^ -meinen Gesang des Chorals „Großer Gott, wir loben Dich" hielt H. Lehrer Hepperle die Abschiedsrede, wies hin auf die manchen wichtigen Lehren, die die Kinder in diesem Hause erhalten haben und wünschte, die ausgestreute Saat möge reichliche Früchte tragen für Zeit und Ewigkeit. Hierauf setzte sich der Festzug in Bewegung bis zu dem neuen, stattlichen Gebäude. Bor demselben sangen die Schüler zweistimmig „Nun danket alle Gott" und H. Pfarrverweser öffnete die Schulhauspforte mit dem Wunsche: „Der Herr segne Euren Eingang und Ausgang von nun an bis in Ewigkeit!" In einem der 4 schönen hohen und geräumigen Schulsäle fand die Festversammlung statt. Der Liederkranz stimmte den Chor an: „Mit dem Herrn fang alles an." Sodann ergriff H. Bezirksschulinspektor Dieterle das Wort und gab vor allem den Gefühlen der Freude und des Dankes auch im Namen der Oberschulbehörde Ausdruck, daß es nach manchen Schwierigkeiten nun gelungen sei, ein so herrliches Schulhaus zu erstellen, das zwar große Opfer von der Gemeinde Walddorf, deren ökonomische Lage nicht die günstigste sei, erforderte, aber seiner schönen Bestimmung wegen, dem Unterricht u. der Erziehung der Jugend zu dienen, gewiß eine seinem hohen Zweck entsprechende Kapitalanlage sei und reichliche Zinse tragen werde, wenn sich dieselben auch nicht mit Zahlen berechnen lassen. Die geistigen Güter, die der Jugend in der Schule mit auf den Weg des Lebens gegeben werden, seien nicht hoch genug anzuschlagen und im Kampf ums Dasein, der in gegenwärtiger Zeit immer schwerer werde, sei ein guter „Schulsack" unentbehrlich, und darum alle für Ausbildung des Heranwachsenden Geschlechtes ausgelegten Geldmittel gut angebracht. Das neue Schulgebäude, das das schönste Schulhaus unter allen Schulhäusern der ländlichen Gemeinden sei, mache der! Bauleitung (Herrn Oberamtsbaumeister Moser in Schorndorf, früher Stadtbaumeister in Altensteig) und den Arbeitern (größtenteils hiesige Handwerker) alle Ehre. Das prächtige Haus möge als Bildungsstätte der hiesigen Jugend besonders auch die Furcht des Herrn, die der Weisheit Anfang sei, lehren, das sei der herzlichste Wunsch des Redners. — Der Männerchor: „Kommt, kommt den Herrn zu preisen" folgte den eindringlichen Worten des Hrn. Bezirksschulinspektors, worauf der Ortsgeistliche. H. Pfarrverweser l Weiß einen geschichtlichen Rückblick warf auf die hies. ^ Schullokale. Das alte Schulhaus, ein sehr beschei-! denrs Gebäude, wurde im Jahr 1790 erbaut und ^ nur für einen ständigen Lehrer und einen Lehrge- hllsen vorgesehen. Oftmals mußten Verbesserungen an demselben vorgenommen werden. Als im Jahr 1865 eine zweite ständige Schulstelle hier errichtet wurde, sah sich die Gemeinde veranlaßt, ein Privathaus zur Wohnung für den zweiten Schullehrer zu kaufen und infolge der Zunahme der Schülerzahl mußte ein weiteres Lokal gemietet werden, in welchem 20 Jahre hindurch die Mittelklasse untergebracht war. Endlich entschloß sich die Gemeinde, das alte nicht mehr den Anforderungen der jetzigen Zeit entsprechende Schulhaus abzubrechen und an dessen! Stelle ein neues aufzubauen, in welchem sich 4 Lehrsäle, zwei Wohnungen für Schullehrersfamilien und zwei