um die -. T. allbekannten Mißbräuche in der Verwaltung der städtischen Gelder end­lich einmal hintanzuhalten. In Prag speziell erleidet die Stadt durch die Unfähigkeit ihrer Ingenieure bei dem neuen Brückenbau einen Schaden von 250000 fl. Diese That» sache ist im Stadtrat selbst zur Sprache gebracht worden.

Wien, 20 . Juli. Den Jungtschechen soll Minister­präsident Graf Thun die Erfüllung von 28 nationalen Forderungen versprochen haben, wie Abgeordneter Dr. Sregr in einer tschechischen Wählerversammlung mitteilte. Was Thun seinen lieben Jungtschechen hierbei eigentlich alles versprochen hat, ist in weiteren Kreisen noch nicht bekannt. Charakteristischer Weise drohte Dr. Gregr in der betreff. Versammlung der Regierung mit schärfster Opposition für den Fall, daß den Jungtschechen die angeblich gemachten Regierungsversprechungen nicht gehalten werden sollten. Auch die Slovenen melden sich erneut bei der österreichischen Regierung; sie haben abermals die Forderung erhoben^ daß die ihnen in Aussicht gestellte slooenische Universität in Laibach schon mit dem nächsten Schuljahr errichtet werde.

Triest, 21 . Juli. Der gestern vormittag mit der Olympia" von Manila hier eingetroffene Admiral Dewey wurde von dem amerikanischen Gesandten und sämtlichen amerikanischen Konsuln, sowie dem französischen und deut- chen Konsul empfangen. Später hatte der Vertreter der Neuen Freien Presse" eine Unterredung mit dem Admiral, welchen er u. a. über seine Ansicht über die Friedenskonfe­renz interviewte. Dewey erklärte, er halte nichts hiervon. Niemand werde zuerst abrüsten wollen. Amerika werde, veranlaßt durch den letzten Krieg, wo es ihm soviel gekostet, chnell genug ausgerüstet zu sein, mit den Rüstungen in zroßem Maßstabe fortfahren. Es stehe im Begriff 40 neue Kriegsschiffe zu bauen. Angesichts solcher furchtbarer An- trengungen Amerikas würden auch die andern Mächte den Vorteil nicht aufgeben, den sie durch ihre rechtzeitigen Friedens-Rüstungen haben.

Paris, 21 . Juli. El verlautet, Millerand werde von einem Ministerposten zurücktreten, wenn der nationale sozia- istische Kongreß sich gegen ihn ausspreche. Die Regie­rung habe sich schon mit dieser Möglichkeit beschäftigt und eine Ersetzung durch ein Mitglied der Sozial-Radikalen, vorgesehen.