betrug in den ersten zehn Monaten 2 t Millionen Tonnen gegen 17.2 Millionen Tonnen in derselben Zeit des Vorjahres.
Hages-NeuigKeiten.
DeEcher Reich.
? Nagold, 3. Jan. Sicherem Vernehmen nach ist die erste Sladtpfarrsteüe in Sindelfingen dem Herrn Stadtpfarrer Hetterich in Altensteig übertragen worden. Auch im Bezirk wird man den allgemein geachteten und beliebten Geistlichen nur mit Bedauern scheiden sehen.
.) Walddorf, 1. Januar. Am Sylvesterabend hielt der hiesige Liederkranz im Gasthaus z. Rappen seine Weihnachtsunterhallung ab, die von Mitgliedern des Vereins und anderen Gästen sehr zahlreich besucht war. Eingeleitet wurde die Feier mit dem herrlichen Männerchor „Hymne an die Nacht" von Beethoven. Abwechselnd mit prächtigen Chören, von welchen namentlich „s'Kübele rinnt" von CH. Braun beifällig ausgenommen wurde, folgten einige Vorträge in schwäbischer Mundart, sowie die Humorist. Stücke „Lieutenant Degen und sein Bursche", „der Peter in der Fremde", das komische Terzett „eine fidele Gerichtssitzung" und das komische Duett „Müller und Schneider". Die Mitwirkenden ernteten für ihre guten Leistungen reichen Beifall. Oeffentlicher Dank sei ihnen auch noch an dieser Stelle gezollt.
N Oberjettingen, 2. Jan. Als die 68jähr. kinderlose Anna Maria Mayer heute Vormittag auf wiederholtes Rufen und Klopfen keine Antwort gab, wurde gewaltsamerweise in ihre Wohnung eingedrungen, woselbst sie entseelt in ihrem Bette angetroffen wurde. Ein Herzschlag hatte ihrem Leben ein Ende gemacht. Die Verstorbene hinterläßt ein nicht unbedeutendes Vermögen.
Stuttgart, 1. Jan. Die Farbwerke vorm. Meister, Lucius und Brüning zu Höchst a. M, die chemische Fabrik auf Aktien, vorm. E. Schering zu Berlin und die Fabrik chemischer Präparate von Sthamer, Noak und Co. zu Hamburg, haben sich bereit erklärt, die vom Kgl. württ. Medizinkollegium mit ihnen vereinbarte Preisermäßigung für diejenigen FläschchendesDiphtherieheilserums, welche aus Staatsoder Gemeindemilteln sowie von Krankenkassen im Sinne des Krankengesetzes, oder Vereinigungen bezahlt werden, oder der öffentlichen Armenpflege dienen, nicht nur den amtlichen Vermittlungsstellen, sondern auch ihren direkten Abnehmern zu gewähren, wenn diese die amtlich beglaubigten Belege einsenden.
Stuttgart, 1. Jan. Die Vorbereitung für den höheren Justizdienst hat durch neueste Kgl. Verordnung eine kleine Aenderung erfahren. Nach früherer Vorschrift hatte die Beschäftigung der Referendäre bei dem Landgericht und bei der Staatsanwaltschaft des Landgerichts je 5 Monate zu dauern. Künftig entfallen aus das Landgericht mindestens 6 auf die Staatsanwaltschaft mindestens 4 Monate. Diese Abänderung findet auf diejenigen Referendäre keine Anwendung, welche den Vorbereitungsdienst bei den genannten Behörden bereits angetreten haben.
Winzeln, O.A. Oberndorf, 1. Jan. Ein alter gebrechlicher Flurschütz erhielt ein hübsches Neujahrsgeschenk in Gestalt einer Altersrente, welche ihm für die Zeit vom 1. Jan 1891 bis auf heute im Betrag von 756 ^ sofort herausbezahlt wurde. Vivat
8SYUSN8.
Ulm, 30. Dez. Die Direktion des hiesigen Stadttheaters wurde heute vom Gemeinderat dem Direktor Blasel von St. Pölten bei Wien zunächst auf ein Jahr übertragen. Es waren über 25 Bewerber.
