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keine leichte Aufgabe; umsomehr konnten aber hier die Führer ihre Kenntnisse zeigen, und es ist ihnen gelungen, denn auch diese schwierige Aufgabe wurde gut gelöst. Nachdem die Geräte wieder ins Ma­gazin verbracht waren, marschierte die Mannschaft ins Gasthaus zumRößle", woselbst der Verwal­tungsrat jedem anwesenden Feuerwehrmann 3 Glas Bier genehmigte. Nach einiger Zeit ergriff Herr Commandant Benz das Wort. Er dankte zuerst dem Gesamtkorps für die rege Teilnahme an den diesjährigen Uebungen und für das Gelingen der heutigen Schlußprobe. Möchte aber hauptsächlich die jüngere Mannschaft zu weiterem regen Eifer an­spornen, sie möchten sich einer so schönen Aufgabe, der sich die Feuerwehr unterziehe, in treuer Hingabe widmen, den älteren Mannschaften, deren wir Gott sei Dank noch viele unter uns zählen und deren Brust das 25jährige Dienstehrenzeichen schmücke, nachahmen. Einem der wackersten Männer, Herr Stadtpfleger Kapp, der auch jetzt in unserer Mitte sei, und der es sich nicht verdrießen ließ, bis in sein hohes Alter der guten Sache zu dienen, möchte er heute gedenken; 20 Jahre war er als aktiver Feuer­wehrmann im Dienst und seit 14 Jahren führe er die Korpskasse. Als Kassier habe er oft mit Rat und Thal beigestanden, welche Tugend sich auch der neuernannte Kassier aneignen möge. Aus Dank­barkeit übergebe er hiemit Herrn Stadtpfleger Kapp ein Ehrendiplom, in welchem ihn die Nagolder Feuerwehr als ihr erstes Ehrenmitglied ehre und wünsche, Herr Kapp möchte noch viele Jahre in bester Gesundheit der Feuerwehr als Ehren­mitglied angehören. Hierauf dankte Herr Kapp in bewegten Worten für jo viel Ehre, die er nicht ver­dien! zu haben glaube, entwickelte dann in kurzer aber schlichter Ausführung ein Bild über das Feuer­wehrwesen in Nagold, sprach von freudigen, auch von traurigen Ereignissen und trank zum Schluß auf das weitere Gedeihen der Nagolder freiwilligen Feuerwehr. Hierauf gab Herr Vizekommandant Klingler eine Kritik über beide Proben ab. Wenn er auch heute nur lobende Kriük üben könne, so könne er dennoch einen Fehler nicht unberührt lassen, es sei dies das viele Reden der Mannschaft unter sich; es möchte doch jeder sich bemühen, diesen Fehler zu unterlassen. Hauptmann Berstecher lobte das rasche Arbeiten bei der heutigen Uebung, und for­derte jedes Mitglied auf, Bürgersöhne die der Feuerwehr noch ferne stehen, zum Beitritt zu veran­lassen, um dadurch unsere Feuerwehr noch mehr zu kräftigen. Adjudant Hespeler glaubte sich einer Pflicht entledigen zu müssen, indem er den bürger­lichen Kollegien im Namen der Feuerwehr für die Bereitwilligkeit, mit der sie der Feuerwehr Anschaffungen gewähre, sobald solche nötig seien, dankte. Er brachte ein Hoch auf dieselben aus.

