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Vorräte zu verhindern, mußte eine bedeutende Menge Wasser hineingeworfen werden, bis es gelungen war, das Loch wieder zu schließen. Einer der Abgebrann­ten (Georg K.) ist nicht versichert. Die Ursache dieses Schadenfeuers konnte bis jetzt nicht ermittelt werden.

-s- Unterthalheim, 7. Febr. Der am Neujahrs­abend in der Wirtschaft zum Deutschen Reiche von Max Schlotter gestochene junge Mann ist gestern seinen Verletzungen infolge eingetretener Eiterung mit nachgefolgter Blutvergiftung erlegen.

-s- Beihingen, 7. Febr. Bei einer letzten Diens­tag im Gasth. zumOchsen" hier stattgehabten Hoch­zeit brach eine zwischen zwei jungen Männern (Küfer Braun und Bauer Keck) schon länger bestandene feindliche Spannung in bedauerliche offene Tätlich­keiten aus. Braun wurde lebensgefährlich gestochen, und Keck erhielt eine Tracht Prügel, durch die er sich veranlaßt fühlt, ebenfalls das Bett zu hüten.

Calw, 5. Febr. Bei einer Versammlung des Bezirks-Wirtsvereins am 27. v. Mts. hat Landtags­abgeordneter Haffner sich über seine Stellung zu dem Umgeld u. a. dahin geäußert, daß er die Behandlung des Umgeldsgesetzes als eine ungerecht­fertigte Beschwerung und lästige Sache für die Wirte ansehe, die nicht Herr im eigenen Keller seien, den Wein nicht anrühren dürfen, ohne daß der Acciser dabei sei; Fiuanzminister v. Riecke hänge nicht mehr so fest am Althergebrachten wie sein Vorgänger und habe sich für Aenderung des Umgeldgesetzes ausge­sprochen, wenn dies auch nicht augenblicklich gesche­hen könne. Wenn die Wirte sagen, das Umgeld ist ein Unrecht, so stimme er zu, was die Erhebungs­weise anbelangt, aber die Erhebung einer Steuer aus Wein sei kein Unrecht, wenn sie gleichmäßig verteilt wird. Der Ausfall des Betrages sei eine große Summe, und diese auf Gebäude, Grund und Boden umzulegen, da haben sie die ganze Bevölke­rung gegen sich. Was die Ergebnisse der Progres­sion anbelange, so sei es eine leere Einbildung, da, wenn dieselbe wirklich Ueberschüsse abwerse, diese dazu bestimmt seien, die kleinen Einkommen zu er­leichtern, nicht aber das Umgeld abzuschaffen. Wenn man konsequent eine allgemeine Weinsteuer verlange, so komme man viel eher zum Ziel.

