Aufenthalte im Schwarzwalde für kommende Saison ein, die von der Geschäftsstelle aus ihre prompte Erledigung finden müssen und finden. Daneben find die zahlreichen laufenden Arbeiten zu erledigen, die sich auf Anfragen und Auskünfte mancherlei Art in Bezug auf den Fremdenverkehr erstrecken; auch die Vorarbeiten für die Frühjahrsreklamen werden bereits in Angriff genommen. In letzter Zeit liefen mehrfache Anfragen aus Süd-Amerika und dieser Tage eine solche aus Java in Indien ein, wonach Stabsoffiziere der Niederländisch-Ostin­dischen Armee dorten kommendes Frühjahr monate­langen Aufenthalt im Schwarzwalde beabsichtigen. Ein Beweis, daß die Insertionen ec., für die der Verein jährlich 34000-42 ausgiebt, in den richtigen Organen auch des Auslandes erfolgen und weit­gehendste Beachtung finden. Der Verein erstreckt sich gegenwärtig auf über 100 der frequentesten Kurorte und Luftkurstationen des badischen und württembergischen Schwarzwaldes und zählt nun­mehr 217 Mitglieder.

Tübingen, 23. Nov. Samstag abend traf Se. Kgl. Majestät auf der Kneipe des Corps Suevia" ein und überreichte in eigener Person den von Höchstdemselben gestifteten Ehrenschläger. Von abends 10 Uhr an war offizielle Festkneipe. Die hies. Turngemeinde, in der die Streitigkeiten wieder etwas geschlichtet sind, hielt gestern ein Schauturnen ab, bei welchem Preise an Mitglieder und Zöglinge verteilt wurden. Hiezu hatte sich ein zahlreiches Publikum eingefunden. Abends war Tanzunter­haltung im Saale zumHirsch."

Stuttgart, 21. Nov. Gestern vormittag wurde die in hohem Alter gestorbene Witwe des bei Cham- pigny gefallenen Oberst von Berger beerdigt. Wohl sämtliche Offiziere der Garnison Stuttgart und Lud­wigsburg umstanden das Grab, an der Spitze S. K. Hoheit Herzog Albrecht, der Kommandeur des einst von Oberst Berger befehligten 1. Infanterie- Regiments. Als Senior der inaktiven Offiziere war General v. Knorzer zugegen. Garnisonsprediger Blum hielt die Grabrede, die Kapelle des Grenadier-Re­giments spielte die Trauermusik.

Stuttgart, 23. Nov. Der am 18. November 1896 in Stuttgart tagende geschäftsführende Aus­schuß des Landesverbands der Wirte Württembergs, welcher über die Abschaffung des Umgelds, resp. über die Haltung der Herren Landtagsabgeordneten zu dieser Frage beraten hatte, hofft auf das be­stimmteste, daß in erster Linie die Herren Abge­ordneten, welche vor ihrer Wahl das Versprechen gegeben haben, für Abschaffung des Umgeldes ein- zulreten, ihre Zustimmung zur bevorstehenden Steuer­reform nur dann geben, wenn mit derselben die Abschaffung des Umgelds bedingt ist und nicht erst die Erträgnisse derselben abgewartet werden. Aber auch an die Herren Abgeordneten aller übrigen Parteien, welche ja in ihrer überwiegenden Mehr­zahl das Umgeld als nicht mehr zeitgemäß und als ungerecht bezeichneten und dessen Abschaffung nur von der Deckung des Ertrags des Umgelds abhängig machten, erlaubt sich der Landesverband der Wirte das ebenso ernste wie dringende Ersuchen zu richten, gleichfalls das Verlangen aussprechen zu wollen, daß die Steuerreform diese Deckung bringen muß und ist der sicheren Hoffnung, daß sowohl die württ. Finanzbehörde sicher Deckung findet, wenn sie ge­zwungen ist, für dieselbe zu sorgen, und daß aber auch dem Lande selbst sicherlich ein ungleich größerer Dienst geleistet wird, wenn dieser nimmer zur Ruhe kommende Unruhestifter (Umgeld genannt) endlich entfernt und nicht mehr zumErisapfel" zwischen den verschiedenen Parteien benützt werden kann, umsomehr als sich diese günstige Gelegenheit, für den Ausfall Deckung zu finden, in absehbarer Zeit nicht wieder bieten dürfte.