1. Alten steig, 7. Okt. Am gestrigen Nach­mittag versammelte sich der Schwarzwaldbienen­züchterverein hier im Gasthaus zurLinde." Der Vorstand des Vereins, H. Schullehrer Kümmel, eröffnote die Versammlung mit einer Bewillkommnung der zahlreichen Teilnehmer. Sodann entwarf er ein Bild über den Stand der Bienenzucht im Jahr 1895 in unserer Gegend. Im allgemeinen konnte derselbe als kein ungünstiger bezeichnet werden. Wohl kamen unsere Völker vielfach sehr geschwächt durch die un- gemeine Härte des verflossenen Winters ins Früh­jahr; doch ging es mit deren Entwicklung und Stärkung besser; als man anfangs vermutete. Die Zahl der Völker, die zum Teil sehr abgenommen hatte, wurde durch Bezug von auswärts und durch eine nicht unbedeutende Abgabe von Naturschwärmen wieder beträchtlich vermehrt. Nur hatte die Schleuder im Vorsommer weniger zu thun als in sonstigen Jahren. Aber von mitte August an war die Tracht wieder eine bessere, besonders auf den Bienenständen in den Waldorten, so daß sie jetzt meist den genü­genden Wintervorrat haben und die Stöcke auch volkreich eingewintert werden können. Des weiteren erstattete H. Kümmel Bericht über die Versammlung und Ausstellung des Landesbienenzüchterver­eins am 7. und 8. Sept. in Ellwangen. Der Besuch der Versammlung in Ellwangen war ein zahl­reicher, die Verhandlungen boten manches Neue und Belehrende. Der Antrag einer Errichtung eines Landes­bienenstandes (ähnlrch dem in unserem Nachbar­land Baden) in Hohenheim, wo dann auch Lehr­kurse für Bienenzüchter stattfinden sollten, wurde allseitig angenommen. Die Ausstellung von bienen­

wirtschaftlichen Geräten, Honigprodukten, Wohnungen i und lebenden Völkern war sehr reichhaltig. In Be­ziehung auf Bienenwohnungen habe man die Beob­achtung machen können, daß die Herstellung solcher aus Stroh wegen ihrer Billigkeit, Trockenheit mehr und mehr an Ausdehnung gewinne. Auch die Aus­stellung von lebenden Bienenvölkern war eine umfang­reichere als die im vorigen Jahr in Horb veranstaltete. Ueberhaupt habe der Besuch der diesjährigen Ver­sammlung des Landesbienenzüchtervereins auf alle Teilnehmer den günstigsten Eindruck gemacht. Einen weiteren Vortrag bei der hiesigen Versammlung hielt Hr. Schullehrer Brendle üder die Einwinterung der Bienen. Der Redner führte aus, daß die Vor­bereitungen zur Einwinterung schon im August ge­troffen werden müssen. Die Völker müssen kräftig sein, gute junge Königinnen haben und der Nahrungs­stand müsse gesichert sein; ein Quantum Honig von 1518 Pfd. sei für ein kräftiges Volk immer erfor­derlich, wenn nicht im Frühjahr eine Hungersnot entstehen soll. Wo der nötige Honigvorrat nicht vorhanden sei, müsse man beizeit zur Fütterung schreiten. Fruchtzucker, Kristallzucker mit etwas Honig vermischt, sei dem Kandiszucker vorzuziehen. Als Mittel zur Bedeckung und Ausfüllung der Wohnungen der Bienen empfahl der Redner trockenes Moos, das insbesondere der Holzwolle vorzuziehen sei. An den eingehenden Vortrag schloß sich eine lebhafte Besprechung an, an der auch H. Oekonom Link von Tröllenshof sich beteiligte, der nicht bloß den beiden Rednern seine Anerkennung zollte, sondern auch den geordneten Gang der Verhandlung und die ruhige sachliche Kritik bei gegenteiliger Ansicht lobend heroorhob. Unser Verein zähl! nun 85 Mit­glieder; dieBienenpflege" wird in 40 Exemplaren unter dieselben verteilt.

Calw, 7. Okt. Heute Nachm, begab sich eine Abordnung aus den Bezirken Calw, Herrenberg, Nagold und Neuenbürg zu dem bisher. Reichstags- abg. Landgerichtsdirektor Frhr. v. Gültlingen nach Stuttgart, um denselben wieder zur Annahme einer Kandidatur zum Reichstag zu veranlassen. Sicherem Vernehmen nach hat Frhr. v. Gültlingen der Ab­ordnung gegenüber erklärt, daß er die Kandidatur wieder an nehme. Die Wahl findet, wie bekannt, am 12. Nov. statt.