Stuttgart, 6. Febr. Ein lenkbares Luftschiff, das ists, was uns nach allen großen Erfindungen des 19. Jahrhunderts einschließlich der Röntgen- Strahlen noch fehlt, um das Ende des Jahrhunderts würdig zu krönen. Kein geringerer als der gleich zu Beginn des 1870er Krieges so berühmt gewordene Reiteroffizier Graf Zippelin hat sich seit 5 Jahren mit dieser Frage beschäftigt und heute abend führte er einer zahlreichen Zuhörerschaft, in welcher sich der König, die Herzöge Alorecht und Robert, die Minister v. Faber, v. Riecke, die ganze Generalität, viele hohe Beamte und die Mitglieder des Jngenieur- vereins befanden, das Ergebnis seiner mühevollen Arbeiten in einem lichtvollen Bortrage vor. Der Redner führte zunächst alle hervorragenderen Vor­arbeiten bezüglich lenkbarer Luftschiffe an, erläuterte ihre Versuche, Mißerfolge und Erfolge und verweilte besonders eingehend bei dem französischen Haupt­mann Renard, der schon 1888 während der Manöver bei Meudon ein lenkbares LustschissLa France" vorsührte, das er mehrfach nach dem Aufsliegsort zurückbrachte, welches aber höchstens 6,5 ui Geschwin­digkeit pro Sekunde erreichte und auch mehrfache andere Mängel aufwies, die Hauptsache, die Lenk­barkeit, aber im Prinzip doch gelöst habe und in­zwischen sicher bedeutend vervollkommnet wurde, wenn auch die Franzosen darüber schweigen. Auf oen Versuchen Renards hat Gras Zeppelin weiter- gebaut, nicht mit phantastischen halsbrecherischen Experimenten, sondern Schritt für Schritt mit wissen- schajliichen Berechnungen und mit wesentlich verbes­serter» oder von ihm und von anderen erfundenen neuen Rohmaterialien und technischen Hilfsmitteln. So hat er selbst zur Aufnahme des Gases ein Poren- verdrchwngsmittel des Seidenstoffes erfunden, das monatelang kein bischer» Gas durchdringen läßt. Seine Mit Gitterträgern alt dem cigarrensörmigen Renaro'schni Ballon angebrachte Gondel ist äußerst sinnreich und fest angebracht, trägt vorneu Molor- slügel und hinten Äreuerslügei; das Ganze, durch einen 2.::'nuermotor aus Aluminium mit 610"» Kupserlozisrung betrieben, tau» sich bis zu 1100 m erheben, bis za 1900 lla Belastung 'ragen und nötigen­falls 7' ^ Tage ununterbrochen in den Lüsten bleiben. Alles ist in Rechnung genommen: die Ausdehnung

des Gases durch Wärme und Sonnenstrahlen wird ausgeglichen, indem man das Gas nicht etwa ent­weichen läßt, sondern in Reserveräume überleitet, so daß der Ballon nicht platzen kann und doch kein Gas verliert. Auf- und Abstieg des Fahrzeugs wird ohne Ballastauswerfen oder Gasverlust äußerst sinn­reich durch Schrägstellung der Gondel zum Ballon bewirkt, man landet gegen den Wind ganz gefahr­los. Alle diese Vorzüge des Zeppelin'schen Fahr­zeuges hat eine von dem preußischen Kriegsministe- rium eingesetzte besondere Prüfungskommission rück­haltlos anerkannt. Dagegen berechnet diese als Maximalgeschwindigkeit des Fahrzeugs ca. 5 Meter pro Sek., Graf Zeppelin aber mindestens auf 12 Meter. An diesem Widerstreit ist die Förderung des Zeppelin'schen Projektes zum Stillstand gekommen. Aber die Kommission fußt auf einer Rechnungs- Methode, welche aus der Wasserscbiffahrt hergeleitet ist und auf den Luftwiderstand keine analoge An­wendung finden kann, was dem Grafen bedeutende Männer der Wissenschaft, wie Professor Müller in Breslau und 3 Tage vor seinem Tode auch der berühmte Prof. Helmholtz-Berlin ausdrücklich zuge- gegeben haben. Ueberdies hat Renard bei seinen Versuchen mit derLa France" ähnliche Luftwider­stände gefunden, wie Graf Zeppelin sie ausrechnet. Auch Baurat Groß in Eßlingen, früher lange Jahre bei Krupp in Essen praktisch thätig und aus der Ballistik der Geschosse mit den Luftwiderständen genau bekannt, hat die Berechnung des Grasen genau nachgeprüft und sie für richtig befunden; ebenso auch das ganze Material nach geprüft und die Kostenanschläge, das spezifische Gewicht u. s. w. und dabei alles als richtig anerkannt. Des­halb ist der Gras überzeugt, daß sein Fahrzeug praktisch ausgeführt, wochenlange Reisen von täglich über 1000 üm mit ziemlich schwerer Belastung zu­rücklegen kann und im Kriege wie im Frieden von der allergrößten Bedeutung für das deutsche Volk würde. (Großer anhaltender Beifall.) Die nach­folgenden Redner, Prof. Ernst von der tech­nischen Hochschule, Präsident v. Leibbrand im Ministerium des Innern und Pros. Baudirektor Bach an der-technischen Hochschule erkennen ausnahmslos die gründliche wissenschaftliche Arbeit und die großen Erfolge des Grasen, plaidieren für praktische Aus­führung des Projekts, welches rasch die letzten Zweifel heben und rufen ihm ein herzliches Glückauf zu. Auf die Frage v. Leibbrands, ob nichtein kleines Modell luslschiff zuerst gebaut werden könnte und wie hoch sich etwa die Kosten eines solchen Schiffes belaufen würden, erwidert Gras Zeppelin, ein für praktische Zwecke doch nicht verwendbares Modelllufrschiff würde i nicht viel weniger kosten als ein Vollschiff und Letz- § teres käme, wenn erst die Fabriken ihre Einrichtimgs- kosten bestritten hätten, ans ca. 250300 000 Z/A zu stehen. Der Wert eines solchen Schiffes wäre enorm, ein Luftschiff könnte die vaterländische Kriegs­flotte über das Herannahen der feindlichen Schiffe aus ungeheurer Entfernung schon benachrichtigen, Postsendungen und Passagiere mit großer Schnellig­keit auf die größten Entfernungen befördern und auch die Meerestiefen erforschen, denn je höher man über ein Meer aufsteige, desto tiefer sehe man in dasselbe hinein. Vor allem aber gelte es, daß wir bei einem etwaigen Kriege ein ungeheuer wertvolles Hilfsmittel, das der Feind besitze, nicht schmerzlich vermissen müssen. (Beifallssturm).