Stuttgart, 24. Okt. Ueber die Türkengreuel in Armenien und Konstantinopel wird der als eifriger Freund der Armenier bekannte Dr. Lepsius am nächsten Montag Andreasfeiertag) abends 8 Uhr im Festsale der Liederhalle einen öffentlichen Vortrag halten. Der Redner beabsichtigt über die Ursachen und den Umfang der unerhörten Metzeleien Licht zu ver­breiten. Seine Ausführungen haben um so größeres Gewicht, als er ein genauer Kenner der türkischen Zustände ist. Politische Beweggründe liegen ihm völlig fern; er läßt sich lediglich von Rücksichten der Menschlichkeit und Nächstenliebe leiten. Der Eintritt zu diesem Vortrag ist für jedermann frei.

Heilbronn, 21. Nov. Ueber Fr. Steudel, den früh. Pfarrer von Maienfels, erfährt dieNeck.- Ztg.", daß er nächste Woche nach Bremen gehe, wo er vorläufig Aussicht habe, eine Pfarrstelle zu erlangen.

Neu-Ulm, 23. Nov. Heute mittag verschied nach längerem schwerem Leiden der Redakteur des Neu-Ulmer Anzeigers," Fritz Scheuerte im 65. Lebensjahre. Schmerle war früher viele Jahre am Ulmer Tagblatt" thätig. Er ist geboren zu Calw am 26. Mai 1831. In weiteren Kreisen wurde er bekannt durch seine hochdeutschen und namentlich mundartlichen Dichtungen, den Ulmer Theaterbe­suchern besonders auch durch die zahlreichen Prologe, die er zu den verschiedenen Festvorstellungen verfaßt.

Erfurt, 23. Nov. Der christlich-soziale Kongreß Naumannscher Richtung wurde heute mit einem Hoch auf den Kaiser eröffnet. Etwa 120 Delegierte aus allen Teilen Deutschlands sind an­wesend. In dem Berichte über dar neu aufzustellende Programm betonte Geheimrat Professor Dr. Sohm- Leipzig, die neue Partei wolle an die Spitze der Arbeiterbewegung treten und die Sozialdemokratie ablösen. Sie wolle aber weder den Klassenkampf, noch wolle sie konfessionell sein.

Ebenthalbei Wien, 23. Nov. Fürst Ferdinand von Bulgarien ist hier eingetroffen, um an der Feier des Namenstags seiner Mutter, der Prinzessin Clementine von Sachsen-Coburg teilzunehmen. Gestern verweilte der Fürst mehrere Stunden in Wien behufs Einholung ärztlichen Rats und besuchte die dortige diplomatische Agentur von Bulgarien.

ff Der Bundesrat hat Ende voriger Woche die ersten Ausführungsbestimmungen zu der am 1. Januar 1897 in Kraft tretenden Gewerbeordnungs- Novelle beschlossen. Die betreffenden Beschlüsse be­ziehen sich auf das Detailreisen der Gold- und Silberwarensabrikanten undGroßhändler und ver­wandten Erwerbszweigen, sowie der Weinhändler und der Händler mit Leinen, Wäsche" oder Näh­maschinen.

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Prag, 23. Nov. Der deutsch-nationale anti­semitische Landtags-Abg. Baumeister Gebler aus Graslitz wurde auf der Straße plötzlich irrsinnig und mußte in die Landesirrenanstalt gebracht werden.

Wien. 23. Nov. Wie verlautet, wurde im gestrigen Familienrat beim Fürsten Ferdinand in Ebenthal beschlossen, daß der Herzog von Orleans die Vermittlerrolle übernehme, behufs Herstellung besserer Beziehungen zwischen Ferdinand und Oestreich.

Paris, 23. Nov. Der Verfasser der Dreyfus- Broschüre Bernard Lazare, hat an die Minister des Krieges und der Justiz das Ersuchen gerichtet, gegen ihn das strafgerichtliche Verfahren einzuleiten. Wie jetzt offiziös gemeldet wird, hat die Regierung be­schlossen, diesem Ersuchen nicht zu willfahren, da sonst die Affaire Dreyfus neuerdings vor die Ge­richte käme, was man im Hinblick auf etwaige internationale Komplikationen" um jeden Preis verhindern wolle. Zur Affaire Dreyfus macht übri­gens dieLibre Parole" eine Reihe von zarten Andeutungen, daß die vor mehreren Monaten ge­gründete Schiffahrtsgesellschaft Le Guyanaise, die die offizielle Verbindung mit franzöftsch-Guyana in der Hand hat, von einem Schulkameraden Dreyfuß' geleitet werde. Die Gründung der Gesellschaft habe einzig den Zweck gehabt, diesen letzteren zu befreien.

