oie 1870/71 dem großen Generalstabe angehört hatten. Unter den Teilnehmern befanden sich der König von Württemberg, der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, der Fürst von Hohenzollern, Feldmarschall Graf Blumemhal.
Berlin, 4. Sept. Zu Ehren des Feldmarschalls v. Blumenthal fand gestern ein Festmahl statt. Der König von Württemberg feierte den greisen Helden, welcher tief bewegt dankte. Abends erschien noch der Kaiser und verweilte längere Zeit.
Berlin, 4. Sept. Der König von Württemberg empfing gestern vor seiner Abreise den Ausschuß eines hiesigen großen Wohlthätigkeitsfestes zum Besten der Überschwemmten in Balingen und nahm die Ueber- weisung von 10 700 -/A mit Dank entgegen.
^ Berlin, 4. Sept. Der König von Württemberg hat gestern Berlin verlassen, um nach Stuttgart zurückzureisen.
Berlin, 4. Sept. Die Nummern des „Vorwärts" vom 17. August und 1. September sind konfisziert worden. Beanstandet werden die Artikel „Militarismus und Sedanfeier" und „Aegirkirche". Der verantwortliche Redakteur Pfund wurde verhaftet. Es soll gegen ihn wegen Verleumdung und Majestätsbeleidigung Anklage erhoben werden.
Berlin, 5. Sept. Der „Vorwärts" veröffentlicht einen Brief Stöckers an einen sehr bekannten Führer der konservativen Partei, worin grobe Jn- triguen gegen Bismarck und die von ihm damals begünstigten Kartellparteien aufgedeckt, woraus hervorgeht, daß die Extremkonservativen direkt auf Bismarcks Sturz hinarbeiteten.
Das „Militär-Wochenblatt" bestätigt die Meldung, daß der französische General der Reserve Munier vor Jahresfrist wegen verleumderischer Beleidigung zu 1000 Franken Geldstrafe verurteilt worden ist, und fügt hinzu, hiernach gelte Munier für das deutsche Offizierkorps als abgethan und jeder weiteren Beachtung unwert.
Die „Berl. Korresp." schreibt: Vom preußischen Slaatsrate war zur Erleichterung der schwierigen Lage der Landwirtschaft die baldige Einführung der auf den östlichen Bahnen geltenden niedrigen Staffeltarife für Vieh auf alle übrigen Landesteile befürwortet worden. Das Staatsministerium hat in Uebereinstimmung mit dem Staatsrate im Interesse der Förderung und Erleichterung des Viehverkehrs für die allgemeine Einführung der auf den östlichen Bahnen bestehenden niedrigen Viehtarife entschieden. Die Durchführung der Maßregel stehe für den Oktober bevor.
Belgien-Holland.
Brüssel, 4. Sept. Hier cirkuliert eine Ergebenheitsadresse an den Papst. Dieselbe trägt bereits tausende von Unterschriften und enthält energische Proteste gegen die Jubiläumsfeier am 20. Septbr. sowie gegen die Occupation Roms durch ital. Truppen.
Bulgarien.
Sofia, 5. Sept. Swoboda meldet aus Rustschuk: Die Polizei verhaftete in der Nähe des Palais einen als Frau verkleideten jungen Mann. Bei der Haussuchung wurde ein Brief politischen Inhalts vorgefunden. — Einer der Mörder Stambuloffs Georgieff, soll aus dem Gefängnis entflohen sein.
Rustschuk, 5. Sept. In Folge der Entdeckung eines gegen den Fürsten Ferdinand geplanten Attentats ist der Fürst mit seiner Familie und dem Hofstaat nach Varna abgereist. Die Abreise erfolgte in aller Stille. Bei der Ankunft in Varna hat kein Empfang stattgefunden. Der Fürst wird heute direkt nach Sofia fahren.
Rußland.
Petersburg, 5. Sept. Dem Vernehmen nach trifft hier dm Donnerstag der deutsche Reichskanzler Fürst Hohenlohe ein und wird in Peterhof von dem Kaiserpaar in Audienz empfangen.
England.
London, 4. Sept. Die „Times" meldet aus Havanna, daß die Insurgenten Marynie Souter Lucia (?) zum Präsidenten der kubanischen Republik ausgerufen haben. Der Jnsurgentenführer Males wurde zum Generalkommandanten von Santiago, Dermez zum General-Gouverneur von Peurto und Prinzips ernannt.
