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zugänglich und der Marsch durch die wildzerrissene Thalsohle ein sehr beschwerlicher und anstrengender. Es wurde daher die Mitteilung des Vor­stands des württ. Schwarzwaldvereins, Herr Baurat Reinhard, daß der Stuttgarter Verein seine disponiblen Mittel zur Erschließung des Mohnbach­thals verwenden wolle, allerseits freudigst begrüßt. Da der Vorstand der Pforzheimer Sektion des badischen Schwarzwaldoereins, Herr Wittum, in dankenswerter Weise gleichfalls einen Beitrag in Aussicht stellte und die Sektion Calw wohl ebenfalls einen Teil der Kosten wird übernehmen können, so steht zu hoffen, daß dieses prächtige Thal der Touristenwelt in nicht zu ferner Zeit erschlossen sein wird. Diese Tour wird eine der schönsten sein in unserem an landschaftlichen Reizen bekanntlich nicht eben armen Nagoldgau.

Nach etwa Mündigem Marsch war Lrebenzell erreicht. Da für das Mittagessen keine Vorbereitung getroffen war, machte ein Teil der Gesellschaft im untern Bad, ein anderer im Gasthaus zum Ochsen Mittag. Nach Tisch traf man sich wieder im untern Bad, um von da unter Führung des Herrn Oberförsters Hepp von Hirsau durch die Wolfsschlucht über den Otten- bronner Berg und PavillonLug ins Thal" Hirsau zu erreichen, wo im Gast­hof zum Waldhorn eine Erfrischung genommen wurde. Die Pforzheimer Gäste hatten sich-in Liebenzell verabschiedet. Den Schluß des genußreichen Tags bildete ein geselliges Zusammensein im Gasthof zum Waldhorn in Calw bis der letzte Zug die Stuttgarter Herren wieder entführte.

Das Blatt 2 der Vereinskarte Calw wird nun ebenfalls zur Aus­gabe gelangen u. zwar gegen Entrichtung des von den Zweigvereinen an den Hauptverein abzuführenden Anteils an dem Vereinsbeitrag pro 1888, also gegen Bezahlung von ^ 1. 4 conto des nächstjährigen Beitrags. Die­jenigen Mitglieder, welche die Karte unter dieser Bedingung zu erhalten wünschen, wollen dies dem Vereinskassier, Herrn Zöppritz, Mitteilen.

In Liebenzell brannte in der Nacht vom Freitag auf Samstag ein Wohnhaus, dicht hinter dem Gasthaus z. Ochsen stehend, bis auf den Grund nieder. Man vermutet Brandstiftung.

Stuttgart. Nill's Tiergarten ist groß Heil wiederfahren! Die Tigermutter hat 3 Junge geboren, die heute, Samstag, den 3. Lebenstag zurücklegten. Und was noch viel erfreulicher ist, es ist alle Aussicht vorhanden, daß die Jungen davongebracht werden. Zuerst war Sorge dafür zu tragen, daß der Tigervater seine Nachkommen nicht zu erreichen vermochte. Wer mit dem Leben der Tiere einigermaßen vertraut ist, weiß, daß sich das verwundete oder erkrankte Tier in die Emsamkeit, womöglich in verborgenes Dunkel zurückzuziehen sucht. Diesem natürlichen Triebe in der Tierwelt Rechnung tragend, hat der Besitzer des Gartens im Innern des Raubtierhauses in einem hoch oben angebrachten Bretterverschlag einen Schlupf errichtet, in welchem es die Mutter so behaglich findet, daß sie ^nur nächtlicher Weile den dunklen Raum verläßt, um den bereit gelegten Hasen und ein paar ungerupfte Tauben zu verzehren. Ein Zuwachs von so bedeutendem Werte ist dem Tier­garten wohl zu gönnen. So schlecht das Frühjahr in Bezug auf Wetter ge­wesen, so fruchtbar war bei Nill die Tierwelt. An Neugeborenen sind noch zu verzeichnen: ein Känguruh, das von der Mutter mit der größten Sorgfalt gepflegt wird; im Elephantenhaus befindet sich ein junges Lama. Neugeboren ist ebenfalls ein junger Hirsch. Das schwarze Schwanenpaar hat die Familie um vier Junge vermehrt. Neu angekommen ist ein Flamingopaar, die Tiere sind von herrlicher zarter Färbung; den biegsamen Hals drehen sie so, daß sie den krummen Schnabel in's weiche Gefieder verbergen und ruhen dann, wie der Storch, der Kranich, am liebsten auf einem der beiden schlanken rosafarbigen Beine stehend, aus, die so dünn sind, daß man kaum zu begreifen vermag, wie sie den Körper zu tragen vermögen. Die Straußenhenne hat allmählich 15 Eier gelegt; wenn auch nur ein halbes Dutzend davon gebracht werden kann, wird der Garten auch hierhin ein Interesse und einen Reich­tum bieten, wie er noch nie zu finden war.

