Berlin, 10. März. Regierungsafsefsor Adolf Böcking ist wenige Tage nach seiner Ankunft in Togo, wo er das Amt eines Kanzlers und Stellvertreters des Landeshauptmanns übernehmen sollte, in Lome am Fieber gestorben. Böcking war 1861 zu Trarbach an der Mosel geboren und trat nach Absolvierung des Afsefsorenexamens in die Kolonialabteilung des Amtes ein.

Berlin, 10. März. Das Mausoleum in Charlotten­burg wurde gestern zum 10jährigen Todestag Kaiser Wil­helm I. auf das prächtigste geschmückt. Kurz nach 9 Uhr traf der Kaiser in offenem Wagen ohne Begleitung dort ein und legte für sich und die Kaiserin am Sarge seines Großvaters kostbare Kränze nieder. Auch vom Großherzog und der Großherzogin von Baden waren Kränze eingetroffen. Später übersandte die Kaiserin Friedrich einen Kranz.

Berlin, 10. März. Dem Reichstag wird in der nächsten Zeit ein Nachtragsetat zugehen.

Berlin, 10. März. Dem Vernehmen nach hat der preußische Minister des Innern den Berliner Polizeipräsidenten angewiesen, am 18. März jede Demonstration, selbst die Niederlegung von Kränzen an den Gräbern der Märzge­fallenen zu verhindern.

Die Klagen der landwirtschaftlichen Bevölkerung, daß die Vergütung für militärische Vorspannleistungen nach dem Gesetze betr. die Naturalleistungen für das Heer im Frieden unzureichend sind, scheinen auch von der Reichs­regierung als berechtigt anerkannt zu werden. Wie wir hören, wird im Reichsamt des inner» gemeinschaftlich mit dem preußischen Kriegsministerium ein Gesetzesentwurf vor­bereitet, welchen Graf Posadowsky schon als Reichsschatz­sekretär in der vorigen Tagung des Reichstages angekündigt hatte. Dieser Gesetzentwurf dürfte in dieser Tagung den Reichstag beschäftigen. _

Ausland.

Wien, 8. März. Wie verlautet, sollen anläßlich des 50jährigen Regierungjubiläums des Kaisers je 4 Mit­glieder des österreichischen und ungarischen Hochadels in den Fürstenstand erhoben werden, und zwar nennt man den Markgrafen Sandor Pallavicini, den Grafen Tassilo Festetics, den Grafen Nostitz, den Chef der gräflichen Familie Cznernin, ein Mitglied der Familie Graf Karoly und zu­letzt auch den Ministerpräsidenten Grafen Franz Thun. In dem Befinden der schwer erkrankten Kronprinzessin Witwe Stefanie ist ganz unerwartet plötzlich eine solche günstige Wendung zum Besseren eingetreten, daß die be­handelnden Aerzte die hohe Frau als jeder Gefahr entronnen erklären. Es wird deshalb täglich nur noch einmal ein ärztlicher Bericht ausgegebrn. Trotzdem wird nächster Tage die Königin der Belgier hier am Krankenbett ihrer Tochter erwartet. In der ganzen hiesigen Bevölkerung, wo die Teilnahme für die gefahrvoll erkrankte Kronprinzessin eine ungeheure war, wurde die Nachricht von der eingetretenen Besserung mit innigster Freude ausgenommen. Auch in dem Befinden der Herzogin Clementine von Sachsen-Koburg- Gotha ist eine Besserung eingetreten, so daß jede Lebens­gefahr vorerst ausgeschlossen erscheint. In der verflossenen Nacht ist der Dachstuhl der Husarenkaserne in Preßburg niedergebrannt. Auf dem Dachboden waren große Futter­vorräte untergebracht. Es gelang mit großer Mühe, die Pferde, sowie die anstoßenden Gebäude zu retten.

Wien, 10. März. Der Kaiser stattete gestern dem Fürsten und der Fürstin von Bulgarien im Palais Koburg einen Besuch ab.