Stuttgart, 7. Febr. DasD. V." meldet: Gegenüber einer Deputation des Stuttgarter Wirts­vereins bezüglich des Umgeldes hat sich der Land­tagsabgeordnete Kloß (Soz.) ganz entschieden für dessen Abschaffung ausgesprochen und erklärt, daß > er, wenn bei Beratung der Stsuergesetzesvorlage das j Umgeld nicht falle, gegen die ganze Steuervorlage ! stimmen werde."

! Stuttgart, 8. Febr. Es wurde schon früher ! einmal darauf hingewiesen, daß daS statistische Lan- s desamt beabsichtigte, einen Aufruf zur Führung von i Ortschroniken an sämtliche Gemeinden des Landes ergehen zu lassen, wobei besonders auch aus die Mithilfe der Geistlichen gerechnet wird. Das Ev. Konsistorium entspricht dem Ersuchen des statistischen Landesamts um Empfehlung dieser Sache und ver­traut zu den Geistlichen, daß sie im Hinblick auf ^ den Wert, den eine sorgfältig geführte Octschronik ' für die Statistik und Landesgeschichte hat, zur Er- ; reichung des angestrebten Zwecks Ihiuilichst milwirken werden, indem sie zur Anlegung von Ortschrouiken

Anregung geben zund entweder selbst die Führung derselben in die Hand nehmen oder den Ortsvor­steher in diesem Geschäfte unterstützen. Seitens des bischöflichen Ordinariats in Rottenburg ist ein ähnlicher Generalerlaß an die kath. Pfarrämter er­gangen.

Heilbronn, 4. Febr. Infolge der Kündigung des bisherigen Vertrags zwischen den Salzverfrachtern und den Neckarschiffern hat sich seit Anfang d. Js. ein Sinke herausgebildet, der eine vollständige Stock­ung des Thalverkehrs zur Folge hatte. Die Schiffer glaubten aus die von ihnen verlangte Frachtermäßi­gung von 2 Z nicht singehen zu können und zogen eine Einstellung des Verladens vor, so daß eine un­gewöhnlich große Anzahl von Schiffen seitdem hier unbeschäftigt in den Häfen lag, was bei dem gün­stigen Wasserstand des letzten Monats doppelt zu bedauern war. Der Handelsverein hat nun in einer zu diesem Zweck auf letzten Sonntag einberufenen Versammlung eine Verständigung dahin zu wege ge­bracht, auf Grund eines künftigen Frachtsatzes von 17 Z für Normalwasserstand und der bisherigen Taxen für Kleinwasser von 18 und 20 Z, also unter gleichmäßiger Konzession von beiden Seiten.

