250
verlassen; die Ursache liege darin, daß es nun einmal so sei, daß Staats, beamte immer zunächst ihr eigenes Interesse wahrzunehmen suchen, welcher Art dasselbe sei, möge man ihm weiter zu erörtern erlassen. Nachdem er nun nahezu 8 Jahre hier geweilt, werde ihm der Abschied schwer, allein er glaube, auch in Göppingen eine Heimat zu finden. Indem er hoffe und wünsche, daß gleich wie er, auch wir ihm ein gutes Andenken bewahren möchten, erhebe er sein Glas und trinke auf das Wohl der Stadt Calw. Auch der „Calwer Liederkranz", zu dessen Mitgliedern der Scheidende seit dessen Bestehen zählte, hatte sich eingefunden und gab durch seine gut gewählten gesanglichen Vorträge, deren ersten der Vorstand, Hr. Kollaborator Bäuchle mit einer Ansprache eröffnet«, dem Ganzen noch eine festlichere Weihe. Die noch übrigen Pausen füllte die Calwer Stadtmusik aus. Die besten Glück- und Segenswünsche begleiten auch unserseits Hrn. Oberamtmann Floxland und seine werte Familie nach Göppingen.
* Calw. Wie wir erfahren, beabsichtigt der Gutenbergverein Stuttgart seinen, dem Calwer Liederkranz beim schwäbischen Liederfest in Heilbronn versprochenen Besuch, am Pfingstsonntag auszuführen. Wir wollen nicht unterlassen auf die Gesangsaufführungen des genannten Vereins Freunde eines schönen und kunstfertigen Gesanges aufmerksam zu machen. Bei dem schwäbischen Sängerfest in Heilbronn war bekanntlich dieser der einzige aus ca. 80 Sängern bestehende Verein, dem im Kunstgesang ein I. Preis nebst der wertvollsten Ehrengabe (einer Punschbowle mit silbernem Deckel und Löffel im Wert von 430 gestiftet von der Stadt Heilbronn) zuerkannt wurde. Die erhaltene Ehrengabe des „Calwer Liederkranzes" kommt vom Gutenbergverein.
Maulbronn, 24. Mai. Zu Ehren des morgen aus dem Bezirk scheidenden Herrn Oberamtmanns Supper von hier, welcher in gleicher Eigenschaft nach Calw kommt, versammelten sich heute viele Teilnehmer im hiesigen Postsaal zu einer Abschiedsfeier. Stadtschultheiß Broß von Knitt- lingen führte die Verdienste des Scheidenden um den Bezirk aus: Die Gründung der Oberamtssparkasse sei sein Werk; als Vorstand des landwirtschaftlichen Veieins habe er sich große Verdienste erworben; die Straßen wurden während seiner hiesigen Amtsthätigkeit auf die Amtskörperschaft übernommen; großen Anteil habe auch er an den Vorarbeiten zur Erbauung eines neuen Bezirkskrankenhauses. Mit den herzlichsten Glück- und Segens, wünschen für den Scheidenden schloß der Redner und brachte ein dreifaches Hoch auf ihn aus, in welches die Versammlung begeistert einstimmte. Die Schultheißen Kälber von Wurmberg und Merz von Derdingen übergaben im Namen des landwirtschaftlichen Vereins ein schönes Theeservice. Im Namen der Maulbronner Beamten richtete Oberamtsarzt Dr. Paulus Ab- schiedsworte an den Scheidenden. In bewegten Worten dankte Hr. Oberamt- Mann Supper für die erwiesene Ehre und wünschte dem Bezirk auch für die Zukunft Gottes reichsten Segen. (Staats-Anz.)
Ravensburg, 24. Mai. Ein Schneiderlehrling, der vor einigen Tagep mit ca. 4000 ^ und einer goldenen Uhr, die er einem reichen Müller gestohlen, hier durchgebrannt ist, wurde in Luzern verhaftet, wo er durch sein verschwenderisches Leben das Aufsehen der Polizei erregte. Von dem Geld hatte er schon fast die Hälfte verbraucht.