Zimmer für unständige Lehrer befinden. Herr Pfarrverweser Weiß schloß mit dem Wunsch: „Gott segne dieses Haus!" Nach dem Schülergesang: „Lobe den Herren, o meine Seele" war die schöne Feier- beendigt und die Festteilnehmer besichtigten die verschiedenen Schulhausränmlichkeiten. lieber die prächtige Ausstattung des Gebäudes in allen seinen Teilen hörte man von allen Besuchern nur Worte der Anerkennung, ja der Bewunderung. Hierauf war gesellige Vereinigung der Festgäste im Gasthaus zum Rappen, wo der L ederkranz unter Leitung seines Dirigenten, H. Schullehrer Hepperle manch schönes Lied ertönen ließ, aber auch noch manches passende Wort gesprochen wurde. H. Oberamkmann Ritter beglückwünschte die Gemeinde zu dem herrlichen Bau, der zwar sehr bedeutende finanzielle Opfer erforderte, die um so empfindlicher seien, da durch den projektierten Stra- j ßenbau von hier nach Rohrdorf die Schuldenlast § derselben sich noch erheblich steigere, aber bei dem> Fleiß und der Rührigkeit der hiesigen Bewohner, > die alle Anerkennung verdienen, nicht zu drückend empfunden und bald abgetragen sein werde. Eine erfreuliche Mitteilung konnte der H. Bezirksvorstand den hiesigen Bewohnern noch machen, nämlich die, daß nach einem kürzlich erfolgten Erlaß von seiten
des Kgl. Kultusministeriums der hiesigen Gemeinde ein bedeutender Staatsbeltrag in Aussicht stehe. Am Schluß seiner beifällig aufgenommenen Rede brachte
H. Oberamtmann Ritter ein Hoch auf S. Maj. den König Wilhelm II., den Förderer der Bildung des Volkes ans, in das die ganze Versammlung mit Begeisterung einstimmte. Auch von seiten hiesiger Bürger durfte man manches treffliche Wort hören, so von H. Stiftungspfleger Schüttle, der zuerst dem H. Bezirksschulinspektor und nachher auch den Lehrern dankbare und anerkennende Worte und ein „Hoch" widmete. H. Schulth. Walz dankte bei der Festfeier allen Teilnehmern, besonders den Auswärtigen. H. Lehrer Hepperle sprach seinen Dank aus für die den Lehrern gewidmeten warmen Worte und brachte auf den Ortsvorsteher ein „Hoch" aus. Die ganze Feier nahm einen schönen, würdigen Verlauf und die gestrige „Schulhausweihe" war eine gelungene Nachfeier der sonntägl. „Kirchweih^-
-j-Haiterbach, 21. Okt. Der bereits mW- teilten Spende Sr. M. des Königs hat neuestens
I. M. die Königin für unsere Abgebrannten die reiche Gabe von 200 ^ hinzugefügt. — In den letzten Tagen brachte in einem unbewachten Augenblicke das ca. 2jährige Töchterlein des Frachtfuhrmanns Kirgis die rechte Hand in das Getriebe der im Gang befindlichen Futterschneidmaschine. Dadurch erlitt das arme Kind so bedeutende Quetschungen, daß ihm 3 oder 4 Finger amputiert werden müssen; eine neue, ernste Mahnung zur größten i Sorgfalt bei Ueberwachung der unserer Obhut anvertrauten Kleinen! — Das durch seine feine Küche jauch in weiteren Kreisen berühmte Gasthaus zur ! Traube ist in letzter Woche durch Kauf um die > Summe von 24000 ^ an den ledigen Bierbrauer ! Fritz Roos von hier übergegangen. Der neue
! Besitzer gedenkt dasselbe noch vor Weihnachten iw - eigenen Betrieb zu übernehmen. Die seitherige Eigentümerin des Anwesens hat sich hier bereits ein anderes Heim käuflich erworben.
