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Amts- und Intelligenz-Blatt flir den Oderamts-Bezirk Nagold.

^ 82.

Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Don­nerstag und Samstag, und kostet viertel- jährl. hier (ohne Trägerlohn) 80 in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1.20^ Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Donnerstag 16. Juki

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1896.

Amtliches.

Bekanntmachung.

Das am 9. März d. I. erlassene Verbot des Umhertreibens von Rindvieh «. Schweinen im Hansterhandet innerhalb des Oberamtsbezirks Calw ist heute wieder aufgehoben worden. Calw, den 11. Juli 1896.

K. Oberamt. Amtm. Gottert, A. V.

Bekanntmachung.

In Nothfelden ist die Maul- und Klauen­seuche erloschen.

Nagold, den 14. Juli 1896.

K. Oberamt. Schüller, Amtm.

An die Ortsbehörden für die Arbeiter­versicherung.

Nach tz 2 Abs. 2 des Bauunfall-Versicherungs- Gesetzes vom 11. Juli 1887 in Verbindung mit tz 5 des Nebenstatuts bezw. H 41 des dritten Nach­trags zum Statut der Württ. Baugewerks-Berufs- genossenschaft ist die Versicherungspflicht auf alle Baugewerbetreibende ausgedehnt worden, welche nicht regelmäßig wenigstens einen Lohnarbeiter beschäftigen. Als solche gelten auch diejenigen, welche überhaupt keine Arbeiter beschäftigen.

Da nach einer Mitteilung des Vorstands der Württ. Baugewerksberufsgenossenschaft eine große Anzahl Gewerbetreibender dieser Art sich zur Unfall­versicherung noch nicht angemeldet hat, werden die Ortsbehörden beauftragt, die Inhaber solcher Be­triebe auf ihre Versicherungspflicht aufmerksam zu machen und zur Anmeldung ihrer Betriebe zu ver­anlassen.

Nagold, den 14. Juli 1896.

K. Oberamt. Schüller, Amtm.

Die Bezirksfch«lverfarnrnl«ttg

wird Mittwoch den 22. Juli in Nagold abgehalten werden. Die Versammlung nimmt ihren Anfang in der Stadtkirche um 9PP Uhr mit einer musika­lischen Aufführung, woran sich die Verhandlungen im Rathaussaal schließen werden. Die Ortsschul- inspektorate werden beauftragt, hievon Eröffnung zu machen.

Nagold, den 14. Juli 1896.

K. Bez.-Sch.-Jnspektorat: Dieterle.

Die Postsekretäre Knorr bei dem Postamt Ulm und Kästle bei dem Postamt Stuttgart wurden auf Ansuchen gegenseitig versetzt.

Hages-Ueuigkeilen.

Deutsches Reich.

^Vlä. Nagold, 12. Juli. Der landwirt­schaftliche Bezirksverein von Nagold hielt heute nachmittag im Gasth. z.Rößle" in Spielberg eine zahlreich besuchte Plenarversammlung ab, welche unter der Leitung des Herrn Vereins-Vorstands, Privatier Schill aus Altensteig, dieTagesordnung" erledigte wie folgt: 1. Der H. Vereinskassier, Stadtrat Klein von Nagold, publizierte die Jahresrechnung des Bezirksvereins pro 1895. Die Gesamteinnahmen be­trugen rund 4796 die Gesamtausgaben 5036 ^ Als Mitglieder zahlten 754 den ordentlichen Jahres­beitrag von 2 ^ (20 weitere je 1 ^). Die Aus­gaben für daswürtt. Wochenblatt für die Land­wirtschaft" betrugen 770 für landwirtschaftliche

Fortbildungsschulen 380 Was ein Vereinsmit­

glied aus dem unentgeltlich an Jeden gelieferten, trefflich redigierten Wochenblatt für Haus- und Feld- Wirtschaft lernen und benützen kann, ist oft in einem