Gammertingen, 2. Jan. Zur Erbauung einer Kleinbahn Engstingen—Gammertingen—Sig- maringen bewilligte die Amtsversammlung einen Beitrag von 100 000 ^
Die „Karlsruher Zeitung" meldet: Bei dem Großherzog hatte sich in der vorigen Woche unter mäßigen Fiebererscheinungen der Katarrh der oberen Lungenwege weiter ausgebreitet, so daß der Großherzog während der letzten Tage das Bett hüten mußte. Inzwischen sind Fieber und katarrhalische Erscheinungen zurückgegangen. Infolgedessen hatte der Großherzog gestern schon einige Stunden außerhalb des Bettes zugebracht.
Metz, 26. Dez. Der bekannte Premierlieutenant v. Puttkammer, der ein seiner Frau im Ehescheidungsprozeß zugesprochenes Kind dieser herauszugeben sich weigerte, Hst nunmehr nach Absolvierung einer 4wöchentlichen Haft auf der Festung Magdeburg und nachdem ihm eine weitere Haft von drei Monaten angedroht war, sich zur Herausgabe des Kindes, darr bisher in der Nähe von Paris verborgen gehalten hatte, verstanden.
Berlin, 29. Dez. Der „Germania" zufolge teilte der Kaiser bei dem gestrigen Besuche des Bischofs Anzer mit, daß er ihm ein zweites Bild geschenkt habe, dessen Zusendung er bestimmen werde. Heute früh traf in der Wohnung des Bischofs eine Ansicht des Kreuzers „Kaiserin Augusts" im norwegischen Fjord und der NeujahrSwunsch des Kaisers ein. Im Laufe des Tages stattete der
Bischof dem Reichskanzler einen Kondolenzbesuch ab und nahm mit dem chinesischen Gesandten Rücksprache wegen der Missionen.
Berlin, 30. Dez. Gestern wurden vom hiesigen Landgericht 58 Garantiefonds-Zeichner der vorjährigen Gewerbeausstellung zur Zahlung der vom Ausstellungs-Ausschuß geforderten Beträge verurteilt.
Berlin, 30. Dez. Der „Lokal-Anzeiger" meldet aus Rom: Der Erzbischof von Neapel Formelli ist so schwer an Lungenentzündung erkrankt, daß ihm gestern die letzte Oelung gegeben wurde.
In der katholischen St. Hedwigskirche zu Berlin hat am Dienstag Vormittag das feierlich e Requiem für die verstorbene Fürstin Hohenlohe in Anwesenheit einer distiuquierten-Trauergesellschaft stattgefunden, der Kaiser ließ sich bei dem Requiem durch den Prinzen Friedrich Leopold, die Kaiserin durch den Oberhofmarschall Freiherrn Mirbach vertreten.
-j- BeimKaiserpaaresandim Berliner Residenz- schloffe am Vormittage des Neujahrsfestes die herkömmliche große Gratulationscour statt, welche wiederum in äußerst glanzvoller Weise verlief. Mittags wurde dann in der Ruhmeshalle des Berliner Zeughauses in Gegenwart des Kaisers die große Neujahrsparole ausgegeben, wobei das Garde- füsilier-Regiment die Ehrenkompagnie gestellt hatte. Nach Beendigung dieses traditionellen Aktes kehrte der Kaiser in das Schloß zurück.
Kaiserliche Aeußerung. Nach dem „Grau- denzer Geselligen" hob der Kaiser in Graudenz bei seiner kürzlichen, dortigen Anwesenheit in seiner Antwort auf die Begrüßung des Bürgermeisters hervor, daß seine Fürsorge für Graudenz dahin gehe, die Festung immer reicher auszugestalten, damit die Stadt bei einer künftigen Bedrängnis widerstehen könne. Dann sagte der Kaiser wörtlich: „Ich hoffe jedoch, daß es dazu nie kommen wird, denn unser Nachbar im Osten, ein lieber und getreuer Freund von mir, hat dieselben politischen Ansichten wie ich." Dies sprach der Kaiser mit erhobener Stimme und unter Betonung jedes einzelnen Wortes.
-j- Am ersten Tage des Jahres 1898 find neben dem Reichsgesetze über die Handwerkerorganisation auch die vom Reichstage genehmigten neuen gesetzlichen Bestimmungen über die Handlungsgehilfen in Kraft getreten. Diese neuen Vorschriften verändern in ihren Kernpunkten die Rechtsstellung der Handlungsgehilfen zu ihren Prinzipalen erheblich zu Gunsten der ersteren und präcisteren außerdem den Begriff des Handlungsgehilfen genauer, als dies bisher der Fall war. Die erwähnten neuen Bestimmungen besitzen teilweise auch rückwirkende Kraft auf noch bestehende Engagementoerhälrnisse.