Tübingen, 20. Okt. Der a.o. Professor der Mathematik, Dr. O. Hölder, ein hochgeschätzter Lehrer der hiesigen Universität, hat einen Ruf als ordentlicher Professor an die Universität Königsbergs ^erhalten und angenommen.
! Eine von den Stuttgarter Innungen einberufene ! Handwerkerversammlung fand gestern nachmittag im „Europäischen Hof" statt, in welcher unter dem Vorsitz des Bäckermeisters Kälberer über die Organisation des Handwerks debattiert wurde. Von der Zentralstelle für Handel und Gewerbe war Oberregierungsrat v. Gärttner erschienen, auch der Stadtdirektor Oberregierungsrat Klaiber war zugegen. Der erste Referent. Metzgermeister Häußermann, verlas die von der Handwerkerkonferenz zu Berlin vorgeschlagenen Aenderungen an dem preuß. Entwurf; gleich ihm traten Bauer-München, Friseur Schneider, Küfer Schüler, Schuhmacher Keßler-Stuttgart, Do- derer-Heilbronn, Hofmeister und Zeyer-Ulm, sämtlich Jnnungsvorstände oder Obermeister, sowie Webereibesitzer Schaufler von Sindelfingen für den Entwurf ein. A. Treiber kritisierte den Verlauf des V. deutschen Gewerbetags. Redakteur Schrempf empfahl folgende Resolution zur Annahme:
„Die heute tagende Handwerkerversammlung stimmt dem beim Bundesrat eingebrachten Gesetzentwürfe, betr. die Organisation des Handwerks im Prinzip zu, weil sie di« dringende Notwendigkeit der Schaffung fester Verbände für das Handwerk anerkennt und aus Erfahrung weiß, daß solche Verbände auf dem Wege der Freiwilligkeit nicht zu Stande kommen. Sie bittet deshalb die K. Regierung um Unterstützung des zum Zweck der Organisation des Handwerks eingebrachten Gesetzentwurf im Bundesrat."
Da die Zeit sehr vorgerückt war, wurde der Wunsch nach sofortiger Abstimmung über die Resolution laut. Als dieselbe mit großer Mehrheit angenommen war, protestierten indes die Gegner gegen die Abstimmung als einen Gewaltakt und es kam zu einer turbulenten Szene. Unter großer Unruhe sprachen dann noch Buchdrucker Griesinger (Sozial- dem.) und Maler Ruß von Göppingen gegen den Entwurf. Da sich der Letztere bei fortwährender Unruhe und Schlußrufen nicht mehr verständlich machen konnte, verzichtete er auf das Wort und der Vorsitzende schloß um halb 8 Uhr die Versammlung.
Stuttgart, 20. Okt. Im Wilhelmspalast nahm der König in Gegenwart der sämtlichen hier anwesenden Minister die Beeidigung des neuernannten Staatsministers der Justiz von Breitling vor.
Sulz, 19. Okt. Gestern hat hier die Ent
hüllung des auf dem „Wöhrd" errichteten Nationaldenkmals stattgefunden. Mittags 2^2 Uhr bewegte sich der aus der Schuljugend, den Vereinen, Colle- gien, Beamten und Bürgern gebildete Festzug vom Rathaus auf den Festplatz. Nach Absingung eines Chorals durch die Schüler hielt Postmeister Reitter die Festrede. Ausgehend von der Völkerschlacht bei Leipzig, an deren Jahrestag die Feier stattfand, schilderte er die hohe Bedeutung der Siege von 1870 für die Gestaltung Deutschlands. Nach Usbernahme des Denkmals durch den Stadtvorstand wurde von Seiten des Militärvereins zum Gedächtnis der im Krieg Gefallenen ein Kranz am Denkmal niedergelegt. Mit dem Gesang der „Wacht am Rhein" wurde der Weiheakt beendet. Abends 6 Uhr war Festessen im „Waldhorn", woran etwa 60 Personen teilnahmen. Sehr belebt war das darauf folgende Bankett, bei welchem patriotische Reden mit allgemeinen Gesängen, Vorträgen des Liederkranzes und Musik abwechselten. Großes Verdienst um das Zustandekommen des Denkmals hat sich Herr Ingenieur Brosert von Stuttgart, ein geborener Sulzer, erworben, der anwesend war und wiederholt gefeiert wurde. An S. M. den König wurde ein Huldigungstelegramm abgesandt.
