befohlenen schrieben, die Sterbenden auf den letzten Kampf vorbereiteten, für die Kämpfenden um Ruhm und Sieg flehten und ihnen ein frohes Weinachten im Feindesland bereiteten. Redner trinkt auf die deutschen Frauen und Jungfrauen, die Hüterinnen der guten Sitte und der Gottesfurcht. G e- richtsdiener Hemminger knüpft an das Lied „Morgenrot, Morgenrot" an, das aus so vielen Soldatenkehlen gesungen und bald an so manchem wahr wurde. Er gedenkt der Gefallenen und der inzwischen Gestorbenen, und zu ihren Ehren erheben sich auf des Redners Aufforderung die Anwesenden von ihren Sitzen. Hierauf berichtet Schmiedmeister Brezing in feiner urwüchsigen, körnigen Weise aus den Kämpfen bei Villiers vor Paris, wodurch wir ein lebendiges, anschauliches Bild bekamen von den heftigen Kämpfen dort, aber auch von der tapferen Haltung unsrer braven Württemberger. Oberlehrer Köbele erzählt von der Bewegung, welche die Kriegserklärung unter den damaligen Seminaristen in Eßlingen und Nürtingen hervorbrachte und trägt ein patriotisches Gedicht vor: „Das war die große, die herrliche Zeit.. "Fabrik. Schaible blickt vorwärts auf die Zukunft. In den Herzen unserer deutschen Jugend soll es tief eingegraben sein, daß sie noch mit den Männern aus jener großen Zeit dieses Fest feiern durften, und sie soll den hl. Vorsatz fassen, das zu erhalten und zu schützen, was unsere Väter errungen haben. Möge sie heranwachsen nach alter deutscher Sitte, fest stehen zu Kaiser und Reich, zu Fürst und Vaterland, dann, lieb Vater land magst ruhig sein! Sein Hoch gilt der deutschen Jugend, der Trägerin der deutschen Zukunft. Nun ging es rasch dem Schluffe entgegen. Nachdem die Versammlung noch angestimmt hatte: Deutschland, Deutschland über alles, dankte der Vorsitzende in warmen Worten allen, die in irgend einer Weise zum Gelingen des Festes mitgewirkt haben, namentlich dem Rektor des Seminars für Ueberlassung der Festhalle, dem Festredner Prof. Wetzel, den beiden Gesangvereinen und ihren Dirigenten, denen, welche die Turnhalle so schön und sinnig ausgeschmückt, und allen die so treu und ruhig beim Fest selber ausgeharrt haben; er schließt mit den Worten: Wir Nagolder sind Vaterlandsfreunde und werden es immer bleiben! Auf Prof Wetzels Vorschlag wurde noch das Lied gesungen: „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, worauf sich die Teil nehmer heimwärts machten, gewiß jeder mit einem bleibenden Eindruck von der so schön gelungenen Feier, die sich unserer Bismarckfeierwürdig an dieSeitestellen darf.
