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aus Anlaß der Errichtung einer Statue für Saussüre als seine spezielle Aufgabe bezeichnet, den Franzosen Moral und republikanische Disciplin zu predigen. Wenig Konkurrenz machten ihm dabei die Bonapartisten; erklärt doch Prinz Viktor Napoleon die imperalistische Sache dadurch für gefährdet, daß die Orleanisten mehr Geld aufzuwenden hätten als er.
Der französische Botschafter in Konstantinopel, Herr v. Montebello hat seinen Urlaub angetreten, was beweist, daß derselbe nicht mehr so hitzig wie bisher das Drängen Rußlands auf eine Intervention derTürkei in Bulgarien unterstützen will. Je mehr sich Rußland wieder Deutschland nähert, desto kühler wird die russisch-französische Entente werden, und es sind Stimmen laut geworden, welche behaupten, die Parteinahme Bismarcks für die russischen Anschauungen wegen Bulgariens haben im Wesentlichen den Zweck das Zustandekommen einer russisch-französischen Allianz zu verhindern. In Rußland selbst wäre eine solche Allianz namentlich der Armee erwünscht, welche mit der auswärtigen Politik des Zaren nicht einverstanden sein soll. Kaiser Alexander, welcher mit einem Arm in der Binde in Kopenhagen angelangt ist, soll einem Attentat, begangen von einem Nihilisten in Gardeuniform ausgesetzt gewesen sein, während andernfalls versichert wird, er habe sich nur eine Erkältung zugezogen und trage deshalb den Arm in der Schlinge.
Der Kaiser von Oesterreich, welcher zu den Truppenübungen ins Lager abgereist ist, hat verschiedene fremde Offiziere, namentlich den deutschen General Grasen Waldersee, in seiner persönlichen Umgebung dorthin mitgenommen; ein schöner Kontrast zu der ängstlichen Absperrung der französischen Truppenübungen gegen fremde Zeugen. Auf die kühne Behauptung russischer Blätter, daß der Berliner Vertrag gerissen und Oesterreich- Ungarn nicht mehr berechtigt sei, Bosnien zu occupieren, antwortet man in Wien mit der Einstellung neuer bosnisch-herzegowinischen Truppenkörper in die gemeinsame Armee. In der bulgarischen Ministerkrisis und in die Versuche des Fürsten Ferdinand, die Pforte und die Mächte für sich zu gewinnen, mischt sich Oesterreich-Ungarn nicht.
Gages-WeuigkeiLen.
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/ ' Nagold, 30. August. Das in einem tiefen Thals des Schwarz. ^ waldes freundlich gelegene Städtchen Nagold, dessen Einwohnerzahl jetzt etwa 3500 beträgt, ist — wie den Lesern bereits bekannt — in der Nacht vom Sonntag auf Montag von einer furchtbaren Feuersbrunst heimgesucht worden. Kurz vor Mitternacht, als die Leute bereits im besten Schlaf lagen, ertönte der Feuerruf des Wächters. In einer in der Schmiedgasse gelegenen Scheuer, in welcher der Besitzer erst wenige Tage vorher den Segen der Ernte unter- gebracht hatte, war das Feuer ausgebrochen. Mit rasender Schnelligkeit griff es um sich, und ehe die rasch zusammengeeilte Nagolder Feuerwehr noch in Aktion treten konnte, hatten die Flammen sich bereits der anstoßenden Gebäude bemächtigt. Bei dem engen und winkeligen Baau der Häuser auf jenem Platze vermochte die Nagolder Feuerwehr, zu der sich später noch Mannschaften aus der Nachbarschaft gesellten, der Gewalt des verheerenden Elements nicht wirksam entgegenzutreten und mußte bald den gesamten Komplex der Scheunen und alten geringwertigen Wohngebäude den Flammen überlassen, um wenigstens die umliegenden großen und wertvollen Gebäude: die Sauttersche Zuckerfabrik und Bierbrauerei, die Apotheke, die Buchdruckerei rc. zu retten. In mächtiger Lohe schlugen die Flammen zum Himmel empor und beleuchteten die Berge ringsum wie mit zauberischem Scheine. Noch schlaftrunken und teilweise notdürftig bekleidet retteten sich die Leute aus den brennenden und bedrohten Häusern. Ihre Habe mußten sie im Stiche lasten. Nur sehr wenig Mobiliar konnte in Sicherheit gebracht werden. Ein wahres Wunder erscheint es, daß bei dem rapiden Umsichgreifen des Feuers und dem Zusammensturze so vieler Gebäude kein Menschenleben zu beklagen ist. Kurz vor Mitternacht hatte der Brand begonnen und früh gegen 5 Uhr
