Tages-Aeuigkeileri.

Deutsches Reich.

* Nagold, 9. März. Infolge starker Regen­güsse ist die Nagold an einigen Stellen über die User getreten.

t. Altensteig, 8. März. Heute wurde der 19jährige Sohn des Christian Rapp von Zum­weiler zu Grabe getragen. Derselbe ist auf eine fürchterliche Weise aus dem Leben weggerasft worden. Im Dienst bei H. Adlerwirt in Calmbach stehend, verunglückte der junge Mensch kürzlich beim Fuhr­werk, mußte 4 Wochen im Spital zubringen und konnte erst letzten Montag wieder in seinen Dienst eintreten. Am letzten Donnerstag nun geriet er beim Steinfuhrwerk unter den Wagen, wodurch ihm der Kopf ganz zerquetscht wurde, was seinen augen­blicklichen Tod zur Folge hatte. Der Jammer der betagten Eltern und Geschwister des Verunglückten war unbeschreiblich groß, als ihnen am Freitag nacht dessen schrecklich verstümmelter Leichnam ins Haus gebracht wurde. Allseitig wendet sich der schwer heimgesuchten Familie die aufrichtigste Teil­nahme zu.

-j- Haiterbach, 7. März. Heute vormittag wurden die hiesigen Einwohner durch die Kunde von einem jähen Todesfall erschüttert. Frau G., des Kassiers unserer Spar- und Vorschußbank, saß an der Näharbeit, während ihr Mann mit seinen Kassenbüchern beschäftigt war. Zwischen den Ehe­gatten wurde hin und wieder ein kurzes Wort ge­wechselt, von den zu erledigenden Tagesarbeiten gesprochen u. dergl. Auf einmal sank die Frau von ihrem Sitz auf den Boden, ohne auch nur den ge­ringsten Laut von sich zu geben. Der Mann glaubte, seine Frau sei ohnmächtig - geworden und sprang rasch herzu, um sie aufzuheben; aber leider hielt er nur noch einen Leichnam in seinen Armen. Wie der Arzt konstatierte, hatte ein Gehirnschlag dem Leben der braven Frau ein so unvermutet rasches Ende bereitet. Sie hatte erst kürzlich ihr 52. Lebens­jahr zurückgelegt.

v.^Berneck, 9. März. (Eingei.) Auf besondere -'^Bemühung des Herrn Talmon hier wurde gestern ^ ein Militär-Verein gegründet; im Gasthaus z.Löwen" war die erste Sitzung, welche äußerst gemütlich ver­lief. Herr Kaufmann Walz aus Altensteig hatte sich auch eingefunden und erfreute die Anwesenden durch die Begleitung einiger patriotischer Lieder auf dem Klavier. So verfloß der Nachmittag in schönster Harmonie und zu allgemeiner Befriedigung.