-s Die neue Minifterkrisis, welche in Oesterreich durch den plötzlichen Rücktritt des Ministeriums entstanden war, ist durch die erfolgte Bildung des Ministeriums Thun rasch wieder beschworen worden. Ob die Regierung des Grafen Thun im Stande sein wird, Oesterreich den inneren Frieden wiederzugeben, bleibt noch sehr abzuwarten; vielleicht bedeutet das Kabinett Thun vom Standpunkte der Deutschen Oesterreichs auch nur eine neue Nummer mit dem alten Faden. Der Kaiser verabschiedete den bisherigen Minister­präsidenten Baron v. Gautsch in gnädigster Weise unter Verleihung der Brillanten zum Großkreuz des Leopolds­ordens und dem Vorbehalt, Herrn v. Gautsch im Staats­dienst wieder verwenden zu wollen. Auch den bisherigen Ministern v. Böhm und Bawerk, Graf Lataur und Koerber machte der Kaiser diesen huldvollen Vorbehalt und verlieh

jedem von ihnen den Orden der Eisernen Krone. In Prag kam es auch am Montag Abend wiederum zu drohen­den Ansammlungen von Czechen; die einschreitende Sicher- heitSwache nahm zahlreiche Verhaftungen vor.

Die Zustände in Prag verschlimmern sich von Tag zu Tag; man ist dort über den Verlauf der Begeben­heiten sehr besorgt und klagt über die Unthätigkeit des Statthalters, der nicht im stand ist, die Ruhe herzustellen. Man fürchtet, daß es wieder zu Plünderungen kommen wird. Die Stimmung ist eine sehr erregte. Das Militär ist seit dem Wiederbeginn der Demonstrationen konsigniert. Am Montag Abend fanden abermals Zusammenrottungen statt. Deutsche Studenten wurden beschimpft und ange­griffen und sogar mißhandelt. 130 Polizisten mit mehreren Beamten mußten gegen den Pöbel von der Waffe Gebrauch machen. Es erfolgten auch mehrere Verhaftungen. Die Zusammenrottungen währten 1*/r Stunden. Schließlich wurde der Mob auseinandergetrieben. Die großen Geschäfts­läden schloffen aus Angst gleich bei Beginn der Ausschreitungen.

Paris, 7. März. Seit gestern früh tobte über Algier und der Küste ein Sturm von einer seit Menschengedenken nicht dort erlebten Heftigkeit. Das Barometer sank plötz- lich auf 741 WM. Das Meer war so aufgeregt, daß alle Dampfer im Hafen Dampf aufmachen mußten. Der fran­zösische DampferMassen«" wurde, wie bereits gemeldet, aus den Strand geworfen. Seine aus 17 Mann bestehende Besatzung konnte mit großer Mühe gerettet werden. Das Schiff selbst gilt für verloren. Mehrere Kähne und ein Schleppdampfer sanken. Die ital. BriggEnzo" mußte von der Mannschaft verlassen werden, da die Pumpen das einströmende Wasser nicht mehr entfernen konnten. Der spanische SchunerTres-Hermanos" strandete in der Nähe von Algier. Der transatlantische DampferTenöral-Chanzy", der mit dem Generalgouverneur Löpine an Bord abends 7 Uhr einlief, hatte eine schreckliche Ueberfahrt. An den Quais und aus den Eisenbahnlinien, die zum Teil unfahr­bar wurden, wurde bedeutender Schaden angerichtet. Auch aus Tunis wird von gestern Nachmittag Sturm von beispielloser Heftigkeit gemeldet. Auf der Station Borge! der Eisenbahnlinie von Tunis nach La Goulette wurde das Stationsgebäude vollkommen zerstört. Der Sturm­wind hob das Dach ab und warf die Mauern nieder. Im Hafen von Tunis rissen sich mehrere Schiffe von den Ankern los.

Rom, 10. März. Die deutschen Studenten, welche von Genua aus die Reise nach Neapel angetreten haben, werden, den Blättern zufolge, Mitte dieses Monats hier eintreffen. Der akademische Rat der Universität plant einen Empfang, an welchem sich auch Studenten der hiesigen Studentenschaft beteiligen werden. Der Minister für öffent­lichen Unterricht empfing gestern den Vorsitzenden des Studentenverbandes und versprach ihm, das Vorgehen der Studenten zu unterstützen. Dieselben werden heute ein Komitee wählen, das die entsprechenden Vorbereitungen treffen soll.

