ur Begründung der Vorlage ergriff Kciegsminister v. ronsart das Wort, um auszuführen, daß die vierten Halbbataillone nur ein Versuch der Regierung waren. Die Einrichtung habe sich nicht bewährt. Die Leistungsfähig­keit der Armee erheische vollwertige Truppenkörper. Die Frage nach der zweijährigen Dienstzeit sei für eine Reihe von Jahren noch gegenstandslos. Abg. Lieber (Ctr.) ver­kündete darauf die Bedingungen, unter denen seine Partei für das neue Gesetz zu haben sei, nämlich: Ab­schaffung des Duells im Heere, Einführung der Militär- ftrafprozeßreform und gesetzliche Festlegung der Dienstzeit. Reichskanzler Fürst Hohenlohe erklärte, der Entwurf einer Reform des Militärstrafverfahrens sei nunmehr soweit vor­bereitet, daß der Kanzler die bestimmte Erwartung hegen darf, ihn im Herbste dem Hause vorlegen zu können. Der­selbe werde vorbehaltlich der besonderen militärischen Ein­richtungen auf dem Boden der modernen Rechtsanschauung ausgebaut sein, also Mündlichkeit und Oeffentlichkeit des Verfahrens bringen. Nachdem Abg. Richter (frs.) seinen Antrag auf gesetzliche Festlegung der 2jährigen Dienstzeit eingehend begründet, sowie Abg. v. Podbilsky (kons.) und v. Bennigsen (ntl.), ferner v. Kardorff (frks.) im Wesent­lichen für den Entwurs eingetreten, sprachen sich noch Abgg. Rickert (frs.) Haußmann (Volksp.) und v. Liebermann (Antis.) zu demselben aus. Hierauf ging die Vorlage an die Budgetkommisston. Am Dienstag hat sich der Reichs- tag nach Erledigun g des Nachtragsetats vertagt. _

Hages-Neuigkeilen.

Deutsches Deich.

fff Nagold, 21. Mai. Aus Klein-Popo in Afrika ist durch Vermittlung des Auswärtigen Amts die erschütternde Trauerbotschaft gekommen, daß Reichslehrer Karl Köbele, von dem wir so manchesmal in diesen Blättern berichtet haben, verstorben sei. Da die Nachricht auf telegraphi­schem Wege nach Berlin kam, fehlt bis jetzt jede nähere Aufklärung. Die Freunde des Verewigten werden ihm gewiß ein freundliches Andenken bewahren.

t. Ebhausen, 21. Mai. Vorgestern ereignete sich auf der Straße von Mindersbach bis Nothfelden ein bedauerliches Unglück. Fuhrleute von Neuweiler holten in Mindersbach Steine. An der Steige bei der Rothfelder Ziegelhütte kam ein geladener Stein­wagen in Schuß, weil der Fuhrmann allem An­schein nach nicht bald genug gebremst hatte und fiel um. Die zwei Pferde wurden erheblich verletzt, eines wird auf alle Fälle verenden. Der Fuhrmann er­litt ebenfalls bedeutende Verwundungen auf der Brust und einen Armbruch.

Rottenburg, 21. Mai. Bei der heutigen Stadtschultheißenwahl erhielt Regierungsreferen- där Winghofer, Sohn eines Rottenburger Bürgers, 666 Stimmen. Ratsschreiber und bisheriger Stadt- schultheißenamtsverweserLedermann (ebenfallsRotten- burger) 278, Verwaltungsaktuar und Schultheiß Diebold von Oedheim (gleichfalls Rottenburger) 3 Stimmen. Ungültig waren 4; abgestimmt haben 951; stimmberechtigt waren 1224. Winghofer ist somit gewählt.

Stuttgart, 18. Mai. DemSch. M." zu­folge wird der Landtag am nächsten Donnerstag vertagt werden. Außer den Anträgen der Volks­schulkommission werden weitere Gegenstände wohl nicht mehr zur Verhandlung kommen, insbesondere werden die Eingaben der humanistischen und reali- stischen Lehrer erst im nächsten Winter beraten werden.

Ausland.

Wien, 21. Mai. Sämtliche Offiziere des säch­sischen, den Namen des Kaisers Franz Joseph führenden Ulanenregiments Nr. 17 unternahm am 16. ds. von der Garnison Oschatz aus einen Distanz­ritt nach Wien und traf gestern nachmittag in bester Kondition hier ein. An der Stadtgrenze empfing sie ein General als Delegierter des Kriegsministeriums. Abends gaben österreichische Offiziere ihren sächsischen Kameraden ein Bankett, wobei der Kriegsminister erschien.

