Augsburg, 10. Nov. Von Amtswegen werden bei den hiesigen Bierbrauern gegenwärtig Bierproben unternommen. Die Maßregel erscheint nach den „M. N. Nachr." recht nötig, denn der Befund von zwei Dritteln der bisher untersuchten Biere lautete auf „sauer"! Ein Bräuer ließ, ehe die magistratische Kommission anlangte, nicht weniger als 36 Hektoliter Bier in den Kanal ablaufen.
Berlin, 9. Nov. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Im Auftrag Kaiser Wilhelms überreichte der deutsche Militärattache in Petersburg, Major Lauenstein, zwei für den russischen Kreuzer „Rosstja", welchen der Kaiser seiner Zeit in Kronstadt besichtigte, bestimmte Bilder des Kaisers in russischer Marineuniform mit eigener Unterschrift und Widmung. Kapitän Domosherow nahm nach dem Frühstück an Bord die Bilder mit tiefstem Danke für die hohe Gnade entgegen und erbat die Uebermittlung seines ehrfurchtsvollsten Dankes. Darauf fand auf Deck eine Ansprache an die Mannschaften statt, welche mit einem Hoch auf den Kaiser endete. Major Lauenstein erwiederte mit einem Hurrah auf den Zaren.
Berlin, 9. Nov. Die kürzlich vom „Wolffschen Bureau" gebrachte Nachricht von der Ermordung der beiden deutschen Missionare Nies und Henle in Süd-Schantung scheint sich zu bestätigen. Nach einer neuen Meldung wurde die Missionsstation Aentschonfa überfallen; nur der Missionar Ziegler ist entkommen, der Missionar Stenz wird vermißt. Das halbamtliche Bureau meldet ferner, daß die bei der Sachlage gebotenen Schritte eingeleitet seien. Wir halten dafür, daß es die höchste Zeit sei, daß Deutschland durch offizielle Festsetzung an einem geeigneten chinesischen Küstenpunkte das, wie verschiedene Vorfälle beweisen, bereits stark erschütterte Ansehen der Chinesen vor der deutschen Flagge wieder herstellt. Das nun schon 3jährige, bisher zwecklose Stationieren unserer Kreuzerdivision an der chinesischen Küste mit zum Teil so veralteten und kaum noch verwendbaren Schiffen wie die „Aronka" dürfte schwerlich noch länger angethan sein, die Achtung der klugen Asiaten vor Deutschland und vor seiner Politik zu erhalten.
Berlin, 11. Nov. Das Befinden Bismarcks hat sich dem „Lokalanz." zufolge im Laufe des gestrigen Tages etwas gebessert. Die Gesichtsschmerzen haben etwas nachgelassen, auch stellte sich einige Stunden hindurch Schlaf ein.
Aus Cuxhaven, 9. Nov. schreibt man dem Hanov. Kur.: Der Finkenwärder Fischer hat dieser Tage in der Elbmündung einen Menschenhai gefangen und hier eingebracht. Der Fang eines solchen Tieres m unseren Gewässern gehört zu den größten Seltenheiten. Die nur aus 3 Mann bestehende Besatzung hatte die größte Mühe, das 9 Fuß lange und 400 Pfund schwere Tier an Deck zu bringen.
^ « slanL.
Paris, 9. Nov. In Bannes (Departement Morbilan) ist gestern Bischof Bozel nach langer Krankheit gestorben. Der Dahingeschiedene, welcher zur Zeit des Kaiserreichs einer der berühmtesten Kanzelredner von Paris war, hat ein Alter von 72 Jahren erreicht.
Brüssel, 11. Nov. In der Nähe der Stadt wurden 2 Husarenoffiziere auf einem Spazierritt durch ihre scheu gewordenen Pferde in einen Graben' geworfen und lt. „Kl. I." tödlich verletzt.
Madrid, 10. Nov. Die „New-Aork World" hatte an den Ministerpräsidenten Sagasta eine Depesche gesandt, worin gesagt war: Von feindlicher Seite werde die Nachricht verbreitet, daß Spanien einen Vorwand suche, um den Vereinigten Staaten den Krieg zu erklären. Hierauf beauftragte Sagasta I
telegraphisch den spanischen Gesandten in Washington dem Blatte mitzuteilen, daß Spanien es als ein großes Unglück betrachten würde, wenn ihm Grund zu einem solchen schmerzlichen Entschluß gegeben würde. Indessen hoffe Spanien, das von herzlichen Gefühlen beseelt sei, daß die Vereinigten Staaten, indem sie die Rechte Spaniens achten, die Gefühle der Freundschaft zum Wähle der beiden Länder befestigen werden.
London, 8. Nov. Nach einer Timesmeldung aus Rio de Janeiro vom 6. ds. hat Präsident Moraes eine Proklamation erlaffen, worin er das am Freitag begangene Attentat beklagt und erklärt, er werde nicht abweichen von der Erfüllung seiner Pflichten. In der Stadt herrscht Ruhe und Ordnung. Viele Patrouillen durchziehen die Straßen. Die Garnison wird in Bereitschaft gehalten. Das amtliche Organ erklärt, das Verbrechen sei das Ergebnis einer politischen Verschwörung.