Türkei.
Konstantinopel, 4. Sept. Hier verlautet, daß die Aussichten auf eine Verständrgung der Pforte mit den drei Mächten England, Frankreich und Rußland über die in Armenien einzuleitenden Reformen sich gebessert hätten.
A sien.
Berichten aus Wladiwostok zufolge herrscht
dort eine fieberhafte militärische Thätigkeit. Die russischen Truppen im Küstengebiet sind auf Kriegsstärke gebracht, Wladiwostok selbst ist zu See und zu Lande zur Verteidigung eingerichtet. Viele Truppenteile werden neugebildet, unter andern eine zweite ostsibirische Artillerie-Brigade, größtenteils aus Gebirgs- und Mörserbatterien bestehend. Die Truppen sind in Lagern zusammengezogen und werden oft durch die Vorgesetzten auf ihre Kriegsbereitschaft besichtigt. Zur Sicherstellung der Verpflegung sind mit einigen russisch-jüdischen Lieferanten Verträge abgeschlossen. Der Geist in den Truppen ist kein kriegerischer. Gegen einen Angriff Japans zur See glaubt man genügend geschützt zu sein; dagegen fühlt man sich zu Lande der japanischen Armee völlig unterlegen. Es sind nicht genügend Truppen vorhanden, um einer von Korea in das Küstengebiet eindringenden japanischen Armee von 50 000 bis 60000 Mann Widerstand zu leisten. Allgemein ist die Stimmung gedrückt; man meint, Rußland hätte den Krieg zwischen China und Japan nicht zulassen dürfen. Japan hätte vor Beginn des Krieges seine eigene Kraft und die Erbärmlichkeit des Gegners nicht gekannt und würde sich damals einem russischen Machtwort gefügt haben. Erst nach Fertigstellung der sibirischen Bahn wäre der Krieg für Rußland von Vorteil gewesen. Man freut sich der französischen Einmischung zu Gunsten Chinas — von der deutschen Beteiligung ist in dem Briefe nicht die Rede — und glaubt, daß Japan sich durch diese von einem energischen Vorgehen gegen die russischen Einsprüche abhalten lassen wird. Andernfalls könnte Rußlands Machtstellung in Ostasien für Jahrzehnte vernichtet werden.
Kleiirrrr Mrtteilirngen.
Aldingen, 1. Sept. Gestern wurde die Familie des Webers Oefinger von hier von einem schweren Unglücks- sall betroffen. Die ca. 40 Jahre alte Ehefrau war mit ihrem Manne auf dem Feld, um Garben zu binden. Sie war im Begriff, ein „Häufle" zu nehmen und ihrem Manne zum Binden zu geben, als sie plötzlich einen brennenden Stich an der Spitze des rechten Mittelfingers verspürte. Es zeigte sich, daß sie von einer Kreuzotter gebissen worden war, welche alsbald von ihrem Manne totgeschlagen wurde. Auf den Rat ihres Mannes, der ihr das vergiftete Blut aus der Wunde zu drücken suchte, begab sich die Frau trotz der großen Hitze nach Spaichingen zum Doktor, wo siebet Ankunft einer Ohnmacht nahe gewesen sein soll. Wie ich vernehme, ist der Arm der unglücklichen Frau furchtbar angeschwollen, und ist es fraglich, ob es der ärztlichen Kunst gelingen wird, die Kranke am Leben zu erhalten.
In Oberkochen brannte das Wohnhaus des Schultheißen Bezler und ein weiteres Wohngebäude mit angebauter Scheuer vollständig ab.
Pforzheim, 3. Sept. Die Schlacht bei Sedan 2 . Sept. 1895. Ein blutiger Tag liegt hmter uns und besonders stark wütete es gegen halb 3 Uhr nachm, auf dem Roßmarkt, wo Turkos und Deutsche stark hintereinander kamen und von den Waffen ausgiebig Gebrauch gemacht wurde. Es hatten nämlich Zigeuner und Bauern im Handel Differenzen bekommen, wobei sofort in Tätlichkeiten übergegangen wurde und die Zigeuner nach einer ordentlichen Tracht Prügel mit Handschellen versehen und auf die Feste Buchmüller als Kriegsgefangene abgesührt wurden. Ein allgemeines Halloh ertönte nach diesem Siege und das deutsche Heer trank auf dieses hin einen ordentlichen Sedanschoppen.