Paris, 21. Mai. Einige Blätter schlagen eine allgemeine Beslaggung für den 26. Mai, den Tag der Krönungsfeierlichkeiten in Moskau, vor.

Moskau, 20. Mai. Das Kaiserpaar empfing gestern die Abordnung des preußischen 2. Garde- Dragoner-Regiments Kaiserin Alexandria von Ruß­land in Audienz, anläßlich welcher die Ernennung der Kaiserin zum Chef des genannten Regiments bekannt gegeben wurde. Darauf wurde das Gefolge des Prinzen Heinrich von Preußen, sowie der General der Infanterie v. Werder und die zur deutschen Botschaft kommandierten 5 Offiziere von den Majestäten em­pfangen, welche an jeden der Herren in deutscher Spra che sehr huldvolle Worte richteten. _

Kleinere MittettnnA«.

Köngen, 21. Mai. Am letzten Montag war der etwa 38 Jahre alte I. Zimmermann von hier aus dem Lerchen­

hof mit Holzspalten beschäftigt. Eine von der Tränke zu­rückkehrende Kuh stürzte auf ihn zu und warf ihn zu Boden, so daß er besinnungslos hieher in seine Wohnung verbracht und sofort in Behandlung gegeben werden mußte. Der Arzt stellte gleich fest, daß eine Rettung des Verunglückten nicht mehr möglich war, da das Genick gebrochen war. Der Verunglückte starb am Dienstag vormittag. Er hinter­läßt eine Witwe und eine hochbetagte Mutter.

Bingen, 20. Mai. (Schiffskatastrophe auf dem Rhein.) Heute Mittag 1 Uhr fuhr das DampfbootDisch III" von Assmanshausen zu Berge mit einem Schiff im Schlepptau. Vor dem Binger Loch entwich auf beiden Seiten des Schiffes mit großer Gewalt der Dampf, wobei die Kessel explodierten. Das Boot drehte sich einige Male im Kreise herum und flog dann in die Luft. Der Kapitän Hilden nebst Frau und Kindern, der Steuermann Erlenbach aus Caub und 7 Personen der Mannschaft wurden getötet. 2 Matrosen wurden schwer verletzt nach Assmannshausen transportiert. Nur ein Mann wurde gerettet. Die Ursache des Unglücks ist bis jetzt noch nicht festgestellt.

Freiburg, 19. Mai. Geheimer Hofrat Dr. Wilhelm Jakob Behaghel, Professor des Zivilrechtes an der hiesi­gen Universität und Präsident des Schwarzwald­vereins, ist, wie dieBreisg. Ztg." meldet, gestern abend gestorben. Jakob Behaghel war 1824 zu Elberfeld geboren, 1845 wurde er Rechtspraktikant, 1852 Amtsassessor in Donau- eschingen, 1855 aushilfsweise mit Sitz und Stimme beim Hofgericht in Mannheim, 1856 Hofgerichtsassessor, 1860 Hofgerichtsrat, 1861 ordentlicher Professor des französischen und badischen Zivilrechts und des Zivilprozesses und des Zivilprozesses an der Universität Freiburg, deren Prorektor er 1872 bis 1873 war. 1877 wurde er Hofrat, 1894 Geh. Hofrat. Im Jahre 1887 verlieh ihm der Großherzog das Eichenlaub zum Zähringer Löwenorden. Behaghel war ein um die Wissenschaft wohlverdienter und als Präsi­dent des Schwarzwaldvereins im ganzen Lande popu­lärer Mann. Sein Andenken bleibt bei allen denen die mit ihm verkehrten, im Segen.

Briefkasten.

(Einges.) Trottoir zu deutschBürgersteig" nennt man die neuerstandenen schönen, ebenen Flächen längs der Häuser der Marktftraße und es wäre eine wahre Lust da­rauf zu wandeln, wenn, ja wenn die Schubkarren, Kinder­wagen oder gar Radwagen vulxoFahrräder nicht wären! Einsender dieses ist es schon passiert, daß er als Bürger solchen Vehikeln denBürgersteig" räumen mußte, das doch nicht der Zweck des letzteren sein kann. Es dürste sich daher empfehlen, das Befahren der Trottoirs auch im Interesse der Hausbesitzer, welche dieselben haben H erstellen lassen einfach zu verbieten. _

Hiezu das Unterhaltungsblatt Nr. 21 u. eine Beilage.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.

