Bedenken gegen die Wahl Payers zum Präsidenten des Landtags jetzt alle geschwunden seien. Lehrreich sind u. a. Schmidts Ausführungen über die Volksschulnovelle. Die Volkspartei setz wie er meinte, mit dem Entwurf nicht einverstanden gewesen. Aber „man nahm an, was geboten wurde, um dann im Herbst zu verbessern, was verbesserungsbedürftig ist." Das wäre also die leibhaftige Kompromißtaktik, die man früher anderen Parteien zum schwersten Vorwurs gemacht hat! Früher hieß es bei der Volkspartei: entweder alles oder gar nichts. Jetzt nimmt man einstweilen, was „geboten" wird. Einen besonderen Lobzettel hielt der Redner für den Ministerpräsidenten bereit, von dem man sich bei der Debatte über die Amtsblätter habe überzeugen können, ein „wie scharfer Gegner der deutschparteilichen und nationalliberalen Presse" er sei. Daß die Ausführungen Schmidts wie später bei der öffentlichen Versammlung die des aus München verschriebenen Wanderredners Quidde mit „brausendem" Beifall ausgenommen wurde, ist selbstverständlich. Quidde sprach, wie schon oft, über den „Moloch", dem des Volkes Blüte geopfert werde. „Tod dem Militarismus!" In einer Resolution drückte der Parteitag seine Ueberzeugung aus, daß dem freiheitlichen Fortschritt am besten gedient sei, wenn die Kammerfraktion der Volkspartei auf ihrer zugleich entschiedenen und besonnenen Haltung beharre. Allzu „besonnen" scheint in den Augen des Parteitages die „Ulmer Ztg." zu sein; es wurde ihr, wie sie selbst berichtet, „Salon-Demokratismus" vorgeworfen, eine Pflanze, die man sonst mehr am Nesenbach findet. Man müsse mit Rücksicht aus den steinigen Boden des Oberlandes „sehr scharf" auftreten. Das kann ja hübsch werden! — Die „U. Ztg." schließt ihren Bericht mit dem anspruchslosen Wunsche, daß die Saat, die jetzt in Ehingen ausgestreut worden, reiche Frucht tragen möge nicht bloß fürs Vaterland, sondern „zum Segen der Menschheit überhaupt". — Inzwischen kommt schon aus dem ultram. „Deutschen Volksbl." ein wenig erfreuliches Echo auf den neuen Vorstoß der Demokratie in Oberschwaben. Das ultram. Blatt redet von Repressalien und wirft die Frage auf, ob es sich nicht im 12. Wahlkreis (Ersatzwahl für Pflüger, Dem.) darum handeln könne, daß die Vollspartei die Folgen ihrer Haltung bei den letzten Landtagswahlen zu büßen haben werde. Der seitherige demokratische Abgeordnete habe dem Ansehen der Partei sehr geschadet, da er seinen Bezirk in der denkbar mangelhaftesten Weise vertreten habe; er habe auch die Zentrumswähler brüskiert durch seine Stellung in der Jesuitenfrage. Außerdem habe die Volkspartei bei den Landtagswahlen gegen das Zentrum in Mergentheim für einen Ministerpräsidenten, in Künzelsau für einen landesparteilichen, jetzt deutschparteilichen Oekonomierat gestimmt. — Alle diese Erörterungen sind natürlich nur theoretischer Natur. Was sich liebt, das, neckt sich; bei der Wahlurne wird man sich schon wieder zusammenfinden!
Straßburg, 16. Oktbr. Die „Straßb. Post" I
meldet: Se. Maj. der König von Württemberg wird am Freitag morgen nach Eintreffen des Zuges um 9 Uhr 45 Min. auf dem Bahnsteig den hiesigen Verein der Württemberger empfangen. Der Verein wird mit Fahne und Musik um 9',s Uhr Aufstellung nehmen. Der König nimmt hier 10 Minuten Aufenthalt.
