Mts. stattgefundenen Bürgerausschußwahl haben von 424 Wahlberechtigten 106 abgestimmt. Gewählt wurden: Fr. Rentschler, Sägmbes., 93 Stimmen, Joh. Simon Mayer 88, Wilh. Mayer, Gerber, 84, Fr.Lutz, Schreinermeister, 82, Karl Schwarz­kopf 74, Wilhelm Benz, Werkmeister, 63, Julius Hettler 44 St.

* Nagold, 24. Dez. Ein tief trauriges Weih­nachten ist der Familie des I. G. Walz hier be- schieden; vor ci. 8 Tagen kam aus Karlsruhe die ur.beittrrnnle Nact rrcht, daß der 23jähr. Sohn Ernst, d. r n oo i en Bahnhof im Rangierdienst ange- st- Ul, v- lunglückt fei. Nach langem Warten traf Ul.u aa stern die schreckliche Mitteilung ein, daß de: !! .e brave junge Mann überfahren worden

sei hin im Spital der linke Fuß und Arm abgeuommen werden mußte. Der Unglückliche schwebt nun zwischen Leben und Tod und weiß der vom Schmerz gebeugte Vater, der auch eine seit langen Jahren kranke Frau hat, sich vor Jammer kaum zu fassen.

'r. Nagold, 24. Dez. Gestern abend hielt der hiesige Jünglings-Verein in herkömmlicher Weise seine jährliche Weihnachtsfeier im Saale de- Zcllerhauses ab. Der Vorstand, H. Stadtpfr. D'elerle, eröffnete die Feier, worauf H. Dekan Römer eine zu Herzen gehende Ansprache hielt. Tieffliche Deklw'wlionen und Gesänge trugen We­sentliches zur Verschönerung der Feier bei. Bei diesem Anl.ß u: d angesichts der guten Sache, für die der Verein urbeitel, werden Eltern und Lehr­herren ausmertsum gemacht, die männliche Jugend zum Besuch desselben zu bewegen. Zum Schlüße dan­ken wir noch den zahlreichen Gönnern deS Vereins für die gespendeten Gaben, welche große Freude ge­macht haben.

)( (Plenarversammlung des landwirt­schaftlichen Vereins Nagold am 21. Dez. in Wildberg im Hirsch.) Die heutige Plenar­versammlung in Wildberg brachte insofern für manchen Besucher eine Enttäuschung als Herr Prof. Dr. Gmelin aus Stuttgart, der den 1. Vortrag über Pferdezucht und Pferdezuchtvereine halten sollte, nicht erschienen war. Die Verhinderung waren dienstliche Gründe. Des Anregenden bot aber die Versammlung dessenungeachtet vieles. Zunächst wurde die Kunstdüngerfrage abgehandelt. Herr Link vom Tröllenshof wünschte und bean­tragte die Einrichtung von Lagerhäusern in Nagold, Altensteig und Wildberg. Dieser Gedanke fand im allgemeinen Anklang, es waren jedoch auch Gegner dazu vorhanden. Insbesondere wünschte Herr Link ein Zusammengehen der landw. Konsumvereine (Darlehenskassen und Molkereien) mit dem landw. Verein. Herr Oberamtmann Ritter beantragte, diese Frage dem Ausschuß des landw. Bezirksverems zur Erwägung zu übertragen; diesbezügliche Be­schlüsse werden dann später der Oeffentlichkeit über­geben. Dieser Gedanke fand allgemeine Zustimmung. Als 2. Hauptthema brachte der Herr Oberamtmann das neue Farrenhaltungsgesetz zur Sprache. Herr Ruofs aus Spielberg erklärte, daß seine praktischen Erfahrungen ihn zu der Ueberzeugung geführt hätten, daß dies Gesetz eine Notwendigkeit sei. Wenn er unsere Märkte, speziell noch den Rottweiler, mit denen des badischen Oberlandes vergleiche, so müsse er sagen, wir seien hinter den Badensern noch ziemlich zurück. Herr Stadtschult­heiß Krauß aus Haiterbach bestätigte, daß die G. meindefarrenhaltung sich bei ihnen sehr gut be­währt habe. Die anfänglichen Schwierigkeiten seien ^ hoben, und die Bürger seien mit der Einrichtung sehr wohl zufrieden. Herr Wallraff und Herr Link besüi warteten dieses Gesetz ebenfalls aufs wärmste. Herr Wörner aus Sulz mahnte zur Schonung der jetzigen Zustände. Nach diesen Aus­führungen erklärte Herr Schill aus Altensteig, daß er sein Amt als Vorsteber niederlege; zugleich empfehle er, Herrn Ob ramtmann Ritter als Vereinsvorstand zu wählen. Letzteres geschah. Der Herr Oberamtmann nimn t i. Wahl an und bittet die Ausschuß- und Verein. »Wieder, ihm ihre Unterstützung nach Kräften a >e > ,en zu lassen. Im Namen der Versammlung ca ki Herr Stadt­schultheiß Krauß aus Haiterb d m bisherigen Vorsteher für seine geleisteten > »ne. Als letzten Gegenstand führte der neue V Vorstand noch daS geplante Rückversicherungsgesetz für

