Amts- und Inlelligrnz-Blaü für den Meramts-Bezirk Nagold.

^Erscheint Montag, Mittwoch, Donnerstag und SamStag. Preis vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 »s, in dem Bezirk 1 außerhalb de« Bezirks t SS Monats-Abonnements nach Verhältnis. Insertions-Gebühr für die Ispaltige Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 bei mehrmahliger je S

^ 146.

Nagold, Montag den 23. November

1896.

Für den Monat Dezember

werden von sämtlichen Poststellen, sowie von der Expedition Bestellungen auf den wöchentlich

I^ndn.Gesellschafter"

jeder Art finden imGesell- ^ltfbKrrb schafter", dessen Leserkreis sich M^MWWMWWW fortwährend vergrößert, nament­lich im kommenden geschäftsregeren Winterhalbjahr die größte und wirksamste Verbreitung.

blicken. Das Interesse an der Kircheinweihung und

Amtliches.

Die Ortsvorsteher

werden im Hinblick auf das Auftreten der Maul­und Klauenseuche im Oberamtsbezirk vorkommenden- salls auf die genaue Befolgung der Vorschrift des Z 9 Abs. 2 der Ministerialverfügung vom 15. Januar 1896 (Reg.-Bl. S. 11), wonach die Ortspolizei­behörde von jedem Verdacht eines Seuchenausbruchs unverzüglich dem Oberamt und dem beamteten Tier­arzt Anzeige zu erstatten hat und zwar, soweit es sich um den Neuausbruch der Maul- und Klauen­seuche in einer zuvor seuchensreien Gemeinde handelt, auf kürzestem Wege (telegraphisch, telephonisch oder durch Expreßboten), wiederholt aufmerksam gemacht.

Auch wird die Beachtung der Vorschrift in Ziff. 1 der Ministerialverfügung vom 28. März 1894 (Reg.-Bl. S. 48), nach welcher die Ortspolizeibe­hörde jeden im Gemeindebezirk festgestellten ersten Ausbruch von Maul- und Klauenseuche sofort den Ortspolizeibehörden aller dem Seuchenorte benach­barten Gemeinden aus mündlichem oder schriftlichem Weg mitzuteilen hat, eingeschärft.

Nagold, den 21. Nov. 1896.

K. Oberamt. Schüller, Amtm.

Bekanntmachung.

In Ebers Hardt ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen.

Nagold, den 23. Nov. 1896.

K. Oberamt. Schüller, Amtmann.

Deutscher Reichstag.

Berlin, IS. Nov. Eingegangen ist der Gesetzentwurf auf Abänderung des Unfallversicherungsgesetzes. Ein An­trag der Staatsanwaltschaft Breslau auf Genehmigung zur Einleitung des strafgerichtlichen Verfahrens gegen den Reichstagsabgeordneten Rechtsanwalt Radwansky (Zentr.) wird der Geschäftsordnungskommisston überwiesen. Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der Besprechung der Interpellation Munckel über das Durllwesen und den Fall Brüsewitz. Bayrischer Bundesratsbevollmstchtig- ter v. Heller kommt auf einen von Bebel in der Sitz­ung vom Dienstag vorgebrachten Fall zurück, wonach ein Staatsanwalt in Bayern als Vorsitzender eines Ehren­gerichts funktioniert haben soll, welches ein Reserveoffizier zur Annahme eines Duells gezwungen habe. Redner er­klärt, ein solcher Fall sei ganz und gar unmöglich, und weist an der Hand von Akten nach, baß die Angaben Bebels auf Unrichtigkeit beruhen. Abg. Graf Bernstorff- Lauenburg (Reichsp.) bemerkt, er sei dem Reichskanzler für die am Dienstag abgegebene Erklärung dankbar. Er glaube an Notwendigkeit und Möglichkeit, daß das Duell­wesen ganz verschwinden werde. Hierauf sprachen noch: Rickert (Fr. Ver.), Lenzmann (Fr. Vp.) Kriegsminister v.Goßler, Justizminister v. Schönstedt, Graf Mirbach .(Kons.), Dr. Conrad (Vp.), Schulze (Soz.). Die Debatte wird sodann geschlossen. Nächste Sitzung Freitag.

Tages-Weuigkeiten.

Deutsches Reich.

