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Berlin, 20. Aug. DerReichsanzeiger" wid­met dem gestern in der Nähe von London bei dem Unfall der Regatta verunglückten früheren Gesandten in Mexiko v. Zedtwitz einen warmen Nachruf. Der Kaiser telegraphierte der Wittwe fein Beileid.

Berlin, 20. Aug. DieNordd. Mg. Ztg." schreibt: DasBerl. Tagbl." brachte unter der Ueber- schriftRittmeister Stetten gegen Gouverneur Putt- kamer" einen Artikel, der Beleidigungen des Gouver­neurs von Kamerun, v. Puttkamer, enthielt. Nach­dem sich der Gouverneur dienstlich hierzu geäußert, stellt der Reichskanzler nunmehr wegen des erwähn­ten Artikels gerichtlichen Strafantrag.

Ausland.

Wien, 18. Aug. Die plötzliche Abberufung des englischen Botschafters von seinem hiesigen Posten erregt in diplomatischen und politischen Kreisen Sen­sation. Man bringt die Abberufung in Zusammen­hang mit Differenzen, welche zwischen dem englischen Botschafter und dem hiesigen auswärtigen Amt bei den Verhandlungen über die Orientfrage entstan­den sind.

Paris, 18. Aug. In Bar-sur-Seine beging ge­stern ein angetrunkener Gendarmerie-Lieutenant Thät- lichkeiten gegenüber zahlreichen Polizisten. Er fiel dieselben ohne jede Ursache auf offener Straße an und durchpeitschte sie, der Lieutenant wurde hierauf vom Publikum gebunden und vor die Stadtbehörde geführt. Dem Bürgermeister gelang es, die Menge zu beschwichtigen und den Lieutenant frei zu machen. Einige Augenblicke später rückte der Lieutenant mit drei Mann vor und ließ drei Verhaftungen vorneh­men. Nunmehr ließ der benachrichtigte Untersuchungs­richter den Lieutenant ins Gefängnis abführen und die von diesem Verhafteten in Freiheit setzen.

Madrid, 20. Aug. Während der Manöver der Artillerie in Carabanchel in der Nähe von Madrid stürzte eine Brücke ein. Eine Kanone stürzte in die Tiefe. Ein Soldat wurde getötet, vier andere wur­den verwundet.

Hammerfest, 19. Aug. Bei dem seitens der Behörde im Rathause veranstalteten Fest toastete Nansen auch auf Deutschland in deutscher Sprache und nannte Deutschland das Land der Wissenschaft, das so viel für die Polarforschungen gethan habe. Er besitze in Deutschland so viel Freunde, daß er sich freuen werde, bald dorthin zu kommen. Nansen fährt heute nach Tromsoe.

Athen, 18. Aug. Alle Botschafter erwarten Instruktionen ihrer Regierungen bezüglich der wei­teren Haltung gegenüber der Lage auf Kreta. Die Epitropie soll beabsichtigen, die Aufständischen aus­zufordern, unter der griechischen Flagge zu kämpfen.

Athen, 19. Aug. Der Generalgouverneur v^n Kreta, Berovitsch, befahl den Truppen, sich in die Städte zurückzuziehen. Dieser Befehl, dessen Grund unbekannt ist, wird als Vorbedeutung einer friedli­

chen Lösung angesehen. Die Blätter legen der gestrigen Unterredung des österreichischen Gesandten beim Könige und dessen Unterredung mit dem Mi­nisterpräsidenten große Bedeutung bei.

Nach amtlichen Meldungen sind 500 Kreter, die von der Insel geflohen sind, nach Kreta zurück­gekehrt. Sie haben 10000 Gewehre, 70000 Patro­nen und 3 Gebirgsschütze mitgebracht. Außerdem sind 28 griechische Offiziere mit 2000 Chassepotge- wehren gelandet.

Kleinere Mitteilungen.

Nagold, 20. Aug. (Einges.) Eine Gans kein ungeschickter Vogel! Kam heute morgen ein heuriger Gänserich die Marktstraße herauf spaziert, den Kops hoch, mit seinen roten Täppern raschen Schritt wechseln, hie und da rechts und links Umschau haltend ob sich nichts kolle- gialisches mehr zugesellt, umsonst, er bleibt allein und be­schleunigt nun seinen Schritt, den Weg zum Gänsegarten allein suchend. Aber, o Weh! ehe er zum Rößle kommt rummort und pufft die Straßendampfwalze daher; so was hat er noch nicht gesehen, flugs rechts umkehrt, stürmt er zurück mit dem Grundsatz nie mehr allein die schöne Markt­straße zu passieren doch es kommt kein Unglück allein kaum am Kirchenplatz angelangt, kommt rasches Pferde­getrappel ihm auf die Fersen nach, ein Blick rückwärts genügt ihm, die Absicht des Kutschers mit den 2 Braunen zu erraten ein paar wuchtige Flügelschläge und majestätisch wie ein Adler flog er die Marktstraße herunter um beim Rathausbrunnen links abzubiegen, zugleich auch dem Kutscher eine Nase zu drehen. Beneide den, der dich an Weihnacht im Topf hat!