Straßburg i. E., 17. Okt. Durch Verfügung des kaiserlichen Statthalters von heute wurde der in Offenburg erscheinende sozialdemokratische „Volksfreund" für das elsaß-lothringische Gebiet verboten. Wie die amtliche „Straßb. Korresp." meldet, ist dieses Verbot erfolgt, weil der „Volksfreund" gegen die Industriellen und Fabrikbesitzer eine planmäßige Hetze betreibe. Es habe sich ergeben, daß der Mörder des Fabrikanten Schwartz, der Arbeiter Meyer, Leser des „Volksfreund" war und seinen Entschluß zu seiner Mordthat zweifellos unter dem Einfluß dieser Hetze gegen die Fabrikbesitzer gefaßt habe. Das Amtsblatt schreibt weiter: Die Regierung, welcher der persönliche Schutz der Landesbewohner anvertraut ist, hat die Pflicht, mit allen ihr zur Verfügung stehenden Macht-Mitteln für diesen Schutz einzutreten. Aus diesem Grund sei obiges Verbot erfolgt.
Metz, 15. Okt. Weitere Berichte über den heutigen Besuch des Kaiserpaares besagen, daß die Begeisterung der Bevölkerung keine Grenzen kannte und daß die Stadt wahrhaft prächtig dekoriert war. Auf die Nachricht von der bevorstehenden Ankunft des Kaiserpaares hatte sich die Stadt innerhalb einer Stunde in den Hauptstraßen in einen Fahnenwald verwandelt. Extrablätter verkündeten die Stunde der Ankunft der Majestäten. Der Kaiser und die Kaiserin dankten nach allen Seiten und sprachen gegen den Bezirkspräsidenten ihre hohe Befriedigung über den Empfang aus. Der Bezirkspräsident hatte das Kaiserpaar am Bahnhof empfangen und geleitete dasselbe wieder dahin zurück. Die Abfahrt der Majestäten nach Urville erfolgte um 6tzt Uhr. Morgen früh wird die Kaiserin die Schlachtfelder von St. Privat und Aman- weiler besuchen. Der Kaiser fährt über Novsant ebenfalls nach den westlichen Schlachtfeldern, von wo er um 4 Uhr nach Metz und um 7 Uhr nach Urville zurückkehren wird. Die Kaiserin wird bereits um 12 Uhr nach Metz zurückkehren, um daselbst die Wohl- thätigkeitsanstalten zu besuchen. — Der Bezirkspräsident von Lothringen Frh. v. Hammerstein wurde zum Wirklichen Geheimen Oberregierungsrat mit dem Range eines Rates I. Kl. ernannt.
Berlin, 16. Okt. Der große Herbstkongreß der deutschen Landwirtschaftsqesellschaft hat hier begonnen. Gestern fanden die Sitzungen der einzelnen Tierzuchtabteilungen statt. In allen Abteilungen bildete die Beratung der Ausstellung Stuttgart- Cannstatt einen Hauptpunkt der Tagesordnung. Der Ausschuß für Rinderzucht wünscht, die gewerbsmäßigen Händler von den Ausstellungen der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft auszuschließen und sie nur außer Preisbewerb auf einen besonderen Platz zuzulassen.
Weimar, 14. Okt. Das neueste Kaiserwort gegen die Sozialdemokratie: „Wenn unser Volk sich doch ermannte!" scheint hier erfreulicherweise schon auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Heute abend sollte im Saal des „Tivoli"-Etablissements eine „große öffentliche Volksversammlung" abgehalten werden, in der der sozialdemokratische Parteisekretär Psannkuch über „die Sozialdemokratie und ihre Gegner" sprechen wollte. Da die Zahl der Besucher, und zwar einschließlich der „Führer", gerade 19 betrug, so wurde gegen ^,-10 Uhr bekannt gegeben, daß die Versammlung nicht stattfinden könne, weil — der Referent verhindert sei.
England.
London, 16. Okt. Der „Daily News" wird aus Wien bestätigt, Rußland sammle Truppen im Kaukasus zum Einmarsch in Armenien an, der erfolgen würde, falls die englische Flotte vor Konstantinopel erscheine. Der Sultan treffe Vorkehrungen für den Fall, daß England sich der Dardanellen bemächtige oder ein Aufstand in Konstantinopel ausbreche. Er werde Frauen und Kinder nach Adrianopel senden nötigenfalls dahin folgen.
Kleinere Mitteilungen.
