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WevmifchLes.

DieKöln. Ztg." schreibt:Die Gerüchte, daß der Kaiser gestern in Stettin einen Ohnmachtanfall gehabt, haben nur den tatsächlichen Anhalt, daß der Kaiser am Mittwoch Abend das den Zivilbehörden gegebene Festessen etwas früher verlassen mußte, weil er infolge der schwülen Hitze im Saale einen Schwäche-Anfall befürchtete. Er verließ am Arm des Leibjägers, be­gleitet von seinem Leibarzt den Saal und erholte sich schnell wieder in seinem Privatzimmer.

Selbstmordstatistik. Ein trauriges Kapitel unserer amtlichen Statistik, das aber für die Beurteilung der ethischen, wie sozialen und wirt­schaftlichen Zustände des Volkslebens von ungemein großer Bedeutung ist, bildet die Registrierung der Selbstmorde. Nach derEtat. Korresp." wurden in Preußen im Jahre 1885 6028 Todesfälle durch Selbstmord gezählt gegen 5900 im Jahre 1884 und 6171 im Jahre 1883. Während also von 1883 zu 1884 eine Abnahme um 271 Personen (4,39 pCt.) eingetreten war, ist von 1884 zu 1885 die Zahl wieder um 128 (2,56 pCt.) gestiegen. Unter den Selbstmördern befanden sich 4811 Männer und 1217 Frauen. Was den Beweggrund des Selbstmordes betrifft, so wurde ein solcher in 4928 Fällen, also 81,75 pCt. aller, ermittelt. Dabei ergab sich in 1582 Fällen Geisteskrankheit, in 766 Kummer, in 659 Laster, in 611 Lebensüberdruß, in 477 körperliche Leiden, in 435 Reue, Scham, Gewissensbisse u. s. w.

Securius im Schwarzwald. Aus Fr ei bürg i. B., 13. Sept., wird geschrieben: Der berühmte Luftschiffer Securius unternahm gestern seine zweite Auffahrt von der Oberrheinischen Gewerbeausstellung aus. Die Auffahrt selbst ging in gewohnter Weise von statten. Die Aussicht auf Freiburg und dessen reizende Umgebung soll aus der Vogelperspektive sehr reizend gewesen sein. Kandel, Feldberg, Belchen, Kaiserstuhl und selbst die Vogesen lagen wie sanfte Hügel unter ihm. Der mutige Segler der Lüfte nahm sein Fläschchen Portwein, den ersten Trunk seiner Gattin und der Mutter Erde weihend, leerte er dasselbe auf gute Landung. Diese fand denn auch statt, aber nicht in der gewünschten Weise; denn nachdem der oben immer heftiger werdende Wind den Ballon über das tiefeingeschnittene Simonswälder Thal gejagt hatte, nachdem sämtlicher Ballast und sogar die Taue ausgeworfen waren, um denselben über die dichtbewaldeten Anhöhen hinweg zu bringen, mußte sich Herr Securius trotz aller Entlastungsversuche entschließen, den Anker, welcher sich in den Tannen festgehackt hatte, ab­zuschneiden. Der Ballon hatte sich in seiner gefesselten Stellung mächtig auf­gebläht und wurde, einmal wieder frei, um >^7 Uhr mit seinem Insassen vom Sturmwind in einen nahe gelegenen Steinbruch auf dem Fahrnberge bei Schönwald geschleudert, in dem er mit dem Insassen herunter rutschte. Dadurch wurde Aeolus derart verletzt, daß er ohne bedeutende Reparatur gebrauchsunfähig ist. Herr Securius kam glücklicherweise mit leichten Ver­letzungen davon. Die Einwohner von Schönwald wetteiferten, dem mutigen Luftschiffer zu Hilfe zu kommen und brachten ihn samt seinem Ballon heute per Leiterwagen nach Waldkirch, von wo derselbe um 9.50 Uhr hier wieder

eintraf. Eine dritte Auffahrt findet am nächsten Sonntag, Nachmittag« Vr5 Uhr, statt. An Stelle desAeolus" ist der BallonBellevue" tele­graphisch hierher beordert worden.

