atte das christlich-soziale Volk des Hrn. Stoecker sich in einer Preßfehde mit einem konservativen Gegner ausgelassen und behauptet, die vielbesprochene Vorlage habe nur als Anfang für die Einleitung einer größeren Aktion gegen das allgemeine Stimmrecht dienen sollen. DerReichsbote" ist über diese Mitteilung welche die sozialdemokratische und freisinnige Press mit großem Behagen verbreiteten, sehr ungehalten und meint, selbst wenn diese Räubergeschichte in Be zug auf einzelne Personen zuträfe, in deren Köpfen Staatsstreichgedanken gespuckt hätten, so habe das jedenfalls mit der klar ausgesprochenen Absicht der Regierung in Bezug auf diese Vorlage nichts zu thug kann deshalb auch kein Grund für Ablehnung der selben sein, und dasVolk" habe auch damals seine Opposition gegen die Umsturzvorlage mit ganz anderen Gründen zu motivieren gesucht. Jedenfalls halten wir es für ratsam, daß die Regierung diese Behauptung desVolks" energisch dementiert, ehe sie sich zur Legende verdichten und das Vertrauen auf die Reellste der Regierungskundgebungen erschüttern.

Die Schulbibelfrage ist auch im Herzogtum Braunschweig in ein akutes Stadium getreten. Die Lehrerschaft fordert daselbst die Einführung eines biblischen Lesebuchs, das für die Kinder paßt und den Anforderungen von Kirche und Schule Rechnung trägt. Die Schulbibel müsse von Theologen und Pädagogen verfaßt werden und alles dasjenige aus scheiden, was für den jugendlichen Geist unfaßbar ist, was nur für die jüdische Geschichte Wert haben kann und was sittlich anständig erscheint. Dagegen sollte das biblische Lesebuch alle wichtigen, dem Ver­ständnis zu erschließenden Stücke der Bibel enthalten und nicht aus Gründen irgend einer kirchlichen Par­teirichtung auslassen.

Im nächsten Reichshaushaltsetat wird die Einnahmeposition, welche sich auf die Ueberschüsse aus früheren Jahren bezieht, gegen den laufenden Etat eine wesentliche Verminderung erfahren. Glück­licherweise haben die Etats der letzten Jahre eine solche Einnahmeposition dank den günstigen Ergebnissen der der Reichskasfe verbleibenden Einnahmen über Haupt aufweisen können, dieselbe hat aber auch die größten Schwankungen zu verzeichnen gehabt. Von 4 Mill. Mk. im Etat für 1893.94 fiel sie auf 1,3 Mill., im Jahre 1894/95 und stieg dann wieder für 1895,96 auf 14,4 Mill., so daß in dem laufen­den Etat bei der Position ein Mehr von über 13 Mill. in Ansatz gebracht werden konnte. Im nächst­jährigen Etat wird sich nun wieder ein bedeutender Rückgang bemerklich machen, denn die betr. Einnahme- posiüon wird um rund 7 Mill. geringer sein als die gleiche Position des laufenden Etats. So wird offiziös angekündigt. Für die Gestaltung des Etats kommt es selbstverständlich darauf, wie die laufen­den Einnahmen veranschlagt werden können, noch mehr an, als auf den Posten der Ueberschüsse aus Beihilfen.

Schweiz.

Bern, 24. Aug. Die Eisenbahnverstaatlichungs- Kommission tritt im Oktober wieder zusammen. Die auf die Verstaatlichung gerichteten besonderen Vor­lagen werden der Bundesversammlung, wie verlautet, schon im Dezember zugehen.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 26. Aug. Nach Privatnachrichten aus Bozen ist der Zustand des Erzherzogs Ferdinand sehr ernst. Wie dieN. Fr. Pr." meldet, wurden die beabsichtigten großen Manöver abbestellt.

Die Getreidepreise dürften bald steigen, wenn eine Schätzung der Weizen- und Roggenernte der Welt, die das Ackerbau-Ministerium in Pest veröffentlicht, zutreffend ist. Danach ist die dies­jährige Ernte in den größeren Staaten quantitativ und qualitativ geringer als im Vorjahr. Der dies­jährige Weizenertrag in Ungarn einschließlich Kroatien und Slavonien beträgt 11 397 485 M.-Ztr. gegen 16 431567 M.-Ztr. im Vorjahr. Der Weizenbedarf wird, da in Roggen ein bedeutendes Defizit vor­handen ist, bedeutend größer sein. Die importieren­den Länder berechnen den durch Import zu deckenden Bedarf auf 114 Millionen M.-Ztr., sowie das un­gedeckte Weizen-Defizit auf 21 Millionen M.-Ztr. Es möchte sich somit empfehlen, mit dem Verkauf der Ernte nicht gar zu sehr zu eilen.

