in ein in der Mitte der Stadt jenseits der Eyach bei der sog. schwarzen Brücke erstelltes Elektrizitäts- Haus übergeleitet, wo die Zentrale eingerichtet ist. Als Reserve ist dort eine Dampfmaschine von 56 Pferdekr. aufgestellt. Der übrige Strom wird in der Zentrale in 130 Aufspeicherungsgläsern gebunden. Die Einrichtung der Straßenbeleuchtung und der Hausleitungen, sowie der Motoren für gewerbliche Zwecke liegt in den bewährten Händen der Firma Reinhardt und Gackenbach aus Reutlingen. Zu Versuchsproben ist aus dem Marktplatz eine Bogen­lampe aufgestellt. Vor 1^2 Jahren war die Stadt­mühle eine Stätte greulicher Verheerungen und heute ist sie nun die Spenderin des Lichtes für die ganze Einwohnerschaft.

Stuttgart, 24. Nov. Gegen 100 Vertreter württb. Sparkassen waren gestern auf Einladung des Oberreg.-Rats Huzel hier im Rathaussaale ver­sammelt, uck über die Rekonstruierung des vor 15 Jahren gegründeten Verbandes Württ. Sparkassen zu beraten. Einstimmig wurde beschlossen, die Ver- bandsthätigkeit energisch fortzusetzen und dem nord­deutschen Sparkassenverband beizutreten. Eingehend wurde sodann erörtert, die Frage der Einführung von Annuitäts-Darlehen und einer Geldausgleichungs- stelle; auch wurde einmütig beschlossen, hinsichtlich der beabsichtigten Aufhebung der Steuerbefreiung der Sparkassen bei den gesetzgebenden Faktoren vor­stellig zu werden. In den Ausschuß wurden 7 Herren gewählt.

Stuttgart, 24. Nov. Die Steuerkommission der Kammer der Abgeordneten hat die erste Lesung des Gesetzentwurfs, betreffend die Einkommensteuer, beendet. Es werden nun die Beschlüsse, welche in dieser ersten Lesung gefaßt worden sind, zusammen­gestellt. Die zweite Lesung soll dann in der nächsten Woche vorgenommen werden. Morgen tritt die Steuerkommission in die Beratung des Entwurfs, betreffend die Gemeindesteuer, ein. Es handelt sich hier zunächst um eine allgemeine Besprechung. Die Kommission für Vorberatung des Gesetzes über das Wasserrecht wird die erste Lesung dieses Entwurfs in dieser Woche zum Abschluß bringen. Die volks­wirtschaftliche Kommission tritt nächste Woche zu­sammen.

Besigheim, 2S. Nov. In den letzten Tagen wurde unser neuernannter Oberamtmann, Herr Schaffold, bisher Regierungssekretär in Ellwangen, durch Herrn Regierungs­rat Maier von Ludwigsburg in sein hiesiges Amt eingesetzt.

Zum Fall Bauer. Am 21. ds. Mts. hat Dr. Lipp aus Heilbronn, der Beauftragte des Vaters Bauer, in Neckargartach einen Vortrag gehalten, in dem er neben dem Fall Brüsewitz auch den bekann­ten Fall Bauer behandelt hat, indem er der Ver­sammlung seine Akten vorlas. Der Vater des verst. Bauer will darnach, wie er in einer Eingabe an das Generalkommando ausführte, alle seine weiteren Angaben nur vor einem Amtsrichter oder Unter­suchungsrichter der bürgerlichen Rechtspflege machen. Uebrigens sollen, wie der Frank. Kurier bei der Veröffentlichung der Lipp'schen Akten mitteilt und wie auch Dr. Lipp in seinem Vortrag angab, am 19. d. M. die Zeugen Mezger und Schell vor dem Amtsgericht Neckarsulm eidlich vernommen worden sein.