Arco, 10. März. Aus Oberitalirn eintreffende Kur­gäste melden, daß daselbst viele Ortschaften überschwemmt sind. Die Gegend um Padua gleicht einem See. Viele Dämme find von Wildbächen fortgeriffen. Auch sollen bereits mehrere Menschenleben zu beklagen sein.

Bombay, 10. März. Die gemeldeten Unruhen ent­standen durch den Versuch von Sanitätsbeamten, den Grund der Krankheit einer Muhamedanerin zu erfahren, welche in Rupourat wohnte. Es wurde ihnen jedoch der Zutritt zum Hause verweigert. Auch der erneuten Forderung, die Kranke auszuliefern, wurde nicht stattgegeben. Inzwischen hatte sich eine große Menschenmenge angesammelt, welche nach den Beamten mit Steinen warf. Als man einen persischen Beamten schlug, gab derselbe das Zeichen zum Angriff. Vier Muhamedaner wurden getötet, mehrere verwundet. Die Aufregung verbreitet sich schnell weiter. Viele Christen wurden thätlich angegriffen. 2 europäische Soldaten sollen beinahe getötet worden sein. In der Vor­stadt Byouller griff der Pöbel das Viktoriagebäude an. Die Bewohner gaben von den Fenstern blinde Schüsse ab. Die Truppen der Garnison rückten mit 2 Feldgeschützen an. Ueberall herrscht große Aufregung. Es ist schwer, Einzelheiten zu erfahren. Der Aufruhr richtet sich haupt­sächlich gegen die Christen.

Amtliche und Prirmt-Geklmntwachungerr.

-j- Auf den Philippinen.Inseln soll ein neuer Auf­stand gegen die spanische Herrschaft ausgebrochen sein; nähere Angaben hierüber liegen jedoch noch nicht vor. Sollte sich diese Nachricht bestätigen, so würde Spanien abermals zu bedenklichen Opfern an Geld und Menschenleben zur Erhaltung seiner Stellung auf den Philippinen gezwungen werden.

Washington, 10. März. Der Senat hat einstimmig ohne Debatte und ohne Zusatzantrag das Gesetz über die Bewilligung von 50 000 000 Pfund für die Landesverteidigung angenommen. _

Kleinere Mtteilrmgeu.

Stuttgart, 9. März. (Korresp.) Der vorbestrafte ledige Dienstknecht Gottfried Maier von Sigmaringen, O.A. Hechingen stahl kurz nach seiner Entlassung aus dem Zucht­hause einem Wirt zu Pleidelsheim 60 nachdem er dessen Lokalitäten unter dem Vorgeben das Haus kaufen zu wollen, ausspioniert hatte. Ebenso stahl derselbe in Eglosheim 35 und suchte in Asperg eine Wirtin um ein Darlehen zu prellen. Maier wurde als rückfällig wieder zu der Zucht­hausstrafe von 2 Jahr 9 Monaten, 60 ^ Geldstrafe oder weiteren 10 Tagen Zuchthaus, nebst fünfjährigem Ehren­verlust und Zulässigkeit von Polizeiaufsicht verurteilt.

Biberach, O.A. Heilbronn, 9. März. (Korresp.) An der Neckarbrücke ereignete sich gestern nachmittag 5 Uhr ein schwerer Unfall. Die Pferde eines auswärtigen Geschirr­führers scheuten vor einem Straßenbahnwagen und gingen durch. Dabei schleuderten sie den Wagen so stark an einen Prellbock, daß ein Rad sofort in Trümmer ging und der Insasse, ein Bergmann aus Biberach. kopfüber vom Wagen stürzte, wobei er schwere innere Verletzungen erhielt.

Vom Oberland, 9. März. Am 11. Febr. d. I* wurde in Scheer, OA. Saulgau, die Leichs einer Frau aus der Donau gezogen. Der Mann der Verstorbenen wurde sofort unter dem Verdacht, seine Frau erwürgt und in die Donau geworfen zu haben, verhaftet. Derselbe hat nun gestern abend dem Untersuchungsrichter ein umfassendes Geständnis abgelegt.