; Viehversicherungsvereine vor. Die gesetzlich garan­tierte Rückversicherung würde den betr. Ortsver­einen 60 Proz. des Verlustes ersetzen; die Orts­vereine müßten sich aber den staatlichen Bedingungen, periodische Prämienzahlungen, unterwerfen. Herr Stadtschultheiß Krauß aus Haiterbach schildert so­dann das Gedeihen ihres Vereins, und Herr Wall­raff setzt näher auseinander, wie es gekommen sei, daß der Nagolder Verein seine Thätigkeit eingestellt habe. Herr Gärttner aus Wildberg regte noch die Verschleppung der Maul- und Klauenseuche durch die Handelsleute wie auch den Schacherhandel selber an. Herr Oberamtmann Ritter versprach in dieser Hinsicht alles zu thun, was in seinen Kräften stehe. Nachdem die Verhandlungen etwa 3 Stun­den gedauert hatten, wurde die Versammlung gegen 5 Uhr beschlossen.

Herrenberg, 20. Dez. In der heutigen Versammlung des Gewerbevereins sprach Reallehrer Kleinfelder überdie Verbreitung der Pflanzen", Stadtschultheiß Haußer gab einen Ueberblick über die Verhandlungen der 38. Jahresversammlung des württ. Gewerbebundes", Oberamtmann Wie- gandt erbat sich die Ansichten der Versammlung über die in unserem Bezirk aufgetauchten Wünsche bezüglich eines Arbeiterzugs nach Stuttgart morgens und abends, wobei sich auch das Gewerbe, wie die Landwirtschaft vorher, gegen die Notwendigkeit und den Nutzen einer solchen Einrichtung aussprach. Zum Schluffe entspann sich eine Debatte über den Maximalarbeitstag, wobei insbesondere die Bäcker gegen denselben auftraten.

Horb, 22. Dez. Die heurige Bürgerausschuß­wahl ist hier sehr flau verlaufen, insofern am 1. Tag nur 46 und am gestrigen Nachwahltage 69, zus. also von 246 Stimmberechtigten nur 115 von ihrem Recht Gebrauch gemacht haben. Die Gewählten erhielten von 88 bis 52 Stimmen und gehören teils der Volkspartei, teils dem kath. Volksverein an.

Calw, 22. Dez. (Korr.) Die Ausstellung von Arbeiten des vor einigen Jahren hier eingeführten Handfertigkeits-Unterrichts erfreute sich gestern und heute eine? starken Besuches. An den: ausgestellten Gegenständen kann man deutlich den Lehrgang der Kerbschnitzerei, die die Hauptbeschäs-! tigung im Unterricht bildet, verfolgen. Die Arbeiten, die überaus pünktlich gemacht sind, sind von 8- bis 14jährigen Schülern gefertigt. Auch in den Hobel­bankarbeiten, Papierarbeiten und Laubsägearbeiten war ein Lehrgang ausgestellt. H. Lehrer Fischer, welcher den Unterricht erteilt, verdient mit seinen Erfolgen und der schönen Anordnung der gelungenen Ausstellung alles Lob.

