Anstalt, Professor Bonhöffer, und der Vorsitzende des Verwalungsrats, Kaufmann Binder, 8on., rich­teten eindrucksvolle Ansprachen an die jungen Leute. Nächsten Mittwoch beginnt ein neues Unterrichts­semester.

Stuttgart, 2. März. Unser Landsmann, Reichslehrer Köbele, tritt am Donnerstag den 7. d. Mts. seine Rückreise nach Afrika an. Seine Kollegen und Freunde veranstalten ihm am Mittwoch den 6. in der Restauration Mergenthaler hier eine Abschiedsfeier.

Stuttgart, 2. März. S. K. Hoheit Herzog 'Nikolaus von Württemberg begeht heute seinen 62. Geburtstag. Herzog Nikolaus ist bekanntlich der zweite Thronberechtigte nach dem König. Ihm vor geht Herzog Wilhelm. Beide sind unvermählt resp. Witwer.

Stuttgart, 2. März. WiederSchw. Merk." vernimmt, wurde dem Lanogerichtsdirektor v. Hohl, der um seine Pensionierung nachsuchte, der Abschied bewilligt und ihm aus diesem Anlaß der Titel eines Staatsrats verliehen.

Brandfall: In Nellingen das Hahn'sche Mühl- und Wohngebäude.

Karlsruhe, 2. März. Im Hotel Tannhäuser erschoß sich der sächsische Oberstlieutenant a. D., Fregge, der wegen Sittlichkeitsvergehen in Unter­suchung stand.

München, 28. Febr. Das Gemeindekollegium hat heute in geheimer Sitzung den Magistratsbeschluß dem Fürsten Bismark das Ehrenbürgerrecht zu verleihen, mit 42 gegen 11 Stimmen angenommen.

Breslau, 1. März. Nachrichten aus Petersburg zufolge fanden infolge des Zusammenstoßes zwischen Stu­denten und der Polizei am 20. Febr. an der Universität Ordnungsstörungen statt. Vorgestern fand eine Ver­sammlung von Studenten statt. Gestern verlangten die Studenten von dem Rektor, er solle bei dem Justizminister dafür eintreten, daß die Polizisten, welche die Studenten -eizten, verfolgt würden. Die Polizei hätte die Studenten verhaften, aber nicht schlagen und verwunden sollen. Der Rektor erklärte sich bereit, beim Stadthauptmann Wahl Vorstellungen zu erheben, womit die Studenten nicht ein­verstanden waren, weil Wahl den Polizisten angeblich zu­gerufen habe: Vernichtet die Studenten! Die Studenten beschlossen, an den Justizminister eine Deputation zu ent­senden. Wenn die Ordnungsstörungen fortdauern, so wird die Universität voraussichtlich geschlossen.

Zum Wiederzusammentritt des preußischen Staatsrates äußert sich dieVoss. Ztg." wie folgt: Bei den Staatsratsberatungen im Jahre 1890 führte der Kaiser selbst den Vorsitz, während Fürst Bismarck Vizepräsident war. Aus der jetzigen Berufung des Reichskanzlers zum Präsidenten wird man vielleicht schließen dürfen, daß der Kaiser sich nicht persönlich an den Verhandlungen zu beteiligen beabsichtige. Aus den amtlichen Ankündigungen ist auch bisher nicht zu ersehen, ob Fürst Bismarck und die übrigen, während ihrer amtlichen Thätigkeit in den Staats­rat berufenen Personen, wie der Minister Dr. Delbrück, noch als Mitglieder angesehen werden, nachdem sie aus dem Amte geschieden sind, insbesondere auch nicht, ob Fürst Bismarck noch, wie er selbst gelegentlich erklärt hat, als Vizepräsident des Staatsrates anzu­sehen sei. Die Leitung der Verhandlungen wird jedenfalls von dem Fürsten Hohenlohe besorgt werden, der auch seine Stellung zum Anträge Kanitz von den Staatsratsverhandlungen abhängig gemacht hat.