Ueber einen merkwürdigen Meteorfall wird der St. Petersb. Ztg. geschrieben: In dem Dorfe Tabor, 20 Werst von der Kreis­stadt Ochansk und in Ochansk selbst fielen am 30. Aug. gegen 1 Uhr nach­mittags Meteorsteine. Als erster Vorbote dieser Ereignisses wird von einigen ein Heller Schein am Himmel, wie ein Regenbogen, von anderen eine blitz­artige Erscheinung angegeben, als Doppelstrahl mit der Richtung nach Tabor und Ochansk. Unmittelbar nachdem die Lichterscheinung wahrgenommen, er­folgte eine Detonation, die so stark war, daß sie 20 Werst im Umkreise ge­hört wurde; so ist die Detonation, die über Tabor stattfand, in Nitwa, Otschorsk und Ostroschka gehört worden, von dem einen als Kanonenschuß, von dem andern als Keflelexplofion aufgefaßt. Darauf entstand ein Getöse, ähnlich dem Schwirren einer Kanonenkugel, welches sogar auf eine Entfernung von 5 Werst von dem Orte, wo der Stein niederfiel, gehört wurde. Ein Waldwächter, welcher in dem Augenblicke auf dem Pristan Tabor an der Kama sich befand, sah unmittelbar nach der Detonation einen großen Stein mitten in die Kama fallen. Der Schlag war so heftig, daß die Barke am Ufer, auf der er sich befand, schwankte; eine Herde Pferde, die gerade am Ufer tranken, fielen in die Kniee, um gleich darauf in rasendem Lauf die Anhöhe zu gewinnen. Das Wasser spritzte an der Stelle, wo der Stein fiel, auf und kochte noch eine Zeit lang über derselben. Ein anderer Stein flog über das Dorf Tabor hin und schlug auf dem Felde in einer Werst Ent­fernung in die Erde. Ein auf dem Felde arbeitender Bauer konnte, als er erschreckt aufsah, der Bewegung des Steines vollkommen folgen. Der Stein war der Tageshelle wegen nur dunkelglühend zu sehen und bewegte sich mit verhältnismäßig so geringer Geschwindigkeit, daß man ihn als nebelige Masse, die sich überstürzte, unterscheiden konnte. Der vom Stein durch die Luft zurückgelegte Weg war als gewundene Rauchsäule kenntlich. Gestern abend hörte ich von dem Sturze und wohnte heute früh der Ausgrabung bei. Der Stein war in der Richtung von NO. nach SW. geflogen, und so flach, daß, während die schräge Länge seines Weges in die Erde 2>/z m betrug, seine Tiefe unter der Oberfläche nur 1,40 m war. Der ganze Stein hatte ein Gewicht von etwa 15 Pud, war aber durch den Aufschlag oder vielmehr die Temperaturdifferenz in Hundert von Stücken zersplittert, nur ein Stück hat das Gewicht von etwa 7 Pud, die übrigen von V, bis 3 Pud. Der Stein hat im Innern eine hellgraue Farbe, feinkörnigen Bruch, und besteht, soviel man ohne genaue Untersuchung urteilen kann, aus Olivingestein mit fein eingesprengten glänzenden metallischen Teilchen, reagiert stellenweise auf die Magnetnadel, und die Oberfläche ist ein Vz mm dünne Schlackenrinde Ein Stück, das ich besitze, enthält, aus dem Stein hervorragend, ein sehr biegsames, metallisches Plättchen mit silberner Farbe, etwa V? gom groß. Der ganze Stein ist der Polizeiverwaltung in Ochansk übergeben worden. Ein dritter Stein gleicher Art ist in Ochansk gefallen, nur einige Pfund schwer. Von weiteren Steinen gehen Gerüchte, nur fehlen bestimmte Nachrichten.

Kgl. Amtsgericht Calw.

Bekanntmachung.

Am Montag, den 26. d. M., vormittags von 1v12 Uhr wird Gerichtstag auf dem Rathaus zu Neuweiler abgehalten.

Calw, den 19. Sept. 1887. A. A.:

Amtsgerichtsschreiber Keller.