Berlin, 7. Febr. DasBerl. Tagbl." schreibt: Wie wir zu wissen glauben, wird der Staatssekretär der Marine, v. Hollmann, in nächster Zeit im Reichs­tag Gelegenheit nehmen zu einer Erklärung, um die in weiteren Kreisen gehegte Befürchtung über uferlose Marinepläne als grundlos nachzuweisen. Man wird den Darlegungen Hollmanns eine um so größere Tragweise beilegen können, als sie augenblicklich nicht ohne Ermächtigung von maßgebendster Seite vor dem Reichstage vorgebracht werden.

Berlin, 7. Febr. Wie dasVolk" hört, hat Dr. Kropatscheck endgiltig die Chesredaktion der Kreuzzeitung" übernommen.

Zur sächsischen Wahlrecht-Reform teilt die Post" mit:Fürst Bismarck, welcher wegen seiner bekannten Äeußerung über das preußische Dreiklassen- wahlspstem von den Gegnern der sächsischen Wahl­rechtsreform als Eideshelfer angerusen wird, hat aus eine Anfrage des Verlegers der Dresdener Nach­richten, ob er sich nicht öffentlich zur Sache äußern wolle, das zwar abgelehnt, aber zugleich geäußert, er wünsche der sächsischen Landesoertretung für ihre entschlossene Haltung (öem Begehren der Sozial­demokraten nach Erweiterung des Landlagswahlrechts mit einem Antrag auf Einschränkung desselben zu begegnen) Glück und guten Erfolg. Wir können dieser Angabe der Dresd. Nachr. hinzufügen, daß . diese Antwort des Fürsten Bismarck dem Ki)mg Albert l Vorgelegen, und dieser seine hohe Befriedigung da­rüber ausgesprochen hat."

Frhr. v. Hammerstein ist, wie authentisch mit­geteilt wird, in Berlin noch nicht eingetroffen. Alle Mitteilungen über seine Reise und seinen Aufenthalt in München sind völlig unzutreffend. Er wird in einigen Tagen in Berlin ankommen. Der Termin wird nicht bekannt gegeben, um Ansammlungen auf dem Bahnhof zu vermeiden.

Italien.

Rom, 7. Febr. DieTribuna" erklärt das in Paris in Form einer Depesche aus Kairo verbreitete Gerücht, wonach Menelik gegen Zahlung einer Million Lhaler der Garnison die militärischen Ehren bewilligt hätte, für eine Schändlichkeit.

Rom, 7. Febr. Der Papst wird, wie dieN. Fr. Pr." mitteilt, die auf den päpstlichen Stuhl be­zügliche Anspielung in dem Manifest des Prinzen Ferdinand vorläufig unbeachiet lassen, jedoch wahr­scheinlich später in einer Ällotuüon auf dieselbe zurück- kommen. Eine feierliche Exkommunikation deS Pnnzen Ferdinand wird wohl nicht erfolgen; der Prinz wird aber in der Zukunft nicht mehr zu den Sakramenten zugeiassen werden.

Der sog. Dreibundsoertrag, d. h. der Ver­trag Italiens mit D-ausä-land und Oesterreich, die unter sich durch Vertrag vom 7. Oktober 1879 ver­bündet sind, ist 1882 aas 5 Jahre geschlossen und sowohl 1887 wie 92 erneuert worden. Eine aber­malige Erneuerung müßte demnach im nächsten Jahre ftalifliiden. Da von dieser Erneuerung viel die Rede ist, so mag mitgeteill werden, daß der römische - .ar respoudent der Times" behauptet, die letzte Erneuerung sei ..ns 12 Jahre geschehen. "Nach eurer Angabe d»s ' Mn. Hefe di Rudini, der dir letzte Erneuerung voll- ' zogen yat, ist es richtig, daß .'-iesil've ;ür zwölf In.-re