Horb, 14. Okt. Heute ging durch Kauf die H. Chri- stiansche Verlagsbuchhandlung, Buchdruckerei und Verlag der Horber Chronik in den Alleinbesitz des seitherigen Teilhabers Paul Christian über. Der mit obiger Firma bisher verbundene Jugendschriftenverlag Nitschke-Stuttgart verbleibt im Besitz des Herrn H. Christian.
Landwirtschaft, Handel L Berkehr.
Nagold, 17. Okt, (Marktbericht), Ochsen kamen zu Markt 56 Paar; verkauft wurden 31 Paar. Erlös 29 674 ^ Zufuhr von Kühen 155 Stück, von Kälbern 35 Stück, von Schmalvieh 43 Stück, zusammen 283 Stück. Verkauft wurden 46 Stück Kühe, Erlös 12 346 28 Kälber, Erlös
4922 ^; 18 Stück Schmalvieh, Erlös 2014 Gesamterlös 19 282 ^ An Schweinen kamen zu Markt: 195 St. Läufer; verkauft wurden 152 Stück; 136 Stück Saugschweine; verkauft wurden 125 Stück. Preis der Läufer pro Paar 34—65 Preis der Saugschweine 12—16 ^ pro Paar. Gesamterlös für Läufer 4362 für Saugschweine 1302 ^ Zusammen 5664 ^
Tübingen, 16. Okt. (Wein.) Hier wurde ein Kauf zu 150 ^ abgeschlossen. Das Gewicht beträgt 70 Grad.
Strümpselbach im Remsthal, 16. Okt. Lese noch im Gange. Käufe zu 170 und 165 ^ per 3 Hl,
Korb mit Steinreinach, 15. Okt. Lese dauert fort. Käufe von 180,190,195 ^ pro 3 Hl. Käufer sind eingeladen.
Uhlbach, 15. Okt. Lese in einigen Tagen beendigt. Quantität schlägt vor. Qualität vorzüglich. Vorrat 270 Hl. Preise 200-220 ^
Rothenberg, 15. Okt. Weinkäufe zu 200, 205, 210, 215 Verkauf ordentlich. Noch Vorrat 200 Eimer. Lese fortdauernd.
Fellbach, 16. Okt. Mittelgewächs 165 ^ bis 180 ^ per Eimer, Preise etwas gesunken, Käufer erwünscht.
Beutelsbach, 16. Okt. Heute Weinkäufe zu 160 ^ per 3 Hl. Erzeugnis 2000 Hl. Qualität ausgezeichnet. Käufer freundlichst eingeladen.
Großbottwar, 15. Okt. Heute ziemlich Wein verkauft von 150—170 ^ Noch viel feil, daher Käufer sehr erwünscht. Größere Reste von den besten Lagen.
Hiezu das Unterhaltungsblatt Nr. 42 u. eine Beilage.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaifer'scheu Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.
Stadtgemeinde Nagold.
Holz-Abfuhr
betreffend.
Wer Holz, für das der Zahlungs- u. Abfuhr-Termin abgelaufen ist, nicht
spätestens bis 11. Rovbr.
(Martini) d. Js.
bezahlt und abführt, hat den Wiederverkauf. beziehungsweise die in den Verkaufsbedingungen angedrohten Con- ventionalstrafen zu gewärtigen.
Gemeinderat.
Hw/-
6 kr. XötkIinK,
Thalmühle, OA. Calw.
Amtliche und Primt-Gekanntmachlmgen.
Farren-Verkauf.
Die Gemeinde Emmingen verkauft am nächsten
Montag den 21. d. Mts., mittags 1 Uhr, einen 1'/- Jahre alten zum Dienst tauglichen Farren, Simmenthaler Rasse, mit 'Zulassungsfchein und gut im Dienst, wobei einem Käufer unter zwei die Wahl gelassen wird.
Kaufsliebhaber werden freundlich eingeladen. Gemeinderat.
Gültlingen.
Ein erstmals 13 Wochen trächtiges
Mutterschwein
(Blanscheck)
unter 2 die Wahl, hat zu verkaufen
Georg Reichardt, Bauer
Ir. Htr'äklo, kulckbinllör,
WM»
empfiehlt seinen neueingerichteten Laden
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