** Nagold, 3. Sept. Obgleich die offizielle Sedanfeier des Jubiläums wegen schon am vorgestrigen Sonntag, den 1. Sept., stattgefunden hatte, wurde der eigentliche Sedantag doch in bisher üblicher Weise begangen. Morgens früh erschallte Choralmusik vom Turme. Im Lauf des Vormittags fanden in den einzelnen Schulklassen entsprechende Schulfeiern mit Reden, Gesängen und Deklamationen statt. Die festlich geschmückte Schuljugend sammelte sich nachmittags an den Schulhäusern zum Festzug, der sich um ein Uhr mit Musikbegleitung und Trommelschall in Bewegung setzte. Denselben schlossen sich die bürgerlichen Kollegien und mehrere Vereine mit ihren Fahnen an. Die Flagge des Militärvereins war schon tags zuvor mit prächtigen Bändern geziert worden und machte mit der Jubiläumsfahne des Liederkranzes einen gar festlichen Eindruck. Nachdem die herrlichen Orgelklänge und das Festlied: Womit soll ich dich wohl loben? verklungen waren, hielt Stadtvikar Lachenmann die Festpredigt über die Losung des Tages: „Vor dir wird man sich freuen, wie man sich freuet in der Ernte." Jesajas 9, 3. Redner verglich den damaligen Zustand des Volkes Israel mit dem früheren und gegenwärtigen des deutschen Volkes. Redner, der sich diesmal ausschließlich an die versammelte Jugend wandte, führte aus, daß sie sich heute über Gottes Güte freuen solle. Er warf einen Blick auf die große Freude, die an diesem Tage vor 25 Jahren die Deutschen erlebt haben. Auch heute haben wir Ursache, uns über Gottes Güte zu freuen, wenn wir an unser großes, einiges Vaterland denken, dem wir freilich durch Zucht und Frömmigkeit auch Ehre machen sollen. Zu der Freude, ein mächtiges Vaterland zu haben, gehöre notwendig, daß wir uns bemühen, diesem Vaterland uns auch würdig zu erzeigen. Äußer der genannten Freude haben wir alle mit der Jugend aber noch manchen anderen Grund zur Freude, z. B. über die Verschonung vom Hagelschlag, über die schöne Jugendzeit, über die Gabe der Eltern
und Lehrer, vor allem aber den himmlischen Kinder freund. Diese Freude soll eine Freude vor Gott sein. Die wahre Freude haben diejenigen Kinder, welche dankbar und zufrieden aber auch mitleidig gegen Arme sind. Dieselben können in den Vers einstimmen: Sollt' ich denn nicht fröhlich sein, nun ich sein bin und er mein? — Unmittelbar von der Kirche gings auf den Festplatz. Die Menge sammelte sich um die Tribüne, welche sämtliche Flaggen zierten. Nachdem der Choral: Nun danket alle Gott rc., angestimmt und gesungen war, hielt Professor Wetzel die Festrede. Er wandte sich auch an die Jugend und erzählte derselben das bekannte Märchen vom Dornröschen. Redner verglich die Germania, das liebe Vaterland, damit, welchem vom Feinde geflucht worden fei, dem mancherlei Uneinigkeit und Zwietracht beinahe den Todesstoß gegeben habe. Endlich kam nach Hunderten von Jahren ein Herr, das war Kaiser Wilhelm, der im Einverständnis mit den deutschen Fürsten das deutsche Reick gründete. Nun war der erlösende Prinz und das Dornröschen beisammen, und wir dürfen heute nach 25 Jahren die silberne kaiserliche Hochzeit im stillen feiern. In den Toast, zu dem der Redner aufforderte (Heil dem Kaiser!), stimmte die Jugend begeistert ein. Nun trat die Jugend in Aktivität. Es deklamierten auf der Festtribüne 3 Latein-, 3 Real- und 3 Uebungsschüler passende Gedichte. Dazwischensangendie Schülerinnen der Mädchenschule u. die Schüler der Seminarübungsschule patriotische Lieder. Hierauf wurden alle Schüler auf Kosten der Stadt bewirtet. Das Wettspringen der einzelnen Schulklassen um Preise, zu denen die Stadt 150 gespendet hatte, das Klettern um Gaben im Betrag von 20 die tüchtigen Uebungen des Turnvereins und die Spiele der Kinder — alles nahm seinen geordneten Verlauf. Die Stadtkapelle spielte dazwischen meist heitere Weisen, und der Liederkranz sang mehrmals patriotische Chöre. Zum Schluß sei noch eine Nummer des Programms erwähnt, die einen besonderen Reiz auf Jung und Alt ausübte. Schüler der Latein- und Realschule hatten unter Anleitung der Frau Prof. Wetzel das Theaterstück: „Der Hirte im Kyffhäuser" von Luise Pichler eingeübt. Dieses Stück wurde von der Frau Professor bis in die neuere Zeit fortgeführt und von den genannten Schülern gut gespielt. Sämtliche 5 Auftritte, welche wegen des Andrangs zweimal, zuerst für die männlichen, dann für die weiblichen Festbesucher in der hiezu sich gut eignenden Turnhalle zur Aufführung kamen, erfreuten sich des großen Beifalls der passiven Teilnehmer. Das Fest verlief in ganz harmonischer Weise und wurde durch keinen Mißton gestört. Um 7 Uhr kehrte die Jugend mit den Vereinen und anderen Teilerfreut über den schönen Verlauf, herrliche Wetter beitrug, in die
nehmern sichtlich wozu, auch das Stadt zurück. Nagold,
4. Sept. Kommenden Sonntag den 8. d. Mts. findet hier das jährliche Bezirksmissionsfest statt. Als Redner werden dabei auf- treten die Missionare Daimelhuber von Reutlingen, Kölle von Pforzheim und Schaal von Schorndorf. Zu diesem Feste, das nachmittags Ift- Uhr beginnt, wird freundlich eingeladen.
