f-' -r und gegen Verfälschung landwirtschaftlicher Erzrugnisse, für Förderung des Genossenschaftswesens und Kredits. Vieles ist ge­schehen zum Wohl des Arbeiterstander. Die soziale Gesetzgebung weiterzuführen und soweit thunlich zu vereinfachen, halten wir für eine wichtige Aufgabe des neuen Reichstags. Wir treten rin für Erhaltung des KoalitionSrechts. Fortgesetzter Förderung bedarf aber auch der Handwerker, der kleine und mittlere Kaufmann. Als einen Anfang in dieser Richtung begrüßen wir das Gesetz über die Organisation des Handwerks. Wir sind für Beseitigung aller Aus­wüchse des Wettbewerbs, durch welche der ehrliche Geschäfts- und Gewerbebetrieb geschädigt werden kann. Jede Reaktion werden wir bekämpfen. Wir Hallen fest am allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrecht, an Gewerbefreiheit und Freizügigkeit. Wir fordern ein allgemeines deutsches Vereinsrecht auf freiheitlicher Grundlage. Wähler! Dem Ansturm der Sozialdemokratie gegen­über, der unsere ganze Staats- und Gesellschaftsordnung bedroht, richten wir den Ruf zur Sammlung an alle nationalgesinnten Männer, die gemeinsam mit uns entschlossen find, die wirtschaftliche Kraft unseres Volkes zu entwickeln, die Freiheit zu schützen und die feste Ordnung unseres Vaterlandes zu verteidigen. Schwerwiegend und bedeutungsvoll ist der Ausfall der Wahlen für die Zukunft unseres Vaterlandes. Laßt uns einig zusammenstehen mit allen, die ein- trelen für eine starke Monarchie, die opferwillig das Wohl des Ganzen über Sonderinteressen stellen, die gesonnen sind, die mit schweren Opfern errungene Einheit, Macht und Größe des Reiches zu schützen und zu erhalten!

Der Landesausschuß der Deutschen Partei.

Nagold, 2. Juni. (Eingesandt.) Nach soeben einge- troffemr Nachricht wurde das hier gut bekannte Lagerbier der Brauerei und Mälzerei zurChristophsaue", Inhaber W. Mörstadt in Freudenftadt auf der internationalen Aus­stellung zu Triest mit der höchsten AuszeichnungEhren­diplom mit goldener Medaille" prämiert. Genannte Brauerei hat voriges Jahr den Gasth. z.Engel" käuflich erworben und bringt daselbst ihre vorzüglichen Biere zum Ausschank. Bemerkt sei noch hierbei, daß das Lokal voll­ständig neu hergerichtet wurde, sowie auch als Beleuchtungs­material Acetylen-GaS zur Verwendung kommt.

" Vom oberen Wald, 1. Juni. Pfingstmontag! Da gehen wir wieder zur Konferenz nach Zwerenberg! So sagten sich die Jünglingsoereinsmitgliedor in Nagold, Rohrdorf und Altensteiz. Und so führten sie's auch auS und kamen munter auf die luftige Höhe. Hier gab's viel Wichtiges und Interessantes zu hören und zu beherzigen.Wie mancher," hieß es,müsse im späteren Leben eine vergeudete, verlorene Jugend bitter bereuen; aber das Suchen des Guten habe noch keinen jemals gereut."Wir Alten," sagte einer von den Bärtigen,wir Alten müssen vorangehen, dann kommen die Jungen von selbst hinten drein." Auf die geistige Speise folgte eine Erfrischung für den Leib. Die ganze geräumige Schulstude voll frischer, junger Gesichter, das war ein herz- erhebender Anblick für jeden Freund der Jugend. Da saßen sie plaudernd beieinander, die Anwohner der unteren Nagold (Calw) zusammen mit denen von der oberen Nagold und vom Hinteren Wald. Möge dieses Zusammensein allen Teilnehmern eindrucksvoll bleiben!"

Calw, 31. Mai. Aus dem VII. Wahlkreis bringt dasSüdd. Korr.-Bur." die etwas abenteuerlich klingende Nachricht: Wie bestimmt verlautet, wurde die Deutsche Partei mit der demokratischen Partei ein Kompromiß ein- gehen und einen gemeinsamen Kandidaten aufstellen. Die Kandidatur sei bereits «ufgestzllt und die Entscheidung werde in den nächsten Tagen fallen. Es werde also die Deutsche und demokratische Partei gegen den Kandidaten, Landtags­abgeordneten Schrempf, auftreten.

