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Amts- und Intelligenz-Blatt fiir den Oberamts-Bezirk Nagold.
.M 132.
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Donnerstag 7. Wovemöer
^njerlwus-tÄevuyr ,ur die t,paluge Zelle aus gewöhnl. Schrift bei einmaliger Einrückung 9 I, bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.
1895.
Die Schulstelle in Unterlenningen, Bez. Kirchheim- Owen, wurde dem Schullehrer Kümmel in Ebershardt, Bez. Nagold, diejenige in Zaberfeld, Bez. Brackenheim —Neipperg, dem Schullehrer Ege in Warth, Bez. Nagold, übertragen.
Gestorben: Wilhelm Stein, Rottenburg. Joh. Wörn, Metzger und Viehhändler, Gärtringen OA. Herrenberg. Friedrich Lamberger, Schuhmacher, Freudenstadt.
Tages-Hleulgkeiten.
N entscheck Reich.
-s- Haiterbach, 3. Rov. Unserem scheidenden H. Stadtpfarrer Stockmayer zu Ehren fand letzten Donnerstag abend im Gasth. z. „Löwen" dahier eine Abschiedsfeier statt, die so zahlreich besucht war, daß die geräumigen Wirtschaftslokale kaum ausreichten, die Gäste alle zu fassen. Nachdem der Liederkranz den Chor von Kreutzer: Schon die Abendglocken klangen; intoniert hatre, begrüßte H. I)r. v. Förster die Htadtpfarrfamilie und die vielen Gäste mit kurzen, herzlichen Worten. Hierauf ergriff Stadtschultheiß K. das Wort, um in seinem und der ganzen Gemeinde Namen dem Scheidenden zu danken für all die Liebe, die er erwiesen und für die treue und unermüdliche Arbeit an der Gemeinde, der er annähernd l3 Jahre lang, mit unverdrossenem Mute sich jederzeit gern und willig unterzogen. Redner hebt noch besonders das schöne, einmütige Verhältnis hervor, das zwischen dem geistlichen und weltlichen Ortsvorsteher stets herrschte und nie, auch nicht ein einziges mal getrübt gewesen sei. Kirchenpfleger Sch. gedachte insonderheit der Treue und Hingebung, mit der H. Stadpfarrer St. stets seines kirchlichen Amtes waltete. Stadtpfleger K. übermittelte im Auftrag der Ortsarmenbehörde und im Namen der Bedürftigen und Kranken für die segensreiche Wirksamkeit auf dem Gebiet der Armen- und Krankenpflege dem Scheidenden, der für die Notleidenden und Kranken nicht bloß ein mitfühlendes und trostspendendes Herz, sondern auch eine jederzeit offene, im Wohlthun nie ermüdende Hand hatte, Worte herzlichen Dankes. Pfarrer Gr. von Bösingen widmete dem vom schönen Schwarzwald scheidenden Kollegen und speziellen Freunde einen tiefempfundenen, poetischen Abschiedsgruß. Schullehrer M. gedachte der hohen Verdienste, die sich H. Stadtpfarrer St. durch seine scholastische Thätigkeit, als Religionslehrer, als Ortsschulinspektor und als äußerst humaner Vorgesetzter der Lehrer erworben habe. Schullehrer K. von Alt-Nuifra überbrachte den Dank und Scheidegruß der Filialgemeinde, betonend, wie der Scheidende auch den Filialisten immerdar, selbst bei Sturm und Wetter seine Zeit und Kraft gern und willig zur Verfügung gestellt habe. Tiefbewegt dankte H- Stadtpfarrer St. den einzelnen Rednern für die Kundgebungen, dew n er entnehme, wie so viele Liebe und Anerkennung er und die Seinigen allseitig hier und in Alt Nuifra haben genießen dürfen. Er sei durch seinen langjährigen Aufenthalt unter uns mit Haiterbach ganz verwachsen und würde an einen Stellenwechsel gar nicht mehr gedacht haben, wenn seine gestörten Gesundheitsverhältnisse ihm dies nicht dringend zur Pflicht gemacht hätten, der er sich aber erst nach langem Zögern schweren Herzens gefügt habe. Er schloß seine herzliche Ansprache mit der Bitte, ihm ein freundliches Andenken zu bewahren, und mit der Versicherung, daß er Haiterbach nie vergessen und stets im Herzen behalten werde. — Besonderen Dank verdiente und erntete der Liederkranz, der durch seine gediegenen Gesangsvorträge zur Verschönerung und Weihe des Abends viel beitrug. — Am nächsten
Mittwoch wird H. Stadtpfarrer St. in seine neue Gemeinde Altdorf, OA. Böblingen, einziehen. Unsere, herzlichsten Segenswünsche folgen ihm und seinen! Angehörigen nach. Möge es ihm vergönnt sein, auf i seinem neuen Posten noch viele Jahre im Segen! wirken zu dürfen. Das walte Gott!
