Reutlingen, 24. Okt. Freiherr Wilhelm von Gültlingen, Erbkämmerer, Landgerichtsdirektor in Stuttgart, wurde als ritterschaftlicher Abgeordneter wieder gewühlt.

Stuttgart, 21. Okt. (Wer ist ein echter Sozialist?) Das hiesige Organ beantwortet heute die Frage, wer ein echter Sozialist und wer ein un­echter, ein Scheinsozialist, ist. Derjenige, welcher bloß auf die gegenwärtigen Zustände schimpft und die Partei nicht materiell oder moralisch unter­stützt und namentlich derjenige, welcher zu der so­zialistischen Lehre hinneigt, »ermöglich ist, aber nichts für die Sozi bezahlt das sind Schein­sozialisten;echte" Genossen sind natürlich diejenigen, welche das Gegenteil ihun.

Stuttgart, 22. Okt. Wie verlautet, beabsichtigt der Feldprobst Prälat Or. v. Müller, erster Gar­nisonsgeistlicher von Stuttgart, infolge seines hohen Alters und seines leidenden Zustandes demnächst in den Ruhestand zu treten. - Gestern abend hatten die ehemaligen Offiziere des 2. württembergischen Jägerbataillons noch 11 an der Zahl sich im festlich geschmückten Speisesaal des Restaurants Bertrand versammelt, um die Wiederkehr des Jahres­tages (21. Okt. 1870), an welchem das Bataillon erstmals ins Feuer kam, durch eine Erinnerungs­feier zu begehen.

Stuttgart, 23. Okt. Die Intendantur des 13. Armeecorps macht die Landwirte bezw. Gemeinden, landwirtschaftliche Vereine rc. darauf aufmerksam, daß die Proviantämter Ludwigsburg, Stuttgart, Ulm, Weingarten und Wiblingen nunmehr ermäch­tigt worden sind, ihren Bedarf an Weizen, Kernen,, Roggen, Haber, Heu u. Stroh nach Zulassung derjeweils ! zur Verfügung stehenden Magazinräume und sofern I die Ware den magazinmäßigen Anforderungen ent-; spricht, freihändig in Grenzen der laufenden Markt-! preise aufzukaufen und hiebei in erster Linie die , Württemberg. Produzenten zu berücksichti­gen. Die Angebote der Produzenten, Verkaufsge­nossenschaften rc. sind an dasjenige Proviantamt zu richten, an welches abgeliefert werden will. Alles weitere ist bei den betreffenden Proviantämtern zu erfragen. Man darf wohl erwarten, daß die Proviantämter dieErmächtigung", die württembergischen Pro­duzenten zu berücksichtigen, als eine Anweisung, dies zu thun, betrachten.

Heidenheim, 20. Okt. Am heutigen Kirch­weihsonntag fand die Feier der Grundsteinlegung der neuen evangelischen Kirche hier statt. Die Stadt war zu Ehren des Tages reichlich beflaggt. Die neue Kirche, die unter der Oberleitung und nach den Plänen des Oberbaurats Berner aus Stuttgart in frühgotischem Baustil mit einem Kostenaufwand von 400000 ^ erstellt wird, soll 1300 Sitzplätze ent­halten. Der Turm wird eine Höhe von 73 Meter erreichen. Die Kirche führt den Namen Pauluskirche.

Backnang, 21. Okt. Am Kirchweihfonntag wurde die hiesige wiederhergestellte Stiftskirche ein­geweiht und dem Gebrauch zurückgegeben.

Frankfurt a. M., 22. Okt. DieFrkf. Ztg." meldet aus Jena: Dr. Chrysander, der bisherige Sekretär des Fürsten Bismarck, hat hier Aufenthalt genommen, um fein medizinisches Examen zu beendigen.