t. Ebhausen, 2. Sept. Die 25jährige Wiederkehr der großen weltgeschichtlichen für unser deutsches Volk überaus wichtigen Ereignisse von Sedan am 1. und 2. Sept. 1870 wurde auch hier in würdiger Weise begangen. Vom Stuhlberg donnerten mit Tagesgrauen in der Frühe des gestrigen Tages Böller- alven über das Thal hin. Um halb 10 Uhr bewegte sich vom Waldhorn an der Festzug zur Kirche, gebildet von der Schuljugend, dem Veteranen- und Militärverein. Seiner Predigt legte der Ortsgeistiche, Hr. Pfarrer Eberbach, die Bitte der Jünger Jesu an ihren Meister zu Grunde: „Herr, stärke uns den Glauben!" Unser deutsches Volk habe sich vor 25 Jahren nicht nur in nationaler, sondern auch in religiöser Hinsicht mächtig erhoben. Die tapferen Soldaten in Feindesland und das ganze deutsche Volk in der Heimat habe gefleht: „Herr, stärke uns den Glauben!" Auf wunderbare Weise sei diese Bitte erhört worden, und zuerst dem starken Glauben an Gott seien die herrlichen Siege zuzuschreiben, die unser Heer erfochten habe. Sollen aber unserem Volk die Segnungen des Friedens erhalten bleiben, dann müsse die eingerissene Gleichgültigkeit, Kälte, a Feindseligkeit gegen die christliche Religion, die
so weite Kreise ergriffen habe, schwinden und unser- Volk wieder aus vollem Herzen flehen: „Herr, stärke uns den Glauben!" — Nach dem Gottesdienst fand ein gemeinschaftliches Essen im Gasthaus z. Krone statt. Außer den Veteranen, denen die hiesige Gemeinde ein Freimahl bereitet hatte, beteiligte sich noch eine stattliche Anzahl hiesiger Bürger bei dem Festessen. Herr Schultheiß Dengler brachte einen Toast auf das deutsche Heer aus, Herr Pfarrer Eberbach auf Kaiser und König. Ein weiterer Redner gedachte der Toten, die von unserem deutschen Heer in fremder Erde ruhen und der seit den letzten 25 Jahren zur großen Armee einberufenen Veteranen, deren Andenken die Anwesenden durch Erheben von den Sitzen ehrten. Noch verschiedene Vorträge von Gedichten und gemeinsamer patriotischer Gesänge verschönten die einfache, aber alle Anwesenden befriedigende, würdige Sedanfeier in hiesiger Gemeinde.
Berneck, 2. Sept. (Korresp.) Auch unfern Veteranen wurde gestern nach dem Festgottesdienst ein Festmahl auf Rechnung der hiesigen Stadtkasse gereicht. Nach demselben wurde jedem der hiesigen Veteranen eine schöne Geldgabe seitens eines der gegenwärtig hier weilenden Freiherren von Gültlingen verabreicht.