Neuenbürg, 22. Dez. Bei der gestrigen Bürger- ^ ausschußwahl wurde außerordentlich lebhaft abge­stimmt; es machten von 297 Wahlberechtigten 213 von ihrem Recht Gebrauch. Der aus der Wahl­versammlung am Samstag hervorgegangene Vor­schlag. welcher die bisherigen Mitglieder enthielt, siegte mit ganz überwiegender Mehrheit; es wurden allein 121 Zettel unverändert abgegeben, während dies bei der Gegenpartei nur 41 mal der Fall war. Letztere brachte es überhaupt nur auf 49 bis 61 Stimmen. Gewählt sind: Wilh. Pfrommer mit 161, Robert Silbereisen mit 160, Friedrich Wagner z. Kr. mit 159, Albert Weck und Christian Frautz mit je 157, Jmanuel Bellon mit 146 und Chr. Proß mit 143 Stimmen.

Stuttgart, 23. Dez. DerSchwäb. Merk." erhält bei Schluß des Blattes die Nachricht von einem Duell, das gestern abend zwischen dem Lega­tionssekretär Frhrn. v. Wangenheim und dem Lieu­tenant Grafen Uxkull-Gyllenband statkfand. Beide Gegner sind schwer verwundet, der eine durch einen Schuß durch die Niere, der andere durch einen Schuß in den Unterleib. Die beiden Verletzten wur­den in das Katharinenhospital verbracht, wo die Nacht befriedigend verlaufen sein soll.

Gmünd, 22. Dezbr. Bei der heutigen Land­tags-Stichwahl erhielt Pfarrer Schwarz von Otten­bach 366 Stimmen und Rektor Klaus-Gmünd 2643 Stimmen. Pfarrer Schwarz ist somit gewählt; beide Kandidaten gehören der Centrumspartei an.

Göppingen, 21. Dez. Bei der heute vorge­nommenen BürgerauSschußwahl haben von etwa 1700 Wahlberechtigten 1196 abgestimmt. Es waren 10 Mitglieder zu wählen. Die Deutsche Partei hat von ihrem Zettel 9 durchgebracht, die Volkspartei

1 Mann. Von der D. P. wurden 402 unabgeän- derte Zettel abgegeben, von der Volkspartei 333, von den Sozialdemokraten 257. Der Höchste von der D. P. erhielt 520 Stimmen, der Niederste 474; der Höchste von der Volkspartei 484 Stimmen, der Niederste 361; die Soz.-Dem. erzielten 265 bis 286 St.

Geislingen, 21. Dez. Bei der heutigen Bürgerausschußwahl, bei der von 697 Wahlberech­tigten 392 abgestimmt haben, siegte die Deutsche Partei, die unter Verleugnung aller Partei- und sonstigen Rücksichten ihr Augenmerk nur auf tüch­tige Männer gerichtet hatte, vollständig; ihre sämt­lichen Vorgeschlagenen wurden gewählt.

Karlsruhe, 21. Dez. DerBad. Landes­bote" teilt mit, daß im Falle Brüsewitz von dem Auditoriat nicht nur die früheren, sondern auch noch mehrere neue Zeugen verhört worden sind, und zwar nur über einige Einzelheiten, speziell über das, was der Kriegsminister im Reichstage nicht zu wissen erkläre, sowie über die Worte, welche Brüse­witz vor und nach der That im CafeTannhäuser" gesprochen hat. Unter den Zeugen befand sich auch wieder Herr v. Jung-Stilling. Es soll ferner noch ein Zeuge, der sich inzwischen ins Ausland begeben wahrscheinlich handelt es sich um den früheren Cafekoch desTannhäuser" verhört werden. Die Vernehmung der einzelnen Zeugen war so kurz, daß eine gründliche Nachprüfung des Sachverhalts, augenscheinlich nicht erfolgt ist.

