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Fettvieh, das nur spärlich vorhanden war, galt 31—33 ^ pr. Ztr. lebend Gewicht. In Melk- und Sckmalvieh, das bis zu 400 ^ galt, war der Handel nicht besonders belebt. Sehr belebt war der Handel in dem in größerer Zahl und in vielen schönen Stücken aufgestellten Jungvieh. Auf dem Schweinemarkt war der Handel in fetter Ware wenig lebhaft, es wurde bezahlt 32—34 pr. Ztr. lebend Gewicht. Nege Kauflust war für Milch, und Läuferschweine vorhanden, für welch' elftere 16—28 für letztere 30—70 pr. Paar bezahlt wurden. Hier und beim Jung, vieh wurde durch die Kauflust auswärtiger Händler eine Preiserhöhung herbeigeführt.
— In Altstadt - Nottweil hat sich, wie die „Schm. Bürg.-Ztg." berichtet, ein Storchenpaar auf dem Turme niedergelaffen und bemüht sich, ein Nest herzustellen; allein die zahlreichen Dohlen fallen, sobald sich die Störche vom Turm entfernen, über das Nest her und werfen alles herab, was das Storchenpaar zur Anlegung desselben beigetragen hat. Doch die Störche ermüden nicht, stets neues Material beizuschaffen, und haben die Dohlen zuweilen gehörig zerzaust. Nachdem der Streit acht Tage lang gedauert, ist ein Teil der Einwohnerschaft zu Gunsten der Storchen ein- geschritten, indem ^ein fertiges Nest auf dem Turme angebracht und sämtliche Dohlen aus dem Turme verjagt wurden.
Ems, 10. Mai. Der deutsche Kronprinz will hier noch bis zum 15. ds. bleiben, dann hat er seine vierwöchentliche Kur beendet. Daß er so früh, schon am 15. April, kam, hat in gewissem Sinne eine neue Aera des hiesigen Kulturlebens eingeleitet; denn während selbst im vorigen Jahr zu Anfing Mai die Saison nur dem Namen nach eröffnet war, sind dis heute schon über 300 Kurgäste^ und fast ebenso viele Puffanten zu verzeichnen. Wenn der deutsche Kronprinz so früh kommt — so rechneten viele gewöhnliche Menschenkinder — so muß das jedenfalls der Gesundheit sehr zuträglich sein, mnd so machten sie sich auch auf den Weg, vom Norden und Süden her, von Osten und Westen. Nicht nur alle deutschen Gaue sind annähernd schon vertreten, sondern auch das reisewütige Jnselvolk der Britten, dann Russen, Oesterreicher und selbst Amerikaner in vereinzelten Musterexemplaren. Nur von Franzosen, die seit Benedettis Zeiten her über- Haupt nicht mehr viel zu suchen haben, ist die Luft noch sauber. Natürlich konzentriert sich das Hauptinteresse der hiesigen Kurgäste auf die konprinz- liche Familie. Jeden Morgen zwischen 7 und 8 Uhr erscheint der Kronprinz, in der Regel zuerst nur von seinem persönlichen Adjutanten Frhrn. v. Vietinghoff begleitet, am Krsselbrunnen im Kurhause, tritt wie jeder andere Kurgast zu den Brunnennymphen heran, um sich sein Glas füllen zu lassen, begiebt sich dann in eine reservierte Abteilung des „Gurgelkabmets" (in der Abteilung für Damen; die andere Abteilung, für Männer, ist wahr. Haft fürchterlich, wenn die Leute dort „an der Arbeit" sind), und nachdem dieser Teil des Kurpensums pflichtgetreu erledigt, wird ein Glas Keffelbrunnen getrunken; dies wird mehrmals wiederholt, je unterbrochen durch.ejne Promenade zwischen den Musikpavillons und weiter entlang an dem wohlgepflegten, mit gelbem Sand säuberlich bestreuten, üppig begrünten Lahn-Quai. Allmählich gesellen sich die Prinzessinnen Viktoria, Sophie und Margareta hinzu, in ihren Toiletten jene von ihrer hohen Mutter ererbte und eingepflanzte Einfachheit wahrend, welche gegen die bizarren Schneiderlaunen unserer Tage recht angenehm absticht. Die eine der Prinzessinnen führt beständig einen braunen Dachs mit sich an der Leine. Die Frau
