nur einen kurzen Augenblick um den Flüzeladjutanten des GroßherzogS aufzunehmen, und fuhr dann direkt nach Baden.
Baden, 24. Nov. Soeben Abends 9.30 Uhr ist der Kaiser und die Kaiserin unter großartigem und herzlichem Empfang hier angekommen und vom Großherzog und der Großherzogin am Bahnhof empfangen und unter dem Jubel deS in den Straßen dicht gedrängten Publikums zum Schlöffe gefahren. Sämtliche Militärvrreine des Bezirks, Feuer, wehren, die hirs. Vereine und Schulen bildeten Spalier; vier MusikkorpS waren vom Bahnhof bi» zur Sofienstraße anfgestellt. Die Straßen vom Bahnhof bis zum Schloß find mit Masten, Kränze», Fahnen und LampiouS dicht geziert und es bot die Illumination der Stadt während des Einzugs ein großartiges, bezauberndes Bild. Die Beleuchtung deS Bahnhofes, der Trinkhalle, der Promenade mit Fontaiue deS Hotels zu« englischen Hof und deS Leopoldsplstzes wirkten geradezu feenhaft. In dem ersten Wagen saßen Kaiser und Großherzog und in dem zweiten die Kaiserin und Großherzogin.
München, 26. Nov. Die „Allgemeine Zeitung" enthält ein Prioattelegramm auS Stuttgart vom 25., welches lautet: „In Folge der persönlichen Rücksprache des Kaisers mit dem Könige Wilhelm hier und dem Prinzregenten Luitpold in München ist in der Lippe'schen Frage eine Wend- ung eingetreten, welche allen Vaterlandsfreunden zur Befriedigung gereichen kann. Zwischen dem Kaiser und der Mehrzahl der größeren Bundesfürsten ist eine volle Ueber- einstimmung erzielt worden dahin, daß auch in der Behandlung dieser Frag« die großen nationalen Gesichtspunkte den Ausschlag geben müssen, denen gegenüber kleinere Diver- grenzrn zurückzutreten haben.
München, 25. No». Während der Anwesenheit deS Kaiser» in München ist durch direkte Besprechung zwischen ihm und dem Prinzregenten über die Militärstrafprozeßordnung volle Verständigung erzielt worden. Der Prinz- regent willigte in die Errichtung eines bayerischen Senats mit de« Sitz in Berlin beim obersten Militärgerichtshof, dagegen räumte der Kaiser Bay-rn das Recht der Ernennung deS Vorsitzenden in diesem bayerischen Senat und deS MilitäranwaltS in demselben ein. Außer dem Vorsitzenden werden auch die Mitglieder des bayerischen Senats beim obersten Militärgericht-Hof von Bayern ernannt.
Potsdam, 26. Nov. Das Kaiserpaar ist heute Vormittag 11 Uhr wohlbehalten hier eingetroffen.
Potsdam, 26. Nov. Zur Begrüßung deS Kaiser- paares erschien auf dem Bahnhöfe Prinz August Wilhelm, Oskar, Joachim und Prinzessin Viktoria Luise. Dieselben überreichten den Eltern einrn Blumenstrauß. Auf dem Bahnsteig war eine Ehrenwache mit Musik aufgestellt. Ferner waren zugegen die hier weilenden Prinzen und Prinzessinen, der Reichskanzler, die EtaatSminister und Staatssekretäre, di« Generalität, die Regimentskommandeure, die Geistlichkeit, die Sitzen der Provinzial- und städtischen Behörden. Das Kaiserpaar begrüßte die Anwesenden auss Herzlichste und verweilte mit ihnen längere Zeit im Fürfiensalon. Im offenen Wagen fuhr das Kaiserpaar zum Stadtschloß, begleitet von einer Schwadron Husaren. Auf dem Wege bildete die Garnison und die Schule Spalier. Die Kirchenglocken läuteten.