Jahre 10 mal mehr wert als es kostet. 2. Der H. Vereinssekretär, OA.-Tierarzt Wallraff, publizierte die Rechnung der Viehzuchtgenossenschaft vom Bezirk pro 1895 mit 1285 ^ Einnahmen und 1021 ^ Ausgaben. Die Zahl der Mitglieder 321 sank auffallend gegen das Vorjahr. Es soll dies teils von dem landwirtschaftlichen Notjahr 1893 teils davon herrühren, daß man bei der Gründung eben manche Kleinbauern zum Beitritt veranlaßte, denen die Anfangs nötigen Geldopfer für die Anschaffung und rationelle Ernährung hervorragend guten Sim- menthaler Viehs fehlten. Hoffen wir, daß die treu­gebliebenen Mitglieder um so mehr leisten und er­reichen. 3. Hierauf verlas derselbe den Jahresbericht an die K. Zentralstelle für Landwirtschaft, dessen Hauptinhalt viele Leser dieser Zeitung interessieren wird. Hienach ist die Zahl der Mitglieder unseres Bezirksvereins erheblich zurückgegangen, was sich daraus erklärt, daß sich in 19 Orten Darlehenskassen- und Konsum-Vereine bildeten, deren Mitglieder dann teilweise aus dem Bezirksverein austraten, weil sie durch letzteren keine Saatfrüchte und Dungmittel mehr beziehen. Der Einsender dieses kann diesen Austritt aus dem Hauptverein nicht billigen. Viel­mehr sollten die ja ganz erwünschten und auch in unserem landwirtschaftlichenWochenblatt" mehrfach empfohlenen Ortsvereine wie in andern deutschen Staaten organisch mit dem Hauptverein verbunden bleiben, und nicht wie jetzt beim Bezug von Saat­früchten und Dünger Hauptverein und Ortsvereine einander Konkurrenz machen. An die Stelle der landwirtschaftlichen Winterabendschulen traten die neuen obligatorischen Fortbildungsschulen. Unsere Ortsviehversicherungsvereine leiden unter der zuneh­menden Perlsucht beim Rindvieh, weshalb eine Lan­desviehversicherung allgemein gewünscht wird. Auch eine Landespferdeversicherung wünscht man ähnlich der neueingeführten Hagelversicherung unter staat­licher Beihilfe und Kontrole. Von der neuen zweck­mäßigen Hagelversicherung wurde pro 1895 im Be­zirke auch Gebrauch gemacht, es sollte dies aber noch weit allgemeiner geschehen, zumal alle Beschädigten mit dem ihnen geleisteten Schadensersatz zufrieden sind. Feldbereinigungen kamen vor in Nagold, Nothfelden und Mindersbach, und wurde auch die zweckmäßige Entwässerung auf dem Freih. v. Kech- ler'schen Schloßgut in Unterschwandorf fortgesetzt. An Kunstdünger (Thomasmehl, Kainit, Kalisuper­phosphat und Chilisalpeter) bezog und verteilte der Bezirksverein für 19,300^. Wie viel an solchem nebenher die obengenannten Ortsvereine des Bezirks und einzelne Landwirte bezogen und verwendeten, ist nicht bekannt. Kraftfuttermittel bezog der Verein nicht, wohl aber lieferten Händler solche. Die Oel- sabrik der Herrn Aug. Reichert u. Comp, in Nagold erfreut sich eines sehr guten Absatzes ihrer Oelkuchen, ein Beweis für ihre reelle und preiswürdige Ware. Der Uebergang der Farrenhaltung in die Verwaltung der Gemeinden wird als allein richtig immer mehr anerkannt und steht ja ein entsprechen­des Gesetz in Aussicht. Die Schweinezucht leidet im Bezirk noch unter der Angst vor der Rotlauf­seuche, die aber nicht mehr begründet ist, seit man auf Grund gelungener Versuche mittelst Einimpfung eines Schutzmittels ihr Vorbeugen kann. Für den Herbst sind weitere Viehaufkäufe Seitens der Zucht­genossenschaft projektiert. Fohlen- und Jungvieh- Weiden scheiterten bis jetzt an dem Mangel der hiezu nötigen Geldmittel. Die Viehverleihanstalten in Haiterbach und Effringen sollen sich bewährt haben und werden auch andern Gemeinden zum