Kronprinzessin erschien sonst auch des Morgens am Brunnen, in den letzten Tagen aber nicht. Der Kronprinz, von den Kurgästen nur mit zu viel auf. dringlicher, belästigender Höflichkeit begrüßt, aber mit unermüdlicher Freund, lichkeit dankend, geht bald mit der Gemahlin v. Winterfeld aus Berlin oder mit dem stattlichen, schlanken Hofprediger Kögel aus Berlin oder sonst mit irgend jemandem und auf ab, indem er seine Worte stets mit kurzen, lebhaften Handbewegungen begleitet. Ec trägt einen unscheinbaren dunklen Promenadeanzug und seine Erscheinung macht darin einen höchst bürgerlich schlichten Eindruck, im Gegensatz zu den zahllos ausgestellten Bildern der hiesigen Kunsthändler, welche meist das bekannte Porträt des Kronprinzen in der stattlichen Kürassieruniform, mit dem Kreuze auf der Brust, zeigen. Ob die Kur dem hohen Herrn schon wesentliche Erfolge gebracht, scheint nicht sicher, sein Organ klingt noch belegt, sein Aussehen ist etwas fahl.
Paris, 9. Mai. Der transatlantische Dampfer „Champagne", dessen Stapellauf vor kaum einem Jahr in Havre stattfand, der schönste, größte und best ausgestattete Steamer der Gesellschaft, wurde Samstag, den 7. ds., nachmittags 4 Uhr, nachdem er wenige Stunden zuvor den Hasen verlassen hatte, auf offener See von dem aus La Plata kommenden Dampfer „Vtlle de Rio-de-Janeiro" angefThren und schwer beschädigt. Das Unglück geschah im dichten Nebel, wegen dessen die „Sirene" (gewaltiges Nebelhorn) der „Champagne" schon seit einer Weile ihre weithin tönende Stimme vernehmen ließ, und der Kapitän mit zwei Adjutanten auf dem Stege wachten. Plötzlich hörten sie einen schrillen Pfiff links und der Kapitän erteilte Befehl, zurückzufahren; aber im selben Augenblick fuhr die „Vtlle de Rw-de-Janeiro" mit ihrem Vorderteil in die Flanke der „Champagne" und der Stoß wiederholte sich noch zwei Mal. Er war für die „Ville-de- Rio" noch verderblicher, als für die „Champagne" , denn diese ging bald darauf mit ihrer Kaffeeladung, die über eine Million wert sein soll, ganz unter, nachdem ein anderer transatlantischer Steamer, die „Ville-de-Bordeaux", die Mannschaft und die wenigen Passagiere, im Ganzen fünfzig Köpfe an Bord genommen hatte. Auf der „Champagne" befanden sich außer 250 Passagieren erster und zweiter Kajüte etwa 100 deutsche und 900 ita. lienische Auswanderer, größtenteils Neapolitaner, die in ein furchtbares Heulen ausbrachen, als sie sich in Gefahr sahen. Sie warfen sich über das erste Rettungsboot her, bestiegen es, ehe es ganz freigemacht war, und verschwanden wenige Sekunden darauf in einem Abgrund, wodurch 3 Matrosen und 20 Italiener das Leben verloren. Zum Glück fuhr ein eng. lisches Kohlenschiff in der Nähe vorbei und nahm die Besatzung der „Cham- pagne" auf. Ein bequemes Verweilen war da nicht, die Leute mußten dicht gedrängt überall stehen, wo ein freier Raum war, aber sie kamen doch mit dem Leben davon und liefen um 10 Uhr abends in Havre ein, wo ihnen Nachtlager bereitet wurde. Die „Champagne" ließ der Kapitän Traub an die nächstgelegene normännische Küste zurück- und zwischen Courseulles und Arromanches im Sand auffahren, von wo drei Schleppdampfer sie nach Havre abholen sollen. Sämtliche Reisende wurden am Mittwoch, den 11. ds., auf dem Schnelldampfer „Bretagne" wieder nach NewDork eingeschifft.