Warnung für Hochzeitsgäste. Ein gelegentlicher Münchener Korrespondent stellt derF. Z." folgenden Brief eines dortigen Restaurants zur Verfügung:München den 12. Aug. 1876. Wohlgeboren Herr N. N. hier. Sie haben an dem Hochzeitsmahle des Herrn M., welches in meinem Weinrestaurant am 23. FebrI 1893 stattgefunden hat, teil­genommen. Bei diesem Mahle ist nun an Speisen, Ge­tränken u. s. w. bei mir eine Rechnung von 741 ^ 83 Pf. erwachsen. Ich habe diesen Betrag zunächst vom Braut­paar eingefordert, mußte aber dabei die betrübende Er­fahrung machen, daß dasselbe vollständig insolvent ist. Zu meinem großen Bedauern bin ich daher genötigt, von der mir zustehenden Befugnis Gebrauch zu machen, mich an die einzelnen Teilnehmer des Mahles zu halten. Die Verpflichtung, an den Kosten des Mahles mitzutragen er- giebt sich schon daraus, daß Sie eben einen verhältnis­mäßigen Teil an Speisen und Getränken verzehrt haben. Der Umstand, daß Sie vom Brautpaar eingeladen wurden, berechtigt Sie etwa, sich an dasselbe um Ersatz zu wenden, berührt aber als eine zwischen Dritten getroffene Verein­barung mich nicht. Ich bemerke Ihnen überdies, daß Herr M. mir selbst gesagt hat, Sie würden meinem Anspruch um so eher entsprechen, als Sie für das eingenommene Hochzeitsmahl ihr selbst eine Gegenleistung in Form eines Hochzeitsgeschenkes nicht gemacht haben. Ich ersuche um baldgefällige Zahlung des aus Sie entfallenden Anteils im Betrage von 26 SO ->j und bemerke Ihnen, daß ich da­bei die mir seit 3s /2 Jahren entfallenen Zinsen im Betrage von 129 ^ 82 gar nicht in Anrechnung gebracht habe. Hochachtungsvollst R. X., Restaurateur." Nach dieser Er­fahrung des Herrn N. N. wird ein vorsichtiger Hochzeits­gast in Zukunft gut daran thun, zu verlangen, das Bräu­tigam oder Brautvater vor dem ersten Löffel Suppe - die Kosten des Mahles deponiert.

Meßkirch, 17. Aug. Eine unheimliche Geschichte, die in den letzten Tagen einer hiesigen hochgeschätzten Familie großen Schrecken brachte, wurde durch das Eingreifen wackerer Männer sehr rasch beseitigt. Vor einigen Tagen

erhielt nämlich eine hies. hochgestellte Persönlichkeit meh­rere Drohbriefe, in welchem die Hinterlegung von 3040000 Mark verlangt wurde, andernfalls die Familie dem Tode verfallen sei. Die Summe sollte in der Nähe der Altstadt bei den Kreuzen in der Nacht vom 16. auf 17. August (also in letzter Nacht niedergelegt werden. Etwaige Aufpasser oder Verfolger wurden mit rückhaltlosem Tode bedroht, da die Räuberbande gut organisiert, wohl bewaffnet und zahl­reich sei. Trotz dieser Drohungen unternahmen es die F. F. Waldhüter Fischer von Bichtlingen und Amann von Heudorf, die ins Vertrauen gezogen wurden, den Strolchen letzte Nacht aufzulauern. Kurz vor Mitternacht kam auch wirklich ein Mann des Weges der vor dem Kreuze stehen blieb und die dort von Fischer mit Steinen beschwerte Kiste, in welcher der Schurke wirklich das Geld vermutete, auf das Gewicht prüfte. Nachdem der Strolch ein lautes Stoßgebet zum Himmel sandte, in welchem er sich als der Thäter und Abholer kennzeichnete, wollte er die Kiste heben. Im gleichen Augenblick sprang jedoch Fischer, der sich ganz in der Nähe in der Frucht versteckt hatte, hervor und ergriff den Kerl, unterstützt von dem auf der andern Seite her­beieilenden Amann. Ein Entrinnen war unter den nervi­gen Griffen nicht möglich! Bei dem Transport nach Meß­kirch wurde der Gutedel den eben entgegenkommenden patrouillierenden Gendarmen übergeben, die denselben als­bald in ein Verhör nahmen, wobei er ein umfassendes Ge­ständnis ablegte und einen zweiten Complizien nannte, der nun auch noch in der Nacht verhaftet wurde. Beide, junge Burschen im Alter von 1819 Jahren aus Heudorf, sitzen nun im hiesigen Amtsgefängnis und werden der verdienten Strafe nicht entgehen. Dem tapferen und unerschrockenen Eintreten der Herren Fischer und Amann ist es zu danken,, das sich die Angelegenheit rasch regelte und daß nicht, wie dies bei solchen Angelegenheiten ja möglich, unschuldige in falschen Verdacht kommen.

