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lands zurückstehen. Der Toast rief stürmischen Beifall hervor, welcher sich noch steigerte, als ein mit Orden geschmückter, wie es schien, dem Volke angehörender Bayer, die Tafel verließ und mit bewegten Worten seinen Dank aussprach, daß man derer gedacht, die bei Sedan gekämpft, gesiegt und gelitten: „Er selbst sei den ganzen Tag dabei gewesen." Hierauf brachte 0r. N. einen Trinkspruch auf das Volk in Waffen, auf unsere sieggekrönte und doch so bescheidene Armee, welche alle jene Tugenden besitzt, die auch das deutsche Volk auszeichnen: Pflichttreue, Opfermut, Hingebung an das Vaterland und seine Größen. Ein Vertreter der Armee (Hr. Hauptmann Sch.), der bei Gravelotte, Sedan und in anderen Schlachten mitgekämpft, dankte im Namen des Heeres und sprach den Wunsch aus, daß das deutsche Volk stets in gleicher Liebe wie bisher an der Armee festhalten möge, die, wenn der Kaiser wiederum sie ins Feld rufe, um neue Lorbeeren durch sein Silberhaar zu schlingen, wie bei Sedan, bereit sein werde, das Vaterland zu schützen und zu schirmen. Ein Schweizer (Hr. H.) feierte in seinem Toaste die beiden Säulen Teinachs, Hr. vr. Wurm und Hr. Verwalter Stark, denen wir Alle so viel verdanken. Ein Trinkspruch, der die deutschen Frauen, die Rosen in dem Dornenstrauch des Lebens, die Perlen an des Lebens ödem Strand in würdiger Weise feierte, beschloß unter jubelndem Zuruf der Gäste das heitere Mahl, welchem ein fröhliches Tänzchen folgte. Am Abend ließ eine glänzende Illumination den Park und das Kurhaus in feenhaftem Lichte erscheinen.
Leonberg, 4. Sept. Die letzten Tage der vor. Woche haben uns in einen Kriegszustand versetzt, indem ca. 2500 Mann Soldaten der verschiedensten Waffengattungen durch unsere Stadt kamen; es war ein Fahren und ein Reiten, daß man glauben konnte, wir stünden am Vorabend der Schlacht bei Sedan. Am Donnerstag kamen zuerst kleinere Abteilungen. Am Sedanstage morgens vor Tagesanbruch verkündigten unserer Trommler der Stadt die Bedeutung des Tages; nicht lange nachher kamen größere Abt. von Militär hier durch, welche in Renningen^ Warmbronn und andern Orten Quartier nahmen, ihnen folgte eine Batterie Artillerie, um 11 Uhr rückte ein Bat. vom Jnf.Neg. Nr. 121 mit klingendem Spiel, von den Bürgern freundlichst begrüßt, in die reich beflaggte Stadt ein; Nachm, war ein reges Leben, abends spielte die Regimentsmusik auf dem Postplatz. Samstag früh 5'/z Uhr haben uns unsere Gäste wieder verlassen, um in Gech- ingen Quartier zu nehmen. Die Durchmärsche währten noch den ganzen Vormittag. Schm. M.
Stuttgart, 6. Sept. Wie man uns mitteilt, ist von S. K. H. dem Prinzen Wilhelm die Nachricht eingetroffen, daß derselbe persönlich das Ehrenpräsidium bei der bevorstehenden Wanderversammlung deutscher und österreichischer Bienenzüchter übernehmen werde.
Marbach, 5. Sept. Gestern abend hatte sich eine beträchtliche Anzahl von Wählern im Gasthof zum Hirsch eingesunden, um das Referat des für seine Wiederwahl kandidierenden bisherigen Reichstagsabgeordneten Landgerichtsrat Veiel entgegenzunehmen. Derselbe verbreitete sich in längerer Rede über die Thätigkeit des Reichstags in seiner letzten Periode, berührte auch, soweit es überhaupt vorauszusehen ist, die Aufgaben, die dem Reichstage in seiner nächsten Session entgegentreten, und legte hiebei seinen Standpunkt zu den einzelnen Fragen dar. Reicher Beifall lohnte den Redner. Im Namen der Anwesenden dankte Privatier Speidel dem Kandidaten und schloß mit der Aufforderung, am Wahltage zahlreich für ihn einzutreten.