Deutscher Reichstag. (48. Sitzung.) Der Reichstag setzt die Beratung des Marine-Etats fort. Sämtliche einschlägigen Neuforderungen werden nach Wunsch der Bud­get-Kommission abgelehnt. Das Gehalt des Staatssekretärs wird genehmigt, nachdem Lieber über die Erklärung der Regierung betr. den Unfall auf derBrandenburg" refe­riert hat. Bei dem KapitelBetrieb der Flotte und deren Instandhaltung" beantragt die Komission die Streichung von 800000 ^ Staatssekretär Hollmann betont, die Marineverwaltung übe die äußerste Sparsamkeit bezüglich der Jndiensthaltung der Schiffe. Der Abstrich würde den Dienst wesentlich schädigen. Rickert weist darau hin, daß trotz dieser Abstriche gegenüber dem Vorjahre 2 Millionen mehr bewilligt würden. Nachdem der Staatssekretär sich hierüber geäußert und Abg. Rickert nochmals seiner Ver­wunderung über die Etatüberschreitung Ausdruck gegeben hat, beschließt das Haus nach den Vorschlägen der Kom- m'.ssion. Beim Kapitel Naturalien-Verpflegung und Titel Löhnung für Oekonomie-Handwerker erwähnt Hammacher inatl.) eine Petition der Handelskammer-Bochum um Ab­schaffung der beschränkten Submissionen. Geh. Admirali- tär-Rat Perels erklärt, daß in dieser Hinsicht schon Ab­änderung getroffen sei. Bei dem Kapitel Instandhaltung von Werftanlagen regt Abg. Rickert eine Besserstellung der Werftverwaltungssekretäre an. Staatssekrekär Hollmann hält dies für nicht zulässig. Legten (Soz.) klagt über zu >:arken Wechsel in der Arbeiterbeschäftigung und über Ent­lastungen namentlich bei Ablauf des Winters. Hollmann > rwidert, dies läge in der Natur der Zache. Kardorfsu. Kam­macher heben hervor, falls die Sozialoemokrateu neue Schiffsbauten bewilligten, würden die Arbeiterentlassungen

überflüssig. Legten verweist die Vorredner auf die Aus­lassungen des Staatssekretärs. Bebel: Wir verlangen nur, daß der Staat die vorhandenen Arbeiter gleichmäßiger verteile. Richter regt an, das Salutschießen innerhalb der eigenen Marine wenigstens zu verringern. Ueber das Extra-Ordinarium referiert sodann Lieber. Weiterberatung morgen 1 Uhr. (49. Sitzung.) Präs. Levetzow teilt mit, daß der Abg. Kalmring gestorben ist. Das Haus erhebt sich zu dessen ehrendem Andenken und setzt hierauf die Be­ratung des Militär-Etats fort. Der Reichskanzler erklärt, die Ausdehnung unseres Handelssystems bedarf eines ver­stärkten Schutzes. Dazu gehört, daß das deutsche Volk be­reit ist, die Mittel für eine Kriegsflotte zu gewähren. Im Jahre 1848 war eine deutsche Flotte das Losungswort der Patrioten. Damals wurde mit Begeisterung für eine deutsche Flotte gesammelt. Der Schmerz und die Beschämung über den späteren Verkauf der Flotte waren groß. Angesichts dieser Erinnerungen nehme ich an, daß auch jetzt das In­teresse für die deutsche Flotte nicht verschwunden ist. Die Flotte muß aber ihrer Aufgabe gewachsen sein. Bei dem Aufschwung der nautischen Technik besteht die Gefahr einer Ueberflügelung. Was vor wenigen Jahren noch brauchbar war, ist heute veraltet. Es handelt sich nicht um die Be­schaffung einer großen Flotte, sondern um die Erhaltung und den Ersatz der bestehenden. Angeblich spätere maßlose Anforderungen sind frommen Wünschen mancher Deutschen entsprungen. Auch ich gab mich Träumereien von einer mächtigen und großen deutschen Flotte hin. Aber diese Träume zerfließen sofort, sobald ich des Reichstags und der Steuerzahler gedenke. Ich empfehle die außerordentlichen Ausgaben des Etats Ihrer wohlwollenden Beurteilung in der Zuversicht, daß Sie Ihre Zustimmung dazu geben. Die ersten 4 Positionen, betr. Schlußraten bezw. weitere Raten für frühere Bewilligungen werden hierauf ohne De­batte bewilligt. Staatssekr. Hollmann erklärt, unsere Kriegsflotte ist den Anforderungen keineswegs gewachsen, wir können uns keinem europäischen Staat gleichstellen und müssen zufrieden sein, an der Seite von Argentinien zu marschieren. Abhilfe ist deshalb dringend notwendig. Er bitte um Bewilligung der 4 geforderten neuen Kreuzer. Staatssek. Frhr. v. Marschall spricht sich für die Vorlage aus. Graf Mirbach befürwortet die Forderung namens der Mehrheit der Konservativen. Die Minderheit unserer Freunde lehnt die Position ab infolge schwerer Bedenken wegen der wirtschaftlichen Lage. Richter (frs. V.) weist darauf hin, daß die Ausgaben für die Marine von Jahr Jahr zu Jahr gewachsen seien und daß das unmöglich so fort gehen könne. Die Ausdehnung des Handels sowie das Ansehen Deutschlands seien wohl schwerlich stichhaltige Gründe für das Bedürfnis von 4 Kreuzern. Der Redner erklärt sich zur Bewilligung zwei kleiner Kreuzer bereit. Werner (Ant.) bedauert wegen der wirtschaftlichen Lage gegen die Vorlage stimmen zu müssen. Es folgt nament­liche Abstimmung über den Kreuzerersatz Leipzig. Die An­nahme erfolgt mit 145 gegen 77 Stimmen. 10 Konservative enthielten sich der Abstimmung. Die 3 anderen Kreuzer werden durch Akklamation angenommen. Auf Antrag des Abg. Müller-Fulda (Zentr.) wird dasDivisionsboot" alsdann gestrichen. Nächste Sitzung morgen 1 Uhr.