— Nachdem der im verflossenen Herbste auf der Hirschjagd in Kaltenbrunn schwer verwundete großh. Oberförster Müller nunmehr im Wesentlichen als hergestellt zu betrachten ist, hat der Prinz Heinrich von Preußen an sämtliche Aerzte, welche sich an der Pflege beteiligt haben, in welchen der Dankbbaikeit des Prinzen in den wärmsten und anerkennendsten Worten Ausdruck gegeben wird. Gleichzeitig hat Prinz Heinrich dem General- und Korpsarzt Herrn Dr. v. Beck ein an denselben gerichtetes Dankesschreiben des Kaisers Übersandt. Mit den an die behandelnden Aerzte, Bezirksassistenzarzt Dr. Kriesche und praktischer Arzt Dr. Kraushaar zu Gernsbach gerichteten Schreiben verbindet Prinz Heinrich die Uebersendung des Roten-Adler-Ordens vierter Klasse, welchen der Kaiser den beiden Genannten verliehen hat. Der erste Verband
war dem verwundeten Oberförster Müller von dem nach Kaltenbrunn geeilten praktischen Arzt Dr. Hausmann aus Wildbad angelegt worden. Demselben wurde seitens des Prinzen mit einem Handschreiben dessen photographisches Bildnis als Zeichen seiner dankbaren Erinnerung übersandt.
— In der „Badischen Weinstube" in der Kinderspielgasse in Straßburg, ist zur Zeit eine Kellnerin beschäftigt, welche sich „die Dame mit dem Barte" nennt. Dieselbeist aus Heilbronn, groß und stattlich, von behäbiger Körperfülle und trägt einen Kinnbart, welcher das Entzücken manches „minder Begabten" von stärkerem Geschlecht erregen kann.
Mülhausen, 23. Mai. Vor einiger Zeit ist der deutsche Grenzpfahl zwischen Alt-Münsterol-Petit-Croix verunglimpft und mit „Vivo la krsnoo!" versehen worden. Gestern wurden zwei junge Angestellte der französischen Ostbahn — sie heißen Schmidt und Reinhold — als der That dringend verdächtig verhaftet und hierher in Untersuchung eingeliefert. Der „Temps" bringt über die Verhaftung folgende Darstellung: „Laut Erkundigungen bei der Ostbahngesellschaft ist der Grenzpfahl nicht umgerissen, sondern mit den Worten: „Nieder mit Preußen! Es lebe Frankreich!" und mit Teer besudelt worden. Der verhaftete Schmidt, wohnhaft in Alt- münstsrol, auf deutschem Gebiet, ist als Hilfsarbeiter, nicht als Angestellter beschäftigt. Der andere Beamte heißt Reinhold und wurde gleichfalls in Altmünsterol verhaftet. Beide leugnen, das ihnen zur Last gelegte Vergehen gegen das allgemeine Recht verübt zu haben. Sie wurden nach Mülhausen gebracht. Da sie nicht Staatsbeamte sind, so ist ihre Verhaftung eine regelrechte und wird zu keinen diplomatischen Zwischenfällen führen."
LaLouviore, 23. Mai. Der Dynamitverbrecher wurde sofort von Soldaten verhaftet, nachts durch die Staatsanwaltschaft von Mons verhört und heute nach Mons abgeführt. Es ist ein ganz junger Mann, Franzose, der in unzähligen Versammlungen auftrat, gebürtig aus Cherbourg. Auch-der am Gasmesser erschossene war keineswegs harmlos, sondern em heimtückischer Bursche, der mit zwei anderen nach dem Gasmesser schlich. Die Schildwache traf ihn ins Herz. In Mariemont wird mit unvollständiger Schicht wieder auf allen Zechen gearbeitet. Im Revier Charleroi sind 3500 Arbeiter ausständig. Viele Versammlungen, die gestern abgehalten wurden, verlangten allgemeinen Ausstand. Heute früh 4 Uhr, zwei Stunden vor Schichtbeginn, sollten Versammlungen stattfinden. Die Bürgermeister aber untersagten sie auf Grund des Schankpolizeigesetzes.
Paris, 26. Mai. T h e a t e r b r a nd. In der Opera eomigus ist in den Soffitengardinen des Hinteren Bühnenraumes Feuer ausgebrochen. Die Zuschauer hätten das Theater daher leicht verlassen können, da aber das Gas erlosch, bevor das Theater vollständig geräumt worden war, fürchtet man, daß einige Zuschauer der oberen Ränge, vor Dunkelheit überrascht den Ausgang nicht gewinnen konnten. Es verlautet bis jetzt von eipi- gen 60 Verwundeten und 19 Toten.