Frankreich.

Paris, 24. Aug. In dem Momente, als König Alexander von Serbien hier eintras, warf ein Individuum ein Paket in den Wagen, worin Milan und Alexander uhren. Man glaubte an ein Attemat, und das Individuum

wurde verhaftet. Der vermeintliche Attentäter erwies sich als ein serbischer Schuhmacher namens Maunwitsch; er erklärte, er habe dem hohen Reisenden ein Bittgesuch zu­geworfen. Darauf wurde er in Freiheit gesetzt.

Paris, 25. Aug. Giodkowitz, der juristische Ab teilungschef (Justiziar) im Bankhause Gebrüder Rothschild wurde gestern nachmittag beim Oeffnen eines an Baron Rothschild adressierten Brieses an einem Auge schwer ver­letzt. Der Brief hatte einen Sprengstoff enthalten, der beim Oeffnen explodierte. Ein Anarchisten- Attentat ist wahrscheinlicher, als ein personlischer Racheakt. Nach Ansicht der Polizei ist der verwendete Sprengstoff der gleiche, wie der seiner Zeit bei der Büchse gebrauchte, durch welche die Deputierten Reille Etienne und Constant verwundet wurden.

Paris, 26. Aug. Das Attentat aus Rothschild be­schäftigt ganz Paris. Der Bombenbrief soll nicht durch die Post bestellt worden sein, sondern der Altentäter ihn in den Briefbehälter im Palais geworfen haben. Die Briefmarken waren bereits gebraucht. Giodkowitz ist so ver­letzt, daß eine Operation notwendig ist. Sein Zustand ist nicht besorgniserregend. Rothschild sandte aus Trouville per Ertrazug semen Arzt. Die Polizei ist um so ratloser, weil Rothschild tausende von Drohbriefen erhält.

Paris, 27. Aug. Im Befinden des verletzten Sekretärs Giodkowitz trat eine wesentliche Verschlim­merung ein. Das rechte Auge scheint verloren. Der allgemeine Zustand wird durch das Fieber un­günstig beeinflußt. Die Polizei hat wenig Hoffnung, die Attentäter zu ermitteln. Rothschild beabsichtigt, eine den Namen Giodkowitz tragende Stiftung zu machen, deren Zweck er demnächst bekannt giebt.

Die Schmähungen, die imFigaro" in sonst bekanntem Stile gegen die deutsche Armee und höhere Offiziere erhoben worden find, haben einen beträchtlichen Teil der deutschen Presse in Erregung versetzt, weil als Urheber ein General Munier zeich­net. Nach dem kürzlich erwähnten Vorgänge eines Berliner Blattes, das verlangt, daß die deutsche Regie­rung Genugthuung zu erhalten suche, erheben auch andere Blätter diese Forderung. Einige Besonnene weisen aber darauf hin, daß Verleumdungen dieser Art jetzt schon 25 Jahre alt sind und daß man sie deshalb mit Verachtung behandeln könne. Das Neue im jetzigen Falle ist nur die Unterschrift des Gene­rals Munier: es würde sich darum handeln, ob das eine Persönlichkeit ist, deren Behauptungen mehr Beachtung verdienen als frühere der gleichen Art. Wie dieNat.-Ztg." zuverlässig erfährt, sind im Hinblick auf den Passus des Briefes, betreffend die Diebsbanden, die im großen Hauptquartier ihre Instruktionen erhielten", an zuständiger Stelle Er- 'undigungen eingezogen worden, ob General Munier noch aktiv oder bereits außer Dienst ist.

Italien.

Rom, 26. Aug. Die Festlichkeiten zum 25jähr. Gedenktage der Einnahme Roms werden bereits am 17. Sept. beginnen. Unter Anderem ist auch der Bau einer Brücke über den Tiber, welche den Namen/ Humbert I. erhalten soll, geplant.

dem Ausland in betrügerischer Absicht zu erlangen suchen, warnt der Konfekiionär. Die von den Schwindlern als Opfer ausersehen Firmen werden ersucht, die verlangten Waren in verschiedene Pakete verteilt abzusenden und aus eines derselben den Gesamtbetrag nachzunehmen. Natür­lich werden dann nur die Pakete ohne Nachnahme ange­nommen, das Paket aber mit der Nachnahme zurückgesandt.