Ravensburg, 9. März. (Korr.) Vor der gestrigen Strafkammer stand der 30 Jahre alte Taglöhner Reinöhl von Memmingen wegen Beleidigung seines Landesvaters, des Prinzregenten von Bayern. Derselbe ist ein schon vielbestrafter Bursche und erhielt wegen dieses Vergehens eine Gefängnisstrafe von 3 Monaten.

Ellsnberg, O.A. Ellwangen, 9. Marz. (Korresp.) Aus bedauerliche Weise verunglückte der 17 Jahre alte Sohn des Landwirts Felber aus dem nahen Filial Steigberg. Derselbe war beim Holzfällen im Walde behilflich und wurde dabei von einer stürzenden Tanne so unglücklich getroffen^ daß ihm beide Füße in der Kniegegend abgeschlagen wurden und er auch sonst noch schwere Verletzungen davontrug.

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Bei Katarrh, Husten u. Heiserkeit seien Krimmels Lunge«-, Balsam u. Hnsten-BrnstbonbonS u. Sqrupe mit Schutzmarke versehen.besonders empfohlen. Dieselben sind mehrmals prämiert auch mit höchsterAuszeich'.lMig in allen besseren Geschäften, Apotheken, Dro- guerlen,Bahnhofrestaurationen,auchinNagsldüberallsowieUmgegend durch Plakate ersichtlich zu haben sowie direkt vom alleinigen Fabrikan­ten G. Krimmel in Calw franko in Probeschachteln gegen 80 -/in Brief­marken zu beziehen.

KM Der heutigen Stadtauflage liegt ein Prospekt betr. Tapeten-Versandt, Max Borstet, Leipzig, bei.

HiezuDas Plauderstübchen" Nr. 11.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Euril Zaisei"> Nagold.

Stadtgemeinde Wagold.

Verkauf von Eichen- «.Forchen- Stammholz, eichenem Werkholz, eichen, u. rottann. Derbstangen.

Im Distrikt Bühl Abt. Wäsle und Staareneck und im Distrikt Mittlerbergle kommen am

Montag den 14. März

zum Ausstreich:

I. einzeln: 14 stärkere u. schwächere Eichen, 5 forchene Sägklötze und 1 Lärchenstamm;

II. ferner 10 Rm. eichenes Werkholz, 12 eichene und 160 rottannene Derbstangen und 70 rottannene Reisstangen.

Zusammenkunft nachmittags 2 Uhr auf der alten Heerstraße am »ordern Wäsles-Eck.

Gemeinderat.

W i l d b e r g.

Zwangs-Verkauf.

Nächsten Montag mittags 1 Uhr kommen im Wege der Zwangsvoll­streckung gegen bare Bezahlung:

1 neue Putzmühle, 1 ausgemachter leichter Kuhwagen, sowie ca. 5 bis 6 Ztr. Heu zum Verkauf.

Nach diesem kommen um 2 Uhr ebenfalls

ca. 30 Ztr. Heu, 6 Hühner, 2 Enten, sowie ein älterer Sopha zum Verkauf. Zusammenkunft bei der Krone.

Schidel, Gerichtsvollzieher.

U- gleich vielen anderen

P- von Magenbeschwer-

>, Verdauungsstörung, Schmerzen, petitlofigkeit rc., gebe ich jedermann n unentgeltlich Auskunft, wie ich geachtet meines hohen Alters wieder und geworden bin. F. Koch, König!, rster a. D., Pömbsen, Post Nieheim in istfalen.

Schietingen.

Fahrnis-Verkauf.

In der Verlaffenschaftssache der Joh. Georg Theurer, Schreiners Witwe hier kommt gegen bare Bezahlung im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf am

Montag de» 14. März ds. Äs.,

von vormittags 9 Uhr an:

2 Kühe und 1 Kalb, 2 Schweine, 6 Hühner, 1 ausgemachten Wagen, 1 Pflug, 1 Egge, 1 Güllenfaß,^

,1 Futterschneidmaschine, 1 Putzmühle,

-2 Mostfässer, 1 steinerne Krautstande mit Kraut, ca. 20 Ztr. Heu, ca. 7 Ztr. Oehmd, ca. 20 Ztr. Stroh, ca. 8 Ztr. Kartoffeln, 2 Kuh­geschirre und sonstiger allgemeiner, ^Hausrat;

wozu Liebhaber eingeladen werden.

Waisengericht.