Mailand, 22. Novbr. Der König und die Königin von Italien statteten heute Vormittag der Königin-Regentin und der Königin der Niederlande einen Besuch ab.

ff Das russische Kaiserpaar wird nun auch in Rom noch seinen Antrittsbesuch abstatten. Wie bestimmt verlautet, werden die russischen Majestäten nach Beendigung ihres angekündigten Aufenthaltes in der französischen Riviera in Rom eintreffen und im Quirinal absteigen. Der Zar wird hierbei auch im Vatikan erscheinen und dort mit demselben Cere- moniell empfangen werden, wie seinerzeit Kaiser Wilhelm.

ff Die Matabele-Gefahr ist für die Engländer in Südafrika noch immer nicht beseitigt. Die Ma­tabele, welche sich kaum erst wieder unterworfen ha­ben, weigern sich, zu arbeiten; man befürchtet in Bulawayo den Ausbruch neuer Unruhen von ihrer Seite.

ff Die berüchtigte Chartered-Company erläßt

eine Erklärung, wonach sie sich weigern würde, einer etwaigen Entschädigungsforderung der Transvaal- Regierung für den Jameson'schen Raubzug nachzu-

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t. Eb hausen, 24. Nov. Eine für die jetzige Jahres­zeit merkwürdige Naturseltenheit ist hier in der Obstbaum­anlage des Baumwarts Handte am Stuhlberg zu sehen, nämlich ein im schönsten Blütenschmuck prangendes Apfel­bäumchen. Dank der milden Witterung, mit welcher uns bis jetzt der November beglückte, haben sich die Blüten vollständig entwickelt. Da aber auch unsere Bergesgipfel sich bereits mit einem Schneepelzkäpplein geziert haben, von Norden her ein schneidiger, rauher Wind bläst und wir demnach täglich empfindlichen Frost zu gewärtigen haben, so wird die späte Blütenpracht des jungen Obstbäumchens am Stuhlberg bald in Gcabesnacht finken.

Calw, 22. Nov. Vergangene Nacht fiel hier der erste Schnee des heurigen Winters. Berg und Thal haben eine leichte Schneedecke. Die Besucher unserer Stadt werden beim Aussteigen aus dem Bahnzug angenehm über­rascht durch den Anblik von drei neuen Gebäuden, die durch Werkmeister Krauß gegenüber dem Bahnhof am so­genannten Tsuselweg erstellt worden sind. Dieses neue Bauquartier zeichnet sich durch seine prächtige und gesunde Lage aus. *

Böblingen, 23. Novbr. Das Anwesen der Bier­brauerei z.Krone" von Witwe Burkhardt hier ging letz­ten Samstag um den Preis von 78000 ^ in die Hände der Aktienbrauerei Zahn über. Der Sohn der Besitzerin,' Chr. Burkhardt, bleibt als Wirtschaftspächter.

Reutlingen, 23. Nov. Direktor Fr. L u raS vom Pomol. Institut ist hier lautG.A." im Auftrag der K. kroat.- slavon.-dalmat. Landesregierung nach Agram abgereist, um dieselbe in der Errichtung eines großen Obstmustergartens, sowie einer Obstverwertungsanstalt zu beraten. Gewiß eine ehrende Auszeichnung.

Ein gutes Geschäft hat Bäckermeister Dürr in Stuttgart gemacht. Derselbe hat nämlich sein Anwesen (früher Wirtschaft zumgoldenen Becher" von Betting), welches er s. Z. 97000 ^ kaufte, um 100 000 ^ an Bäcker Maier, dessen Eltern früher den Obst- und Backwarenstand am Bahnhof hatten, verkauft.

Stuttgart, 21. Nov. Der glückliche Gewinner des Hauptgewinns der Ausstellungslotterie, Lehrer Fölker von Roth am See, war vorgestern in Begleitung seiner Frau und seines Schwagers hier, um den Betrag von 100000- ^ zu erheben.