Langenbrand, Z.Mai.Die neue Wasserleitung aus demFo- rellenbachthal schreitet rasch vorwärts. Bereits ist der Haupt­strang gelegt und demnächst wird mit dem Legen der Hausleitungen begonnen werden. In alle Häuser wird daS Wasser durch dre Gemeinde eingerichtet, die durch diese allgemeine nützliche Einrichtung sehr gewinnt. Leider hat die neue Wasserleitung ein Menschenleben gekostet. Das Kind des OchsenwirtS R. fiel in den durch den Regen an- gefülllen Leitungsgraben und ertrank darin.

Cannstatt, 30. Mai. Vorgestern Abend fand hier im Saale des Hotels zu den4 Jahreszeiten" eine von der Deutschen Partei einberusrne Wähler Versammlung statt, die jedoch nur sehr schwach besucht war (es waren etwa gegen hundert Personen erschienen.) Fabrikant Kübel begrüßte die Anwesenden und erteilie hierauf dem Kandidaten der vereinigten deutschen und konservativen Partei, Professor Hieber-Stutt- gart das Wort. In klarer und sehr gewandter Rede legte dieser darauf die Grundzügs seiner Stellung z r den ver­schiedenen politischen und wirtschaftlichen Fragen dar. Der Kandidat ist für Bciöeihaltung des allgemeinen Wahlrechts und der Freizügigkeit, für Erhaltung und Ausbau des Koa­litionsrechts der Arbeiter, für ein auf freiheitlicher Grund­lage aufgedautes allgemeines deutsches Vereinsrecht; er will festhalten an der Monarchie, als den Hort des Friedens nach außen und der Ordnung im Innern. Unsere exponierte Lage und die Lehren der Geschichte zwingen uns wehrhaft zu bleiben. Diesen schweren Panzer zu tragen sind wir eben genötigt; dieBalinger Politik" sei hier allerdings zu kurz. Ohne indirekte Steuern könne man nicht auskommen. Dieselben betragen übrigens bei uns auch nur 17,10 pro Kopf, viel weniger als in Frankreich, Oesterreich. Italien u. s. w.Weg mit den indirekten Steuern" sei ein leeres Gerede, solange man nicht angeben könne, wie und wodurch dieselben ersetzt werden sollen. Bezüglich der wirtschaftlichen Fragen hält es der Kandidat ferner für eine wichtige Aufgabe, daß der Bauernstand lebensfähig erhalten bleibe; er will nach Kräften dafür eintreten und stimmt den 10 Punkten des Programms des Bunde- unserer Land­wirte, der übrigens mit dem norddeutschen Agrariertum nicht identisch sei, zu. Nach der mit Beifall aufgenommenen Rede empfahl noch der Landtazsabg. deS Bezirks Cannstatt, Ba^quier Pfaff, den Kandidaten und ermunterte zur An­spannung der Kräfte, damit derselbe wenigstens mit dem Sozialdemokraten in Stichwahl komme. Aach Herr Fabrikant Henking sprach in demselben: Seine Arbeit thue not, denn

die Versammlungen der Sozialdemokraten seien überall viel stärker besucht. Rechtsanwalt Milczcocky richtete ebenfalls einen kräftigen Aprll an die erschienenen Wähler. Der bisherige LandtagSabg. Schnaidt habe den Befähigungs­nachweis als ReichstaKsabz. nicht erbracht. Es sei sehr zu bedauern, meinte der Redner, daß sich die Volkspartei gegen eine Kompromißkandidatur, namentlich in Stuttgart, ab­lehnend verhalten habe. Der Vorsitzende schloß hierauf die ruhig und würdig verlaufene Versammlung.

Ludwigsburg. 3l. Mai. Auf dem Festplatze für daS Schwäbische Liederfest herrscht rege Thätigkeit. Man ist dabei, die Festbauten, insbesondere die große transportable Sängerhalle, aufzuschlagen. Die Einfriedigung des Platzes ist nahezu fertig, desgleichen die gärtnerischen Anlagen mit Springbrunnen in der Mitte.