Freudenstadt, 24. Aug. Gestern Nachmittag ist in dem Aurse des I. Thom in Pfalzgrafenweiler Feuer aus­gebrochen. Dasselbe wurde alsbald entdeckt und gelöscht, es brannte infolge dessen nur der Dachstuhl nieder. Wie man hört, sollen Kinder den Brand verursacht haben.

Stuttgart, 26. Aug. Die vor einiger Zeit im Ver­lag von Robert Lutz erschienene Broschüre, betiteltDie Entlarvung des Schultheißen Schlör in Beutelsbach", wurde beschlagnahmt.

Stuttgart, 26. Aug. Gestern mittag zwischen 12 und 1 Uhr wurde der hier längst schon gesuchte Sittlich­keitsverbrecher hier festgenommen. Es ist der ledige Schuhmacher August Rätter von Ulm, welcher nach länge­rer Pause von Ulm hieherkam, um an einem jungen Mädchen ein neues Verbrechen auszuüben, wobei er durch die Mutter des Mädchens ertappt, verfolgt und schließlich durch einen Schutzmann festgenommen wurde.

Cannstatt, 21. Aug. Die nunmehr veröffentlichte Zus ammenstellung der Berufs- und Gewerbezählung ergiebt für unsere Stadt 22 326 Einwohner in 1865 Haushaltungen; die Zahl der ausgefüllten Landwirtschaftskarten beträgt 608, die der Gewerbebogen 811. Der ganze Bezirk zählt 10 972 Haushaltungen mit 50 864 Bewohnern, 6192 Land- schaftskarlen und 1484 Gewerbebogen. Unter 19 Gemeinden sind 7 mit über 2000 Einwohnern und einer Bevölkerung von zus. 39 515 Seelen, die übrigen 11 349 Einwohner ver­teilen sich auf 12 Gemeinden. Im Verhältnis zu seinem Flächeninhalt ist der Bezirk Cannstatt der bevölkertste des iandes.

Cannstatt, 24. Aug. Heute mittag wurde der Hilfs­wagenwärter Rühle aus der Station Obertürkheim in dem Augenblick, als er das Geleise überschreiten wollte, von dem Güterzug nach Stuttgart ersaßt und mehreremal an den Beinen überfahren. Er erlitt dabei so schwere Ver­letzungen, daß an ein Auskommen kaum zu denken ist.

Schramoerg, 26. Aug. In Donaueschingen ist am gestrigen Sonntag zwischen den Schwarzwälder Fabrikanten seiner Regulateurwerke rmt massiven Trieben eine Kon­vention auf Preiserhöhung wegen der stetig steigenden Messingpreise zu stände gekommen.

Ludwigsburg, 23. Aug. Außerordentliche Sehnsucht nach dem gewohnten Stalle in der Garnison scheinen zwei Pferde des gestern früh von hier ms Manövergelände ab­marschierten Ulanenregiments König Wilhelm gehabt zu. haben. Dieselben brachen vergangene Nacht in Backnang aus der Quartierstallung aus und kamen heute früb 3 Uhr vor der Stallung der 5. Eskadron in der unteren Ulanen­kaserne an. Nach zwei Stunden wurden die Ausreißer von einer aus Backnang herbeigeeilcen Patrouille abgeholt.

U l m, 24. Aug. Vor einigen Wochen wurde auf dem hiesigen Bahnhof zwischen den L-chienen ein Hundertmark­schein gefunden. Am letzten Mltiwoch machte ein Ankupp­ler daselbst wieder einen solchen Fund.

Heilbronn, 24. Aug. Wie uns mitgeteilt wird, ist Kaufmann Otto Böhmerle aus Stuttgart, dessen Leich­nam am Freilag irüh im Neckar aufgefunden wurde, infolge eines Unglückfalles ertrunken; es liegt also kein Selbstmord vor, wie dies von derH. Ztg." gemeldet worden war.