Berlin, 26. Nov. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: „Der heutige Tag bringt uns die große Freude, das Kaiserpaar nach der mit glänzenden Ersolgen durchgeführten Reise wieder in unserer Mitte begrüßen zu dürfen. Wir danken der Vorsehung, daß sie in fernen Landen das teuere Leben unseres HerrscherpaareS beschützt. Wir danken dem Kaiser für sein unermüdliches Wirke» zur Ehre Deutschlands, wovon verschiedene Abschnitte der Orientfahrt ein weithin leuchtende- Zeugnis ablegen. Die Fahrt konnte nicht schöner abgeschlossen werden, als durch die erhebenden Eindrücke, unter denen sich der Besuch der Majestäten an den süddeutschen Höfen vollzogen hat. Die Begegnung mit de« allverehrten ritterlichen Bundesfürsteu, welcher in Bayern der Pflichten des Kgl. Amtes in edler Rrichstreue waltet, in unserer inneren Geschichte ein denkwürdiger Tag bleiben, da sich an ihn die glückliche Lösung einer wichtigen inneren
geilwinkt. Nach kurzer Rast geht's wieder Appenzell zu und hochbefriedigt über unfern Ausflug, der vom herrlichsten Wetter begünstigt war, kehren wir an unfern Ausgangspunkt zurück. Ich habe unmittelbar nachher auch dem Rheinthal mit Ragaz und Pfeffers, dem Wallensee mit den 7 Kurfürsten, dem Vierwaldstätter See mit Rigi und Pilatus einen Besuch abgestattct, bin durchs Berner Oberland gereist und habe fast den ganzen Genfer See befahren — gewiß durchweg herrliche Gegenden — aber den großartigsten und nachhaltigsten Eindruck gewährte mir doch meine Säntistour.
Zum 30vjährigen Geburtstag der Schildbürger.
Inmitten all der Bücherschätze der Münchener National- Bibliothek, der umfangreichsten in ganz Deutschland, befindet sich auch ein Exemplar der ältesten Ausgabe des berühmten Volksbuches von den Schildbürgern das — 1598 erschienen — Heuer auf das respektable Alter von 300 Jahren zurückblicken kann. Recht altmodisch präsentiert es sich. Ter Druck weist die harten, festen und eckigen Typen jener Zeit auf, welche auch dem unbebrillten Auge der Alten gemächlich zu lesen erlaubten, der Einband aber, sein Röcklein, ist von gar dauerhaftem Stoff und mit Schweinsleder im Rücken fest gegürtet. Blättert man auf, so gewahrt man auf dem Vorderblatt unter einer ungefügen Holzschnitt-Vignette die kuriose Ankündigung, welche sich breitspurig über eine ganze Seite hinzieht, und in der es heißt, daß „die Schiltbürger jetzundt also frisch Männiglichen zu Ehrlicher Zeit verkürtzung auß unbekannten Authoren zusammcngetragen > und auß Uto-
Fragr knüpft. Nicht minder herzlich verlief in Stuttgart die Begrüßung mit dem erlamchten württemd. Königspaor. Die freundschaftlichen Zwiegespräche mit dem König Wilhelm dürften «mch der Beilegung einer anderen schwebenden Frage gegolten haben. Das tiefbewegte Wiedersehen mit Badens ehrwürdigem Herrscherpaar, welches dem Herzen unseres Kaisers besorderS nahe steht, ließ die ganze Reise so glücklich auSklingen, wie der ganze Verlauf gewesen ist. Die Nebel sind gewichen, die kaiserliche Sonne leuchtet wieder den deutschen Landen und freudigen Herzens rufen wir den Majestäten ein dankbares Willkommen zu.
Berlin, 26. Nov. Der RrichShaushalt-Etat für 1899 wird eine Forderung von 100 000 ^ zur Fortsetzung der deutschen Tiefser-Exp^dition enthalten. — Von den auf 5 Millionen bemessenen Mitteln für die Beteiligung des deutschen Reich- au der Pariser Weltausstellung stad noch 4 534 000 ^ verfügbar. Davon find 3 534 000 in'den Reichshaushalt-Etat für 1899 eingestellt worden.