Kirchheim u. T., 26. Mai. Die Deutsche Partei ver­anstaltete gestern Abend zu Gunsten der Kandidatur Geß eine zahlreich besuchte Versammlung. In derselben war der Sekretär der Deutschen Partei, Prof. Mezger aus Stutt­gart, anwesend und gab ein Referat über die politische Lage in Württemberg sowie im Reich unter Zugrundelegung des Standpunkte-, den die deutsche bezw. nationalliberale Partei bei den jeweiligen politischen Fragen eingenommen hat. Redner führte unter anderem aus, daß die weitere Ent­wicklung unseres Vaterlandes davon abhänge, daß solche Abgeordnetenach Berlin geschickt werden, welche nicht nur dann bei den Verhandlungen erscheinen, wenn sie es aus politischen Gründen für notwendig erachten. Wer ein Mandat annehme, habe auch die Verpflichtung, dasselbe auszuüben. Des weiteren behandelt der Referent die politische Lage Württembergs und die Thätigkeit der Deutschen Partei im Landtag. Der kommende Reichstag werde sich vorzugsweise mit wirtschaft­lichen Fragen zu beschäftigen haben und werde die Deutsche Partei bestrebt sein, mitzuarbeiten an der Besserung der Landwirtschaft, Hebung der industriellen Ausfuhr und Aus­gleichung der sozialen und wirtschaftlichen Gegensätze. Redner trat sodann für den Kandidaten von Geß ein, der trotz seines hohen Alter- ein Muster treuer Pflichterfüllung im Dienste des Vaterlandes sei und dessen Kandidatur deshalb mit allen Mitteln zu unterstützen sei. Seitens der demo­kratischen Partei ist bis jetzt für den V. Wahlkreis noch kein Kandidat aufgestellt.

Unterlenningen, 31. Mai. Unsere Kirschbäume, die prächtig geblüht haben, stehen jetzt infolge der nassen Witterung großenteils mit sehr wenig Früchten da. Die Aepfel- und Birnbäume haben prächtig angesetzt.

Untermarchthal, 31. Mai. Zur Zeit herrscht in unserem Orte eine rege Bauthätigkeit. Neben einem neuen Schul- und Rathause wird auch mit dem Neubau der Do- nsubrücke begonnen, ferner wird diesen Sommer unser Bahn­hof bedeutend vergrößert werden.

Fellbach, 30. Mai. Die hiesige Weingärtnergesellschaft hat beschlossen, im Anschluß an die seither benutzte Kelter eine geschlossene Gesellschaftskelter zu erbauen, deren Fertig­stellung bis zum Herbst in Aussicht genommen ist. Es soll damit bezweckt werden, sämtliche Weinzüber unter Dach zu bringen und eine gleichmäßig warme Büttengärung zu be­wirken, was namentlich für Rotweine vorteilhaft ist; event. soll die Kelter heizbar gemacht und die Züber mit sogenannten Senkböden versehen werden.

Ulm, 27. Mai. Kommerzienrat Albert Hartmann in Heidenheim hat in der heutigen Versammlung des Wahl­kreisausschusses des 14. Wahlkreises die endgültige Erklärung abgegeben, daß er die ihm von der deutschen Pertei ange­botene Kandidatur annehme. Die konservative Partei und der Bund der Landwirte haben ihre Unterstützung zugesagt. Der Volkspartei hat Kommerzienrat Hähnle neuerdings die bestimmte Erklärung gegeben, daß er die. Kandidatur unter keinen Umständen annehme, da er es für seine Pflicht halten würde, das Mandat auSzuüben, wozu er durchaus nicht in der Lage sei. Die Volkspartei hat nun heute dem Kommer­zienrat Deschler in Söstingen das Mandat angeboten, der aber gleichfalls abgelehnt hat.

Ellwangen, 28. Mai. Zum Verschwinden des Ba­rons v. Melden teilt disJagstzeitung" mit: Aufsehen erregt die bereits vor zwei Wochen erfolgte Flucht des Bankiers F. v. Melden von hier. Der Grund ist in großer Ueberschuldung zu suchen, die vermutlich durch Börsenspiel herbeiqesührr worden ist. v. Welsen übernahm vor etwa drei Jahren unter den günstigen Bedingungen das hiesige Bankgeschäft, das untrr seiner Leitung, wie allgemein an­genommen wurde, florierte. Der Konkurs ist bereits eröffnet worden. Die Ueberschuldung soll 90 000 Mk. betragen. Dem Flüchtigen hatten viele kleine Leute ihre Ersparnisse anvertraut.