Isny, 26. Aug. Von den katholischen Feldgeistlichen des Jahres 1870/71 ist in ganz Süddeutschland (Württem­berg, Bayern, Baden) der einzig lebende der Pfarrer und

- . . findet i Kämmerer Hauschel im nahen Christazhofen. Viele Ve-

Fahnenfefl statt, an welchem die Fahnen aller Regt- ! teranen werden sich des leutseligen und gutherzigen ehe­maligen Feldpaters erinnern. Seinem energischen Dazwi­schentreten und nachhaltig eingelegten Fürbitten hatte es ein Soldat zu danken, daß die gegen ihn wegen Aus­schreitungen ausgesprochene Todesstrafe im letzten Augen­blick noch aufgehoben und in eine Freiheitsstrafe umge­wandelt wurde. Das eiserne Kreuz schmückt des braven Mannes Bruch

Straß bürg/ 27. Aug. Seit der Belagerung hat Straßburg kein so großes Schadenfeuer gesehen, wie in der vergangenen Nacht. Gleich nach 11 Uhr rötete sich über der Siadt der Himmel und im südwestlichen Teile sah man e.ne mächtige Feuersäule hoch emporschlagen, aus der wie tünplensches Feuerwerk dicke gelbe Feuerkugeln und kleine dlaue Sterne noch höher geworfen wurden. Es stand in der Küßpraße das große Lagerhaus der Firma Scharrer u. Söhne in Flammen. Das Lagerhaus, in welchem sich eine Hopfendörre befindet, war zum größten Teil mit Hopfen gefüllt und in einigen Räumen lagerte Schwefel. Der Keller barg große Mengen afrikanischen Weines. Wohl 10 Minuten lang schtugen die Flammen zum Himmel, bevor der Münsterwächter stürmte, während die Johannis-, die Alt Sr. Peter- und Aurelienkirche die Sturmglocken ertönen ließen. Die Feuerwehr der Markt­halle war zunächst zur Stelle. Branddirektor Wächter rich­tete sein Augenmerk auf die Rettung der Nachbarhäuser,

menter Italiens zugegen sein werden.

Bulgarien.

Sofia, 27. Aug. Gestern, am 40. Tag nach dem Tod Stambuloffs, fand an dem Grabe dies­elben ein Requiem statt, dem nur die Verwandten und nächsten Freunde der Familie beiwohnten.

Euxinograd, 26. Aug. Der bulgarische Fürst ist zu längerem Aufenthalte hier eingetroffen.

Spanien.

Madrid, 24. Aug. Marschall Martinez Campos telegraphierte an die Regierung, er brauche keine weitere Truppenverstärkung, da die Regierung ihm 22 Ba­taillone schickte, während er nur 14 verlangt hatte.

Nichtsdestoweniger läßt der Kriegsminister 25,000 Mann ausrüsten, welche im Novbr. mit 2 Generalen und zahlreichen Offizieren nach Cuba abgehen werden.

England.

London, 25. Aug. Eine kleine Anzahl der Mann­schaften des East-Lancashire-Regiments das zu einer Waffenübung in Hampshire einberufen wurde, widersetzte

sich der Schließung der Kantinen während gewisser Stunden . . , ^

und weigerte sich, anstrengenden Dienst zu thun. Die in den Feucryero würbe kein Tropfen Wäger gesandt. Rädelsführer wurden darauf zu kurzen Arreststrafen ver- wäre vergeblich gewesen, denn bei der Glut wurde Wasser urteilt und unter Bedeckung nach Aldershot abgesührt. ^ zu Dampf. Um halb 2 Uhr konnte man annehmen, da ff London, 26. Aug. Wie dieTimes" aus die Gefahr für die Nachbarhäuser beseitigt war. Aber

^ 1 . ._ sV. noch urinier wurden aelbe UNO olaue Feuerkugeln aus den

Shanghai meldet, geht die Untersuchung in Kutscheng d-lammen geschleudert und als Berichterstatter um 2 Uhr unter Mitwirkung aller Mitglieder der Kommission heimwärts ging, sah er an der Kronenburgstraße mitten und der ausländischen Konsuln langsam vorwärts, aus dem Sladen einen faustgroßen brennenden Gegenstand

In der Provinz Kansu ist ein Aufstand der Mu- hamedaner ausgebrochen und verbreitet sich in ern­stester Weise.

Kleinere Mitteilnnge«.

Warnung vor Schwindlern. Vor einer neuen Methode, wie holländische Schwindelfirmen Waren aus

liegen, brennenden Schwefel.

Aus Karlsruhe, 24. Aug. wird geschrieben: Der in der Maschinenfabrik von Junker und Ruh bedienstete Ar­beiter Koch, un Mühlburger Stadtteil wohnhaft, kam in vergangener Nacyt betrunken nach Hause und skandaliert e mit seiner Frau, welche er schließlich noch derart bedrohte daß die letzlere zum Fenster des vierten Stockes hinaus­sprang, was deren sofortigen Tod zur Folge hatte. Die