Berlin, 21. Dez. DerReichsanz." veröffent­licht folgende Vertilgung des Staatssekretärs Dr. von Stephan: Vom 1. Jan. 1897 ab wird im Fernsprechverkehr zwischen zwei verschiedenen Stadt­fernsprecheinrichtungen des Reichspost- und Tele­graphengebietes, deren Hauptvermittlungsanstalten in der Luftlinie nicht mehr als 50 Kilometer von einander entfernt sind, die Gebühr für ein gewöhn­liches Gespräch bis zur Dauer von 3 Minuten aus 25 ermäßigt. Bei größerer Entfernung beträgt die Gebühr wie bisher 1

Ausland.

Genua, 22. Dez. Der Abg. Giuffrida wird sich in Genua mit einer Schar Freiwilliger nach Kuba einschiffen, um den Aufständischen daselbst die Sympathien der Italiener zu bezeugen.

London, 22. Dez. Man befürchtet, daß der DampferJames Drake," der vor 8 Tagen in Dünkirchen eintreffen sollte, im Busen von Biscaya untergegangen ist.

Chicago, 22. Dez. Die Nationalbank in Illinois stellte ihre Zahlungen ein. Die Verpflichtungen der Bank werden aus 11 Millionen geschätzt. Dieses Fallissement veranlaßte die Zahlungseinstellung zweier anderen Banken E. S. Drya u. Cie. und Wasmannsdorf u. Heinmann.

Kleinere Mitteilungen.

Schramberg, 21. Dez. Ende vor. Woche hat sich: !von hier der verheiratete Fabrikarbeiter M. heimlich ent­fernt. Derselbe bekleidete seit etwa 2 Jahren das Amt des Kassiers im evang. Arbeiterverein; in der letzten Zeit war aber das Vertrauen ihm gegenüber merklich geschwun­den und dieser Tage stand ihm eine Kafsenreviston bevor, der er durch sein unvermutetes Verschwinden aus dem. Wege ging. Der evang. Arbeiterverein ist durch den un- getreuen Kassier um etwa 3b0 ^ (laufende Mitglieder­beiträge u.s. w.) geschädigt; das übrige Vereinsvermögen, insbesondere der Gescbäfisgewlnn aus dem Uhrenhandel und einige größere Getdzuwendungrn, sind so gesichert^ daß der gewesene Kassier sie nicht antasten konnte.

Heilbronn, 23. Dez. (Korr.) Wegen Verdachts der Unterschlagung der gestern als verloren gemeldeten 1800 ^ wurde der Kaufmannslehrling, dem sie übergeben waren, festgenommen und dem K. Amtsgericht eingeliefert.

! Gmünd, 23. Dez. Gestern mittag nach 4 Uhr hat sich der hiesige Malzhäadler Reich in der Nähe Remsbrücke beim Bahnhof ertränkt. Reich war nnverheiratet. Als Motiv wird pekuniäre Notlage vermutet.

! Göppingen, 22. Dez. Gestern abend 7 Uhr ertönte hier das Feuerzeichen. Es brannte die Gelbg'eßerei der Gebrüder Mühlhäuser beim Schlachthaus. Wegen Was­sermangel konnte das Gebäude trotz der eifrigen Bemühung der Feuerwehr nicht mehr gerettet werden. Die Entsteh- ungsursache ist noch nicht bekannt. Der Schaden ist be­deutend.

! *8* Oehrin gen, 22. De,. Sestern wurde hier der

schon oft bestrafte Dienstknecht Mich. Enerich von Gails­bach der Mainhardt eingeliefert und dem Kgl. Amtsgerichte § übergeben, weil er in den letzten Nächten, wie bereits > gemeldet, verschiedenen Pferdebesttzern des Bezirks ihre Pferde durch Abschneiden der Schwänze schändlich zuge- ! richtet und das Roßhaar verkauft hat. Außer einer leben- ! den Gaise har er auch noch Stiefel bei seinen nächtliche« i Streifzügen gestohlen und dir kürzlich in GailSbach dem- Bauern Walter abgebrannt« Scheuer, vorsätzlich angezün- det. L» ist geständig.