Altensteig, 2. Sept. (Korresp.) Anläßlich der Sedansfeier war die hiesige Stadt gestern festlich beflaggt. Böllersalven ertönten mit Tagesanbruch, die Stadtkapelle spielte in der Frühe des Morgens würdige Weisen. Zur Kirche bewegte sich um 9 Uhr ein großer Festzug. Nach dem Gottesdienst zogen die verschiedenen Vereine auf den Friedhof, wo Herr Stadtpfarrer Hetterich zur Erinnerung an die im Felde gebliebenen und bisher verstorbenen Krieger von 1870/71 einen Trauergottesdienst hielt. Bei dem gemeinschaftlichen Essen im grünen Baum nahmen mit den Veteranen etwa 100 Personen teil. Manche patriotische Rede fiel zündend unter die Tischgenossen. Nachmittags entwickelte sich in dem Stadtgarten ein munteres bewegtes Leben, wo es besonders auch der Jugend nicht an Unterhaltung und Vergnügen fehlte. Abends war noch eine festliche Vereinigung im grünen Baum, die ungemein zahlreich besucht war. Die von patriotischem Geiste getragene Rede des Hrn. Stadtpfarrer Hetterich,, ebenso die übrigen Ansprachen in Poesie und Prosa erregten den allseitigen Beifall der Anwesenden. Ueberblicken wir den ganzen Verlauf unseres gestrigen Festes, so dürfen wir mit Recht dasselbe als ein wohlgelungenes bezeichnen.
* Ein uns aus Haiterbach und Beihingen zugegangener Bericht über das Sedanfest mußte wegen Raummangels leider zurückgestellt werden.
(*) Wildberg, 3. Sept. Das Sedansfest nahm hier einen glänzenden und schönen Verlauf. Am Sonntag früh ertönten Böllerschüsse und Tagwache. - Um 10 Uhr begann ein feierlicher Kirchgang vom Rathaus aus, unter Beteiligung der Herren Staats- und Gemeindebeamten, der bürgerlichen Kollegien, des Militär- und Veteranenvereins, sowie des Kriegervereins. Nach Beendigung des Gottesdienstes war Frühschoppen in der Traube und im Hirsch mit entsprechendenpatriotischen Ansprachen. Am Abend hielt der Veteranen- und Militärverein in der Traube ein Festessen mit kameradschaftlicher Unterhaltung, Festrede und Gesang. Das Gasthaus zur Traube war hübsch dekoriert und bengalisch beleuchtet. Der Kriegerverein hielt im Hirsch ein Festessen, das mit Gesang, Klavier- und Guitarrespiel gewürzt wurde. Am Montag früh war Schulfeier, wobei jedes Kind eine Brezel erhielt. Hierauf war Preisturnen der Latein- und Volksschüler. Abends besuchte der Militär- und Veteranenoerein auf dem Kirchhofe die Gräber der hier verstorbenen Veteranen und legte auf jedem einzelnen Grabe unter Böllerschüssen einen Kranz mit Ansprachen nieder. Hierauf veranstaltete die Jugend einen Fackelzug auf den Schaf- scheurenberg unter Absingung patriotischer Lieder. Prächtig nahm sich auch der von mehreren hiesigen Herren und Damen veranstaltete Zug an der Judenhalde mit farbigen Lampions, unter gleichzeitiger Abbrennung von Feuerwerkskörpern, aus.
(*) Wildberg, 3. Sept. Ueber das bereits gemeldete traurige Vorkommnis mit Polizeidiener Geigle in Schönbronn wird berichtet, daß Geigle heute früh 3ftr Uhr seinen Wunden erlegen ist, ohne auch nur ein einziges Wort sprechen zu können. Eine Witwe