Hinsichtlich der Soldatenbriefe hat das Reichspostamt neuerdings eine wichtige Anordnung erlaffen. Danach hat die Nachsendung portofrei beförderter Briefe an solche Militärpersonen, welche vorübergehend beurlaubt oder bereits aus dem Militäroer- hältnis entlassen sind, ebenfalls portofrei zu geschehen. Bisher wurde für solche Sendungen stets das Strafporto erhoben.
Bekanntlich war für die Pariser Wel t- ausstellung eine Kollektivabteilung der deutschen Städte, die von Stuttgart aus angeregt worden war, geplant. Das Projekt hat sich jedoch dem „Schw. Merk." zufolge zerschlagen.
Der fünfhundertjährige Kalender prophezeit für 1898 folgendes Wetter: „Das Jahr 1898 ist insgemein trocken, wenig feucht und mäßig warm. Der Frühling ist ziemlich feucht, im April sehr veränderlich, der Mai ist schön und trocken. Der Sommer ist veränderlich mit Gewittern, die Tage hitzig, die Nächte kühl, größtenteils schön, endet aber mit „ungestümem" Wetter. Der Herbst ist angenehm, trocken und schön, es reift und gefriert zeitlich, doch tritt nur mäßige Kälte ein. Der Winter wird sich so ziemlich rauh gestalten und endet mit großer Kälte." Das also wäre in großen Zügen die Skizze des Jahres; möge es ein Jahr des Friedens, der Freude und des Segens sein!
Zur Warnung für Landwirte möge folg. Vorfall dienen. Ein Landmann in einem Dorfe bei Eckernförde hatte unter seinem diesjährigen Roggen sehr viel Kornrade als Unkraut gehabt. Als man ihn darauf aufmerksam machte, daß die Kornrade giftig sei, ließ er beim Mahlen den Roggen gänzlich reinigen, bevor er ihn an das Vieh verfütterte. Er war jedoch so unvorsichtig, etwas von den Samenkörnern der Kornrade mahlen zu lassen und als Hühnerfutter zu verwenden. Nach wenigen Stunden waren sämtliche Hühner an dem giftigen Mischfutter verendet.
Ausland.
Wien, 30. Dez. Der Gemeinderat erledigte in seiner bis nach Mitternacht dauernden Sitzung das Budget, wobei es wiederholt zu lebhaften Kontroversen zwischen den Deutsch-Liberalen und den Christlich- Sozialen kam. Bürgermeister Dc. Lueger mußte deshalb die Sitzung einmal auf kurze Zeit unterbrechen.
Graz, 31. Dez. Durch eine Stauung der Eismafsen trat heute früh eine Ueberflutung eines meist von ärmeren Leuten bewohnten Stadtteils ein. Die Wassermafsen überraschten die Bewohner im Schlaf. Die meisten konnten nur daS nackte Leben retten. Wie viele Menschenleben zu Grunde gegangen sind, konnte noch nicht festgestellt werden.
-j- Der einstweilige Stillstand in der Thätigkeit des österreichischen Reichsrates hat die Festsetzung eines Budgetprooisoriums bis Ende Juni 1898 durch kaiserliche Verordnung notwendig gemacht. Augenblicklich tagen einige österreichische Kronlandtage, besondere Zwischenfälle sind aus den denselben noch nicht gemeldet worden. — Der Bürgermeister des Prager Vorortes Weischowitz, Janda, ist verhaftet worden, da er einen förmlichen Bandendiebstahl auf den Prager Staalsbahnhösen organisiert halte; auch werden ihm andere Diebstähle zur Last gelegt. Janda gehörte mit zu den Führern der gegen die Deutschen gerichteten Prager Straßenemeuten. — In Eger wurde am Mittwoch ein von etwa 1500 Teilnehmern besuchter deutsch-böhmischer Äkademikertag abgehalten. Auf demselben gelangte eine Resolution zur Annahme, welche umfassenden Schutz seitens des Staates für die Deutschen in Prag und vollständige Genugthuung wegen der Unbilden, die sie erlitten, verlangt und erklärt, daß im Falle der Nichterfüllung dieser Forderungen eine Verlegung der beiden deutschen Hochschulen in Prag zur unabweisbaren Notwendigkeit werden würde.