Herrenberg, 4. Nov. Gestern abend trat der dem. Reichstagskandidat Oekonom und Müller Schuster aus Deufringen hier auf. Er war begleitet von Rechtsanw. K. Haußmann und Redakteur Schmidt aus Stuttgart. Schuster trug das von ihm ausgegebene bekannte Programm in wenigen Sätzen vor, worauf ein längerer Vortrag von Rechtsanw. Hauß- mann folgte. Er führte zuerst die ganze politische Entwicklung unserer Zustände der Versammlung vor Augen und betonte im weiteren Verlauf seiner Rede, man müsse Männer in den Reichstag wählen, die ein Volksprogramm aufstellen und der Alleinherrschaft der Adeligen (!!) entgegenwirken. Ein Adeliger stehe immer mehr oder weniger unter dem Einfluß der Hofluft, darum sei auch die Wahl v. Gültlingens zu bekämpfen. Derselbe gehöre zu der konservativen Partei und diese führe in Berlin das große Wort. Mit ihren Führern Stöcker und Hammerstein sei ihr aber ein großes Pech passiert. Dann folgte die Besprechung einiger Abstimmungen Gültlingens in der Abg.-Kammer. Die Volkspartei sei jetzt die relativ stärkste in der württ. Kammer, die Regierung habe eingelenkt; sie stehe auf der Bahn des Fortschritts und da wäre es unklug von der Partei, durch Steigerung ihrer Forderungen (?) sich mit der Regierung herum zu zanken. Mit einem Lob auf den Kandidaten wurde die Rede geschlossen. — Der kons. Landtagsabg. Schrempf, der auch in der Versammlung war und von Haußmann angegriffen wurde, erwiderte in längerer Rede; er führte aus, daß Hammerstein von seiner eigenen Partei gerichtet sei. und wies daraus hin, daß v. Gültlingen von der Hammer- steiuangelegenheit überhaupt nicht berührt sei. (S. M.)
Böblingen, 2. Nov. Der demokratische Landtagsabg. Dr. Hartranft hat sich, nach der „D. Reichsp. in einer Versammlung über das Gesetz, betr. die Religionsreversalien, dahin ausgesprochen, daß er für dasselbe eintreten werde, da es in der von der Landessynode festgestellten Fassung dem Bedürfnis der evangelischen Kirche entspreche.
Stuttgart, 2. Novbr. Oberlandesgerichtsrat Veiel ist, wie der „Schw. Merk." hört, in die Kommission für Abänderung des Handelsgesetzbuchs berufen worden und wird sich zu den am 21. Nov. beginnenden Verhandlungen der Kommission nach Berlin begeben.
! Stuttgart, 3. Nov. Zu den bevorstehenden Wahlen ist verschiedenes zu melden. Das Wichtigste Ist, daß der Führer der „Deutschen Partei", Sachs- ! Crailsheim, die Kandidatur für den 12. Reichstagswahlkreis abgelehnt und daß die „Deutsche Partei" nach ihrem Organ bis zur Stunde keinen anderen gefunden hat. Die Sozi haben, wie wir voraussagten, der Heilbronner Größe, Kittler, die das letztemal „mitthat", den Laufpaß gegeben und einen Stuttgarter, den Landtagsabg. Kloß, aufgestellt. — Das Zentrum hat zwar sehr tüchtige Leute im Bezirk, wie das Leitorgan meint, will es sich aber auf den Landgerichtsrat Gröber konzentrieren. Die Zentrumsstimmen (3336) sind bei einer Stichwahl ausschlagend. Damit wären es der Kandidaten drei: Augst, Gröber, Kloß. (Schw. B.)