Leipzig, 3. Sept. Ein Unglück ereignete sich gestern Mittag während desSedanfestzuges. Jedenfalls durch einen achtlos weggeworfenen brennenden Cigarrenstummel gerieten die leichten Mullkleider eines 16 —17jährigen Mädchens in Brand, und im Nu stand die Aermste inmitten einer Feuersäule. Statt zu helfen, stob das Publikum entsetzt auseinander und die Aermste erlitt tätliche Verletzungen.
Die „Bresl. Ztg." meldet aus Scheidemühl: Der kath. Pfarrer Wodda aus Friedheim ist nach Lesung der Messe unter Vergiftungserscheinungen gestorben. Der Wein des Meßopfers war vergiftet; der Rest samt dem Behälter und dem Pokal wurden polizeilich beschlagnahmt. Die Staatsanwaltschaft ist benachrichtigt worden.
Breslau, 3. Sept. Ein Buchhändler, der gestern abend auf dem Platze vor der Salvatorkirche einen aus einer leeren Granate hergestellten Feuerwerkskörper los ließ, verwundete durch Granatsplitter 11 Personen, davon 7 schwer. Wie die „Schles. Volksztg." meldet, wurde einem der Leib aufgerissen, einem andern beide Arme verstümmelt. Der Urheber des Unglücks ist verhaftet.
Neustadt! in Mähren, 5. Sept. Am 3. Sept. sind in der Gemeinde Bohdalau 36 Häuser und die Kirche abgebrannt.
Jnsbruck, 2 . Sept. Heute mittag um 8/2 Uhr wurde hier ein kurzes Erdbeben mit unterirdischem Rollen wahrgenommen. — Gestern abend brannten anläßlich der Sedanfeier um Jnsbruck zahlreiche Bergfeuer.
Tunis, 2 . Sept. Prinz Mustapha, Sohn des Beys von Tunis, ist an Zuckerkrankheit gestorben.
Aus dem Leben Stambulow's berichtet die Wiener „N. Fr. Pr." folgende interessante Einzelheiten: Stambulow ist ein Bauernkind. In früher Jugend wurde er zu einem Schneider, Herrn Bastardschlk, in die Lehre gegeben. Er konnte sich aber in dem Handwerk nicht zurechtfinden. Er schwärmte für Trick-Track, einen Schluck Weines, durchaus
nicht für Nadel, Scheere und die notdürftige Einfachheit eines kleinen, bulgarischen Haushalts. Eines Tages verabreicht der Meister seinem Zögling eine Tracht Prügel und jagt ihn fort. Der junge Stephan glaubte, es sei das richtige für ihn, Geistlicher zu werden. Er wandert nach Odessa in ein Seminar; auch hier ist seines Bleibens nicht. Sein ungeregeltes Wesen paßt nicht in die peinliche Ordnung eines Klosters. Stambulow ward, noch ehe er viel Weisheit gesammelt hatte, davongejagt. Er kehrt in die Heimat zurück, wird Hausierer, wandert von Dorf zu Dorf und blickt bei diesem Anlaß zum ersten mal in die Geheimnisse der bulgarischen Volksseele. Der Hausierer avanciert zum Kolporteur. Nun ist er in der Politik. Er besitzt nicht das Talent der Herren, deren Zeitungen er vertreibt, schriftlich seine Meinung zu äußern, aber er ist doch gewandt genug, naiven Hörern seine Meinung über die Türken zu sagen. Auf diesem Wege wird er Revolutionär; die Verschwörungskomites von Bukarest nehmen ihn auf. Er gewinnt Anerkennung. Man ist hier sehr zufrieden mit ihm. Ein Mal hat der junge Verschwörer die Aufgabe, eine Demonstration gegen einen reichen Anhänger feindlicher Tendenzen vorzubereiten. Er erblickt den Wagen dieses Gegners unbewacht im Dunkel. Flugs ist er auf dem Bock, jagt davon, verkündet den Freunden seine Aufmerksamkeit und fährt dann stolz in die Heimat, die erstaunt ihren Sohn hoch zu Wagen wiederkehren sieht. Bald darauf ist er wieder in Bukarest, von Entbehrung und Not gequält. „Ich habe viel Hunger gelitten", erzählte er einem seiner Kollegen.. „Wie oft hat es mir an einem Stück Brot gefehlt. Eines Tages stehe ich in Bukarest vor einem prächtigen Landhause. Drin ist die Tafel reich gedeckt, man trägt Speisen auf, in den Flaschen blinkt roter Wein. Der Zorn über die Ungleichheit der menschlichen Lose faßt mich an. Ich werfe fluchend einen Stein in die Spiegeltafel, die mich in das Innere eines reichen Hauses blicken ließ." Einige Jahre später ist dieser arme Bursche ein Minister, der — der einzige von den bulgarischen Staatsmännern — die Kunst der Gastlichkeit für die Politik zu verwerten weiß. Zeitlebens ist er trotzdem ein Sohn seines Volkes geblieben.