Ulm, 21. Nov. Die Verhandlung vor der Strafkam­mer gegen die Redakteure desBeobachters", derUlmer Zeitung" und desHeidenheimer Tagblatts", sowie gegen den Schullehrer Hinderer von Finsterlohr dauerte bis heute Abend ^/j7 Uhr. Das Urteil wird nächsten Samstag Vor­mittag verkündet. Der Staatsanwalt beantragte wegen Beleidigung des Vizefeldwebels Schmid von der 9. Kom­pagnie des Grenadierregiements Nr. 123. gegen den Re­dakteur desBeobachter" 50 ^ Geldstrafe, gegen Schul­lehrer Hinderer 60 gegen Redakteur Schwarz von der Ulmer Zeitung" 80 ^ und gegen den Redakteur Härle aus Heidenheim 80 ^; außerdem gegen den Redakteur Schwarz von derUlmer Zeitung" wegen Beleidigung des Regimentskommandos vom Grenadierregiment Nr. 123 drei Wochen Gefängnis. Verteidiger des LehrerS Hinderer war Rechtsanwalt Mayer von Ulm, der der drei Redakteure Rechtsanwalt Storz von Heidenheim. Beide plaidierten für ihre Klienten auf Freisprechung.

Wangen i. A., 20. Nov. Ein heiteres Stücklein trug sich dieser Tage auf dem hiesigen Bahnhof zu. Ein von Hergatz gekommener Reisender war eben ausgestiegen, als er bemerkte, daß er seinen Handkoffer in Hergatz im bayeri­schen Zuge zurückgelassen habe. Sein Jammern hierüber hörte eine im Zuge befindliche Frau. Schnell entschlossen warf sie dem Reisenden einen in ihrer Nähe stehenden Handkoffer durchs Fenster zu; unterdessen fuhr der Zug ab. Darob neuer Jammer im Waggon; denn die Frau hatte den Koffer eines anderen im Zuge befindlichen Rei­senden hinausgeworfen.

AlpirSbach, 21. Nov. Letzte Nachi brach in der nahe bei der Stadt gelegenen Kunstbaumwollsabrik von Seifried infolge Entzündung der Baumwolle in der Maschine wäh­rend des Nachtbetriebs Feuer aus, das, genährt durch die im Fabrikgebäude angehäuften großen Vorräte an Roh­material und fertiger Ware, ungemein rasch um sich griff und das ganze Anwesen in kurzer Zeit vollständig in Asche legte. Die in den oberen Wohngelassen schlafende Frau des Besitzers und ein 12jähriger Knabe (Fabr. Seisried war auf Reisen) konnten nur durchs Fenster gerettet, von den Warenvorräten und dem Mobiliar nur ganz wenig in Sicherheit gebracht werden. Der durch den Brand ver­ursachte Schaden an Vorräten und Mobiliar ist ziemlich bedeutend.

In Thsnelles, einem Dörfchen bei St. Quentin, liegt ein Mädchen, Marguerite Bo val, seit dem 29. Mai 1883, also 130, Jahren, in tiefem Schlaf. Sie war damals 19 Jahre alt und bewohnte mit ihrer Mutter ein Häuschen. Es wurde fälschlich behauptet, sie habe ein Liebesverhältnis mit bösen Folgen gehabt, und das Gerücht kam auch ihr zu Ohren. An ihrem 19. Geburtstag, eben an jenem 29. Mai 1883, sah sie, zufällig aus dem Hause tretend, Gendarmen, die aus sie zukamen; sie glaubte, der Klatsch sei der Behörde bekannt, und die Gendarmen sollten sie nun verhaften. Von jähem Entsetzen erfaßt, sank sie mit einem entsetzlichen Schrei zu Boden und ist seitdem nicht mehr zu sich gekommen. Der Fall erregte die größte Aufmerksamkeit der ärztlichen Kreise Frankreichs, doch steht man heute noch vor einem Rätsel. Die Schlafende, deren Ernährung große Schwierigkeiten macht, ist zu einem Skelett abgemagert; außer den schwachen Atembeweguugen und dem tttMen Kreislauf des Blutes ist kaum eine Spur von Leben bei ihr' zu entdecken.