Calw. Am Montag, den 7. ds. Mts., ist die bei dem K. Postamt hier eingerichtete öffentliche Telephonstelle dem Betrieb übergeben worden. Gleichzeitig wurde bei diesem Amte der Umschaltedienst für die Telephonlei­tungen StuttgartCalwWildbad, CalwFreudenstadt und CalwTeinach, BahnhofTeinach Bad eingeführt. Durch die öffentliche Telephonftelle ist dem Publikum Gelegen­heit gegeben, von der Sprachzelle im Postamt aus mit den sämtlichen Telephonteilnehmern Württembergs, sowie der Städte Pforzheim, Durlach, Karlsruhe, Ettlingen, Bruchsal Heidelberg, Mannheim, Neu-Ulm, Augsburg. München, Lindau, Bregenz, Dornbirn, Feldkirch, St. Gallen, Romans­horn, Rorschach und Rheineck in unmittelbaren telephonischen Verkehr zu treten. Die Dienstzeit währt ununterbrochen im Sommer von 7 Uhr, im Winter von 8 Uhr morgens bis 9 Uhr abends. Die Gebühr beträgt für das einfache Gespräch innerhalb Württembergs SO Pfg., nach Baden Bayern und Oesterreich 1 Mk. und nach der Schweiz 1.20 Mk. Die einfache Dauer der Gespräche ist für den inuern württb. Verkehr und mit dem Verkehr mit Bayern auf S Minuten, für den Verkehr mit Baden auf teils 5, teils 3 Minuten und für den Verkehr mit Oesterreich auf 3 Minuten fest­gesetzt. Möge diese Neueinrichtung, welcher wohl in nicht zu ferner Zeit der Anschluß zahlreicher Teilnehmerstellen Nachfolgen wird, dem hiesigen Gefchäftsleben zur Förderung gereichen. (Calw. Wochenbl.)

Herrenberg, 7. Okt. Das gestern hier gehaltene Missionsfest war von hier und auswärts sehr zahl­reich besucht. Eingeleitet wurde die Feier durch einen Gesang des hiesigen Kirchenchors. Als Red­ner traten auf die Missionare Gußmann aus China und Fritz aus Stuttgart. Beide sprachen über ihre Erlebnisse in der Heidenwelt. Dem von Dekan Hobach erstatteten Rechenschaftsbericht war zu ent­nehmen, daß im letzten Jahr 7569 ^ 8 in der Diözese für Missionszwecke gestiftet worden sind.

.) Tübingen, 7. Okt. Das Geburtssest I. M. der Königin wurde hier mit Tagwache des Stadtreiterkorps, und festlichem Kirchgang vom Stadthause gefeiert. In der Stiftskirche sprach Herr Dekan Elsäßer.

Tübingen, 8. Okt. In der heutigen Schwur­gerichtssitzung wurde Joh. Gg. Mast von Schön­bronn vom Verbrechen des Totschlags von den Ge­schworenen freigesprochen, dagegen der Körperver­letzung mit nachgefolgtem Tod schuldig gesprochen und zu 2 Jahren 4 Monaten Gefängnis verurteilt. Mast hatte, wie seiner Zeit berichtet wurde, seinen ^ Onkel, Polizeidiener Geigle in Schönbronn in den !Kopf gestochen, was dessen Tod zur Folge hatte.

Urach, 6. Oktbr. Für die auf übermorgen an­beraumte Stadtschultheißenwahl treten Schultheiß Eberle von Dettingen a. E. und Schultheiß Wol- fahrt von Blaufelden als Bewerber auf; zwei an­dere Herren von auswärts sind von der Kandidatur zurückgetreten.

Stuttgart, 8. Okt. I. M. die Königin haben für die durch Sturm und Hagelschlag Beschädigten, insbesondere der Bezirke Calw und Nagold, die Summe von 1500 ^ und weiter für die durch das Brandunglück in Leonberg Betroffenen die Summe von 500 gespendet.

