sterten Dankbarkeit und warmen Pietät der akade­mischen Jugend gegen den großen Kanzler ein glänzendes Zeugnis ablegt, herzlich gefreut."

Der Kaiser und der 80. Geburtstag des Fürsten Bismarck. Nach einer Mitteilung des Prof. v. Sichel in Berlin hat der Kaiser für den 1. April eine ganz besondere Ehrung des Fürsten Bismarck angeordnet. Die anhaltinische Regierung hat verfügt, daß am 1. April in sämtlichen Schul­anstalten Anhalts eine Feier des Geburtstages des Fürsten Bismarck zu veranstalten ist.

Nach einer Notiz derN. Zür. Ztg." hat sich der sozialdemokratische Agitator Theodor v. Wächter in das ehemalige Kloster Mariastein im Solothurnischen zurückgezogen, um sich stiller Sammlung über Büchern und Papieren hinzugeben.

Berlin. Die vier türkischen Landwirte, welche seit einigen Jahren in Poppelsdorf bei Bonn die Landwirtschaft studieren, werden dieser Tage mit dem Reifezeugnis abgehen. Auf Befehl des Sultans wird der Aufenthalt derselben in Deutschland noch um 6 Monate verlängert werden; zwei von ihnen werden sich eingehend mit der Butterfabrikation, der dritte mit der Gärtnerei und der vierte mit der Behandlung der Phylloxera beschäftigen.

Deutscher Reichstag. (53. Sitzung.) Die vor acht Tagen abgebrochene Debatte über die Anträge betr. das Verbot der Einwanderung ausländischer Juden wird fort­gesetzt. Hasse (nat.-lib.) ist kein Antisemit vom reinsten Wasser, wünscht aber aus einem gesunden nationalen Er­gebnis die Beschränkung der fremden Einwanderung. Er beantragt deshalb die Erschwerung der Bestimmungen für Verlust und Gewinn der deutschen Reichsangehörigkeit. Rickert (frs.) sieht keinen Grund für diese Anträge. Der Erwerb der deutschen Reichsangehörigkeit ist heute schon schwer genug, Ausländer könnten ja auch jederzeit ausgewie- sen werden. Im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung des Reichs hätte sich die Zahl der Juden vermindert. Staatss. v. Bötticher will keine persönliche Ansicht aussprechen, sondern nur rlarsteüen, wie weit die Anträge mit den von uns abgeschlossenen Verträgen vereinbar sind. Beabsichtigen die Anträge, den Ausländern den Gewerbebetrieb bei uns zu untersagen, so ist das mit den Verträgen nicht verein­bar. Vereinbar ist dagegen, wenn die Anträge verhindern sollen, daß Ausländern die Bundesstaats- oder Reichsan­gehörigkeit -«geteilt wird. Lieber (Ztr.) konstatiert, daß danach also das Verbot der jüdischen Einwanderung ver­tragswidrig wäre. Seine Partei wolle keine Ausnahme­gesetze gegen die Juden. Hermes (frs.) nennt es Sünde und Schande, solche Anträge gegen die Juden hier einzu- zubringen. Vre Juden seien ebenso gute Patrioten wie die Christen, v. Langen (kons.) betont, mehr von der Sorte wolle man nicht haben und erbittet Annahme der Anträge.