Die Engländer erleiden in ihrem indischen Grenzkriege immer wieder kleine Schlappen, wie auch die inzwischen bestätigte Nachricht von der Niedermetzelung einer 36 Mann starken Shiks- Patrouille durch die Rebellen bekundet.
Simla, 10. Nov. Eine brittische Aufklärungstruppe, welche nach dem Saran-Sarberge im Maidan- Thale vorging, erlitt beträchtliche Verluste. Als die Soldaten den Kamm des Berges erreicht hatten, auf dem sich ein Lager des Feindes befand, fanden sie, daß dasselbe geräumt war. Beim Rückmarsch der Truppen umringte sie der Feind von allen Seiten und feuerte, da das unebene, zerklüftete Terrain ihnen überall Deckung gewährte, aus allernächster Nähe. Auf brittischer Seite wurden 1 Offizier und 6 Mann getötet. 1 Offizier und 12 Mann werden vermißt, während 3 Offiziere und 42 Mann verwundet wurden.
-j- DiedeutscheMissionsstation Asntschou- fou in der chinesischen Provinz Süd-Schantung ist von chinesischen Fanatikerbanden überfallen worden. Es wurden hierbei die Missionare Nies und Henle ermordet, der Missionar Ziegler wird vermißt. Hoffentlich wird die chinesische Regierung ihre Pflicht in diesem Falle thun und die Banditen verfolgen und bestrafen lassen.
Zum Attentat in Rio de Janeiro wird gemeldet, daß im 9. Bataillon, welchem der Attentäter angehört, Flugschriften verteilt worden waren, worin ausgeführl wurde, daß der Präsident Moraes fallen müsse, weil er den der Jakobiner-Partei angehörenden General Oskar, den Besieger des letzten Aufstandes, durch schleunige Verbannung nach Per- nambuco verhinderte, die Huldigungen der Hauptstadt Rio de Janeiro entgegenzunehmen, vielmehr es so einrichtete, daß alle Ovationen ihm und seinen Genossen, dem nun ermordeten Kriegsminister Bittencourt und dem General Borboso zufielen, welche weit weniger geleistet hatten als General Oskar. Ein Augenzeuge des Mordanschlags berichtet: Marschall Bittencourt deckte mit seinem Leib den Präsidenten und empfing so den für diesen bestimmten Dolchstich, welcher knapp unter dem Herzen eindrang. Präsident Moraes riß ihm die Uniform auf und versuchte durch Auflegung des Taschentuches eine Blutstillung. Aber nach wenigen Minuten war Bittencourt eine Leiche. Anläßlich einer Debatte in der brasilianischen Deputiertenkammer über die Ermordung des Kriegsministers beschimpften ein Offizier und sechs Abgemdrme der äußersten Linken den Präsidenten Moraes.
Wie verlautet wird General Lee, der amerikanische Konsul in Havanna, bei seiner Ankunft auf Cuba in dieser Woche den Aufständischen anraten, die Waffen niederzulegen und die Bedingungen der spanischen Regierung anzunehmen.
Kleinere Mitteilungen.
Ludwigsburg, 7. Nov. (Korresp.) In der Nacht vom 4. auf 5. ds. Mts. brach in Kornwestheim in der von der Gemeinde als Armenhaus benützten, in der Nähe des Orts gelegenen Mühle Feuer aus. Das Gebäude wurde im vorigen Jahre von der Gemeinde erworben und ist z. Zt. unbewohnt, in dem gegenwärtig umfangreiche bauliche Veränderungen daran vorgenommen werden. Die Arbeiter entdeckten in der Frühe das Feuer, welches schon den Fußboden in einem Zimmer, sowie einige Durchgangsbalken durchgebrannt hatte. Es stellte sich heraus, daß die betr. Arbeiter ein Feuer im Zimmer auf dem Boden machten, um ihr Getränk zu wärmen und beim Verlassen des Zimmers das Feuer nicht löschten, wodurch der Brand entstanden ist. Sie werden sich wegen ihrer Unvorstchtigkeit noch vor Gericht zu verantworten haben.
Eßlingen, 7. Nov. (Korresp.) Ein bei Cirkusbe- fitzer Knie, z. Zt. in Gmünd thätig gewes. C own, namens Schlegler hat feinem Herrn vorgestern durch Erbrechen von Behältnissen die Summe von 800 in barem Geld entwendet und ist damit flüchtig gegangen. Fahndung nach demselben ist eingeleitet.