Hamburg, 23. Okt. Das deutsche SchiffKarolina" ist lautBert. L.-A." unweit Pillau verunglückt. Zwei

Leichen, darunter die des Kapitäns, sind bereits ans Land getrieben.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 21. Okt. DasVaterland" veröffent­licht das Antwortschreiben des Papstes auf die Adresse der italienischen Bischöfe anläßlich der Feier vom 20. Sept. d. I. In dem Schreiben hebt der Papst hervor, daß es anläßlich dieser Feier sich von neuem gezeigt habe, daß die Ergebenheit der Völker dem römische,! Pontifikate gegenüber groß sei und daß über die reklamierten Rechte des Stuhls unter den Katholiken volle Uebereinstimmung herrsche. Fer­ner heißt es in dem Schreiben, daß die Verbindung und Uebereinstimmung mit dem römischen Pontifikat ein großes Prinzip des Heils sei und heute von be­sonderer Wichtigkeit, wo der päpstliche Stuhl einen so heftigen Sturm seiner Feinde erleide.

Wien, 22. Okt. Der Ministerpräsident Graf Badeni gab heute in beiden Häusern des Reichs­rats eine Erklärung über das Programm seiner Regierung ab, die eine sehr günstige Aufnahme fand.

Wien, 23. Okt. Der Zustand des Grafen Taafse hat sich weiter verschlim -ert.

Budapest, 24. Okt. Einer Me'o. ng desPester Lloyd" aus Sofia zufolge findet di, Umtaufung des Prinzen Boris nächsten Sonntag st:.>>. Die Mutter gab ihre Zustimmung nur unter der Bedingung, daß eventuelle spätere Söhne katholisch getauft und erzogen würden. Prinz Ferdinand wolle diesen Schritt als Konzession an das bulgarische Volk betrachten, da er wisse, daß derselbe zur Anbahnung eines of­fiziellen Verkehrs mit Rußland nicht genüge.

Frankreich.

Paris, 23. Okt. Bei dem Expeditionscorps auf Madagaskar macht sich ein Mangel an Aerzten fühlbar. Auf dem DampferMetz" starben in Folge ungenügender Pflege von 700 nach Frankreich zu­rückkehrenden Soldaten 113. Ein einziger Arzt und zwei durch Krankheit selbst darniedergehaltene Thier­ärzte bildeten die ganze Sanitätsgruppe des Schiffes. Ein zweiter Uebelstand herrscht aus Madagaskar selbst, wo demTemps" zufolge das ärztliche Per­sonal vollkommen erschöpft ist und die Sterblichkeit in den Spitälern stark zunimmt.

Paris, 22. Okt. Der Korrespondent des Depeschen- BureausHerold" erfährt von einer politischen Persönlich­keit die Namen der in den Südbahnskandal verwickelten Personen. Die Namen sind bisher im Bericht Lorys geheim gehalten; fünf Namen wurden gerüchtweise von den Blättern gebracht, 2 jedoch von den Blättern geheim gehalten, nämlich die des Barons de Normandie, Senator und Präsident des Verwaltungsrats des Comptoir d'Eskompte, Abgeord. Christofs, Direktor des Credit foncier. Fernere Namen sind: Albert Grevy, lebenslänglicher Senator; Rouvier, Abgeordneter der Seealpen; Roche, Abgeordneter von Sa­voyen; Etienne, Abgeordneter von Oran; Franyois de L'Oncle, Abgeordneter der unteren Seealpen.

Paris, 24. Okl. Am nächsten Montag wird vor dem Polizeigericht die Affaire Cornelius Herz wiederverhandelt und zwar wird über die von Herz eingelegte Berufung betr. die gegen ihn erkannte Verurteilung zu 5 Jahren Gefängnis wegen Er­pressung im Falle Reinach verhandelt. Sein Verteidiger wird ärztliche Atteste beibringen, daß Herz nicht persönlich erscheinen kann. Man glaubt, das Gericht werde die Verurteilung einfach gulheißen.

Paris, 24. Okt. Einem Gerücht zufolge ver­lor König Milan bei dem Goldminen-Rückgang eine Million Francs.

Paris, 24. Okt. Der Direktor der Glaswerke in Carmeaux erhielt mehrere Drohbriefe, in denen angekündigt wird, daß die Glasfabrik demnächst in die Luft fliegen wird. Die Werke werden infolge­dessen aus das Schärfste überwacht.

England.