Berlin, 2. März. Aus Hofkreisen wird ge­meldet, der Kaiser habe heute an den Papst zu dessen Geburtstag ein langes, überaus herzliches Glück­wunschtelegramm gerichtet.

Berlin, 2. März. Der gestrige Bismarck-Kom­mers der Studentenschaft, an dem die gesamte Stu­dentenschaft, das Offizierskorps der Reichshauptstadt, ferner der Kommandierende in den Marken, General­oberst v. Loö, sowie der Reichskanzler Fürst Hohen­lohe teilnahmen, nahm einen großartigen Verlauf. Unter anderen Rednern sprach auch der Reichskanzler, der die Verdienste Bismarcks hervorhob und ihn mit Stolz seinen Freund nannte. Fürst Hohenlohe schloß mit einem Hoch auf die akademische Jugend. Seine Rede wurde mit großem Beifall ausgenommen.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 28. Febr. Das offiziöseFremdenblatt" erfährt aus zuverlässiger Petersburger Quelle, daß Fürst Lobanoff und nicht Baron Staal zum Nach­folger Giers in Aussicht genommen sei.

Wien, 1. März. Fürst Metternich, ehemaliger Botschafter in Paris, ist gestorben.

Wien. 2. März. Hier zirkuliert das Gerücht, daß der Herzog von Cumberland vom Kaiser von Oesterreich dem deutschen Kaiser vorgestellt worden sei und daß zwischen dem Herzog und dem Kaiser Wilhelm eine vollständige Aussöhnung stattgefunden habe. Der Herzog werde demnächst dem dentschen Hofe einen Besuch abstatten.

Wien, 2. März. Der Großfürst Alexis Michae- lowitsch, 19jähriger Sohn des Großfürsten Michael Nikolajewitsch, ist heute früh 3 Uhr in San Remo an Tuberkulose gestorben.

Frankreich.

Paris, 28. Febr. Die Exkaiserin Eugenie wird nach Corsika reisen. Es sind Vorkehrungen getroffen, um im Hinblick auf etwaige Kundgebungen der Bonaparlisten Ruhestörungen zu vermeiden.

Der PariserFigaro" macht darauf aufmarksam, daß das Jahr 1895 vom astronomischen sowohl wie vom religiösen Gesichlspunkt aus ein bemerkenswertes insofern ist, als am Charsreitag die Gestirne, welche um die Sonne

gravitieren, genau die Position einnehmen, welche sie am Firmament hatten an dem Tag, an welchem Christus am Kreuz starb. Es ist dies das erstemal seit 1862 Jahren. Am 12. April morgens 4 Uhr 5 Min. wird der Mond an der Aehre der Jungfrau Vorbeigehen und diese Konstellation 1 Stunde lang verdecken.

Paris, 1. März. Die Kaiserin von Oesterreich verläßt morgen Mentone und reist zu längerem Auf­enthalt nach Corsika. Die Regierung beauftragte den Präfekten von Corsika, sich der Kaiserin zur Verfügung zu stellen.

Paris, 2. März. Die zusagende Antwort der französischen Regierung auf die Einladung der deut­schen Reichsregierung zu den Kieler Festlichkeiten, geht heute abend ab.