Stuttgart, 11. Juni. Auf dem Wochenmarkt waren zahl­reiche Kirschen aus dem Remsthal und der Gegend von Besigheim. Press­

linge galten das Körbchen 7090 Grüne Stachelbeeren, welche von den Hausfrauen zu Kompott gerne verwendet werden, fanden guten Absatz.

Oßweil, 10. Juni. Bienenwirt Sigle aus Feuerbach, der seit drei Wochen mit seiner ca. 100 Völker zählenden Bienenkolonie hierhergezogen ist, um die üppigen Repsfelder abzuweiden, hat, wie die von Honig triefenden Stöcke augenscheinlich beweisen, Heuer ziemlich Glück mit seinem Unternehmen gehabt. Die Repsblüte, die nun zu Ende ist, hat sich reichlich entfaltet und bot einen überaus schönen Anblick, der von den Besuchern nicht genug be­wundert werden konnte. Da die Lindenblüte ebenfalls eine große Ueppigkeit verspricht, so sehen wir vielleicht, wenn auch keinem reichen Schwarmjahr, doch einem guten Honigjahr entgegen. In den letzten schönen Tagen, welche den Bienen vergönnt waren, haben sie eine Menge Honig zusammengebracht. Der im Kronengarten dahier aufgestellte fahrbare Bienenstand des Herrn Sigle ist in letzter Zeit für eine illustrierte Zeitung auf Holz photographiert worden. Dieselbe will diese interessante Einrichtung des doppelt gefederten Wagens, auf welchem sich Ständerbauten bequem transportieren lassen, in einem großen Holzschnitt zur Anschauung bringen, weil Wanderbienenzucht mit Ständerbauten bis jetzt noch niemand betrieben hat.

Von der Tauber, 9. Juni. In Haagen machte sich ein junger Bursche gestern mit einer Zimmerbüchse zu schaffen, welche geladen war; dieselbe ging los und traf einen Knaben in den Unterleib, wodurch dieser schwer verletzt wurde. In Bernsfelden fand vor einigen Tagen die Grundsteinlegung der neu zu erbauenden katholischen Kirche durch Herrn Dekan Hänle von Markelsheim unter Assistenz von 10 Geistlichen statt. Nachdem die Festpredigt vom Herrn Dekan gehalten und die Urkunde im Grundstein verschlossen war, wurde die kirchliche Weihe vorgenommen. Später folgte ein Festmahl imKreuz".

Sulz a. N., 10. Juni. Letzten Montag wollte auf dem Hofgut Bernstein hiesigen Oberamts der 17 Jahre alte Ziegeleiarbeiter Eber wein von Betra ein Pferd in einem Weiher schwemmen und ertrank dabei. Zur Auffindung des Leichnams mußte der Weiher abgelassen werden.

Friedrichs Hafen,' 10. Juni. Der Ob. Anz. schreibt: Der Seespiegel ist jetzt wieder mit einer gelben Substanz bedeckt, und es sind namentlich die am Ufer auslaufenden Wellenkämme davon eingesäumt; der Farbe wegen heißt der Volksmund diesen gelben Staub Schwefelblüte; es sind aber die Staubwolken von Nadelhölzern, die in ganzen Wolken in der Luft sortgetragen werden, wenn die Bäume vom Wind bewegt aneinander schlagen. Zurzeit wird die Brachse im See gefangen, was ein lohnen­des und nicht schweres Geschäft in der Laichzeit ist, wo sie in großen Mengen dicht zusammengedrängt an die Oberfläche kommen.

WevnrifchLes.

In Oppenau wurde dieser Tage die 90jährige Witwe Mayer, Wirtin zurZuflucht" aus dem Kniebis, begraben. Kurz vor ihrem Ende hatte die alte Frau, wie dieBad. Ldsztg." erfährt, einen huldvollen Beweis von der Liebenswürdigkeit des Kaisers erhalten. Ein in derZuflucht" einkehrender Tourist war auf den Gedanken gekommen, sich die einzige im Hause vorhandene Photographie der alten Frau auszubitten, und dieselbe als diejenige einer Altersgenossin auf hoher Bergeshöh dem Kaiser zu dessen Geburtstage zu übermitteln. Wenige Wochen nach dem kaiserlichen Geburts­feste traf auf der Zuflucht das große photographische Bild des Kaisers in schönem Holzschnitzrahmen ein; ihm folgte später noch eine andere kaiserliche Gabe.

Tokayer für die Königin Viktoria. Der Kaiser von Oesterreich wird der Königin Viktoria durch den Kronprinzen Rudolf als Jubiläumsgeschenk eine große Kiste uralten Tokayers, des Lieblingsweines der englischen Königin, überreichen lassen. So meldet derP. L." Mit Tokayer, dem bevorzugten Weine des Prinzgemahls, trank Königin Viktoria anläßlich ihrer Verlobung mit dem Prinzen auf Du und Du, sie hat seither den Tokayer als Dessertwein beibehalten und bezieht ihn direct aus ungarischen

Wer Ihren Vater kannte, urteilt wie Sie," sagte der Graf nach einer kurzen Pause.Der Baron Larinsky war das Musterbild eines Mannes."

