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erfahren habe, kann ich nicht schreiben." Wahrscheinlich hat sich der Angeklagte, der feine Manieren zur Schau trägt, auch in Amsterdam verschiedene Verbrechen zu Schulden kommen lasten. Heute steht er unter der Anklage, im April 188 t als Gefangener in der Anstalt Eberbach mit 3 anderen Genossen sich verbunden zu haben, um vereint einen Ausbruch zu übernehmen. Dies gelang auch und Jahre lang wußte sich Horwarth der Polizei zu entziehen, bis er kürzlich verhaftet wurde. Er erhielt heute 12 Jahre Gefängnis.
Elberfeld, 15. Mai. Seit einigen Tagen weilt hier ein Untersuchungsrichter des Reichsgerichts, welcher viele Personen von hier und aus Barmen zu Protokoll genommen hat. Es handelt sich, wie verlautet, um nähere Feststellungen bezüglich anarchistischer Umtriebe, die sich noch bis in die Zeit des Attentatsversuchs am Niederwalddenkmal und der Ermordung -es Polizeirats Rumpf in Frankfurt a. M. erstrecken sollen. Die Veranlassung zu diesen neuen Untersuchungen bot, wie man hört, die im Februar d. I. an der belgischen Grenze erfolgte Verhaftung des Anarchisten Neve, die alsbald noch weitere Verhaftungen von verdächtigen Persönlichkeiten im Gefolge halte. _
Wevrnifchtss.
— Der Rechenschaftsbericht der Lebensversicherungs- und Ersparnis-Bank in Stuttgart weist für das Jahr 1886 wieder äußerst günstige Ergebnisse auf. Die Jahreseinnahme stieg von ^ 10,724,083 auf 11,607,391, die Extra-Reserve von -M 9,926,274 auf 11,932,632 und der Bankfonds von --15 53,937,478 auf ^ 60,422,444. Als Überschuß ergeben sich ^ 2,847,177, eine Summe, welche bis jetzt nicht erreicht wurde, und die nach Plan ^ ll der Gesellschaft einer Dividende von 44<Vg der Prämie entspricht. Die Ueberschüste der letzten 5 Jahre beziffern sich auf 10,849,200 und kommen in ben Jahren 1887—91 an die Versicherten zur Rückvergütung; deren Prämienleistungen werden dadurch auf das möglich niedrigste Maß vermindert. In den neuen Versicherungsbedingungen der Bank sind alle Klauseln, welche die Versicherung in Frage stellen könnten, entfernt, und wird den Versicherten die möglichste Freiheit gewährt.
Baden-Baden, 15. Mai. Die Badener Lotterie zur Erhaltung der Jsfezheimer Wettrennen darf künftighin nicht mehr stattfinden! Das Großh. Ministerium des Innern hat dieselbe vorbehaltlich der wegen Gewinnbeschaffung noch zu treffenden Festsetzungen nur unter den Bedingungen für das laufende Jahr genehmigt: 1) daß eine Wiederholung der Lotterie nicht mehr stattfindet; 2) daß von dem Ertrag der Lotterie dieses Jahr nur drei Achtel für die Rennen verwendet werden und der Nest aus die beiden Jahre 1888 und 1889 verteilt wird. Ferner hat das Ministerium verfügt, oaß das aus der Lotterie 1886 in Folge des schwebenden Prozesses vorhandene Defizit in den Jahren 1888 —90 aus Wirtschaftsmitteln gedeckt werde. Voraussichtlich wirv der Bürgerausschuß, der morgen Zusammentritt, die Veranstaltung der Lotterie unter den vorgeschriebenen Bebinaungen genehmigen und aus der Kurkomitokasse einen weiteren Zuschuß für die Rennen bewilligen, da eine Reduktion der Subvention von 80,000 auf 20,000 »1L den Bestand der Jsfezheimer Rennen in Frage stellen würde. Vorläufig werden dieselben noch immer von der Bürgerschaft als ein wichtiger Teil des Saisonprogrammes betrachtet, für welchen die Allgemeinheit Opfer bringen muß, wenn dieselben auch hart ankommen.
— Die französischen K r o n d i a m a n t e n. Aus Paris, 14. ds., wird uns geschrieben: der gestrige zweite Verkaufstag der Kron- diamanten trug 446,500 Franken ein. Die heutige Versteigerung wird als besonders interessant angekündigt, da die Kronen und Diademe unter den Hammer kommen. Der Juwelier des englischen Hofes, Herr Gaward, hat sich dazu eingefunden, um, wie versichert wird, große Ankäufe für das Regierungsjubiläum der Königin Viktoria zu machen.