Lond on, 24. Okt. DemB. Tgbl." wird von hier gemeldet: Die Nachrichten aus Konstantinopel erregen in diplomatischen Kreisen ernste Besorgnis. Es soll in Konstantinopel eine Verschwörung entdeckt worden sein, durch welche auch Persönlichkeiten aus der nächsten Umgebung des Sultans kompromittiert erscheinen. Thatsache ist, daß der Sultan sich in den letzten Tagen förmlich abgeschlossen hat und nur den vertrautesten Personen den Zutritt gewährte. Weiter spricht man davon, daß er sich persönlich nicht mehr sicher fühle, weil er erfahren habe, daß darauf ausgegangen werde, ihn zu entthronen und an seine Stelle den Prinzen Mohamed Raschad, den präsumtiven Thronfolger, seinen Bruder zum Sul­tan zu ernennen. Daß der englische Botschafter ge­rade in dieser Zeit Konstantinopel verläßt, erklärt sich aus dem Umstande, daß er sich auch nicht per­sönlich sicher fühlt.

Kleinere Mitteilungen.

Dornstetten, 21. Okt. Der erste Gewinn der Pfedel- bacher Kirchenbaulotterie mit IS 000 ^ ist einem vermög- lichen Bauern in Schopsioch zugefallen. Derselbe konnte sich erst einige Tage vor der Ziehung auf wiederholtes Zureden eines hiesigen Kaufmanns entschließen, ein Los zu nehmen und dadurch dem Glück die Hand zu bieten.

Leipzig, 23. Okt. Nach amtlicher Ermittelung gab der entlassene Schutzmann August Ziegenbalg drei Schüsse i auf den Polizeidirektor Brettschneider, wovon zwei eine Aktenmappe durchschlugen und den Polizeioffizier äußerlich an der Gegend des Herzens trafen. Der Polizeidirektor blieb aber unverletzt. Das Publikum hat den Thäter fest­genommen. Derselbe erklärte mit größter Gelassenheit, daß er dem Polizeidirektor im Rathaus aufgelauert habe und ihn dort erschossen hätte, wenn er nicht einen andern Weg als den erwarteten genommen hätte.

Landwirtschaft, Handel L Verkehr.

Wangen, OA. Cannstatt, 22. Okt. Gestern und heute Weinkäufe zu 148, ISO, 1S3, 155, 160, 161 und 165 ^ per 3 Hl. Noch 130 Hl. Vorrat, darunter größere Posten mit 613 Hl.

Kleinbottwar, 22. Okt. Weinpreise um SO ^ zu­rückgegangen. Noch schöne Reste.

Niederrimbach, 22. Okt. Großer Vorrat an vorzüg­lichem roten Wein. Preis 40 ^ p. Hl.

Vom Rhein, 25. Okt. Wie aus Nierstein berichtet wird, nimmt dort morgen der allgemeine Herbst seinen Anfang; von der Erlaubnis einer Vorlese wurde infolge der günstigen Witterung kein Gebrauch gemacht. Das Mostgewicht beträgt heute schon bis zu 110 Grad bei 6 pro Mille Säure. In dem benachbarten Oppenheim wurden bis zu 60 ^ per Aiche (64 Liter) bezahlt.

Strümpfelbach im Remsthal, 23 Okt. (Wein). Bis auf einige Partien, welche eingekellert wurden, zu den seit­herigen Preisen von 145155 ^ p. 3 Hl. verkauft. Letzte Anzeige.

Feuerbach. Noch kleiner Vorrat an Wein. Preise 180 ^ p. 3 Hl. Die Weingärtnergesellschast erzielte 180 bis 200 ^ p. 3 Hl. Letzte Anzeige.

Auf den der heutigen Nummer beiliegenden Prospekt betr.Große Stuttgarter Geldlotterie" sei hiemit noch be­sonders hingewiesen, da dieselbe sehr günstige Gewinn­chancen (Hauptgewinn SO 000 aufweist und die Ziehung s chon am 5. November stattfindet. _

Hiezu das Unterhaltungsblatt Nr. 43 u. eine Beilage»

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.

Wldöerg.

Die Erstellung

eines Backofens

in dem neuerbauten Gemeindebackhaus wird am kommenden

Mittwoch 30. Okt. 1895,

morgens 8^ Uhr, auf hiesigem Rathaus in Akkord ver­geben, wozu tüchtige Meister eingela­den werden.

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