Amts- unä InteWgenMatt ^ür llen KezirA.

Erscheint Aie«»tas, Ao«uer»t«g L S«m»tatz.

Die Einrückungsgebühr beträgt 9 H p. Zeile im Bezirk, sonst 12

Samstag, üen 8. Oktober t88I.

Abonnementspreis halbjährlich 1 ^ 80 durch die Post bezogen im Bezirk 2 80 H, sonst in

ganz Württemberg 2 70 H.

Aeflelkungen auf dasßakwer Wochenblatt * nehme» Heute noch sämtk. Postämter und Wostöoten an. Uachbesteller erhalten alle bisher erschienenen Wummern samt dem neuen Aahrplan nach- aekiefert. Kine weitere Hratisbeigabe bieten wir unser» Abonnenten in diesem Hnartal in dem Wandkalender pro 1888.

ArnLkiche WekarrnLmctctzurrgerr.

Iahresschatzung der Gebäude für die Draud-

verficherung.

Unter Bezugnahme auf den oberamtlichen Erlaß vom 9. August d. I. Amtsbl. Nr. 93 erhalten die Ortsvorstehcr des Bezirks die Weisung, nun­mehr die gemeinderätliche Durchsicht der Feuerversicherungsbücher einzuleiten und sind die Protokollauszüge mit den Schätzungsanträgen bezw. Fehlanzeigen auf 15. Oktober d. I. unfehlbar hieher vorzülegen.

Den 4. Oktober 1887. K. Oberamt.

Supper.

Wochenschau.

L6. Der Besuch, welchen mehrere italienische Staatsmänner, nämlich der Minister.Präsident Crispi, der italienische Botschafter in Berlin und einige Sekretäre dem Fürsten Bismarck in Friedrichsruhe ubgestattet haben, stand während der letzten Woche im Vordergrund des allgemeinen Interesses. Man faßt die Bedeutung dieser Zusammenkunft dahin auf, daß Italien im vollsten Sinne Teilnehmer des zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn bestehenden Allianzverhältnisses geworden sei und sich mit dem Leiter der deutschen Politik vornehmlich über die Orientfrage verständigt habe. Da Crispi selbst zugiebt, daß er gegen die Festsetzung Rußlands am Mittelmeer, d. h. also gegen eine russische Machtstellung in Bulgarien eintreten werde und die Entrevue zu einer beiderseits befriedigenden, offenbar auch von Oesterreich-Ungarn gebilligten Verständigung beider Mächte geführt hat, so wird also, erforderlicher Weise, von einer Förderung des russischen Projektes eine Satrapie der Moskowiter in Bulgarien zu errichten nicht mehr die Rede sein. Die sogenannterömische Frage" scheint in Friedrichsruhe wenigstens nicht formell erörtert worden zu sein, wenn auch die Stellung und Politik des Papstes schwerlich unerwähnt bleiben konnte. Der Kaiser, welcher in Baden mehrere Fürstlichkeiten empfing, erfreute sich guten Wohlseins; ebenso der in Oberitalien reisende Kronprinz. Die starke Seemachtstellung, welche Deutschland gegenwärtig einnimmt, erhellt neuerdings aus dem Vor­

gehen Deutschlands in Samoa, wo der mit England und den Vereinigten Staaten in einem Bündnisverhältnis stehendeKönig" Malietoa wegen fort­gesetzter frecher Angriffe auf deutsches Eigentum und deutsche Reichsbürger dingfest gemacht wurde, um nach Neuguinea ins Exil verbracht zu werden. Weder England noch Nordamerika haben sich ihres unwürdigen Verbündeten gegen Deutschland angenommen. Größere Aufmerksamkeit als der Prozeß des Anarchisten Neve in Leipzig, welcher hinter verschlossenen Thüren ver­handelt wird, erregte der Kongreß derdeutschenSozialdemokraten, die in St. Gallen zusammenkamen. Gegen Bebel und Liebknecht sollen die extremeren Elemente der Partei in revolutionärem Sinne scharf aufgetreten sein, jedes Transigieren aus andern Parteien verwerfend.

Der Zwischenfall an der deutsch-französischen Grenze ist zu einer ge­nügenden Aufhellung der Schuld oder Nichtschuld des Soldaten Kaufmann nicht gelangt; aber die Gewährung einer Entschädigung an die Wittwe des getöteten Brignon durch die deutsche Regierung, sowie die Freilassung des jungen Schnabels haben in Frankreich und in der ganzen Welt einen so guten Eindruck gemacht, daß die Hetzereien Rocheforts, der merkwürdiger Weise vom Prinzen Viktor Napoleon unterstützt wird, die Feindseligkeit gegen Deutsch­land, welche sich wesentlich gelegt hat, bei der öffentlichen Meinung nicht mehr zu entflammen vermag. Im Innern werden die Intransigenten, also Roche- sorts Gesinnungsgenossen von dem wieder zu Einfluß gelangenden Jules Ferry aufs heftigste bekämpft, letzterer übte auch am Grafen von Paris scharfe Kritik. Die Kanditatur des Republikaners Christophle, welche durch ein passives Verhalten der Monarchisten unterstützt wird, beweist die Hoffnungslosigkeit der monarchistischen Parteien bezüglich des Um­sturzes der republikanischen Verfassung. Weder sie noch Roche fort werden Rouvier oder Grevy so bald aus dem Sattel heben und mit dem Minister des Aeußeren, Flourens, ist die öffentliche Meinung sehr zufrieden.