— Die Folgen. In Paris will sich trotz aller Vorfälle die „L o h e n g r i «"-Aufregung nicht legen. Zur Stunde fanden nach dem N. W. Tagbl. bereits acht Duelle statt, doch vermutet man, daß vielleicht die doppelte Anzahl geheim gehalten worden. Lamoureux selbst hat aus den Kreisen erbitterter Gegner die Besuche von 50 Sekundanten bekommen. Die Herren zogen sich jedoch sämtlich zurück, als ein Verwandter Lamoureux', der ein hoher Offizier und bekannt guter Pistolenschütze ist, erklärte, er sei gesonnen, alle Händel des Musikers auszufechten. Ja, die Sache ging so
weit, daß sie auch den männlichen Darstellern im „Lohengrin" Herausforderungen sandten, und sowohl Lohengrin als Telramund erklärten vor einigen Tagen heiter, sie seien nun froh, daß sie gelegentlich der Proben für eine Kampfscene Fechtunterricht genommen. Die tiefste Verstimmung über den beschämenden Ausgang herrscht im Hause des Präsidenten Grevy; die Damen im Elysöe, die heimlichen Wagnerianerinnen, schmollen mit dem Staatsoberhaupts.
— Ein Quadratmeter Sardellenbrötchen. Aus Gladbach wird geschrieben: In seinem Stammlokal bestellt sich ein Gast ein Brötchen mit Sardellen. Dieses erscheint ihm mit Rücksicht auf den Preis von 20 ^ gar zu winzig, und er fragte den Wirt kalt lächelnd: „Und was kostet der Quadratmeter davon?" „Fünf Mark", lautet die prompte Antwort des Wirtes. „Gut, ich bitte um ein Quadratmeter davon! Der Gast bestand auf seiner Forderung, und wohl oder übel mußte sich der Wirt ans Werk machen. Als er aber den Schaden besah, brauchte er nicht weniger als 120 Brötchen für den Quadratmeter, was nach Adam Niese 24 vlL und nicht 5 ^ ergiebt, das Brötchen zu 20 L gerechnet. Ein schlechtes Geschäft für den Wirt; aber die Brötchen schmeckten den zahlreich vorhandenen Gästen um so besser.
— Wozu ein hölzernes Bein zuweilen gut ist, darüber wird von Stratton in Hitchcock County im südwestlichen Nebraska geschrieben: „Ein Maler, Savage mit Namen, der den Bürgerkrieg mitgemacht und sich außer Ruhm und Lorbeeren auch ein hölzernes Bein mitgebracht hat, ging eines Tages nach einem an der Stadtgrenze gelegenen Hause, wo er Malerarbeit zu besorgen hatte. Um einen kleinen Umweg zu vermeiden, ging er über einige leere Bauplätze. Plötzlich sah er zu seinen Füßen sich eine Klapperschlange emporringeln, die auch schon einen Sprung auf sein hölzernes Bein machte, ehe er sich von seiner Ueberraschung erholt hatte. Es kostete Savage Mühe, die Klapperschlange abzuschütteln, welche sich in sein Beinkleid festgebiffen hatte, doch es gelang ihm dieses durch einen kräftigen Ruck, und er tötete dann die giftige Bestie schnell mit einem vom Boden aufgehobenen Stocke.
Kcrnöet unö WerckeHv.
Calw, 18. Mai. Dem heutigen Markte waren zugeführt 713 Stück Rindvieh und 52 Pferde. Der Handel ging durchweg flau und nur zu gedrückten Preisen. Fettvieh, das ziemlich zahlreich an Markt gebracht war, erzielte ebenfalls keinen Aufschlag und wurde wenig gehandelt. Der Schmeinemarkt zeigte geringen Verkehr. Zugeführt waren ca. 20 Körbe Milchschweine und 80 Stück Läufer. Der Preis der elfteren bewegte sich zwischen 22—26 pr. Paar.