Steckbrief

ergeht gegen den Johann Georg Weber, led. 26 I. alten Goldarbeiter von Unterhaugstett, welcher aus der K. preuß. Strafanstalt Ziegenhain am 14. d. M. entsprungen ist.

Personalbeschreibung: Größe 1,75 m, Haare blond, Stirne frei, Augen grau, Nase und Mund gewöhn­lich, Zähne unvollständig, Bart rasiert, Gesichtsfarbe gesund, Sta­tur groß.

Bekleidung: schwarze Tuchmütze, ein weiß-blau karriertes Halstuch, ein weißes Hemd mit Nr. 240 K. St. Z., eine braune Jacke, eine braune Hose, schwarzwollene Strümpfe, Lederschuhe mit Rie­men, weiß-blaues Taschentuch, grobe Leinwandschürze.

Im Betretungsfall ist Weber fest, zunehmen und an das Oberamt ab­zuliefern.

Den 17. Sept. 1887.

Kgl. Oberamt.

Supper.

Würzbach.

Abbitte.

Die Bezichtigung und Beleidigung, welche wir gegen Joh. Mich. Burk­

hardt ausgesprochen haben, nehmen wir als unwahr zurück und bitten den­selben um Verzeihung.

Den 12. Sept. 1887.

Ulrich Lu;. Kath. Luz.

Zur Beurkundung: Schultheißenamt.

St.-V.:

Gemeindepfl. Burkhardt.

Revier Calmbach.

ZLrennholz-Mrkauf

mm Samstag, den 24. Sept., vormittags 11»/, Uhr, auf dem Rathaus in Calmbach, unter Anderem aus dem Distrikt Kälbling, Abt. Wulzenschlägle:

28 Rm. tannene Scheiter, 33 Rm. dto. Prügel, 112 dto. Anbruch.

Der im letzten Wochenblatt' ausge­schriebene Verkauf wird hiemit

zurückgenommen.

Calw, den 19. Sept. 1887.

Gerichtsvollzieher

Wochele.

Prival-Aryeigerr.

Uuterreicheubach, 20. Sept. 1887.

Coäes-Änzeige.

Tiesbetrübt gebe ich allen Freunden und Be­kannten die schmerzliche Nachricht, daß mein l. Mann

Göttlich Friedrich Burkhardt,

Hirschwirt hier,

heute früh 3>/z Uhr nach längerem Leiden im Alter von 34 Jahren unerwartet schnell in dem Herrn ent­schlafen ist.

_ Die Beerdigung findet am Mittwoch nach­

mittag 2 Uhr statt.

Um stille Teilnahme bittet

Rostne Burkhardt,

geb. Schraft.

Calw.

Ceoiiee-Änzeige.

Teilnehmenden Verwandten " '.und Bekannten die traurige ! Nachricht, daß unser l. Vater *und Schwiegervater Wilhelm Stickel, Schneidermeister, Samstag Nacht sanft in dem Herrn entschlafen ist.

Beerdigung Dienstag nach­mittag 2 Uhr.

Um stille Teilnahme bitten

die Hiuterbliebeneu.

Berlore«

ein schwarze Achatbrosche, abzugeben bei der Red. d«. Bl.

Krankenkost-Verein.

Es kommt nicht selten vor, daß bedürftige Kranke, welche manche Freunde besitzen, überreichlich mit Essen versehen werden, während andere leer ausgehen, weil sie weniger bekannt sind, oder well sie bescheidener auftreten. Es hat sich daher seit Jahren hier ein Verein gebildet, welcher sich die Auf­gabe stellt, für gleichmäßigere Verab­reichung von Krankenkost thätig zu sein. Da der Verein durch Wegzug oder Tod manche seiner Mitglieder verloren hat, so sollten die Lücken wieder ausgefüllt werden, und es ergeht daher an die­jenigen verehrlichen Hausfrauen, welche zur Abgabe von Krankenkost ein oder zweimal in der Woche bereit wären, die Einladung, ihre Namen gütigst dem Unterzeichneten mitteilen zu wollen.

Calw, 16. Sept. 1887.

Helfer Brau«.