er"".) eeee,ecr unter groper -oeivegung rin H»u>e heftige Angriffe gegen die Juden, die er Raubtiere, die auSzurotten seien, Gesindel, Vampyre, Parasiten nennt. Richter will Ahlwardt zur Ordnung gerufen wissen, der Präsident lehnt es ab. Die Anträge werden schließlich ab­gelehnt und die Sitzung vertagt. (54. Sitzung.) Die 2te Beratung des Militäretats wird fortgesetzt. Es handelt sich zunächst um die an die Budgetkommission zurückgewie­sene Forderung für die Komandantur in Altona. Die Kommission empfiehlt jetzt die Annahme. Kriegsmin. v. Bronsart befürwortet dieselbe, ebenso Schadler und Dr. Lieber, v. Nassow, während Pachnicke, Richter und Bebel dagegen sind. Die Position wird genehmigt, v. Vollnmr kritisiert die Beurlaubung von Mannschaften wäh­rend der Erntezeit. Kriegsmin. v. Bronsart erwidert, es handle sich hier um einen alten Brauch, der meist kleineren Landwirten zu gute komme. Man helfe nur, wo es not thue. Die Landwirte hätten keinen Vorteil davon, da mit den Fuhrkosten die Soldaten ebenso teuer bezahlt wurden, wie die Civilarbeiter. v. Manteuffel (ks.) bestätigt das. Das Kapitel wird genehmigt. Hierzu beantragt die Budget­kommission noch eine Resolution, nach welcher der erfolg­reiche Besuch eines Lehrerseminars die Berechtigung zum Dienste als Einjährig-Freiwilliger in sich schließen soll. Abg. Weiß (srs.) befürwortet die Resolution eindringlich. Staatssek. v. Böttcher erwidert, die Angelegenheit sei be­reits im preuß. Staatsministerium zur Sprache gebracht und dort günstig ausgenommen. Ueber Schülerberechtig­ungsfragen gaben aber die Reichsschulkommission ihr Gut­achten ab, diesen solle der Reichstag doch nicht vorgreifen. Mit Ausnahme der Sozialdemokraten sprachen sich aber die Redner aller Parteien im Sinne der Resolution aus und diese wird gegen die sozial. Stimmen angenommen. Beim Kapitel Naturalverpflegung wird der Wunsch ausge­sprochen, die Militärverwaltung bezw. Proviantämter möch­ten direkt von den Landwirten einkastfen. General von Gemmingen sagt das zu ».damit wird die Sitzung »er­lagt, nachdem der träs. v. Levetzow den Abg. Ahlwardt wegen seiner gestrig n Aeußerung nachträglich zur Ordnung gerufen hat.

Berlin, 7. März. Nach einer Meldung der Saale-Zeitung" oll der Kaiser bei dem Festmahl d.s Prooinziallan itags zu Herrn v. Manteuffel ge­sprochen haben:Ich kann den armen Leuten das Brot nicht verteuern (oderverteuern lassen"). Die Berliner liberalen Mo ter nennen dies ein echtes Hohenzollernwort, du-h das oer Antrag Kanitz g richtet ist. der die L .dwirtschaft aus Kosten des o izen Vol'es begüwt und den armen Leuten das ot künstl.ch veilem.

Berlin, 8. März. Die nationalgesinnten Par­lamentarier werden am 7. April dem Fürsten Bis­marck gemeinsam einen Besuch abstatten, da die ge­plante Ehrung im Reichstag definitiv gescheitert ist.

Berlin. 9. März. Bei den Verhandlungen des Staatsrates wird nach derNat.-Ztg." der Kaiser persönlich den Vorsitz führen.

^Berlin, 9. März. Am gestrigen Verhandlungs­tage des Kriegsgerichts gegen den Zeremonienmeister von Kotze wurde 12 Stunden lang verhandelt. Herr v. Kotze war durch Rechtsanwalt Dr. Friedmann vertreten, da er nicht persönlich erscheinen konnte. Den Vorsitz führte demKleinen Journal" zufolge Oberst Taubert vom Eisenbahn-Regiment.

Berlin, 9. März. Heute sollen die Verhand­lungen des Kriegsgerichts in Sachen v. Kotze zu Ende geführt werden. Das Urteil wird erst nach erfolgter Bestätigung des Königs veröffentlicht. Die Influenza tritt mit zunehmender Heftigkeit auf. Sehr schwere Folgekrankheiten werden beobachtet: Erblindungen, Knocheneiterungen, Lungenentzündun­gen u. s. w. Infolge eines Aufrufs an den An­schlagsäulen, wodurch mit körperlichen Gebrechen be­hafteten, in Berlin wohnenden Leuten Geldgeschenke zugesagt werden, fand gestern eine Massenwanderung von Krüppeln nach dem Postamt statt, wo die Ge­suche niedergelegt werden sollten.