Stuttgart, 17. Mai. Die Spargel ist heute, von der ihr ungünstigen Witterung im Wachstum zurückgehalten, nur in sehr mäßiger Menge eingetroffen. Die Wirkung auf die Preise ließ nicht auf sich warten; für die beste Ware werden heute 1 bis 1 20 ^ verlangt. Wald
meister in riesigen Mengen; Nhabarberstengel noch in ziemlich geringen Portionen. Der Hauptzweig bes Marktes liegt auf der Seite der Pflanzen. Syringen, Maiblumen, Dotterblumen, Vergißmeinnicht, jetzt auch schon Phä- onien, Schwertlilien riesige Körbe voll. Mit den Rosen gehts auch recht langsam voran. An Setzware gewaltige Vorräte, vor Allem die in neuerer Zeit so gerne gehegten Walvfarne; jetzt kommen als Einfassung auch schöne Sedum zum Verkanf. Für 15 L bekommt man schon recht hübsche Pflanzen an ?6li»r§. ron., geringere Sorten schon zu 10 H. Reseda, köstlich duftend, in Menge, ebenso Nelkensetzlinge. Diese müssen aus den Händen der Verkäufer auf Treu und Glauben genommen werden. Sommerlevkoyen ebenfalls in Menge; aber auch schon Winteraster (Chrysanthemum) und Dahleen. Von der Setzware ist die meiste piquirt; große Mengen aber, wie Bellis, Viola tric. und dergl. in Blüte mit dem Ballen. An Gemüsen sind neben den Radieschen stattliche Rettiche zu bemerken; Zuckerschäfen selbstverständlich immer noch Italiener. Diesjährige Trauben (bei Valzachi) kommen mit ben Aprikots aus Nordafrika. Einheimische Kirschen sind, selbst bei warmer Witterung, vor Ende des Monats kaum zu erwarten.
Gottesdienste am West der Himmelfahrt Christi, den IS. Mai.
Vom Turme: Nro. 179. Vorm.-Pred. Hr. Dekan Berg. Christenlehre mit den Schülern und Schülerinnen der beiden Oberklassen um 1 Uhr im VcrcinShaus.
Amtliche Kelranutnliichilllgku.
Revier Hosstett.
Wegs-erre.
Die Strecke Neubachstüble-Burk- hardtsteig vom oberen linkseitigen Kleinenzthalsträßle wird vom 1. Juni an auf die Dauer ihrer Korrektion für den Fuhrverkehr gesperrt.
Calw.
Fahrnis-
Bersteigerung.
In der Verlaffenschaftssache der kürzlich verstorbenen Pauline Sattler, Konditors Witwe dahier, wird am nächsten
Freitag, den 20. ds. Mts., vormittags 8 Uhr,
in deren Wohnhaus auf dem Markt die vorhandene Fahrnis, und zwar:
Schmuck, Gold- und Silbergeschirr, Bücher, Frauenkleider, Betten, Leinwand, Küchengeschirr, Schreinwerk, Faß- und Bandgeschirr, allerlei Hausrat und Konditorei- Utensilien
gegen Barzahlung öffentlich versteigert.
Den 17. Mai 1887.
K. Gerichtsnotariat.
Calw.
Aausverkau^.
Au« der VerlaffenschaftS- MÜst!, Müsse der Albert Sattler, WW Konditors Witwe in Calw, kommt am
Montag, den 23. Mai 1887, vormittags 11 Uhr,
deren dreistockigtes Wohnhaus mit Stall- und Waschhaus auf dem Marktplatz zum Verkauf.
Brandvers.-Anschl. 10,660 In diesem Haus wurde früher eine
Konditorei, und in den letzten Jahren eine Bäckerei mit Wirtschaft betrieben. Den 17. Mai 1887.
Ratsschreiberei.
Haffner.
Bad Teinach.
Danksagung.
Von der Direktion der „Aachener und Münchener Feuerversicherungs-Gesellschaft" ist durch Vermittlung ihres Agenten, Hrn. Verwaltungs- Aktuar 81»nckvi»ii»v^vi' in Calw, der hiesigen Gemeinde zur Anschaffung einer neuen Feuerspritze der überaus namhafte Beitrag von
Vierkanöert Mark
verwilligt und ausbezahlt worden. Für diese hochherzige Gabe fühlen wir uns gedrungen, der Gesellschaft unfern Dank Namens der Gemeinde auch öffentlich abzustatten und den Bezirksangehörigen diese überaus solide Gesellschaft bestens zu empfehlen.
Den 14. Mai 1887.
Gemeinderat.
Vorstand: Holzäpfel.