Blaubeuren, 2. Sept. Der Aufschwung der Zementfabrikation ist in den zahlreichen Neubauten dieses Sommers sichtbar. So hat die Firma Spohn in Ravensburg eine Dampfmaschine mit 400 Pferdekräften aufgestellt und ein kolossales Steinmagazin, sowie ein weiteres Kamin von 64 m Höhe gebaut. Die Stuttgarter Gesellschaft hat eine Drahseilbahn gefertigt, welche bis Oktober in Betrieb gesetzt wird. Vom Etablissement aus führen Holzgerüste bis zu 30 m Höhe in gerader Linie durch den Staatswald „Kühnenbuch". Von hier führt der Weg durch ein 38 m langes Tunnel zu den Gleisenburger Steinbrüchen, was den Transport von Portlandsteinen wesent
lich erleichtert. Auch ein großer Schachtofen mit einem 60 m hohen Kamin geht seiner Vollendung entgegen, ebenso zwei neu eingerichtete Kollergänge (von der Cannstatter Maschinenfabrik) und ein neues Maschinenhaus mit Dampfmaschine. Die Schwenk'schen Zementwerke sowohl, wie die Sigloch'schen sind ebenfalls mit Aufträgen überfüllt nnd vergrößern sich alljährlich.
Ebingen, 4. Sept. Nachdem gestern abend 9 Uhr 50 Minuten der Zug 75 von Tübingen im Bahnhof eingelaufen, untersuchte der Führer, welcher etwa 500 Meter vor der Station einen verdächtigen Stoß wahrgenommen, alsbald seine Maschine. Zu seinem Schrecken fand er Blutspuren und Stückchen von Kleidern; ein Mensch mußte überfahren worden sein. Man eilte hinaus mit Laternen und es bot sich im Scheine derselben ein grauenerregender Anblick: ein total zerfetzter, fast nackter Leichnam lag neben dem Geleise. In dem Toten erkannte man einen 17jährigen Burschen von hier, welcher sich, kurz ehe der Zug heranbrauste, in selbstmörderischer Absicht auf die Schienen gelegt hatte. Was den jungen Menschen, der in einer Fabrik lohnende Arbeit hatte, zu dem verzweifelten Schritt bestimmt hat, weiß man nicht bestimmt.
London, 6. Sept. Meldung aus Exeter (Stadt von 50,000 Einw., Hauptort der Grafschaft Devon): Gestern abend brach während der Vorstellung im hiesigen Theater eine Feuersbrun st aus, welche das Gebäude gänzlich zerstörte. Bisher sind 60 Leichen aus den Trümmern gezogen, 20 Verletzte ins Spital gebracht. — Nach weiteren Meldungen aus Exeter ist der Verlust an Menschenleben bei dem Theaterbrande bedeutend größer als oben angegeben. Bereits 130 Leichen sind aus den Trümmern gezogen, meist von Galeriebesuchern, die sich nicht rechtzeitig retten konnten, da die Galerie nur einen Ausweg hatte. Von den Besuchern des ParquetS und der Parterrelogen retteten sich die meisten, ehe die Flammen um sich griffen, doch trugen viele im Gedränge schwere Verletzungen davon. Das Haus ist gänzlich ausgebrannt. Das Theaterpersonal wurde gerettet.
Aus Newyork, 22. August, schreibt man: Es wurden gestern 4 Kinder, welche vorgestern allein per Dampfer hier angelangt waren, von den Beamten im Castle Garden weiterbefördert. Es waren dieses Anton, Anna und Elisabeth Schweiger, 8, 9 und 5 Jahre alt, die aus dem Schwabenlande stammen und zu ihren Eltern in Michigan reisen wollen. Vorerst werden die Kinder an George Hannahs, Fuß von Maple Str., South Haven, Mich., befördert, welcher sie dann ihren in der Nachbarschaft des Städtchens wohnenden Eltern zustellen wird. In der Gesellschaft der 3 Kinder befand sich die 11jährige Katie Lefferts von Irland, die mit den 3 deutschen Kindern die Reise über den Ozean gemacht hatte und zu ihrem Onkel nach Corondelet, Jll., reisen will. Die 3 deutschen Kinder und das irische Mädchen hatten es in der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft fertig gebracht, sich durch Sprache und Zeichen zu verständigen. Sie redeten ein Kauderwelsch von Deutsch-Irisch, das den Angestellten im Castle Garden die größte Freude zu bereiten schien.
Wevnrifchtes.
Bekämpfung der Trunksucht. (Egsdt.) Von Seiten des Zentralausschusses für die Innere Mission der evangelischen Kirche ist beabsichtigt, den Reichstag bei seinem nächsten Zusammentritt in möglichst zahlreichen Petitonen zu bitten, dahin wirken zu wollen, daß reichsgesetzgebliche Bestimmungen erlassen werden, durch welche
1) die selbstverschuldete öffentlich hervortretende Trunkenheit unter Strafe gestellt wird;
2) die Entmündigung gewohnheitsmäßiger Trunkenbolde und die zwangsweise Unterbringung derselben in Trinkerasyle ermöglichen wird;
3) die Verabreichung geistiger Getränke an Betrunkene und notorische Trunkenbolde, sowie an Personen unter 16 Jahren verboten wird;
4) die Maximalzahl der zuzulafsenden Schankstätten muß dem Maße der
Feuilleton.