Amtliche und Privat-Gekanntmachungen.

Rohrdorf, Gerichtsbezirks Nagold.

clhrnis-Werkciuf.

In der Konkurssache über das Vermögen des Johannes Rentschler, Bauers in Rohrdorf, bringe ich am nächsten

Dienstag den 26. d. Mts., van normitt. 9 Uhr an,

in dem Rentschler'schen Hause

1 zu 2V9 Mk. taxierte neumelkige Kuh, 1 Kuhwagen,

2 pflüge, 1 Egge, 1 Futterschnei-maschine, 3 Fäflcr, etwas Feld- und Handgeschirr un- sorckige Fahrnis

gegen Barzahlung im öffentlichen Aufstreich zur Versteigerung, wozu ich Kaufs­lustige einlade.

Nagold, den 21. Mai 1896.

Konkursverwalter: Gerichtsnotar Herrgott.

Revier Altensteig.

Beug- und Stock- Holz-Verkauf.

Am Mittwoch den 27. d. M., vormittags 10 Uhr, imHirsch" in Bösingen Scheidholz aus Distrikt Eichhalde und Glashardt:

Rm. 18 Nadelholz-Scheiter, 8 desgl. Prügel, 188 desgl. Anbruch und 57 Rm. Stockholz.

Stadtgemruide Nagold.

Stockholzverkauf

Im Distrikt Bühl Abt. Bühlkopf, Wäsle und Stadtacker kommen am

Dienstag den 26 . Mai

17 Lose Nadelyolzstöcke von Windwurfs­holz zur Selbstaufbereitung durch die Käufer zum Aufstreich.

Zusammenkunft nachmitt. 2 Uhr für alle Kaufsliebhaber auf der neuen Straße nach Mötzingen bei der sogen. Bettlertanne. Gemeinderat.

Altenfleig Stadt.

Marktstandpla'he-

Verplilhtuilg.

Die Neuverpach­tung der Marktstand­plätze in hies. Stadt bis zum Frühjahrs­markt 1899 findet am

_ Mittwoch den 27.

Mai d. Js., nachmitt. 6 Uhr, auf dem hies. Marktplatz statt, wozu eingeladen wird.

Den 20. Mai 1896.

Stadtpflege: Henßler.

Nagold.

4300 Mk.

Pflegschaftsgeld

hat sofort zum aus Wien

alt Kronenwirt Mäher.

riooooz

Rohrdorf.

Liegenschafts-Verkauf.

Am Donnerstag den 28. d.M., von vormittags 9 Mr an,

kommt in der Konkurssache über das Vermögen des.IoI»»i»nv8 ««ntsvln- Ivr, Bauers in Rohrdorf, auf dem Rathause daselbst dessen sämtliche Liegen­schaft mit dem Ertrag im öffentlichen Ausstreich erstmals zum Verkauf, nämlich:

93

qm

Wohnhaus Nro. 109 mit Scheuer und

Hofraum im Bügel

Anschlag 1200 l/L

1 a 36

qm

Land daselbst

40 ^

79

Land in Hochwiesen

40

1 35

Land in Pflügwiesen

60

29

Acker in Steigäckern

360 ^

13 66

im Haarland

400 ^

25 72

in Waldäckern

375

16 98

im Marksteig

70 ^

17 29

im Berg

120 ./(l

7 04

in der Reuthe

80

6 31

Baumwiese in mittleren Pflügwiesen

100 ./c

2 55

.. in Pflügwiesen

50 ^

11 82

in oberen Pflügwiesen

300

4 24

Wiese im unteren Kämmerle

60 ^

6 87

.. in Hochwiesen

100 ^

10 38

in oberen Pflügwiesen

90

8 81

»»

100 ^

auf Nagolder Markung gelegen:

21 55

Acker hinter der Burg

200 ^

27 87

Acker daselbst

280 ^

38 82

Acker daselbst

380

4405

Kaufsliebhaber werden hiezu eingeladen, etwaige auswärtige haben Ver- mögenszeugniffe neuesten Datums vorzuzeigen.

Nagold, den 21. Mai 1896.

Kon kursverwalter: Gerichtsnotar Herrgott.

Nagold.

1 tüchtige Stallmagd

wird bis in 14 Tagen oder auf Ja­kobi gesucht. Zu erfragen bei Marie Weimer, Steinhauers We.

LinLÄkaNvi» bei G. W. Zaiser.

Nagold.

Corsette« und Kkace-Kandschiche

farbig und schwarz, empfiehlt

Chr. Raaf.