Durch einen in München gefaßten Beschluß des Vorstandes derDeutschen Kolonislgesellschaft" sind dem Präsiden­ten der Gesellschaft für die Förderung der Ueberfiedlung deutscher Frauen und Mädchen nach Südwestafrika 5000 Mk. zur Verfügung gestellt worden. In Ausführung dieses Be­schlusses werden entsprechend einer mit dem kaiserlichen Gou­verneur Major Leutwein getroffenen Verständigung, Beihilfen an solche Bewerberinnen gewährt, welche Bräute von in Süd- westasrika weilenden Männern sind oder hinsichtlich welcher die Unterbringung im Schutzgebiete in einer von der Landes­hauptmannschaft nachze wiefenen Stellung gesichert ist. Als Vorbedingungen sind festgestcllt, daß die Bewerberin körper­lich gesund und unbescholten ist und daß Gelegenheit für sie zur Urberfahrt nach Swakopmund unter dem Schutze einer Familie gefunden wird. Ts scheint sich nun die Auffassung verbreitet zu haben, daß die Kolonialgesellschaft heiratslustige oder unternehmungslustige Mädchen ohne Unterschied nach Südwestafrika befördere, denn es sind eine große Anzahl der­artiger Gesuche eingelaufen. Demgegenüber ist zu betonen, daß vor der Hand keine Aussicht besteht, eine irgendwie er­

hebliche Anzahl von Bewerberinnen unterzubringen, da die Anzahl der Deutschen im Schutzgebiet noch gering ist. Dage­gen reisten sm 25. Mai mit derMelitta Bohlen" drei weib­liche Personen nach Swakopmund auf Kosten der Kolonial- gesellschast, die Ehefrau eines Handwerkers mit 2 Kindern und drei Bräute von zwei ehemaligen Angehörigen der Schutz­truppe, wie ja auch früher schon die Kolonialgesellschaft hel­fend eingetreten ist.

Auf der Rhein.-Westfäl. Kochkunst-Ausstellung zu Elberfeld wurde der durch ihre vorzügliche Produkte rühmlichst bekannten Firma Maggi außer dem Diplom zur goldenen Medaille noch ein Ehrenpreis, bestehend in einem schweren silbernen Pokal, verliehen.

Posen, 28. Mai. Prinz Max von Sachsen ist, wie einem Warschauer Blatte gemeldet wird, zum Bischof von Culm bestimmt.

Berlin, 28. Mai. Das Patent des Prinzen Oskar, des 5. Sohnes des Kaiserpaares, als Sekondelieutenant trägt das Datum des 27. Juli; die Einstellung in das 1. Garde­regiment erfolgte schon gestern, weil der Kaiser im Juli hier nicht anwesend sein wird. Premierlt. Schlobach in der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika ist zum Hauptmann und Kompagniechef befördert worden.

Berlin, 1. Juni. ImReichsanzeiger" findet sich fol­gende Mitteilung: In der Oeffentlichkeit ist trotz unseres Dementis vom 11. Mai von neuem die Behauptung ausgestellt, daß man innerhalb der Regierung die Absicht hege, das ver­fassungsmäßige Wahlrecht zu beseitigen. Wir sind im In­teresse der Wahrheit zu der wiederholten Erklärung ermächtigt, daß diese Behauptung jeder thatsächlichen Grundlage entbehrt. Dasselbe Blatt veröffentlicht ferner die Bekanntmachungen über die Aenderung der Betriebsordnung der Haupteisenbah­nen Deutschland-, über die Aenderung der Bestimmungen, über die Befähigung der Eisenbahnbetriebsbeamten, über die Aenderung der Signalordnung der Eisenbahnen, die Aende­rung der Normen für den Bau und die Ausrüstung der Hsupteisenbahnen und über die Bahnordnung für die Neben­eisenbahnen, sämtlich vom 23. Mai 1898.