lagen bereits 22 Gebäude — 15 Häuser und 7 Scheuern — in Schutt und Asche. Bis auf den Grund ist alles niedergebrannt. Die Brandstätte bietet heute ein unendliches Bild der Zerstörung. Weithin erstreckt sich ein rauchender Trümmerhaufen, aus dem nur wenige Mauerreste einige Meter hoch hervorragen. Die Aufräumungsarbeiten dürften einige Wochen in Anspruch nehmen. Gestern und heute fanden sich viele Fremde aus der Umgebung zur Besichtigung des Brandplatzrs ein. Die Wirtschaften machten infolgedessen gute Geschäfte; die Metzgereien waren zum Teil „ausverkauft". In ganz Nagold war gestern abend keine Wurst mehr zu bekommen. Die Bürgerschaft hat bei dem schweren Unglück, das sie betroffen, ihre volle Ruhe und Besonnenheit bewahrt. Die des Obdachs beraubten Familien — es sind ihrer 28 (etwa 110 Personen) — fanden bei hilfsbereiten Freunden und Bekannten Aufnahme. Ein beträchtlicher Teil war leider nicht versichert und hat somit alles Hab und Gut bei dem Brande verloren. Hoffentlich wird die Mild- thätigkeit sich ihrer annehmen und ihnen wenigstens soweit zu Hilfe kommen, um ihnen wieder die Möglichkeit eigenen Erwerbs zu bieten. Der Gesamtgebäudeschaden wird auf 70,000 angegeben. Hieraus ergiebt sich der geringe Wert der einzelnen Häuser; das größte war mit 8500 versichert. Die zwölf ansehnlichsten der abgebrannten Gebäude sind: die Metzgerei Häußler, die Wirtschaft zum Posthörnle, die Anwesen von Stadtpfleger Weber, Kaufmann Schuon, Messerschmied Weber, Bäcker Moser, Tuchmacher Wagner, Metzger Rauser, Bäcker Lährle und Polizist Reinhard. Die Feuerwehr hat, wie allgemein anerkannt wird, ihre volle Schuldigkeit gethan; sie suchte mit außerordentlicher Anstrengung und Energie die Gewalt des zerstörenden Elements zu hemmen; mehrere der Leute schwebten wiederholt in Lebensgefahr. Auch die Seminaristen und Präparanden haben tüchtig Hilfe geleistet. In der Sautterschen Zuckerfabrik richteten die eingedrungenen Waffermassen erheblichen Schaden an. Was die Entstehungsursache betrifft, so spricht man hier allgemein von Brandstiftung, ohne indessen diesen Verdacht genügend begründen zu können. Ein großes Glück bei allem Unglück war noch, daß nur mäßig bewegter Wind ging; bei stürmischem Wetter hätte der Brand zweifellos noch weit größere Dimensionen angenommen. — Die zur Sedanfeier projektiert gewesenen Festlichkeiten (Kinderfest rc.) werden auf Beschluß des Gemeinderats in Anbetracht des Brandunglücks unterbleiben. Die Feier des Tages wird sich auf einen besonderen Gottesdienst beschränken. N. Tgbl.
— Der Brand in Nagold, schreibt man dem St.-Anz., wurde in Reutlingen, also einer Entfernung von 7^ Stunden in der Luftlinie, vom Turmwächter und der Polizei beobachtet. Auch in Eningen wurde der Feuerschein beobachtet, der hier der „Schw. Kreisztg." zufolge so genau bemerklich war, daß der wachdienstthuende Polizeimann glaubte, die Brandstelle sei in einem nur einige Stunden entfernten Orte.
Stuttgart, 30. Aug. Die Nachricht von dem Hinscheiden des Staatsministers Julius v. Hölder wird nicht allein in Württemberg, sondern auch in ganz Deutschland schmerzliche Teilnahme erwecken. Warm schlug das Herz des Verstorbenen für das Vaterland, das engere wie das weitere, und er gehörte zu den Gründern der württembergischen deutschen Partei, die 1865/66 zum Kampfe gegen die Volkspartei und die Ultramontanen gebildet wurde. Wie oft hat Hölder es in jener bewegten Zeit ausgesprochen, daß ein guter Württemberger auch ein guter Deutscher sein müsse und könne und daß auf der freien Entfaltung der Kräfte der Einzelstaaten die gedeihliche Entwicklung des Reiches beruhe. Hölders Thätigkeit als Minister des Innern war eine umfassende. Während seiner sechsjährigen Leitung der Geschäfte herrschte in seinem Reffort eine fieberhafte Thätigkeit. Eine ganze Reihe neuer Gesetze, die sich auf das Beste bewähtt haben, brachte er vor den Landtag. Es sei hier nur an das Gemeindeangehörigkeitsgesetz, die Feuerlöschordnung, sodann an das landwirtschaftliche Nachbarrechtsgesetz erinnert. Auch die Verwaltungsreform soll fix und fertig daliegen, ebenso wie die Vorschläge zu unserer Verfaffungsreform. Für seine
Eichen stehen geblieben und ihr einen letzten Gruß zugewinkt hatte, wie er ja immer that, wenn er zum Schlosse ging, da hatte sie denselben erwidert mit allem Enthusiasmus ihrer Liebe und ihrer achtzehn Jahre. Der Glanz der ganzen de Bourdon- 'schen Herrlichkeit war augenblicklich verblaßt, die Träume von Reichtum und hoher Geburt waren noch einmal verflogen wie Nebel vor dem siegreich strahlenden Lichte der treuen Liebe, des ehelichen Glückes.