A. Nagold, 21. Nov. Die Einweihung der neuen evangelischen Kirche in Hör > am 19. Nov. d. I. Die evangelische Gemeinde in unserer Nachbarstadt Horb a. R. darf auf ein schönes in allen seinen Teilen wohlgelungenes Fest zurück

der günstige Umstand, daß die Stadt Horb von ver schiedenen Seiten her mit der Bahn zu erreichen ist, führten eine stattliche Schar von Festgästen herbei. Es hat gewiß keiner derselben bereut, der erhebenden Feier angewohnt zu haben. Als Vertreter der Ober­kirchenbehörde waren erschienen: der Präsident des ev. Konsistoriums Frhr. v. Gemmingen, sowie Prälat von Sandberger; auch war der Vorstand des württ. Gustav-Adolf-Vereins, Hofprediger Dr. Braun anwesend. Die Ansprachen dieser Herren innerhalb und außerhalb des Gottesdienstes werden den Zuhörern stets in Erinnerung bleiben. Die Stadt Horb hatte an diesem Tag Flaggenschmuck angelegt und es verdient hervorgehoben zu werden, daß die Angehörigen der katholischen Konfession, soweit sie sich nicht voll und ganz am Feste be­teiligten, ein durchaus angemessenes, würdiges Ver­halten beobachteten. Der erste Gottesdienst, ein Abschiedsgottesdienst, fand vorm. 10 Uhr in der kath. Marienkirche, welche seit mehr als 30 Jahren auch zu den evang. Gottesdiensten benützt werden durfte, statt. Pfarrer Jehle von Wann­weil, früher in Mühlen a. N., hielt hier die Predigt. Hierauf bewegte sich ein ansehnlicher Festzug zur neuen, an sonniger Berghalde erbauten evangelischen Kirche. Die ganze Gemeinde sang unter Begleitung des PosaunenchorS von der Stadtkapelle aus Sulz a. N. den Vers:Thut mir auf die schöne Pforte.", worauf seitens des Erbauers der Kirche, Architekt Th. Frey in Stuttgart, die Uebergabe des Schlüssels an den evang. Stadtgeistlichen, Pfarrer Kirn in Mühlen a. N. erfolgte. Alsbald begann der Fest­gottesdienst. Viele der Anwesenden mußten sich mit Stehplätzen begnügen. Nach der ernsten und gehaltvollen Predigt des Ortsgeistlichen vollzog Dekan Oessinger aus Sulz durch Rede und Gebet die Einweihung der Kirche; hieran schloffen sich die Ansprachen der schon oben genannten hochgeschätzten Festgäste aus Stuttgart. Den musikalischen Teil des Festgottesdienstes und des am Abend abgehal­tenen liturgischen Gottesgienstes hatten teils die Seminaristen aus Nagold unter Oberl. Hegele's Leitung, teils der Bauder-Verein aus Sulz (ein gemischter Singchor) unter der Direktion von Schul­lehrer Weiß übernommen und zur großen Befrie­digung aller Anwesenden durchgeführt. Das Fest­mahl, im Gasthof zumBären" zubereilet, wurde in der Turnhalle eingenommen. Es kostete große Mühe, die allerdings trefflich zubereiteten Speisen warm auf den Tisch zu bringen, auch sind die Heizungsvorrichtungen der großen Turnhalle für derartige Festlichkeiten unzureichend. Mit Interesse lauschten die Teilnehmer auf die verschiedenen Toaste Der erste, von Prälat Sandberger ausgebracht, feierte S. Majestät unfern König, den erhabenen Schirm Herrn der evang. Landeskirche, der ein großes In teresse am Kirchenbau in Horb bekundet habe; Präs Freihr. v. Gemmingen gedachte der Feststadt Horb u toastierte auf die Eintracht der Konfessionen; Dekan Oeffinger brachte ein Hoch aus auf me anwesenden Mitglieder der H. Oberkirchenbehörde; Hofprediger Dr. Braun widmete sein Glas den Erbauern der Kirche, in erster Linie dem wirklichen Baumeister Frey, sodann dem unermüdlichen Förderer des Baues Pfarrer Kirn, der es verstanden habe, das Interesse des Gustav-Adolf-Vereins an diesem Kirchenbau zu gewinnen und festzuhalten. Pfarrer Kirn hingegen dankte in herzlichen Worten diesem Verein und seinem Borstand, indem er hervorhob, daß ohne Beihilfe diesesguten Vetters" die Evangelischen in Horb