Schietingen, 8. März. (Corr.) Heute hatten wir die traurige Pflicht, dem im besten Mannesalter stehenden Joh. Gg. Luz, Bauer, das Grabgeleite zu geben. Vor 6 Wochen, mit Holzspalten beschäftigt, verletzte er sich am Fuße. Obwohl das kranke Glied äußerlich heilte, mußte er doch immer das Bett hüten. Ganz unerwartet wurde er letzten Freitag vormittag eine Beute des Todes. Bei der Sektion zeigte sich im Herzen eine Eiteransammlung. Trotz der un­günstigen Witterungsverhältnisse hatte der Verblichene ein sehr zahlreiches Leichenbegängnis ein beredtes Zeugnis von der allgemeinen Achtung, die er genoß. Ebenso erwiesen ihm die letzte Ehre die Feuerwehr von Gündringen und der Militärverein von Hoch- dors. In den Leichengesang teilten sich der Gesang­verein und die Schuljugend. Daß der Dahingeschiedene im vollsten Maße das Vertrauen seiner Mitbürger genoß, beweist, daß er schon zum zweitenmale in den Gemeinderat gewählt wurde. Im Namen der bürgerl. Kolleg, legte H. Schultheiß Luz einen Kranz auf den Sarg nieder. Die Beerdigung fand mit milst "rischen Ehren statt. Seiner Familie er hinterläßt 1 Witwe und 4 Kinder im Alter von 716 Jahren war er ein treubesorgter Vater Tübingen, 6. März. Tagesordnung zu den S ch w u r- gerichtssitznngen des 1. Quartals 1896. 1)Am Montag den 9. März vorm. 9 Uhr: Strafsache gegen den verhei­rateten Maurer Israel Wolf von Entringen wohnhaft in Gablenberg wegen Fälschung öffentlicher Urkunden und Betrugs. 2) Am gleichen Tage Vorm. 11 Uhr: Strafsache gegen den ledigen Schreiner Heinrich Gecklez von Honzel- fiuen wegen Verbrechens wider die Sittlichkeit. S) Am Dienstag den 10. März vorm. 9 Uhr: Strafsache gegen den verheirateten Zimmermann Johann Martin Briegel von Beuren wegen gleichen Verbrechens. 4) Am gleichen Tage nachm. 3 Uhr: Strafsache gegen den ledigen Bauern Gott­lieb Schimpf von Oberjesingen wegen gleichen Verbrechens. 5) Am Mittwoch den 11. März vorm. 9 Uhr; Strafsache gegen den Weingärtner Franz Schiebel von Rottenburg wegen Totschlags. 6) Am Freitag den 13. März vorm. 8'/z

Schlotter von Unterthalheim wegen Körperverletzung mit nachfolgendem Tod u. a. B.

Stuttgart, 3. März. In der nächsten Nummer des Regierungsblattes wird eine Verfügung des Ministeriums des Innern veröffenlicht werden, durch welche eine wesentliche Vereinfachung der Impfung herbeigeführt werden wird. Es war nämlich bisher Vorschrift, daß die Impfung der Regel nach an den Oberarmen vorzunehmen sei und daß bei Erstimpf­lingen 3 bis 5 Stiche von höchstens 1 Zentimeter Länge oder ebensoviele oberflächliche Stiche an jedem Arme, bei Wiederimpflingen 5 bis 8 leichte Schnitte oder Stiche an einem Arme genügen. Seit mehreren Jahren ist nun aber in Gestalt der Tierlymphe ein so wirksamer Impfstoff zur Anwendung gelangt, daß es nach dem Gutachten des Reichsgesundheitsamts und des Medizinalkollegiums möglich ist, mit einer geringeren Anzahl von Jmpfschnitten sich zu begnügen, ohne daß dabei bezüglich der Erstimpflinge von der Forderung von mindestens zwei gutentwickelten Pusteln abgesehen zu werden braucht. Hiebei ist übrigens von diesen Behörden befürwortet worden, daß, um die Erfüllung der letzgenannten Forderung thunlichst sicher zu stellen, nicht unter das Verlangen von vier Jmpfschnitten heruntergegangen werden. Um dies zu erreichen, würbe jedoch auch bei den Erstimpflingen die Impfung auf einem Arm für genügend erachtet. Die Vorschriften, welche sofort in Kraft treten, finden sowohl auf öffentliche, wie auf Privatimpfungen An­wendung.

Stuttgart, 5. März. Einer Meldung der W. Kriegerzeitung zufolge hat der Ausschuß des Würt- tembergischen Kriegerbundes den Beschluß gefaßt, an das Präsidium des Bundes das Ansuchen zu richten, dasselbe möge die geeigneten Schritte unter­nehmen, um zu erwirken, daß den im Staatsdienst Angestellten ihre verdiente Militärpension nicht mehr in Abzug gebracht werden. Außerdem wurde an das Bundespräsidium die Bitte gerichtet, es möge dafür besorgt sein, daß die Gnadenbewilligungen an erwerbsunfähige Veteranen von jährlich 120 ^ nicht wie bisher auf eine bestimmte Anzahl beschränkt, sondern daß so viele Mittel zur Verfü gung gestellt werden, um alle erwerbsunfähigen Veteranen unterstützen zu können. Es unterliegt kei­nem Zweifel, daß das Präsidium die beiden Anträge nach Möglichkeit zur Verwirklichung bringen wird.