(Nachdruck verboten.)
Am Rang nnd Reichtum.
Dem Englischen frei nacherzählt von Teo Sonntag.
(Fortsetzung.)
Nun war Laura wieder allein mit der großen Versuchung die an sie herangetreten. Das kleine Haus schien zu eng für sie geworden, sie setzte ihren Hut auf und ging hinaus in den Wald um nachzudenken. Was sollte sie thun? Lag es nicht klar vor ihr? O ja, sie wußte es wohl — sie war Robert Rodens angetrautes Weib; sein großes, ehrliches Herz vertraute ihr; ihre Liebe war sein Leben, er hatte keinen anderen Gedanken, sie war seine ganze Welt. Und sie war sein nach allen Gesetzen des Himmels und der Erde, sein bis der Tod sie dereinst von ihm schied. Sie wußte es wohl — hier lag das Recht; ohne Besinnen mußte sie ihre Antwort geben, dahin lautend, daß weder Rang noch Reichtum, weder Gold noch Juwelen, daß nichts auf der Welt sie verleiten könne, den Mann zu verlassen, der sie liebte und verehrte, und dem sie angehörte als rechtmäßiges Weib! Das wahre Rechte, das mußte sie thun, und es gab keine Entschuldigung, keinen Ausweg.
Und ebenso klar wie den Weg des Rechts, sah sie auch die Gefahr. Sie durfte nicht zögern, wenn sie die Versuchung nicht sofort von sich wies, mußte sie ihr erliegen! Und dann! Tann mußte sie sich leise wegstehlen von der Seite des geliebten Mannes, mußte das Gelübde brechen das sie ihm gegeben, mußte seine Liebe verraten und ihn elend und unglücklich zurücklassen.
Sie versuchte, sich ihr künftiges Dasein auszumalen. Hier das einfache, friedliche Landleben mit seinen unschuldigen Vergnügungen; die Liebe und Hingebung eines Gatten, der sie anbetete; das ruhige, süße Bewußtsein, daß sie ihre Pflicht ge- than; dann — vielleicht — die Freude über Erfolge, die ihr Mann errang, und die ihn zu Wohlhabenheit und Ehre führten. Aber auch das tägliche Einerlei eines beschränkten Haushaltes; die Entbehrungen, das Fehlm der tausend Kleinigkeiten, die
das Leben angenehm machen; der Hochmut Lady Cardins; die Thatsache, daß ihre große Schönheit immer nur im Verborgenen blühen konnte.
Dort aber bei dem unbekannten Onkel harrte ihrer eine glänzende Zukunft. Freilich war sie ohne Herzeleid zu erreichen, sie mußte leiden und auch Robert; aber nach einiger Zeit vergaß er sie gewiß und war glücklich mit seinen Büchern und seinen Blumen.
Und sie — sie wurde reich, unermeßlich reich, — und wie sehr hatte sie sich ihr ganzes Leben lang nach Reichtum gesehnt! Sie konnte ihre Schönheit durch prächtige Kleider und Juwelen noch heben, konnte Equipagen und Pferde halten und Dienerschaft, die jedem Wink gehorchte. Sie konnte glänzende Räume bewohnen, glänzendere noch als Lady Cardin, und alle Freuden des Lebens in vollen Zügen genießen.
Eine solche Zukunft war wohl eine kurze Zeit des Schmerzes, des Leidens wert! Es war der wunderbarste Traum, den ein Weib je geträumt; und das Wunderbarste war, daß sie ihn jede Minute zur Wirklichkeit machen konnte.
Mit einem tiefen Seufzer stand sie von dem moosbewachsenen Sitz auf, den sie unter der alten Eiche eingenommen hatte. Sie liebte das Leben, sie liebte Glanz und Reichtum, — warum wurde er ihr jetzt geboten, da es zu spät war?
Was ihre Mutter wohl gesagt haben würde, hätte sie noch gelebt? Klar und deutlich antwortete Laura's Herz auf eine solche Frage:
„Deine Mutter hätte nur eine Antwort gehabt: Bleibe bei dem angetrauten Gatten und höre nicht auf die Versucher!"
Die junge Frau hatte unwillkürlich den Weg eingeschlagen, der nach Rosendorf führte, wo sie mit ihrer Mutter gewohnt.
Und nun stand sie vor dem kleinen Häuschen, in dem die gute Mutter so geduldig gelitten und der heiße Wunsch stieg in ihrem Herzen auf, dieser Mutter ähnlicher zu sein, so gut wie sie, so zufrieden mit ihrem Loos. — Und war nicht das Schicksal ihrer Mutter härter gewesen, als das ihre? Die zarte, kränkliche Frau hatte hier eine Kleinkinderschule gehalten, um sich und die geliebte Tochter ehrlich zu ernähren, und hatte doch stets mit der bittersten Armut gekämpft. In bitterster Armut