Aus der Steuerkommission der Kammer der Abgeordneten ist der Wortlaut der Resolution nach­zutragen, welche die der Volkspartei angehörigen Mit­glieder der Kommission nach dem Beob. abgegeben haben. Die Resolution lautet:

1) Wir find mit dem Prinzip der allgemeinen Ein­kommenssteuer verstanden. Eime Reihe von Bedenken, bei Ausführung dieses Prinzips in dem Gesetzentwurf das größte, daß Einkommen über 15000 zu wenig progressiv besteuert werden sollen, müssen wir uns zur späteren Er­örterung Vorbehalten. 2) Schwerste Bedenken haben wir ferner gegen die Art, wie mit der allgem. Einkommenssteuer noch die Ertragssteuern als Staatssteuer in Verbindung gelassen werden. Hiedurch gehl der große Vorzug der all­gemeinen Einkommenssteuer als einheitliches Steuersystem, welches jedem Beteiligten eine verständliche Uebersicht über seine Steuerschuldigkeit gewährt, verloren. 3) Weitere schwere Bedenken müssen wir ableiten aus dem Mangel einer gleichzeitigen Regelung des Gemeindesteuerwesens, wodurch ein klarer Einblick in die volle Wirkung der neuen Steuergesetzgebung unmöglich gemacht wird. Es muß dahin­gestellt bleiben, ob es überhaupt möglich sein wird, einen Teil der Steuergesetzgebung allein abzuschließen. Daraus und in der Hoffnung, daß diese Bedenken zerstreut werden können, ergiebt sich für uns die Konsequenz, daß wir in die Beratung dieser Gesetze vorbehaltlich unserer definitiven Entschließung und sorgfältigen Prüfung eintreten.

Pforzheim, 7. Okr. Obwohl der, aus sog. Rüddianern" bestehende hies. soziald. VereinVor­wärts" die Unterstützung der soz. Landtagskandidatur Strotz offiziell abgelehnt hat, so sind entgegen frü­heren Annahmen die Aussichten derselben doch nicht ungünstig, was in der Hauptsache wohl auf die Person des wenig beliebten, wenn auch durchaus achttungs- werten nationalliberalen Gegenkandidaten, dem na­mentlich die Beamten nicht grün sind, zurückzuführen ist.

Berlin, 6. Oktbr. Wie nachträglich bekannt wird, hat der Kaiser dem General der Infanterie v. Leszcynski am Tage der Uebergabe von Straß­burg ein sehr gnädiges Telegramm zugehen lassen, welches die Thätigkeit desselben während der Be­lagerung und der darauf folgenden schweren aber ruhmreichen Zeit dankend anerkennt.

Berlin, 8. Oktbr. Nach einer Meldung der Kreuzzeitung" aus Paris beschloß das Gesamtkabinet infolge Austrittes der junimistisch gesinnten Minister zu demissionieren.

Berlin, 8. Okt. DieVoss. Ztg." meldet aus Wien: Dem Vernehmen nach soll im Befinden des Erzherzogs Ferdinand Este neuerlich eine Verschlim­merung eingetreten sein. Prof. Schrötter soll nach Lussinpiccolo zum Erzherzog abgereist sein.

Berlin, 8. Okt. Der Kriminal-Inspektor von Meerscheidt-Hüllessem ist in amtlichem Aufträge nach Paris gereist, um sich mit einigen Einrichtungen der dortigen Polizei, insbesondere mit dem Bertilon'schen Verfahren der Feststellung von Verbrechern bekannt zu machen.

Der Wiederbeginn des politischen Lebens wird nun nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die Urlaubsreisen der höheren Reichs- und Staats­beamten sind meist zu Ende und das amtliche Berlin ist wieder so ziemlich vollzählig beisammen. Der Reichskanzler wird heute, Sonnabend, nach Berlin zurückkehren, und der Bundesrat wird im Lauf der nächsten Woche seine Plenarsitzungen wieder aufneh­men. Hoffen wir, daß aus der mit frischen Kräften beginnenden Arbeit etwas herauskommt, worüber sich das deutsche Volk endlich einmal freuen kann.

Italien.

Rom, 7. Okt. Der Besuch des Königs von Portugal am hiesigen Hofe ist nunmehr'offiziell angezeigt. Derselbe erregt hier großes Aufsehen, weil zum ersten Mal ein Katholischer Fürst im Quirinal absteigt. Der König wird auch dem Papst einen Besuch abstatten. Von hier begiebt sich der König von Portugal zum Besuch der Königin von Italien nach Monza.

Rom, 5. Okt. Es ist zwischen Ras Mangascha, der mit 3000 Mann am rechten Ufer des Aiba, südlich von Antato, steht, und General Baratieri, der ein Beobach- ° tungscorps von 4 Bataillonen und 2 Batterien ausstellte

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