-f In Paris findet jetzt die Dreyfus-Esterhazy- Affaire noch ein Nachspiel. Gegen die Brüder des verurteilten Kapitäns Dreyfus, Matlhieu und Leon Dreyfus, ist eine Untersuchung eingeleitet worden, da sie den Versuch zu einer Bestechung des inzwischen verstorbenen Obersten Sandherr, des Hauptzeugen im Prozeß Dreyfus, gemacht haben sollen. Anderseits hat wiederum Matthiru Dreyfus Anzeige gegen Major Esterhazy erstattet, welcher einen Verwandten der Dreysus'schen Familie mit dem Tooe bedroht haben soll. Uebrigens wird die bekannte Esterhazv- sche Angelegenheit, wie man aus Paris meldet, v »nutlich am 10. Januar vor dem Kriegsgerichte z Verhandlung kommen. In der Besetzung frav Gefandtenposten, nämlich derjenigen in Bern, BrÜsft Peking, Rio de Janeiro, Athen, Lissabon und Stoc Holm werden nächstens Personalveränderungen eil treten; Präsident Faure Unterzeichnete am Mittwoch das betreffende Dekret.
-f Der neue Panamaprozeß vür dem Pariser Schwurgericht ist richtig ausgegangen wie das Hornberger Schießen, sämtliche Angeklagten wurderr in der am 30. Dezember stattgefundenen Schlußverhandlung des Prozesses unter dem lebhaften Beifall des Publikums sreigesprochen. Dagegen zieht die Dreyfus-Esterhazy-Affaire noch immer ihre Kreise. Die gegen die Brüder des verurteilten Hauptmanns Dreyfus eingeleitete Untersuchung — sie sollen den Obersten Sandherr, den inzwischen verstorbenen Hauptzeugen im Dreyfus-Prozeß, haben bestechen wollen — soll auch noch auf andere Personen ausgedehnt werden. Auch kommt bekanntlich am 10. Januar die Sache des Majors Esterhazy, betr. das famose „Bordereau" im Dreyfus-Prozeß vor: dem Kriegsgericht in Paris zur Verhandlung.
-j- Mit dem Ausgange des Jahres 1897 ist auch der russische Botschafter in Paris, Baron Mohrenheim, von seinem Posten geschieden. Am Donnerstag gab der französische Minister des Aus- wärtigen Hanotaux zu Ehren des scheidenden Diplomaten ein Abschiedsmahl, bei welchem der Minister das französisch-russische Bündnis „nach Noten" feierte» während sich der Botschafter in seiner Erwiderung etwas vorsichtiger ausdrückte. In Petersburg habe» zahlreiche politische Verhaftungen stattgefunden.
-j- In den Madrider Regierungskreisen betrachtet man die Lage auf Cuba fortgesetzt mit recht rosig gefärbter Brille. Eine offiziöse Madrider Depesche versichert, die meisten Führer der cubamschen Insurgenten wünschten den Frieden und widersetzten sich nur der Ernennung fremder Verwaltungschefs, die kein Interesse für Cuba hätten. Aus dem Umstande, daß die amerikanischen Zeitungsberichtecstatter Cuba wieder verlassen haben, folgert man in Madrid, daß die amerikanisch-spanische Verwicklung wegen Cubas ihrer Lösung nahe sei. General Weyler, Ser bisherige Oberbefehlshaber auf Cuba, erklärt, daß die Angriffe, welche in der Botschaft Mac Kinley's gegen ihn gerichtet worden find, ihn nur ehrten.
London, 31. Dez. „Daily Graphic" veröffentlicht eine seiner Erklärung nach ihm von maßgebender Stelle zugegangene Mitteilung, worin es heißt, daß das englische Geschwader angewiesen sei, sich in Chemulpo zu versammeln, um die britische Diplomatie bei der Warnung der Rechte des Finanzrates Brown zu unterstützen. Betreffend Port Arthur heißt eS in der Mitteilung weiter, daß China die englische Regierung offiziell von den Bedingungen in Kenntnis gesetzt habe, unter denen die Besetzung des Hafens durch Rußland erfolgt sei. Diese bieten keinen Grund zu einer Beschwerde seitens Englands, da Rußland sich verpflichtet hätte, mit dem Ende deS Winters den Hafen zu räumen. Was Kiau-tschau