Ulm, 24. Nov. Dem Professoratskandidaten R. Ostermayer, Hilfslehrer an der hiesigen Real­anstalt ist es gelungen, mit Röntgenstrahlen zwei verschiedene photographische Aufnahmen zweier über­einander gelegter Hände so herzustellen, daß in dem von ihm konstruierten und gesetzlich geschützten Spie­gelstereoskop ein großartig plastisches Bild der Knochen entsteht. Man sieht deutlich, wie die Kno­chen übereinander liegen. Mit Hilfe solcher Auf­nahmen ist es also möglich, die Lage eines Fremd­körpers vollkommen deutlich zu erkennen, während bei nur einem Bild allein oft nicht zu entscheiden ist, ob ein solcher Körper über oder unter einem Knochen liegt.

Karlsruhe, 24. Nov. Der Kommandeur des hiesigen Grenadierregiments, Oberst v. Fallois, hat seit einigen Tagen seinen Dienst wieder angetreten. Die Vermutungen, die man mit dessen bisherigen Urlaub in Zusammenhang mit demFall Brüsewitz" knüpfte, sind damit unzutreffend.

Aachen, 24. Novbr. Der jetzige Kriminal­kommissär G., ein ehemaliger Offizier, betrat gestern abend offenbar angetrunken eine hiesige Wirtschaft, mißhandelte die Gäste, während er sagte:Ich bin Brüsewitz der Zweite, wer mich oder mein Monocle beleidigt, den schieße ich nieder!".

zerschnitt dem Kellner, der ihn entfernen sollte, die Oberlippe und versetzte ihm Fußtritte.

ff Die in Berlin zusammengetretene deutsch­russische Kommission zur Beilegung der zwischen Deutschland und Rußland entstandenen Zolldiffsrenzen hat in voriger Woche ihre Verhandlungen unter Vorsitz des Geheimrat Reinhardt eröffnet, man hofft auf einen günstigen Verlauf derselben.

ff Im preuß. Abgeordnetenhaus« wurde am Sonnabend, wie dies schon zu erwarten stand, das bisherige Präsidium v. Koller (cons.) Präsident, v. Heeremann (Centr.) 1. Vicepräsident, Dr. Krause (nat.-lib.) 2. Vicepräsident, durch Zuruf wiederge­wählt; alle drei Herren nahmen mit Dank an. Auch die bisherigen Schiftführer und Quästoren wurden wiedergewählt. In der nächsten Sitzung, am Diens­tag, steht zuerst die Generaldebatte über die Vor­lage, betr. die Verstaatlichung der hessischen Lud­wigsbahn und die Bildung einer Eisenbahnbetriebs­gesellschaft zwischen Preußen und Hessen, auf der Tagesordnung. Im Herrenhause erfolgte am gleichen Tage die Wiederwahl der bisherigen Vice- präsidenten, des Freiherrn v. Manteuffel und des Oberbürgermeisters Becker-Köln. Die Wahl des neuen Präsidenten an Stelle des verstorbenen Für­sten zu Stolberg-Wernigerode wird erst in der näch­sten Sitzung, die voraussichtlich nicht vor Mitte Dezember stattfindet, vorgenommen werden.

Hamburg, 24. Nov. Der Stauer der Ham- burg-Amerika-Linie, Blum, giebt durch große An­schläge bekannt, wer von seinen streikenden Schauer­leuten, die durchschnittlich 3537 ^ Wochenlohn hätten und sich nur widerwillig, indem sie ungebühr­licher Beeinflussung folgten, dem Streik angeschlossen hätten, bis Mittwoch früh nicht zur Arbeit eingestellt hätten, werde nicht mehr zur Arbeit angenommen werden. Wenn am Mittwoch noch Arbeitskräfte fehl­ten, würden Tausende von Italienern eintreffen, die sämtlich mit Kontrakten für ein volles Jahr versehen seien. Neu eintretende Arbeiter sollen auf den Schiffen einquartiert werden, Verpflegung und per­sönlichen Schutz erhalten.