Langsam wandte sich die junge Frau wieder dem Hause zu, als Robert drüben hinter dem Buschwerke untergetaucht war und betrachtete mit strahlenden Augen dies reizende Fleckchen Erde, das von der Natur wie dazu geschaffen schien, von glücklichen und zufriedenen Menschen bewohnt zu werden. Langsam schritt sie auf die Thüre zu, aber je näher sie derselben kam, desto mehr erlosch das freudige Licht in ihren Augen und als sie wieder in ihrem, in seinem Stübchen auf derselben Stelle stand, wo vorhin die Versuchung in so besttickender Form an sie herangetteten war, da war auch der letzte Schimmer von Glück aus ihrem Antlitze entwichen und hatte wieder jenem grübelnden Ausdrucke Platz gemacht.
Mit aller Kraft kämpfte sie gegen den mächtigen Zauber an, der immer mehr Gewalt über sie gewann, je weniger sie vermochte, ihre Gedanken von den blendenden Bildern des Reichtums abzuwenden, die ihre Phantasie nur zu geschäftig war, ihr vorzuspiegeln. Doch noch hatte der Gedanke an ihn, dessen ganzes Fühlen und Sein sie ausfüllte, seine alte Macht über sie lind als ihr jetzt einfiel, daß er gewünscht hatte, daß sie gegen Abend zu Lady Cardin solle, da brach das Bewußtsein, wie schwere Sünde schon ihr Sehnen nach einem Glücke sei, das nicht er, sondem das Phantom der hohen Geburt und des Goldes ihr zu bieten hatte, sich siegreich Bahn durch die dunklen Wolken des Zweifels, die ihre Seele umfangen hielten.
Vor dem Stuhle, auf dem noch vor Kurzem der Abgesandte des vornehmen alten Mannes gesessen, sank sie in die Knie und, das Gesicht fest auf die gemngenen Hände gepreßt, während heftiges unterdrücktes Schluchzen ihren zarten, mädchenhaften Körper schüttelte, rief sie in schneidenden Tönen:
„Nein, nein! Du großer gütiger Gott im Himmel bewahre mich vor der Sünde! Gieb mir die Kraft, ihm zu sein und zu bleiben, was ich vor Deinem heiligen
Altar gelobt habe. Ich muß die Versuchung überwinden; ich darf nicht unterliegen. Herr Du mein Gott, lasse mich lieber sterben, als einen solchen Verrat zu begehen, an ihm, dem besten, dem edelsten Manne. Hilf Du mir!
„Die Gärtnersfrau ist da wegen der Vögel, gnädige Frau" meldete Lady Cardins Lakai einige Stunden später seiner Herrin und Laura errötete tief, als sie die Worte hörte.
Sie wurde in das elegante Boudoir geführt, in welchem die Lady auf einer Chaiselongue lag und einen neuen Roman las. Sie erhob nicht einmal die Augen, als Laura eintrat, sondern legte mit einem leichten Neigen des Kopfes ihr Buch hin. „Setzen Sie sich, ich habe noch ein Billet zu schreiben, und werde dann mit Ihnen reden."
Die junge Frau setzte sich und war bald in Bewunderung der reichen Umgebung vertieft. Ein Gefühl des Neides ergriff sie. Warum waren in ihrer Wohnung keine prächtigen Vorhänge und Teppiche, keine Spiegel und Bilder in Goldrahmen, keine elegant gebundenen Bücher auf mit Elfenbein eingelegten Ebenholz- tischen, kein wertvoller Flügel mit Musikheften beladen? Warum mußte sie, die viel schöner war als Lady Cardin oder Lady Cardins Töchter, in einer gewöhnlichen Gärtnerwohnung Hausen? Und es fiel ihr ein, daß sie ja nur die Hand auszusttecken brauche, um Glanz und Reichtum zu erlangen, um vornehmer zu sein, als die vornehme Dame, auf deren Laune sie hier demütig warten mußte.
Mitten in diesen Träumereien bemerkte sie, daß Lady Cardins Auge mit einem ganz eigentümlichen Ausdruck auf ihr ruhte. Die Dame überlegte soeben, wie merkwürdig es sei, daß die Gärtnersfrau in ihrem reichen Boudoir sich so heimisch zu fühlen schien, daß sie sich so gar nicht linkisch benahm, sondern den Eindruck machte, als habe sie nicht anders als auf Sammtpolstern gesessen. Und sie war doch nur ein Dorfmädchen. Hätte eine ihrer Töchter die Schönheft dieses jungen Weibes besessen, keine Partie im Lande wäre zu hoch für sie gewesen, doch leider waren beide häßlich und ungraziös. Sie fühlte etwas wie Zom bei dem Gedanken, daß dies Dorfmädchen im reichsten Maße die Schönheit und Grazie besaß, die ihren hochgeborenen Töchtern versagt war.
(Fortsetzung folgt.)