(Ein dem Calwer Wochenblatt heute Freitag IV 2 Uhr zugegangenes Telegramm meldet von bereits 70—80 umgekommenen, während fortwährend neue Leichen gefunden werden. Die Katastrophe rufe tiefe Trauer hervor und bilde mehr das Tagesgespräch als die Politik. Freycinet hat die Kabinetsbildung abgelehnt.)
— Mitgeteilt von dem Hauptagenten E. Georgii. Der Schnell-Postdampfer Bonrgogne, welcher am 18. Mai in Havre abgefahren, kam am 26. Mai morgens 7 Uhr in New-Aork an. _
Gottesdienste am h. Pfingstfest, 2S. Mai.
Vom Turme: Nro. 202. Vorm.-Pred. Hr. Dekan Berg. Feier des h. Abendmahls. Nachm.-Pred. um 2 Uhr in der Kirche, Hr. Helfer Braun.
Pfingstmontag.
Vorm.-Pred. um S Uhr in der Kirche, Hr. Helfer Braun. _
Gotteräieaste in äer MetüoäisteaKapekke am Sonntag, den 27. Mai 1887.
Morgens 9 Uhr, abends 8 Uhr.
Amtliche Kekalllltlilllchllilgell.
K. Amtsgericht Calw.
Oeffentliche Ladung.
Leouhardt Kübler, geb. am 3. August 1862 zu Martinsmoos, und zuletzt dort wohnhaft, wird beschuldigt, — als beurlaubter Reservist — ohne Erlaubnis ausgewandert zu sein.
Uebertretung gegen § 360 Nr. 3 des Strafgesetzbuchs.
Derselbe wird auf Anordnung des Königlichen Amtsgerichts Hierselbst auf
Mittwoch, den 13. Juli 1887, vormittags 9 Wr>
vor das Königliche Schöffengericht Calw zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtcm Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach H 472 der Strasprozeßordnung von dem Königlichen Landwehrbezirkskommando zu Calw ausgestellten Erklärung verurteilt werden.
Calw, den 26. Mai 1887.
Reichert,
stv. Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts.
Calw.
Snu8ver^au^.
^87"^ Das in dem Nachlaß der 1', »', !! verstorbenen Konditor Albert Sattlers Witwe von hier "vorhandene 3stockigte Wohnhaus mit gewölbtem Keller, Stall und
Waschhaus, auf dem Marktplatz, angekauft zu 9000 kommt am Montag, den 30. Mai 1887, vormittag« 1l Uhr, wiederholt, nach Umständen zum letzten- mal zur Versteigerung.
Den 24. Mai 1887.
Ratsschreiberei.
Haffner.
Revier Stammheim.
Weistg-Herkauf
Dienstag, den st, 31. Mai, vormittags ')-10 Uhr, bei der f-Hütte im Markhau, aus Mittlerwald, -Teich, Lindenrain, Reutehau, Dickemerschlößle: 32 Flächenlose Schlagraum mit viel stärkerem Holz, Stangen und Streureisig, geschätzt zu 9000 Wellen. Zusammenkunft zum Vorzeigen morgens 8 Uhr bei der Wilhelmseiche.
Calw.
Haus- «nd Garten-Verkauf.
Herr Gerichtsnotar Weis mann bringt sein in Nr. 56 d. Bl. näher beschriebenes, 3stockigteS Wohnhaus, mit Garten hinter dem Haus, am Montag, den 30. ds. Mts., vormittags 11 Uhr, auf dem Rathaus zur Versteigerung.
Zahlungsbedingungen werden für den Käufer günstig gestellt.
Den 24. Mai 1887.
Ratsschreiberei.
Haffner.
Calw.
8tammkokz-VerHau§
am Freitag, den 3. Juni, vormittags 9 Uhr, auf dem Rathaus hier, aus den Stadtwaldungen Altweg, Mädig und
Hardtwald:
») Langholz:
1 St. I. Cl. mit 2 Fm. 21 „ ll. „ ., 29 „
316 „ lll. „ „ 261 „
2892 „ IV. „ „ 1000 „
975 „ V. „ (meist Rottannen) mit 310 Fm. b) Säg Holz:
37 St. U. Cl. mit 19 Fm. 196 „ UI. „ , , 47 „
Zus. 4438 St. mit 1668 Fm.
Auszüge werden auf Bestellung gefertigt.
Gemeinderat.