Hamburg, 24. Nov. Die Hamburg-Amerika­linie hat (wegen des Strikes) auf Anfrage ihren Kunden empfohlen, ihre Güter über Bremen, Ant­werpen, Rotterdam zur Versendung zu bringen. Die dortigen, dem nord-atlantischen Dampferlinien- Verband angehörende Gesellschaften übernehmen alle diesbezüglichen Verpflichtungen des Comptoirs der Hamburg-Amerikalinie. In derselben Weise er­folge auch die Beförderung der Reisenden über die Nachbarhäfen. DieHamb. Börsenhalle" fügt hinzu, durch den sog. Pooloertrag, welchen die Hamburg- Amerikalinie mit den übrigen großen Compagnien unterhält, sei der Gesellschaft der vereinbarte Änteil am Gesamtoerkehr gesichert, auch wenn diese in Zeiten, wie gegenwärtige nicht in der Lage sei, ihren Verkehr aufrecht zu erhalten. Diese Gesell­schaft erleidet also einen pekuniären Ausfall nicht.

Kiel, 25. Nov. Bei der Vereidigung der Marine-Rekruten hielt der Kaiser etwa folgende Ansprache:Matrosen, der Eid, den Ihr geschworen, ist die Grundlage der Disziplin. Ohne Gott und Religion giebt es keine Disziplin. Macht Euren Vorfahren in des Kaisers Rock Ehre. Ein Feind ist vorläufig nicht zu fürchten, kommt aber einer, dann werdet Ihr ihm unerschrocken ohne Furcht gegenüberstehen."

ff Oberst Lieber t, Kommandeur des 2. bran- denburgischen Grenadier-Reg. Nr. 12, Prinz Karl von Preußen in Frankfurt a. O., ist nach China abkommandiert worden. Es heißt. Oberst Liebert habe in China einen besonderen Auftrag Kaiser Wilhelms auszuführen. Wie erinnerlich, war Oberst Liebert dem Vicekönig Li-Hung-Chang während des­sen Aufenthaltes in Deutschland beigegeben.

Breslau, 24. Nov. Wie dieSchles. Ztg." aus Pleß meldet, wurde der Bankier Cohn gestern abend in seinem Comptoir ermordet und beraubt aufgefunden. Die Polizei hat 3 Personen verhaftet und während der Nacht mehrere Haussuchungen vorgenommen.

Ausland.

Basel, 23. Nov. Im hiesigen Güterbahnhof Wolf" stießen heute vormittag 2 Güterzugsmaschinen zusammen. Der Materialschaden ist sehr beträchtlich. Drei Bahnarbeiter wurden sehr schwer verletzt und mußten ins Spital übergeführt werden.

ff Aus der freien Schweiz wird ein Kultur­kampf Ln ininlunrtz gemeldet. Der große Rat von St. Gallen hat die Einführung der facultativen Feuerbestattung beschlossen, wogegen aber das Cen- tral-Comitee der konservativ-klerikalen Partei des Cantons St. Gallen protestiert. Dasselbe erklärt,, es betrachte den genannten Beschluß des Großen Rats als eine Kriegsansage und einen mutwilligen Angriff gegen die gesetzliche Ordnung des Staates, weil der Beschluß der Volksabstimmung entzogen, worden sei. Am Montag will das Comitee über dieLage" beschließen.

Wien, 24. Okt. König Alexander von Serbien ist heute früh 7^/4 Uhr nach Rom abgereist.

Paris, 25. Nov. Das Schwurgericht der Seine hat gestern Abend das Urteil in der Affaire der jüngst ermordeten Baronin Valley gefällt. Kisgen und Truel wurden zu lebenslänglicher Zwangsarbeit,. Lagueny zu 10 Jahren Zuchthaus und Ferrand zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt. Drulin wurde frei­gesprochen.

ff Die Schiffsunfälle in der Kriegsmarine Frankreichs mehren sich ganz auffällig, nament­lich bei der Torpedoflotille. Der neueste Vorgang dieser Art ist der Zusammenstoß des Torpedobootes Nr. 83 mit dem Torpedoboot Nr. 61 in der Nähe von Cap de la Chovre, wobei ersteres unterging. Ueber das Schicksal der Besatzung des untergegan­genen Torpedobootes fehlt es noch an genaueren Nachrichten; von dem zur Hilfe herbeigeeilten Kutter Jeanned' Are" wurden ein Schwerverwundeter des verunglückten Bootes und drei leichter Verletzte des anderen Bootes ausgenommen.