Berlin, 6. März. Aus Rom wird gemeldet: Hier herrscht fortgesetzt ungeheure Erregung. Ausi den Plätzen Monte Citorio und Colonna war it Einbruch des gestrigen Abends die Menge noch mehr angewachsen, die pfeifend und johlend das Par­lamentgebäude umdrängte. Ueberall hörte man wilde Schmährufe, Verwünschungen, Pereats auf Crispi. Die Wohnung des Ministerpräsidenten ist burch zahl­reiches Militär- und Gendarmerieaufgebot geschützt. Im Garten hält eine Compagnie Infanterie Wache. Ueber die ganze Via Gregoriana, wo Crispis Villa liegt und wo fortgesetzt Menschenhaufen einzudringen versuchen, ist der Belagerungszustand verhängt. Die Zugänge der Straße sind durch starke Truppenteile abgesperrt. Der offiziösen Tribuna würben alle Fenster eingeworsen. Die Demonstrationen dauerten noch bis zum Einbruch der Nacht, wo starker Regen den Sicherheitsbehörden zu Hilfe kam. Um die Piazza Monte Citorio zu säubern, mußten die Truppen zweimal mit gefälltem Bajonett auf die Menge ein- dringen, die dann in eiliger Flucht auseinanderstob. Der ehemalige Abgeordnete Fazzari schrieb an den König, er möge ihm gestatten, aus der Bergbevölke­rung Calabriens eine Freischar zu bilden, um gegen die Abessiner zu fechten.

Frankreich.

Mentone, 5. März. Präsident Faure ist heute vormittag hier eingetroffen zur Einweihung bes zur Erinnerung an die Vereinigung Mentones mit Frank­reich errichteten Denkmals. Nach der Feier empfing der Präsibent im Stadthause die Spitzen der Behöv den. Auf eine Ansprache des Generals Gebhard, welcher die Offiziere vorstellte, antwortete der Präsi­bent, die hiesigen Truppen seien eine Avantgarde, aus welche Frankreich rechnen könne. Der Kaiser von Oesterreich besuchte heute den Präsidenten Faure in der Bürgermeisterei. Nach Vorstellung der Mi­nister hatte der Kaiser eine 20 Minuten dauernde Unterredung mit dem Präsidenten. Sodann erfolgte durch den Kaiser die Vorstellung seines Gefolges, der Grafen Paar und Wolkenstein. Kaiser Franz

begrüßt:Es lebe der Friede!" Der Kaiser sprach dem französischen General Gebhard seine Zufrieden­heit über die Haltung der französischen Truppen aus. Italien.

Rom, 4. März. Unter den Toten von Adur befinden sich General Albertone, sowie der helden­mütige Verteidiger Makalles, Oberstlieuten. Galliano. General Arimondi ist schwer verwundet. Auf dem Ministerium des Innern wird gesagt, daß 200 Offiziere fehlen. Baratieri macht in seinem Schlacht­bericht laut einer Meldung des MilitärblattesEser- cito" den weißen Bataillonen den Vorwurf, daß sie, nachdem sie die Fühlung mit der Brigade Albertone verloren hatten, dem mächtigen Ansturm der Abessynier nicht stand hielten, sondern sich so schnell auflösten, daß bie Artillerie nicht einmal Position zu fassen vermochte. Die Aktion sei weniger eine wahre eigent­liche Schlacht, als vielmehr eine große, allgemeine Auflösung gewesen, die nicht aufzuhalten war. Ge­neral Baratieri fügt hinzu, daß die schwarzen (Ein­geborenen) Truppen sich besser hielten und sich mit gewohnter Hartnäckigkeit schlugen. DerEsercito" kommentiert den Schlachtbericht mit bitteren Worten gegen die Heeresverwaltung, die aus blind zusammen­gewürfelten, durch Seereise und Strapazen erschöpften Leuten ein Heer improvisierte, das dem an das Ter­rain wie an den Kampf gewöhnten abessynischen Heere nicht gewachsen war. General Baratieri selbst habe von jeher gegen jede Sendung weißer Truppen aus dem Mutterlande protestiert. Das Unglück von Adua sei also nur das Resultat einer großen Panik gewesen. (!?)