Allerlei.

Man stellt jetzt aus Tannenholz künstliche Baumwolle her. Das sorgfältig entrindete Holz, wird durch schnelle Bewegung eines horizontalen, mit vielen Messern versehenen Rades in sehr kleine und dünne Späne zerrissen und dann in einen Wasch­apparat gebracht, in dem es zehn Stunden lang der Einwirkung von Wasserdampf ausgesetzt bleibt; nun wird eine starke Natriumlauge zugeführt und das Ganze 36 Stunden lang unter starkem Druck erhitzt. Nunmehr ist die Holzmasse in reine Cellulose um­gewandelt, den Stoff also, aus dem auch die reine Baumwolle besteht. Um der so entstandenen Cellu­lose eine größere Widerstandsfähigkeit zu geben, wird ihr etwas Ricinusöl, Casein und Gelatine zugesetzt. Nun wird der Stoff in einem Fadenziehapparat zu Fäden gepreßt und auf Rollen aufgehaspelt, dann läßt er sich genau so verarbeiten, wie die natürliche Baumwolle. Auch die Appretur unterscheidet sich nicht von derjenigen der natürlichen Baumwolle. Dabei läßt sich die künstliche Baumwolle so billig Herstellen, daß die echte kaum noch wird konkurrieren können und man kann dabei keineswegs sagen, daß. jene ein minderwertiges Falsifikat darstellt, denn sie besteht ja, gerade wie die natürliche Baumwolle auch, aus rei ner C ellulose._

Hiezu das Unterhaltungsblatt Nr. 34 u. eine Beilage.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiserffchen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.

K. Amtsgericht Nagold.

In dem

Konkursverfahren

über das Vermögen des

Urnzen; Dettttng, Bauers in Oberthalheim,

ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters zur Erhebung von Ein­wendungen gegen das Schlußverzeichnis der bei der Verteilung zu berücksichti­genden Forderungen der Schlußtermin auf

Samstag den IS. Septbr. 18S6, vorm. S Uhr,

vor dem K. Amtsgerichte Hierselbst be­stimmt.

Den 20. August 1896.

Gerichtsschreiber: Brehm.

Oberthalheim,

Gerichtsbezirks Nagold.

In der

Lonkurslache

über das Vermögen des Bauern Vinzenz Dettttng von hier, beträgt bei der Schlußverteilung die ver­fügbare Masse ca. 1438 ^ 94 iZ,

Amtliche und Privat-Lekaiintmachungen.

wovon zunächst 221 c/li 85 Z Kosten abgehen.

Die bevorrechteten Forderungen be­tragen ca. 153 20 Z, die unbevor-

rechtetenen 4607 ^ 44 --Z.

Den 20. Aug. 1896.

Konkursverwalter:

Gerichtsnotar Herrgott.

Nagold.

Farren-Verkauf.

Die Stadtgemeinde Na-^ gold bringt einen zum Schlachten geeigneten

Karren

am Montag den Ä4. d. M., (Barthol.-Feiertag), mittags 11 Uhr, auf der Stadpflege-Kanzlei im öffent­lichen Aufstreich zum Verkauf.

Den 14. August 1896.

Ltadtpsiege: Lenz.

PergamentMPier

ist stets vorrätig bei

Nagold.

ierbrauerei- ä- Wirtschafts-Verkauf.

Die Erben des verst. Engen Stockinger, Bierbrauereibesitzers bringen das im Gesellschafter Nr. 85 und 86 beschriebene

Brauerei- und Wirtschafts- Anwesen znnrSchiff"

am Montag den 24. August 1896, nachmitt. Z Uhr,

zum zweiten- und letztenmal auf dem hiesigen Rathaus zum Verkauf; bei an­nehmbarem Angebot erfolgt der Zuschlag sofort.

Den 7. August 1896.

Ratsschreiberei : Brodbeck. Nagold.

IDM" Der neue Kurs beginnt den 14. September. -MI

Gründliche Ausbildung in sämtlichen weiblichen Handarbeiten; Unterricht im Rechnen, Aufsatz und Buchführung freiwillig. Prospekte stehen gerne zu Diensten. Anmeldungen nimmt entgegen die Lehrerin Fräulein sowie

der Schulvorstand.

Nagold, 20. August 1896.

Stadtpfarrer Vivterlv.

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