Berlin, 20. Okt. Die „K. Ztg." meldet: Die Eisenbahndirektionen Berlin, Dresden, München, Stuttgart und Karlsruhe haben sich auf den Antrag der Deutschen Kommission für die Brüsseler Weltausstellung im Jahre 1897 bereit erklärt, für die Ausstellungsgüter Frachtvergünstigungen dahingehend zu gewähren, daß diese Güter frachtfreie Rückbeförderung erfahren sollen. Diese Vergünstigungen beziehen sich auf die Strecken der Main- Neckarbahn und der Reichsländischen Eisenbahnen.
Berlin, 20. Okt. Es bestätigt sich, daß Gouverneur von W'ßmann nicht nach Afrika zurückkehren wird. Ueber seinen Nachfolger ist noch nichts bestimmt. Vorläufig dürfte Oberstlieutenant von Trotha die Geschäfte des Gouverneurs weiterführen- Wie die Post erfährt, wird Gouverneur von Wiß- mann vorläufig zur Disposition des Direktors oer Kolonial-Abteilung des Auswärtigen Amts gesollt werden, um diesem mit seinen reichen Erfahrungen zur Seite zu stehen. Es dürfte nicht außerhalb des Bereichs der Möglichkeit liegen, daß Major v. Wiß- mann später, wenn seine noch immer geschwächte Gesundheit ganz wieder hergestellt ist, wieder aktiv in den Colonialdienst zurücktritt.
Berlin, 21. Okt. Zur Beratung der Militärstrafgerichtsordnung im Bundesrat werden, wie man annimmt, auch die leitenden Minister der größeren Einzelstaaten Hieherkommen. An den Reichstag wirk die Vorlage frühestens etwa im Januar nächstem Jahres gelangen.
Ausland.
Paris, 20. Okt. Die Butgetkommission stimmte für Herabsetzung des Kriegerbudgets um 3'/r Millionen.
In Italien hat man vielfach im Volk gehofft, daß bereits zur Vermählung des Kronprinzen die Nachricht von der Freigabe der in Abtssynien gefangen gehaltenen italienischen Soldaten eintreffen werde. Die zahlreichen Familien, von denen sich Söhne in der Gewalt des Negus Menellk befinden, werden nun schmerzlich enttäuscht durch die Mitteilung, daß die frohe Meldung, der so viele bekümmerte Mütter entgegengesehen, vor Ende Noobr. nicht zu erwarten sei. Wenn sie nur überhaupt kommt!
Bari, 21. Okt. Die Prinzessin Helene in Begleitung des Herzogs von Genua, als Vertreter des Königs, und Prinz von Neapel verließen die „Savoia" um 10 Uhr 26 Min. vorm, und begaben sich unter lebhaften Kundgebungen der Volksmenge in die Nikolauskirche, wo der Uebertritt der Prinzessin Helene zur katholischen Kirche stattfindet.
London, 20. Okt. Die Times sagen in einer Besprechung der „Angriffe" der deutschen Presse, welche sich an die Mitteilung Lord Roseberys, daß England seit dem Jahre 1884 2600000 Quadrat- meilen an Besitzungen erworben habe, knüpfen, die Erwerbung eines großen Teiles dieser Gebiete sei England aufgezwungen worden, weil sich Deutschland kopfüber auf das Annektieren gestürzt habe, und sei nur erfolgt, um das zu sichern, was England bereits besaß. Deutschland habe Frankreich gezwungen, eine ähnliche Thätigkeit zu entfalten und Frankreich habe