Rom, 7. März. DieOpinione" meldet: Ge­neral Baldissera, welcher gestern in Aomara angekom­men ist, sendete ein Telegramm, worin er die Lage sehr ernst beurteilt und Forderungen behufs besserer Kriegsausrüstungen von Aomara stellte. DieOpi­nione" berichtet weiter: Die Nachrichten aus Adigrat sind nicht gut. Das Fort ist von einem Rebellen­haufen umzingelt. Baldissera telegraphiert, daß er jetzt zum Ersätze nichts versuchen könne. Die Be­satzung hat Lebensmittel für einen Monat, die Gar­nison besteht aus einem weißen Jägerbataillon unter Major Prestinari. Es wird geglaubt, viele in der Schlacht vom 1. März Verwundete und Versprengte: seien nach Adigrat geflüchtet.

Ro m, 7. März. DerJtalia Militärs" zufolge beträgt der Gesamtverlust der Italiener an Offizieren- und Mannschaften 4500 Mann, davon 300 aus der Kolonne Albertone, welche 4 Eingeborenenbatail­lone und einige weiße Abteilungen hatte. General Dabormida ist sicher tot, Albertone verwundet oder niedergestürzt. General Arimondi wird vermißt.

Rom, 7. März. König Humbert soll erklärt haben, er würde eher dem Throne entsagen als dem Aufgeben der erythräischen Kolonie zustimmen. In Adigrat scheinen 2500 Flüchtlinge zu sein, wes­halb der Proviant bald zu Ende gehe. Von dem Fort Adiugri, in welchem die Kolonisten von Godo- felassi geborgen sind, sind trotz mehreren dahin ge­sandten Estafetten keine Nachrichten mehr eingetroffen.

Klein»«?» Mitteilungen.

Backnang, 7. März. Der seit einigen Tagen ver­mißte Theodor Bielmann von Althütte, ca. 50 Jahre alt, wurde gestern zwischen Althütte und Klaffenbach abseits vom Wege in einer Klinge ermordet aufgefunden. Im Verdacht, die That begangen zu haben, steht ein junger Bursche von Althütte namens Grün, der mit dem Ermor­deten den Heimweg antrat. Der Verdächtige wurde als­bald in Hast genommen. Heute Mittag findet die gericht­liche Sektion statt.

Kattowitz, S. März. Das Unglück in derKleophas- grube ist größer als man anfänglich angenommen hatte. Nach der offiziellen Liste wurden bis jetzt 86 Tote heraus­befördert. 20 Tote befinden sich noch in der Grube; 25 Mann sind erstickt. Der Brand dauert fort. Ausreichende Hilfe­leistungen sind im Gange. Der Kaiser hatte eingehenden Bericht über das Unglück eingefordert.

Landwirtschaft, Handel L Verkehr.

Nagold, 5. März. Marktbericht. Ochsen kamen zu Markt 52 Paar, verkauft wurden 28 Paar; Erlös 25926 ^ Zufuhr von Kühen 94, Kälber 46, Schmalvieh 77 Stück, zus. 217 St. Verkauft wurden 15 Kühe, Erlös 4307 9 Kälber, Erlös 1269 7 St. Schmalvieh, Erlös 659

zus. 31 Stück um 6235 ^ Läuferschweine wurden 272 St. zu Markt gebracht; verkauft wurden 195 St. Preis pro Paar 2863 ^ Erlös für Läufer zus. 5985 ^ Saug­schweine kamen 156 St. zu Markt; verkauft wurden 95 St. Preis pro Paar 1723 ^ Erlös für Saugschweine 1135 ^ Gesamterlös für Schweine 7120 ^

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Naaold.