Spanien.

Den Spaniern wirds schwül zu Mut wegen des auf der Insel Cuba ausgebrochenen Aufstandes, der sich als ein regelrechter Bürgerkrieg darstellt' Die Rebellen sollen nun zwar in einem Gefecht ge­schlagen sein, erhalten aber noch fortwährenden Zu­lauf. Die spanischen Behörden auf Cuba haben zahlreiche Verhaftungen vornehmen und eine größere Zahl von Arrestanten erschießen lassen, was die Er­bitterung erst recht angefacht hat. In den Madrider Regierungskreisen ist man des schließlichen Erfolges sicher, jedoch neigt man der Ansicht zu, daß man einem zwar siegreichen, indessen blutigen Feldzuqe entgegengehe.

Madrid, 1. März. Nach derGazeta" leidet die Königin an einem leichten Marsenanfall. Es ist Vorsorge getroffen, den König und die Jnfantinnen vor Ansteckung zu bewahren.

Rußland.

DerOffene Brief an Nikolaus II.", der hekto- graphiert in Rußland verbreitet wird, richtet sich, wie erwähnt, gegen die Rede des Zaren, die die Aufrechterhaltung der Selbstherrschaft ankündigte. Hiegegen sagt derOffene Brief":Vor allem sind Sie sehr schlecht informiert über die Richtungen, denen Sie mit Ihrer Rede entgegen treten wollten. Die am meisten fortgeschrittenen Semstwos haben nur gebeten, daß der Zar sich mit dem Volke ver­einigen möge, daß er endlich einmal ihre Stimme erhöre, daß die Oeffentlichkeit an Stelle der Geheim- thuerei und das Gesetz an Stelle der Beamtenwillkür trete. Es handelt sich mit einem Worte darum, die bureaukratisch-höfische Mauer, die den Zaren vom russischen Volke trennt, endlich einmal zu stürzen. Die Gesellschaft wird vollständig begreifen, daß am 17. Januar aus Ihrem Munde nicht jene ideelle Selbstherrschaft gesprochen hat, als deren Träger Sie sich betrachten, sondern die eifersüchtig über ihre Allmächtigkeit wachende Bureaukratie. Diese Bu- reaukratie, angefangen vom Ministerrat bis hinab zum letzten Landgendarm, haßt die geringste Aus­dehnung der öffentlichen Thätigkeit, selbst wenn sie sich auf den Boden der bestehenden Staatsordnung stellt. Wenn die Selbstherrschaft sich mit der Bu­reaukratie sowohl in Worten als in Thaten identi­fiziert, wenn sie nur unter vollständigem Ausschluß der öffentlichen Thätigkeit, unter der unaufhörlichen Verlängerung des zeitweiligen Belagerungszustandes sich erhalten kann, dann ist ihre Sache verloren. Und jene thätigen Kräfte, die sich nicht begnügen wollen mit einem schweren, langsamen Kampfe voller Zugeständnisse auf dem Boden der heutigen Staats­ordnung, wo sollen die hin? Nach der schroffen, zu­rückweisenden Antwort, die Sie der Gesellschaft auf ihre bescheidensten und gesetzlichen Wünsche gaben, soll diese die rührigsten und begabtesten ihrer Kinder, die immer vorwärts streben, auf dem gesetzlichen Wege zurückhalten._

Handel L Verkehr.

Ebhausen. Postschalteröffnung.

An den Werktagen: 812 Uhr vormittags,

2 7 Uhr nachmittags.

An Sonn- «. Festtagen: 67 Uhr nachmittags.

Blaufelden, 27. Febr. (Schweinemarkt.) Zugeführt wurden 130 Stück Milchschweine. Paarpreis 2642 starke 50 ^ Die Verkäufe gingen flau, daher Käufer er­wünscht

Waldsee, 26. Febr. (Biktualienpreise.) 1 Pfd. But­ter 85 .<), 1 Pfd. Rindschmalz 95 ^s, 2 Stück Eier 14 ^-s,

1 Ferkel 1520 ^

Biberach, 27. Febr. (Schranne.) Korn alt. A 7., 6.63, Roggen 5.50, 5.30, Gerste 6.10, 5.36, Haber 6.10, 5.54.

Konkurseröffnungen. Joh. Georg Schneider, Schreiner in Pfullingen, AG. Reutlingen. David Goepper, Seifensieder in Pforzheim.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.