Hamburg, 30. Mai. Am letzten Montag fand hier eine Zusammenkunft sämtlicher Fachausschüsse zum 9. Deutschen Turnfest im Grundsteinkeller des Rathauses statt. Es waren mehr als 100 Turner und Turnfreunde in zwang­losem Meinungsaustausch zur Entgegennahme von Berichten der einzelnen Anschlüsse über das Geschehene und noch zu Vollbringende versammelt. Nach Eröffnung durch den Vor­sitzenden des geschäftsführenden Ausschusses Sigmund Hin- richsen, Präsident der Bürgerschaft, wurde das Programm für die Festwoche (23.30. Juli) festgestellt. Vom Turn- und Spiel-Ausschuß wurde manches Erfreuliche berichtet, u. a., daß die Zahl der beim Fest turnenden Damen und Mädchen aus Hamburg-Altona 1000 erreiche. Auch eine Damm-Riege aus Breslau ist angemeldet. Die Freiübungen der 7000 Mann müssen durch elektrische Glockensignale ge­leitet werden, da die menschliche Stimme nicht ausreichen würde. Von den verschiedensten größeren Städten aus werden Sonderzüge mit billigen Fahrpreisen und längerer Giltigkeitsdauer der Billete abgehen. Auch die bayrischen und württembergischrn Bahnen haben sich dazu bereit erklärt.

Ausland.

Die Schweiz wird durch die Unruhen im benachbarten Italien bis zu einem gewissen Grade in Mitleidenschaft ge­zogen. Die zahlreichen ouf schweizerischem Boden lebenden italienischen Arbeiter haben sich an mehreren Punkten be­reits zu Banden vereinigt, welche sich anschicken, nach Italien vorzurücken. Die Bund°sregierung in Bern hat indessen bereits erklärt, sie würde nicht dulden, daß diese Banden, selbst wenn sie unbewaffnet sein sollten, geschloffen nach Italien übertreten; sie entsandte den BundeSrat Brenner nach Tessin, um die erforderlichen Uebermachungsmaßregeln zu treffen. Die offiziöseOpinione" im Rum giebt ihre Gsnugthuung über diese loyale Haltung schweizerischer Re­gierung zu erkennen.

Graz, 28. Mai. Der Blitz schlug in die Jan'sche Dynamitfabcik bei Peggau. Eine Hütte flog in die Luft; ein Arbeiter wurde getötet, zwei verwundet.

Mailand, 28. Mai. Die Mailänder Kriegsgerichte haben ihre Arbeit begonnen und gleich am ersten Tage einige zwanzig Angeklagte abzeurteilt. Durch die Verhandlung er­fährt man, daß schon am 6. Mai in Mailand auf dem Dom- platzs und in den angrenzenden Straßen Tumulte stattgefunden haben. Dis bisher gefällten Urteile sind mild; sie bewegen sich zwischen 14 Tagen und sechs Monaten. Nur einzelne der Angeklagten, durchweg mehrfach wegen gemeiner Verbrechen bestrafte Individuen, erhielten längere Haft, einer sieben Jahre und sieben Monate. Die meisten sind ganz junge Burschen. Keiner der bis jetzt vor dem Kriegsgerichte Erschienenen ist mit einer Waffe in der Hand gefangen genommen worden. Bei der großen Anzahl der Verhafteten werden die Verhandlungen wider die Ruhestörer wahrscheinlich sechs Wochen in Anspruch nehmen. Nach der gestern veröffentlichten amtlichen Liste wurden bei den Unruhen in Mailand 75 Personen getötet, von denen bei sieben die Persönlichkeit nicht hat festgestellt werden können. Von den in das Spital Verbrachten starben noch sieben, so daß die Gesamtsumme der Toten 82 beträgt. An Verwundeten befinden sich im Tpitale 63, darunter einige Schwerverwundete.

Rom, 31. Mai. Der König wird heute wahrscheinlich Vinetti Venosta mit der Neubildung des KabinetS betrauen, da die Versuche Rudinis gescheitert sind und Rudini auf alle weiteren Bemühungen verzichtet hat.

Prinz Heinrich ist mit den SchiffenDeutschland" und Kaiserin Augusts" in Port Arthur eingetroffen und am 28. ds. nach Weihaiwei in See gegangen.