Karlsruhe, 4. Nov. Die „Karlsr. Zeitung" veröffentlicht folgende Bekanntmachung des großh. Oberstkammerherrnamtes: Die auf den 12. d. M.
einberufene Ständeversammlung wird am selben Tage im allerhöchsten Auftrag durch den Präsidenten des Staatsministeriums eröffnet werden.
Berlin, 4. Nov. Das preuß. Staatsministerium trat am 2. unter dem Vorsitze des Reichskanzlers zu einer Sitzung zusammen. — Ueber eine ebensolche Sitzung aus den letzten Tagen berichten die M. N. N.: „In der Sitzung wurde die als entschieden notwendig errachtete Aenderung des preuß. Militärprozeßverfahrens erörtert. Der Reichskanzler trat warm für unbeschränkte Oeffentlichkeit des Verfahrens nach bayerischem Muster ein; ebenso fast alle anderen Minister, auch der Kriegsminister. .Schließlich einigte man sicb für Einführung der beschränkten Oeffentlichkeit. Der Entwurf wird demnächst dem Kaiser unterbreitet, der für seine Person durchaus gegen jegliche Aenderung ist. Vom kais. Entscheid dürfte das Bleiben oder Nichtbleiben des Kriegsministers abhängen." Wie weit diese Mitteilungen zutreffend sind, läßt sich der Natur der Sache nach nicht kontrolieren.
Berlin, 5. Nov. Die Abreise des Känigs von Portugal erfolgte gestern abend um 9 Uhr 40 Min. Beim Abschied umarmten und küßten sich der Kaiser und der König. Der König fuhr über Vlissingen nach England.
Schweiz.
Bern, 3. Nov. Die „Militärvorlage" wurde verworfen und zwar ist die Niederlage eine große. Gegenüber dem Auslande soll das ablehnende Votum keine Schwächung der Schlagfertigkeit der schweizer- scheu Armee bedeuten.
Frankreich.
Paris, 2. Nov. Das Zuchtpolizeigericht verhandelte heute unter Ausschluß der Öffentlichkeit gegen das wegen Spionage angeklagte Ehepaar Schwartz. Schwarz wurde zu 5 Jahren Gefängnis und 8000 Fr. Geldstrafe, Frau Schwarh zu 3 Jahren Gefängnis und 1000 Fr. Geldstrafe verurteilt, beide unter Verbot des Aufenthalts im Lande und Verlust der bürgerlichen und Familienrechte auf 10 Jahre.
Paris, 2. Nov. Die zu 5 Jahren 5000 Fr., bezw. zu 3 Jahren 1000 Fr. verurteilten Eheleute Schwartz sollen nach „Figaro" an Deutschland die Namen der in Deutschland reisenden französischen Offizier», sowie die nach Frankreich ausgewanderten oder desertierten Elsaß- Lothringer angezeigt haben.
Paris, 4. Nov. Die Zeitung „La Poste" teilt mit, Cavaignac habe vor Uebernahme des Portefeuilles des Krieges die Bedingung gestellt, daß der Finanzminister sofort den Direktor Christofle vom Credit foncier seines Amtes entsetze und der Justizminister die gerichtliche Verfolgung gegen einen Senator und Vorsitzenden des Generalrates einleiten lasse.
Bulgarien.
Sofia, 3. Nov. Sämtliche oppositionellen Blätter erklären sich mit der Thronrede unzufrieden. Der Fürst hätte nur leere Worte gebraucht. Die „Swoboda" meint, Fürst Ferdinand beschreite denselben Weg wie der Battenberger und werde ebenso enden wie dieser.
Spanien.
Madrid, 3. Nov. Aus Havannah wird mitgeteilt, daß es den Insurgenten gelungen sei, einen Zug durch eine Dynamitbombe in die Luft zu sprengen. Der Zug wurde vollständig zerstört. Die Zahl der Toten wird nicht angegeben. Andererseits wird mitgeteilt, daß ein spanischer Unteroffizier, der ein kleines Fort zu verteigen hatte, den Feinden dasselbe widerstandslos ausgeliefert hat.
Auf Cuba führen die Insurgenten ein ungestörtes Räuberleben. Das eingetretene Regenwetter bindet den Spaniern die Hände für jede strategische Unternehmung. Die Insurgenten benutzen diese Zeit, um ihrer Zerstörungswut freien Lauf zu lassen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß über das spanische Expeditionskorps auf diese Weise noch eine Hungers-