Rom, 25. Nov. Hierselbst verlautet, der Beweis für die Schuld des Generals Albertone sei erbracht und es werde derselbe vor ein Kriegsgericht gestellt werden. General Baratieri wirft auf Albertone die volle Verantwortung für die Niederlage von Adua. Albertone wird sich selbst verteidigen.

ff In Spanien ist man sehr stolz auf den Er­folg der neuen Anleihe. Anstatt der von der Regie­rung verlangten 400 Mill. Pesetas sind beinahe 600 Millionen gezeichnet worden, was für die spa­nischen Verhältnisse allerdings erstaunlich ist. Ob aber die Anleihe ihrem hauptsächlichsten Zweck, näm­lich dem, durch die aufgenommenen Gelder endlich eine günstige Wendung für Spanien in den Revo­lutionskriegen auf Cuba und den Philippinen zu ermöglichen, erfüllen wird, das steht noch sehr dahin.

ff Aus China kommt die überraschende Nach­richt, daß der Vicekönig Li-Hung-Chang, welcher nach der Beendigung seiner großen Auslandsreise bekanntlich zum Minister des Auswärtigen ernannt wurde, zurücktreten will; er soll mit der ihm in China bei seiner Rückkehr bereiteten kühlen Aufnahme unzufrieden sein. Wie verlautet, soll der neue Han­delsvertrag zwischen China und Japan seine Spitze gegen die fremden Mächte richten und deren Ange­hörigen keinerlei Zugeständnis gewähren.

Aokohama, 21. Novbr. Nach Depeschen aus Soeul wurde eine Anzahl koreanische Offiziere dort verhaftet wegen einer Verschwörung, sich des Königs zu bemächtigen und ihn zur Rückkehr nach dem Palast zu zwingen. Drei russische Offiziere mit 80 Seeleuten und einem Feldgeschütz rückten gestern in Soeul ein.

Peking, 25. Nov. Der Kaiser ernannte u. a. Hwang-Jonn-Schien zum Gesandten in Berlin.

Kletirrre Mttreilrrrr-r«.

In Röthenbach, OA. Calw, ist am 21. d. M. früh

5 Uhr ein Brand ausgebrochen, welcher die gemeinschaft­liche Scheuer des Bauers Ulrich Bauer und des Fuhr­manns Ulrich Clauß zerstörte. Es ist kaum anders mög­lich, als daß Brandstiftung vorliegt. Verhaftet ist bis jetzt niemand.

Weil im Schönbuch, 23. Nov. Gestern füh gegen

6 Uhr brach im Gasthaus zumWaldhorn", Besitzer Chr. Henne, ein Brand aus, welcher das ganze Anwesen zer­störte. Der Gebäudebrandschaden wird aus 13 000 M., der Mobiliarschaden auf 9000 M. geschätzt. Der Abge­brannte ist versichert. Leider fiel dem Feuer auch ein Menschenleben zum Opfer. Der geistig etwas beschränkte Verwandte des Besitzers, I. Singer, 32 Jahre alt, konnte bei dem raschen Umsichgreifen des Feuers nicht mehr ge­rettet werden und erstickte. Ein Hrndwerksbursche, der in der Wirtschaft übernachtete, flüchtete sich unbekleidet über ein Dach. Ueber die Ursache des Brandes ist noch nichts sicheres bekannt, doch scheint Fahrlässigkeit oder Gebäude­schaden vorzuliegen.

Ebingen, 2S. Nov. Der Kaufmannslehrling, welcher mitte September in dem Hause seines Lehrherrn hier Feuer legte (größerer Schaden konnte bekanntlich durch rechtzeiti­ges Dazukommen verhütet werden), ist, seiner That gestän­dig, von der Strafkammer Rottweil zu 3 Jahren und 2 Monaten Gefängnis verurteilt worden.