Berlin, 26. Nov. Drei Generalmajore und acht Stabsoffiziere, darunter zwei Regimentskommandeure haben ihren erbetenen Abschied erhalten. Der Abschied wurde auch dem bekannten Militärschriftsieller Robert Keim bewilligt, welcher an der Verteidigung der Eaprivi'schen Militärvorlage im Jahre 1893 wesentlich beteiligt war.
s-Der Reichstag ist nunmehr auf den 6. Dezember ernberufen worden. Angesichts dieses ungewöhnlich späten Zeitpunktes seiner Einberufung wird der Reichstag im laufenden Jahre, da doch die Wrihnachtsferien gegen den 18. Dez. beginnen dürften, freilich nicht mehr viel vor sich zu bringen vermögen.
-j- Der bekannte Bülow-Zwischenfall hat jetzt, soweit eS sich um die Person des seitherigen Gesandten Preußens beim Vatikan handelt, seine Erledigung gesunden. Der „Reichsanzeiger" giebt bekannt, daß der preußische Gesandte beim päpstlichen Stuhl, s. Bülow, unter Verleihung des Großkceuzes des Roten Bdler-OrdsnZ mit Eichenlaub abbe- rufen und seinem Anträge gemäß in Ruhestand versetzt worden sei. Vielleicht darf man nun bald der offiziellen Ernennung deS Nachfolgers für Herrn von Bülow entgegensehen, da Preußen keine längere intermifische Verwaltung seines Gesandtenposten- beim Vatikan beabsichtigt.
ÄKSlasd.
Wien, 26. Noo. Die Prinzessin Luise von KoLurg, welche mehrere Monate in der Heilanstalt Kobersteiner im 19. Wiener Bezirk untergebracht war, wurde in ein Sanatorium nach Purkersdorf bei Wien verbracht.
Pari-, 25 Nov. Die Oeffentlichkeit im Prozesse gegen Picquart soll während der Aussagen gewisser Organe der französischen Geheimpolirei in der Angelegenheit des Rohrpest-Drieses ausgeschlossen «erden.
Paris, 25. Nov. Das Kriegsgericht, vor dem am 12 Dez die Sach« des ehemaligen Oberstlieutenants Picquart verhandelt werde« soll, ist folgendermaßen zusammengesetzt: Vorsitzender General Doffe, Kommandeur der 9. Infanterie-Brigade; Richter: die Obersten Chamoin vom 1L9. Jns.-Reg., de Mazieux von den 2 Kürassieren, Bounal vom 124. Infanterieregiment, Heimburger vom Infanterieregiment; die Oberstlieutenants du Liscoet und Dnchassing vom 27. Dragoner und 1. Kürassterregiment; Hilfsrichter find Oberst Boutan vom 117. Jnfanterrieregiment und Oberstlieutenant Raincourt von den Sspeuren.
Rom, 24. Noo. Die Konferenz zur Beratung der Maßregeln zur B.kämpfuna des Anarchismus wurde heute nachmittag 0-2 Uhr im Palazzo Corsini durch den Minister des Aeuß rn, Canevars, eröffnet. Mrt Ausnahme einiger Deligirten, dir nicht eingetroffsn sind, sich aber entschuldigt haben, sind die Abordnungen aller europäischen Mächte zugegen, welche die Einladung zur Teilnahme an der Konferenz angenommen haben. Der Minister hieß die Erschienenen willkommen, dankte ihne» im Namen des Königs, welcher sie glücklich schätz?, in der Hauptstadt des Königreichs die Vertreter aller europäischen Staate» zu sehe», und welcher der Konferenz das beste Gelingen wünsche. Der Minister erklärte weiter, es sei nicht Aufgrbe der Re- §
pischer auch Rothwelscher in Deutsche Sprach gesetzt" sind. Der Verfasser nennt sich „M. Aleph ! Beth > Gimel j der Vestung Ipsilonburger Amptmann". Es wird schwer sein, aus diesen drei Anfangsbuchstaben des hebräischen Alphabets den wirklichen Verfasser je zu erkunden. Gedruckt ist das Buch in der „Vestung Misnopotamia 1598". Gemeint ist wahrscheinlich Frankfurt am Main, wo 1670 eine zweite vermehrte Auflage als „Lalenbuch" ans Licht trat. Kulturhistorisch ist unser Buch von den Schildbürgern äußerst wichtig als das letzte literarische Erzeugnis des urwüchsigsten und lebensfreudigsten aller Jahrhunderte der deutschen Vergangenheit. Von Sebastian Brants „Narrenschiff", das hundert Jahre zuvor erschienen war, an erkennen wir in Murner, Hans Sachs und dem vielgestaltigen Fischart die Chorführer und Großmeister eines Humors und einer Satire, wie sie seit dieser Zeit nicht wieder in unserem Vaterland gehört worden sind. Und diesen sekundierten anonyme Federn und erzählten die drolligen Streiche Till Eulenspiegels, der Finkenritter und endlich unserer unsterblichen Schildbürger.