Gottesdienste am Sonntag, den 15. Mai 1887.
Vom Turme: Nro. 263. Vorm.-Pred. Hr. Helfer Braun. Christenlehre im Vereinsbaus mit den Söhnen. Nachm.-Pred. um 2 Uhr in der Kirche: Hr. vr. Gundert.
Gotleräieaste in äer Metlioäistenkapekke am Sonntag, den 15. Mai 1887.
Morgens 9 Ubr, abends 8 Uhr.
Amtliche Kelraulltmachnngeu.
Revier Hirsau.
Arennhoh-Werkauf.
Der im Wochenblatt Nc. 55 nach Ernstmühl ausgeschriebene Holzverkauf findet aus dem Staatswald Brandhalde statt.
Revier Altensteig.
Stammhol'z-Ierkauf
am Samstag, den 21. Mai, vor- mittags 11 Uhr, in der Traube zu Altensteig aus Schornzhard 3 Schlag u. Scheidholz von Grasharbt. Sckornz- hardt und Glashardt: 2267 St. Nadelholz, Lang- und Sägholz mit 2084 Fm.
Calw.
Accord.
Nachfolgende Arbeiten werden <im Submissionswege vergeben:
1) Gipser- und Anstricharbeiten in 3 Schullokalen des neuen Realschulgebäudes,
2) die Grabarbeit zu der Dohleneinrichtung auf dem Schutt- ablagerungSplatz an der Bahn- hosstraße,
3) die Neuherstellung einer Stütz- mauer in der Vorstadt.
Offerte sind heute Samstag abend 4 Uhr beim Stadtschultheißenamt abzugeben. Uebe. schlüge liegen auf bei Stadtboumeister Kümmerte.
Calw.
Werpachtung der Warkljtandptätze.
Nächsten Dienstag, den 17. ds. M., mittags 1 Uhr,
werden dieMarktstandplätzederKriimer und Leineweber, sodann am Mittwoch, den 18. ds. M., morgens 8 Uhr,
die übrigen Plätze wieder auf 3 Jahre gegen Vorausbezahlung im Aufstreich verpachtet.
Stadtpflege: Ha yd.
Stammheim.
Slangen-Herkauf.
Am Dienstag, den 17. Mai d. I., werden aus dem Ge- ^ 'meindewald aus ver- schiedenen Abteil- ungen verkauft:
140 St. Derbstangen, über 13 m lang, 170 St. 11—13, 150 St. 9—11, 30 St. 7-9 m lang. Hopfenstangen: 120 St. über 9, 30 St. 7— 9 m lang, 500 St. Zaunstecken, 3—5 m lang, und 93 geschätzte Nm. in Stücken von 4—8 m Länge, welche sich zu schwächerem Bauholz eignen. Zusammenkunft vormittags 9 Uhr beim Rathaus.
Gemeinderat.
Liebenzell.
Lunglwkz- uncl 8<Heiterk»okz-Verkau§.
. Am Dienstag, den 17. >4 Mai, vormit- tags 8'/e Uhr, ^(werden auf dem ^Rathaus hier ' 344St.Lang- und Sägholz nut 224 Fm., auch Baustangen aus dem Steinachwald, im Längenbachthal liegend, und
mittags 1 Uhr
122 Rm. tannene Scheiter und Prügelholz verkauft.
Gemeinderat.
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