Schutz gegen Ausbeutung durch Viehwucherer em­pfohlen. 4. Zum Schluß folgte ein klarer, inhalts­reicher, aus Wissenschaft und Erfahrungen beruhen­der Vortrag von H. Seul aus Köln überDüng- ungssragen". Zuerst besprach er die für ganz Deutschland gleich anwendbaren Grundregeln einer rationellen Düngung und zeigte dann, wie solche den Bedürfnissen und Verhältnissen jeder einzel­nen Gegend (nach Boden, Betrieb und Betriebskapital natürlich immer wieder abweichend) angepaßt werden müssen, und wies aus wissenschaftlichen Versuchen von Prof. Wagner in Darmstadt und aus den Mit­teilungen intensiv und rationell wirtschaftender Oeko- nomen überzeugend nach, daß wir durch richtige Mehrverwendung von Kunstdünger unfern Getreide-, Hackfrüchte- und Futterbau meist verdoppeln könnten. Diese Versicherung wurde dann auch von anwesen­den rationellen Landwirten, den HH. Rößleswirt und Ausschußmitglied Ruoff in Spielberg, Gutsverwalter Hege in Dürrenhardt (dessen Betrieb einer Besich­tigung wert wäre) und Gutspächter Könekamp in Unterschwandorf bestätigt. Insbesondere wurde die Düngung der Vorfrucht vor dem Klee mit Phosphaten und Kainit empfohlen, was dieser Frucht und dem Klee zugutkomme, und das Auswintern des Klees ver­hüte. Weiteres aus diesem Vortrag hier mitzuteilen, kann man der Redaktion dieser Zeitung nicht zu­muten. Auch wäre es deshalb zweckwidrig, weil die Vereinsversammlungen künftig noch schwächer' besucht würden, wenn die bequemen Vereinsmitglie­der und diese bilden leider die Mehrzahl dann hier alles Nachlesen könnten, statt selbst zu kommen, andere zu hören, und über ihre eigene Er­fahrungen sich hören zu lassen. Nur soviel sei bemerkt, daß an die Behauptung des Herrn Ruoff, man habe den Kainit für den Spielberger Sandboden wertlos gefunden, eine lebhafte aber anständige De­batte sich knüpfte, deren Ergebnis war, daß die wissen­schaftlich und praktisch erwiesene Thatsache, daß gerade für den Sandboden eine Kalidüngung nützlich und notwendig sei, durch Herrn Ruoffs Vorbringen allein noch nicht umgestoßen sei, daß also der Kainit wohl dort teilweise nicht richtig verwendet, oder sein Erfolg irrtümlich allein dem Phosphat zugeschrieben wurde, oder daß es wenigstens angezeigt sei, das letzte Wort in dieser Streitfrage von einer Unter­suchung des angeblich kein Kali brauchenden Spielberger Sandbodens auf der Akademie Hohen­heim abhängig zu machen. Man sollte dies schon zur Beruhigung derjenigen Spielberger thun, die noch an den Wert einer Kalidüngung für ihre Felder glauben, da ja nach Herrn Wallraffs Notizen der Bezirksverein noch immer viel von dem Doppeldünger Kali-Superphosphat gerade auch nach Spielberg zu liefern hat. Allgemeinen Beifall fand es, daß auch der neue verehrte Herr Oberamtsbezirks. Vorstand Ritter nicht bloß der Versammlung an­wohnte, sondern auch in die Debatte eingriff, die Landwirte des Bezirks zu noch regerem Eifer für die Fortschritte in ihrer Wirtschaft aufmunterte, und es für eine seiner Hauptaufgaben erklärte, die Be­dürfnisse, Verhältnisse und Wünsche der landwirt­schaftlichen Bevölkerung kennen zu lernen und soweit ihm möglich zu befördern. Auch riet er dringend, künftig noch mehr Versammlungen mit solch beleh­renden Vorträgen und Debatten in verschiedenen Orten des Bezirks abzuhalten. Hierin sollte in der That mehr geschehen. Steht doch unser Land, das in so manchen gemeinnützigen Maßregeln an der Spitze steht, hinsichtlich dieser Verbreitung landwirt­schaftlicher Kenntnisse durch Versammlungen und