Warum gerade die gute Stadt Schilda im Kreis Torgau, der Geburtsort Gneisenaus, zu der zweifelhaften Ehre gekommen ist, als Tummelplatz größter Thorheiten zu gelten, bleibt ebenso ungewiß, als der Grund, warum im Altertum Abdera, die Vaterstadt der Philosophen Protagoras und Demokrit, als klassische Stätte der Narren angesehen wurde. Wohl erzählen die Schleswiger Aehnliches von den Fockbeckern, die Braunschweiger haben ihr Schöppenstedt, die Thüringer ihr Wasungen, die Hessen ihr Schwarzenborn, die Schwaben ihr Bopfingen, die Rheinländer ihr Dülken mit der „Berittenen
gierung, in irgend welcher Art den Entscheidungen der Konferenz vorzugreifen. Niemand könne sich die vielfachen und großen Schwierigkeiten der Aufgabe verhkimlichen, welche den Regierungen peinliche Pflichten auferlegen. ES sei aber als ein gutes Vorzeichen zu begrüßen, daß man sofort über die Notwendigkeit einer gemeinsamen Verständigung im Hinblick auf die Gefahren einig gewesen sei, welche die Gesellschaft bedrohen und für den guten Ausgang der Beratungen bürgen die hohe Weisheit und der Geist der Eintracht, welche alle Anwesenden erfüllten, Als Doyen der Delegirten dankte der österreichische Botschafter dem Vorredner für die Begrüßung und bat den Minister, den italienischen Majestäten den Ausdruck der Verehrung seitens den Dele- girten zu übermitteln und schlug vor, Canevaro zum P äsidenten zu wählen. Dieser Vorschlag wurde angenommen und Canevaro einstimmig zum Vorsitzrnden gewählt. Derselbe dankte und schlug eine Geschäftsordnung vor, welche angenommen wurde. .Auf Grund dieser Geschäftsordnung ernannte Canevaro zu Vizepräsidenten den österreichischungarischen Gesandten Pasetti und den belgischen Gesandten von Loo. Als Schriftführer fungieren der Botschaftsrat Graf v. Pückler, Blonde! und Bonhann. Der Eröffnung der Konferenz wohnte der Ministerpräsident, der Justizminister und mehrere UnterstsstSsekretäre bei. Die Konferenz begann ihre Beratung mit der Feststellung des Arbeitsprogramms. Um 40- Uhr wurde die Sitzung geschloffen; nächste Sitzung morgen.
Florenz, 23. Nov. Die im ehemaligen Großherzoztum ToSkana lebenden Deutschen haben für den Sarg des Fürsten Bismarck einen prachtvollen Kranz auS Bronce gewidmet. Derselbe ist augenblicklich in Florenz in einem Schaufenster des Geschäftshauses Brogi in der Via Tornabuoni ausgestellt. Er ist ein Meisterwerk der Kunst und hervorgegangen aus der über Italien hinaus rühmlichst bekannten Fabrik Benini und »ach dem eigenen Entwurf des Fabrikdirektors Conti gearbeitet. Die künstlichen Lorbeeren und EichenblLtter sind mit flsrentinischen Lilien durchwoben, am untern Teil tritt das Wappen de» Hauses Bismarck hervor, in das der Wshffpruch: „In Rrinitata Robur" eingraviert ist. Das Wappen selbst umschlingt ein Band in vielen Windungen mit der Widmung: „Dem Fürsten BiSmarck die Deutschen von ToSkana". In einigen Togen geht dieses Zeichen treuer Verehrung im Auslande lebender ReichSangehöciger für den großen Toten nach Friedrichsruh ab, um am Sarge und später in dem noch im Bau bebriffenen Mausoleum als bleibender Liebesbeweis niederzelegt zu werden. Der Kranz selbst ist photographisch vervielfältigt und ziert manch eine Wohnung der patriotische» Spender.