Allmendingen, 7. No». (Korresp.) Vorgestern Abend kam es in der Wirtschaft zum „Mohren" zu einer schweren Schlägerei. Ein kürzlich vom Militär entlassener Reservist, der seine Dienstzeit in Bayern abdiente, wollte unter allen Umständen raufen. Da es ihm aber an einem Rauflustigen fehlte, ging er aus der Wirtsstube in die nebenanstoßende Metzig, holte sich vom Ladentisch ein Messer und stellte sich im Hausgang auf unter den Rufen: „Der erste, der hei aus kommc, muß hin sein!" Ern ebenfalls in der Wirtschaft abwesender Schäfer ging mit seiner Schippe hinaus und schlug dem Messerhelden in erster Linie das Messer aus der Hand, dann aber wurde der Raufbold unter lebhafter Beteiligung der andern Gäste windelweich gehauen, so daß er ohnmächtig vom Platze getragen werden mußte. Es dürfte dies für ähnliche Fälle als die beste Justiz betrachtet werden.
Tuttlingen, 8. Nov. Gestern nachmittag gegen 3 Uhr brach auf bisher unaufgeklärte Weise in der Scheune des von vielen Familien bewohnten Hauses, Ecke der Rathausund Waghausstraße Feuer aus und nahm einen derartigen Umfang an, daß die eng aneinander gebauten Häuser des ganzen Viertels eine Zeit lang bedroht erschienen. Dank der energisch arbeitenden Feuerwehr und deren vorzüglich funktionierenden Wasserleitung wurde ein weiteres Umsichgreifen des Feuers verhindert, doch ist das ganze Haus und die Einrichtung bedeutend beschädigt.
Landwirtschaft, Handel und Verkehr.
Stuttgart, 11. Nov. (Korresp.) Durchschnittspreise des hiesigen Schlacht- und Biehhofes per Pfund Schlachtgewicht: Fairen und Stiere 82—55 Rinder 60—62 Schweine 68—70 Kälber 68—80
j- Der Getreide-Markt. Wochenbericht vom S. bis 12. Nov. Das starke Angebot von amerikanischem Weizen und die wiederholten Preisrückgänge auf dem amerikanischen Markte haben auch die europäischen Getreidebörsen in eine matte Stimmung versetzt. Doch kam dieselbe vorzugsweise nur gegenüber dem Weizenhandel zum Durchbruch, während Roggen, Gerste und Hafer so ziemlich ihren alten Preis behaupten. Di« Verkäufer waren auch klug genug und drängten mit dem Angebote nicht, so daß sich der Markt wieder befestigte. In Leipzig und Berlin wurde gekauft: Weizen, je nach Güte, die Tonne — 20 Ztr., für 178 bis 215 Roggen 139 bis 159 Braugerste für 164—180 Futtergerste für 110—130 ^ Hafer für 144-154 Mais für 96-109 ^
Der Postdampser „Friesland" der „Red Star Linie" in Antwerpen, ist laur Telegramm am 9. Nov. wohlbehal ten in New-Aork angekommen. _
Griesklößchen-Suppe. Die beim Emkauf des für
heutigen Mtttagstisch bestimmten Rostbratenstückes als Zuwage mitbekommenen, oder abgetrennten Knochen (Rippen) werden etwas zerkleinert, mit kaltem Wasser zum Feuer gesetzt und mit einem Stückchen Rindermark oder frischem Nierenfett, zusammengebundenen Suppenkräutern und dem nötigen Salz ^/« Stunden langsam gekocht. — Inzwischen rührt man 75 Gramm Butter schaumig und schlägt 4 ganze Eier — eines nach dem andern — dazu. Dann läßt man soviel feinen Gries einlaufen, daß der Teig ziemlich gebunden ist, giebt das nötige Salz und etwas Muskatnuß dazu, formt wallnusgroße Knödelchen daraus, kocht diese in obiger durchgeseihter Bouillon zehn Minuten — die Brühe maß in beständigem, leichtem Wallen erhalten werden, — und verstärkt beim Anrichten mit 2 Theelöffelchen Maggi.
Hiezu das Unterhaltungsblatt Nro. 46.
Redaktion, Druck und Arrlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.
Amtliche «nb Privat-Lekanntmachimge».
Gveramtsffadt Aagold.
Aufforderung «. Bekanntmachung an Erbschafts-Gläubiger.
In der Verlafsenschaftssache des am 5. August ds. Js. verstorbenen
Gottlieb Friedrich Schneider,
gewes. led. volljähr. Dienstknechts hier, wurde die Erbschaft ausgeschlagen. Dies wird mit dem Anfügen bekannt gemacht, daß wenn nicht
LW- binnen 14 Tagen
der Antrag auf Konkurseröffnung gestellt wird, der Nachlaß unter die bekannten Gläubiger nach den Regeln der Konkursordnung zur Verteilung kommt.
Zugleich werden die bis jetzt noch unbekannten Gläubiger aufgefordert, ihre Ansprüche innerhalb obiger Frist anzumelden und zu erweisen, widrigenfalls sie in dem Verlaffenschaftsauseinandersetzungsverfahren keine Berücksichtigung finden können.
Den 11. November 1897.
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