Ein Schimmer von Freude flog über ihr Antlitz und mit einer an ihr unge­wohnten Lebhaftigkeit rief sie:Nicht wahr? O jamein Vater war der beste, edelste der Menschen. Und wie hat er meine Mutter geliebt!"

Man erzählt von einer Che, wie sie gleich glücklich nur selten vorkommt."

Nur selten ja und sehen Sie aber ich will Ihnen jenes furchtbare Erlebnis erzählen und Sie werden . . . Sie drückte ihr Tuch vor die Augen und schüttelte den Kopf ....Sie werden sagen, daß es mich so machen mußte, daß ich nicht anders kann .... Es war vor zehn Jahren ich zählte sechzehn ja. Es war in einer Zeit, wo sich Alles so seltsam in mir regte, wo ... . Ich war nie mehr so offen, so freudig, so weich .... Und dabei in einer fort­währenden Erregung, einem Bangen, einer Sehnsucht ich liebte die Welt und floh sie, ich war heiter bis zur Ausgelassenheit und dann weinte ich wieder und wußte selbst nicht warum. Nie hing ich zärtlicher an meinem Vater, nie habe ich ihn so vergöttert. Und da ... . Es war in einer Winternacht. Mama und Papa waren auf einen Ball gefahren, auch der Onkel, der damals zu Besuch bei uns war. Aus einem wilden Traume schreckten mich plötzlich Stimmen empor. Ich fuhr auf und horchte. Die Stimmen klangen aus der Ferne, und es war mir, als ob Papa .... Rasch erhob ich mich und öffnete die Thüre, welche mein Zimmer von unseren Wohnzimmern trennte. Ja es war Papa und nun glaubte ich auch Mama sprechen zu hören sie schluchzte sie weinte. Ohne viel zu überlegen, schritt ich von Zimmer zu Zimmer, bis ich vor dem Schlafgemach meiner Eltern stille stand. Was war geschehen? Ich zitterte an allen Gliedern und mein Herz schmerzte mich so, daß ich die Hand auf die Brust preßte, um die Qual zu lindern. Papa schritt im Zimmer auf und nieder und nur hie und da rang sich ein Wort von seinen Lippen. Er mußte furchtbar erregt sein. Ich senkte meinen Kopf, legte das Auge an das Schlüsselloch ich sah meine Mutter, wie sie jammernd vor seine Füße stürzte, und er"

Sie brach in lautes Weinen aus, und erst nach einer Weile fuhr sie fort:

Ich habe ihn nie so gesehen. Sein Gesicht war schrecklich, seine Augen .... oh, ich werde es nie vergessen. Und wie sie ihn umklammerte, da fiel seine Hand auf ihren Kopf und er stieß sie fort fort mit einem bösen, häßlichen Worte .... Ich sah nichts mehr, ich fiel nieder in eine Ohnmacht und als ich erwachte, war alles still. Am anderen Tage lag ich im Fieber, und als ich wieder gesund war, schien Alles vergessen zu sein .... Ich weiß nicht, was meinen Vater so furcht­bar verändern konnte, daß er gegen sein Weib die Hand erhob. Ich glaube, daß es Eifersucht war, diese abscheulichste Leidenschaft, denn welche könnte einen edlen Men­schen noch so tief erniedrigen: Ich glaube es, denn noch tönen mir die Worte meines Vaters im Ohr und lange danach hörte ich noch die Diener zischeln, daß mein Onkel in jener Nacht nicht zurückgekehrt und von da an verschollen blieb. War es aber so, dann war die Eifersucht grundlos und mein Vater hat es gewiß sofort eingesehen, denn er war nun gegen meine Mutter noch aufmerksamer und zärtlicher als je. Aber es fraß doch an ihrem Herzen, sie war nie mehr recht fröhlich, sie kränkelte und bald darauf verließ sie uns für immer .... Sie wissen nun Alles. Das hat seitdem in mir gewühlt, mich ernst, verschlossen, nachdenklich und, wie Viele meinen,stolz" gemacht, das ist es, was mir Entsetzen einflößte, so oft sich ein Mann mir näherte, und was in mir den Entschluß reifen ließ, keinem anzugehören."

Sie stand auf und reichte ihm die Hand.Lassen sie uns in Frieden scheiden, Herr Graf, und seien Sie glücklich."

Er nahm die Hand nnd führte sie an seine Lippen. Dann sagte er mit einem Blick voll schmerzlichen Verständnisses:

Ich verstehe Sie ganz, ich fühle mit Ihnen, Johanna. Und doch glaube ich, daß dieses kranke Herz alles vergessen wird in dem Augenblick, wo eine große, tiefe Liebe sich seiner bemächtigt."

Sie trat zurück rasch als ob sie fliehen wollte.

Gehen Sie gehen Sie und das Glück sei mit Ihnen!"

(Fortsetzung folgt.)