In der Spionageaffaire Jsmert ist bekannt­lich dieser Tage in Montigny bei Metz ein Unter­offizier Namens Hanne verhaftet worden. Wie jetzt aus Metz berichtet wird, ist H. wegen Spionage oder Begünstigung verhaftet worden, nachdem die Staats­anwaltschaft bei der Haussuchung belastende Ver­dachtsmomente gefunden hat. H. trieb einen ein­träglichen Handel mit Vieh, das er größtenteils in Frankreich auskaufte. Er ist geborener Lothringer. Eine Metzer Zeitung der französischen Partei (Messin) stellt die Sache so dar, als ob H. von Feinden fälsch­lich beschuldigt würde, sagt aber nicht, worum es sich eigentlich handelt. Ob der Unteroffizier, von dem Frau Jsmert die Zünder und Listen erhalten haben will, wirklich Geständnisse gemacht'hat, ist nicht genau zu ermitteln, doch heißt es in militä­rischen Kreise allgemein so.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 7. März. Stoilow dürfte kaum von Lobanow empfangen werden, so daß ein Annäherungs­versuch Bulgariens au Rußland als gescheitert gilt

Wien, 9. März. In parlamentarischen Kreisen wird bestätigt, daß der Kaiser im letzten Ministerrai kategorisch die schleunige Durchführung der Wahl­reform verlangt hat. Die Situation liegt daher jetzt so, daß, wenn es dem jetzigen Ministerium nicht gelingen sollte, eine solche Wahlreform durchzubrin­gen, welche den Arbeitern eine Vertretung garantiert, dürfte der Rücktrittdss Ministeriums und dis Sprengung der Koalition unvermeidlich sein.

Graz, 7. März. Der in Ruhestand getretene Oberst­lieutenant Bartel v. Bartberg, welcher das bekannte Buch über den Krieg von 1859 herausgegeben hat, in welchem er die politischen Verhältnisse mit seltenem Freimut schildert, wurde durch ein vom Reichskriegsministerium angeordnetes militärisches Ehrengericht dieses Buches wegen seiner Charge für verlustig erklärt.

Frankreich.

Seit einiger Zeit mehren sich in Frankreich die Zeichen, daß Herr Constans, der sich durch mehrere Jahre im Hintergründe des öffentlichen Lebens in Frankreich gehalten hat, sich anschickt, neuerdings im Vordergründe der politischen Bühne zu erscheinen. Der Bezwinger des Boulangismus, von dem man während des Panama-Skandals vielseitig annahm, daß er dessen heimlicher Regisseur gewesen ei, ver­mied es mit gutem Bedacht, sich in den darauf fol­genden wirnißreichen Zeiten durch Uebernahme ein?» leitenden Stellung zu verbrauchen, fast ängstlich m terließ er es, bei den rasch aufeinander folgenden Wechseln in der Regierung, im Kammervorsitz und in der Präsidentschaft der Republik seinen Namen als Losung ausgeben zu lassen, und sammelte gerade dadurch einen neuen Fonds von Ansehen, den er nunmehr auszumünzen die Zeit gekommen glaubt.

Paris, 7. März.Estafette" meldet, die deutsche Regierung habe eine Einladung zur Ausstellung im Jahrs 1900 angenommen. Die offizielle Annahme sei zwar noch nicht erfolgt, doch habe Graf Münster dem Minister Hanotaux eine diesbezügliche Mitteilung gemacht.

Paris, 7. März. In den Wandelgängen der Kammer ging g> stern das Gerücht, Kaiser Wilhelm werde nach Aunohme der Einladung durch Frank­

reich das Datum der Eröffnungsfeierlichkeiten in Kiel um acht Tage verschieben, angeblich um die Durch­fahrt durch den Nordoslsee-Kanal zu erleichtern, in Wirklichkeit aber, um das Fest nicht mit der Schlacht bei Waterloo zusammenzubrinaen.

Paris, 7. März. Der Figaro meldet, daß sich die Königin Wilhelmine von Holland mit dem Prin­zen Friedrich Heinrich, dem Sohne des Prinzen Al- brecht von Preußen verloben werde.

Paris, 9. März. DasMemorial diplomatique" meldet, Kaiser Wilhelm habe angeordnet, daß die Kieler Festlichkeiten mit besonderem Glanz begangen werden sollen. Der Monarch habe 500 Personen, Deutsche und Ausländer, eingeladen, welche während der ganzen Festdauer seine Gäste sein sollen. Für diese habe der Kaiser selbst in Berlin und Hamburg Wohnungen mieten lassen.

Italien.

Rom, 6. März. Für den Geburtstag des Königs wurde eine Amnestie beschlossen. Den kriegsgerichtlich Verurteilten werden die Strafen bis zu 5 Jahren erlassen, höhere verkürzt.