Das Projekt einer Ueberbrückung des Canal la Manche, durch eine Gesellschaft, welcher ein Admiral vorsteht, macht in Paris Auf­sehen, ist jedoch von der öffentlichen Meinung Englands noch nicht in Betracht gezogen worden. Die Gerichtsverhandlungen gegen den Lordmayor von Dublin; einem irischen Oppositionsmann extremster Art haben be­gonnen. Der Stadtvorstand erschien in seiner Amtstracht. Mit ihm wird der irische Führer O'Bricn prozessiert. InLondon geht die Polizei scharf gegen Versammlungen vor, welche für die irischen Oppositionsmänner Partei nehmen. In der englischen Metropole hat der Erzherzog Johann Salvator (Sohn des verstorbenen Großherzogs von Toscana) seinen Sitz ge­nommen, der wegen Uneinigkeit mit dem Wiener Hof seine Militärstellung in Oesterreich aufgegeben hat. Er wurde von der Stadt Linz zum Ehrenbürger ernannt.

Feuilleton. «Nachdruck verbaten.»

Um Rang und Reichtum.

Dem Englischen frei nacherzählt von Leo Sonntag.

(Fortsetzung.)

So lange hatte Dr. Henning ruhig am Fenster gesessen; jetzt trat er näher.

Wollen Sie mich anhören?" fragte er freundlich.

Lassen Sie mich in Ruhe!" fuhr sie wild auf.

Gehen Sie, ich muß allein sein, ganz allein, ein paar Minuten nur!"

Es ging hinaus in das Empfangszimmer, wo Pattie noch wartete; sie hatte den entsetzlichen Schrei gehört und wußte was er bedeutete.

Es ist also, wie ich gefürchtet, Herr Doktor?" fragte sie.

Er antwortete nicht sogleich.

Sie können ruhig mit mir darüber sprechen," fuhr sie fort.Ich habe es schon vor einiger Zeit gemerkt und habe sie überredet, hierherzugehen. Ich bin ihre einzige Freundin und voraussichtlich die einzige Person, die ihr helfen kann."

Wer ist sie?"

Das ist ihr Geheimnis, nicht das meine."

Laura war unterdessen mit ihrem Schmerz allein geblieben. Was sollte sie thun, wenn das Entsetzliche eintraf? Zurück zu Robert konnte sie nicht, und ihr Onkel o Gott! mit Schimpf und Schande würde er sie von der Schwelle jagen, sobald er erfuhr, welches Vergehens sie sich schuldig gemacht.

Was soll ich anfangen?" flüsterte er vor sich hin.Ich bin verloren, wenn es wahr ist; aber es kann nicht wahr sein, es ist unmöglich, ich will es nicht glauben!"

Sie sah zu dem Arzte auf, der eben wieder eintrat.

Herr Doktor, ich bitte Sie, Sagen Sie mir, daß es nicht wahr ist, oder ich werde wahnsinnig! Sie begreifen nicht, Sie können nicht begreifen, wie entsetzlich elend Ihre Worte mich gemacht!"

Armes Kind", erwiderte er mitleidig.Wie kann ich Ihnen mit Wissen und Willen eine Lüge sagen? Kann ich Ihnen nicht auf andere Weise helfen? Haben Sie keine Mutter mehr?"

Nein", schluchzte sie,meine Mutter ist tot."

Und sind Sie wirklich nicht verheiratet?"

Statt aller Antwort hielt sie ihm ihre Hände hin. Köstliche Juwelen schimmerten an ihren Fingern, aber der einfache Goldreif, der höchste Schmuck der Frau, fehlte.

Er seufzte.

Und haben Sie keine Freunde, denen Sie sich anvertrauen könnten?"

Nein, auf der ganzen weiten Welt ist Niemand, der Mitleid mit mir hätte, wenn ich ihm meine Geschichte erzählte!"

Ich sehe wohl, daß hier ein Geheimnis vorliegt," versetzte Dr. Henning,und ich möchte Ihnen gerne helfen, armes Kind; aber was kann ich thun? Ich kann Ihnen nur einige Verhaltungsmaßregeln geben und Sie bitten, mich rufen zu lassen, wenn Sie mich brauchen!"

Sie sah ihn dankbar an und reichte ihm die Hand.

Das glänzende Honorar, das sie dabei in der seinen zurückließ, überzeugte den Doktor mehr und mehr, daß er hier kein gewöhnliches irregeleitetes Mädchen vor sich habe, sondern eine vornehme Dame, die in irgend eine geheimnisvolle Geschichte verwickelt war.

Wenn ich Ihnen nur helfen könnte", sagte er noch einmal.

Ich werde keine Hilfe brauchen", versetzte sie traurig,die Angst wird mich

(Forts, folgt.)

töten!"