kein eigenes Gotteshaus erhalten hätten. Einen recht

wohlthuenden Eindruck machte auch die Rede von Stadtschultheiß Erath, welcher seine evang. Bürger zu ihrem Feste glückwünschend begrüßte und betonte, daß er allerdings einen Kampf unter den Konfessionen haben möchte, nämlich einen friedlichen Wetteifer in Bethätigung der christlichen Nächstenliebe. Nach­mittags 4'/r Uhr fand in der neueingeweihten Kirche ein liturgischer Gottesdienst statt, welcher ebenso zahlreich wie der Hauptgottesdienst besucht war.

Im 6 Uhr versammelte sich die Festgesellschaft wie­derum in der Turnhalle zu einer gemütlichen Feier. Zahlreiche Reden und Toaste gaben der freudig ge­hobenen Stimmung Ausdruck; auch derjenigen wurde «gedacht, die durch Geld und Geldeswert zum Kirchen- lau oder zur Ausstattung und zum Schmuck des Gotteshauses Beiträge leisteten. (Wie bekannt, ist )er Taufstein in der neuen Horber Kirche von Gaben, die im Bezirk Nagold gesammelt wurden, erstellt, manche Geber hätten deshalb auch eine allgemeinere Einladung zu der Einweihungsfeier erwartet. D.Red.)

Die Kirche ist im frühgothischen Stil erbaut, die einzelnen Teile derselben vereinigen sich zu einem chönen, harmonischen Ganzen, auf dem das Auge mit Wohlgefallen ruht. Auch die innere Ausstat­tung ist stilvoll und würdig. Einen besonderen Schmuck der Kirche bilden das vomVerein für christliche Kunst" gestiftete große Kruzifix und die mit den Bildnissen von vier Aposteln gezierten Chor- enster. Das schöne Glockengeläuts (as ckur) stammt von der Firma G. A. Kiesel in Heilbronn, die Orgel mit 2 Manualen und 12 klingenden Registern wurde von Walker in Ludwigsbvrg erstellt. Für etwaige Abendgottesdienste steht auch elektrisches Licht, ver­mittelt durch 2 Bogenlampen, zur Verfügung. Wie wir vernehmen, soll der Gesamtaufwand für diesen Kirchenbau rund 100 000 ^ betragen. Möge das schöne Gotteshaus stets seiner Bestimmung entspre­chen und fleißig besucht werden!

Nagold, 22. Noobr. (Einges.) Ein wirklich schönes Ballfest war es, das der hiesige Militär- und Veteranen-Verein zu Ehren der Festjungfrauen, am Samstag Abend im Gasthof zumHirsch" veranstal­tete. Kaum vermochten die Räume all die Gäste zu bergen, welche der freundlichen Einladung des Vereins gefolgt waren, um dem hier so seltenen Vergnügen des Tanzes zu huldigen und in gemüt­licher Unterhaltung einige frohe Stunden zu verleben. Den Glanzpunkt des Abends bildeten die zahlreich erschienenen Festdamen, welche, in ihren schönen, geschmackvollen Ballkostümen, aller Augen auf sich zogen und die nicht nur die männliche Jugend ent­zückten, sondern deren lieblicher Anblick auch noch manches alte Veteranenherz rascher schlagen machte. Unter schneidiger Leitung des Hrn. Rev.-Assistenten Schwarzmaier, dessen eifrige Bemühungen wesentlich zu dem glänzenden Verlauf des Balles beitrugen, vollzog sich das reichhaltige Tanz-Programm und war es noch ein schöner Moment, als nach einer poetischen Ansprache des genannten Herrn an die Festdamen und Veteranen, der von ersteren dem Verein gestiftete Jubiläums-Pokal, gefüllt mit feurigem (nicht heurigem!) Rebensaft die Runde machte. Auch die eingeschaltete Freitour zu Ehren der Veteranen bewies, daß dieselben, trotz Kriegsstrapazen und dem scharfen Waffentanze auf französischem Boden, einem gemütlichen Tänzchen im heimischen Kreise immer noch gewachsen sind.Früh als die Hähne krähten und die Sternlem verschwanden" wurde der Heim­weg angetreten, auf welchen, ohne Zweifel anläßlich der Festlichkeit, der erste Schnee eine schimmernde