Rom, 6. März. Der hiesige deutsche Künstlerverein beschloß, den Fürsten Bismarck anläßlich seines 80. Geburts­tages als Ehrenmitglied zu ernennen.

Spanien.

Barcelona, 8. März. Der Dampfer Alfonso XIII. ist heute mit 2 Bataillonen Infanterie an Bord nach Kuba in See gegangen. Bei der Abfahrt brachte das Publikum den Truppen eine Ovation dar.

England.

London, 9. März. Infolge der Streitigkeiten über die Anwendung von Maschinen und über andere Punkte forderte der nationale Schuharbeiterbund die Arbeiterschaft auf, am 16. März in den Ausstand einzutreten. Am Streik sind 200 000 männliche und weibliche Arbeiter, darunter 20 000 in Leicester und

in kotoilint

Amerika.

Cincinnati, 9. März. Der von New-Orleans kommende PaketdampferLang Fellow" fuhr gestern gegen einen Pfeiler der Eisenbahnbrücke an. 7 Per­sonen ertranken, eine Anzahl weiterer Personen wird

Afrika.

Aus Ostafrika. Nach einer Privatmitteilung der

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bedauerliche Nachricht, daß die Kompagnie des Lieutenants Fromm gegen ihren Führer gemeutert hat und ohne ihn zurückaekehrt ist. und zwar nicht aus Kilossa, wohin sie eigentlich bestimmt war, sondern nach Kilwa, wo dann auch Lieutenant Fromm eingetroffen ist. Näheres werden wohl, die amtlichen Nachrichten bald bringen.

Asien.

Aus Tiflis wird der Selbstmord des Prinzen: Achills Murat gemeldet. Achills Murat, ein Bru­der des Fürsten Joachim Murat, war 48 Jahre alt und mit der Prinzessin Salome Dadian von Mingrelien vermählt; der Ehe entsprossen zwei Söhne und eine Tochter. Der Prinz soll in der letzten Zeit schwermütig gewesen sein und den Selbstmord in einem Ansalle von Geistesstörung verübt Huben. Murat hat den 70er Krieg mitgemacht.

Yokohama, 5. März. Die chines. bei Wei-hai-wai erbeuteten Kriegsschiffe sind hier eingetroffen. Die Aus­sichten aus Hebung der bei Wsi-hai-wei gesunkenen Schiffe sind günstig. Die Japaner verließen Schantung und Wei- Hai-Wei nach Zerstörung der Forts.

Yokohama, 8. März. General Yamagata ist zum Kriegsminister ernannt worden.

Yokohama, 9. März. Die Japaner besetzten Kokan ohne Widerstand. Die erste Division der 2. Armee eroberten Yinkow. Die Küstenforts leisten jedoch noch Widerstand.

Yokohama, 9. März. Die erste und zweite japanische Armee vereinigte sich bei Yinkow. Der chinesische General Tsung zog sich nach der Nieder- ze nach Yinkow-thien-chuang-hai zurück.

Kleinere Mitteilungen.

Ueber die Ermordung des Jagdaufsehers Witt linger von d-r wir kurz berichteten, schreibt dieUlm. Ztg.": Witt. ,ger, Vater von 5 Kindern, hatte eine Begegnung mit Wilderern auf dem Gemeindejagdgebiet von Witzig­hausen. Diese Jagd ist von einigen Neu-Ulmer Herren gepachtet. Einer derselben, der sich auf der Jagd befand, hatte den verdächtigen Schuß gehört, gn g demselben nach, ohne an ein Verbrechen zu denken, und b unerkte auch einen Flüchtigen, vermochte aber bei dem hohe: Schnee und durch den niederen Holzbestand nicht so rasch zu folg!«, um ihn zu erreichen, so daß er entkoinmen konnte. Als der Ver­folger zurückkrhrte, fand er den Jagdaufseher in seinem Blute liegen. Die Kriminalbehördeu sirs in vollster. Tha- tigkeit, um den Mörder zu ermitteln, u ed es sollen auch gewichtige Verdachtsmomente gegeben se n.

Ulm 7. März. Der Mörder des Je gda -usshers Wrtt- linger von Wullenstetten ist in der Person des verheirateten