Landwirtschaft, Handel L Berkehr.
Rottenburg, 4. Sept. Die vortreffliche Witterung fördert die Hopfenernte ungemein. Trotz der hochsommerlichen Witterung hält sich der Hopfen im Felde sehr gut und bleibt anhaltend ohne jegliche Krankheitserscheinung. Bei dieser Witterung wird das Produkt bald faßbar und versandtfähig werden. Preise wurden abgeschlossen zu 75—80
Aidlingen, 4. Sept. Die Hopfsnpflücke ist nun in vollem Gange; die Ware ist prachtvoll und fehlt es nur an Pflückerinnen, denn die Trockenplätze sind bei dem günstigen Wetter gar nicht rar und die Quantität schlägt nach bisheriger Schätzung eher noch etwas vor. Hält diese Witterung an, so wird das Produkt von seltener Güte und Schönheit werden.
Oftersheim, 3. Sept. Gestern wurden hier 60—70 Zentner Hopfen verkauft zum Preise von 70—75
Stuttgart, 3. Sept. Kartoffelmarkt am Leonhards- platz. Zufuhr 400 Zentner. Preis per Ztr. ^ 2.50—3.—,
— Filderkrautmarkt: Zufuhr 2000 Stück. Preis 15 bis 20 per 100 Stück. — Mostobstmarkt (Wilhelmsplatz):
Zufuhr 300 Ztr. Mostobst. Preis 4.60—4.80 per Ztr.
— Hopfenmarkt im städtischen Lagerhaus, 3. Sept. Der heutige Markt war mit 73 Ballen beschickt. Der Verkehr gestaltete sich recht lebhaft und waren die Zufuhren bis auf 6 Ballen in kurzer Zeit verkauft. Es wurden erzielt: für geringe 45—56 für mittlere 57—65 für prima 68—70 Nächster Markt, Montag den 9. September.
Untertürkheim, 2. Sept. Die Weinberge machen ausgezeichnete Fortschritte. Ern warmer Regen ist aber wünschenswert und würde Wunder wirken. Ueberall findet man vollständig ausgereifte Portugieser und Silvaner.
Großbottwar, 3. Sept. Von allen Seiten hört man nur Erfreuliches von dem außerordentlichen Fortschreiten der Trauben in ihrer Reifeentwickelung. Die Trauben sind jetzt schon vorgeschrittener als im vorigen Jahre bei der Lese. Man hofft in 3—4 Wochen die Lese beginnen zu können. Die Hopfenpflücke ergiebt nach Fülle und Güte einen befriedigenden Ertrag.
Grantschen, 3. Sept. In den letzten Tagen wurden in der Umgegend verschiedene Käufe auf „Neuen 1895er" abgeschlossen, so z. B. in Winnenthal pro 3 bl zu 155 ^ Ein sehr annehmbarer Preis.
Ehingen, 4. Sept. Bei der gestrigen Hopfenversteigerung der Stadtgemeinde wurde für 2 Partien mit je 5 Zentner beidemal 80 ^ für den Zentner erlöst. Käufer find die Herren Maier zur Krone m Blaubeuren und I, G- Kopp von Ehingen.
Schwetzingen, 4. Sept. Gestern gingen hier 2 Ballen Hopfen über die Stadtwage. Preis 70 und 75 ^
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Hiezu das Unterhaltungsblatt Nr. 36 u. eine Beilage,
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