Petersburg, 26. Nov. Wie verlautet, sieht die Zarin einem freudigen Familienereignis entgegen.
Peking, 25. Nov. „Daily N?ws" melden von hier, daß der Kaiser gestern der Kaiserin-Witwe zu ihrem 54. Jahrestage einen Gcatulationsbrsuch abstattete. Nach dem Besuch begab sich der Kaiser in sein Gefängnis zurück. Sein KrankheitSzusiand soll sich bedeutend verschlimmert haben.
Kleinere Mitteilsngen.
* Alten steig, 28. Nov. Der ledige 21 Jahre alle Bäcker Ernst Lutz stürzte bei einem epileptischen Anfall die Treppe hinunter und war sofort tot.
Böblingen, 26. Nov. Dieser Tage pflückte ein hies. Bürger (Kappenmscher Schmitz) in seinem Garten vollständig reife Himbeeren. Im gleichen Garten befand si h auch ein blühender Pcestlingszweig.
Eßlingen, 25. Nsv. Gestern abend 0-9 Uhr fand der kontrollierende Hilfswärter auf der Bahn unterhalb der hiesigen Haltestelle den Schutzmann Schuber totgefahren auf. Der Getötete, welcher im 44. Lebensjahr steht, hinter- lsßt eine Witwe mit 8 Kindern. Wie sich der Unfall zu- geiragen, konnte noch nicht ermittelt werden.
Balingen, 26. Nsv. Undank ist der Welt Lohn. Dem Entdecker des Bitzer-Marmors, dem Geologen Joh. Binder von Ehingen, der in dem „hohlen Felsen" an der Straße nach Gamertingen ein mächtiges Lager sogen. Land- kritenmarmor entdeckt hat und das Areal mit Bruchstein-
Akademie der Künste und Wissenschaften" (die Dülkener Akademie führte eine Windmühle als Symbol, und ihre Mitglieder mußten alljährlich auf einem Steckenpferd um die Mühle einen Ritt unternehmen) und andere mehr: allein aller Ruhm der Narrheit reicht nicht an die Großthaten Schildas heran. Nicht immer waren die Schildaer Thoren gewesen. Im Gegenteil, anfänglich waren sie weit und breit wegen ihrer Weisheit bekannt und berühmt. Fürsten und freie Städte erheischten ihren Rat, und kaum vermochten sie sich aller Anfragen und Berufungen zu erwehren. Da sie so meist fern von ihrer Vaterstadt weilten, ergrimmten ihre Weiber ob ihrer Abwesenheit und angesichts des Unheils,, das diese über ihre Stadt brachte. Unaufhörlich sandten sie Boten, die weisen Männer zur Rückkehr zu bewegen. Endlich kamen diese und sahen voll Schrecken den Rückgang in privaten und öffentlichen Geschäften. So konnte es nicht weiter gehen. Um nicht aufs neue ihrer Stadt entzogen zu werden, stellten sie sich närrisch und das mit solchem Erfolg, daß aus dem Schein und Spiel allmählich bitterer Ernst wurde. Das zeigte sich zuerst bei dem Bau eines neuen Rathauses. Hoch oben auf bewaldetem Berg wird das Bauholz geschlagen und mit unendlicher Mühe ins Thal hinuntergeschafft. Da will es der Zufall, daß der letzte Baumstamm ihren Händen entgleitet und in die Tiefe kollert. Das erleuchtet der Schildbürger Gehirn. Eiligst wird das gesamte Holz wieder nach oben geschafft und unter jubelndem Zuruf und Händeklatschen hinuntergerollt. Um etwas besonderes zu haben, wird das Rathaus dreieckig aufgeführt.
(Forts, folgt.)