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und empfangen worden waren, kam wenige Minuten vor 4 Uhr Ihre Majestät selbst an, von der Menge mit lebhaftem Hochrufen begrüßt, die sich wiederholten, als die hohe Frau sich mit ihrem prächtigen Blumenstrauß am Fenster zeigte. Der Festzug von etwa 1300 Sängern mit ihren farbenreichen, flatternden Fahnen marschierte mit dem Musikkorps des 7. Infanterie-Regiments an der Spitze durch die Kirchstraße auf den Marktplatz ein und nahm auf der Festtribüne Ausstellung, die Fahnen im Hintergrund, ein wahrhaft imponierendes Bild. Unter der energischen Leitung des Herrn Für stier, Musikdirektor des Stuttgarter Liederkcanzes. stimmte der volle Sängerchor das Kreutzersche Lied an „Dir möcht ich diese Lieder weihen, geliebtes deutsches Vaterland", und die mächtigen Tonwellen hallten brausend durch den weiten Raum mit vollem, sattem Klang und wohllhuender Schönheit. Nachdem der Chor verklungen, betrat Herr Oberpostmeister Steidle die Rednerbühne und hielt die Festrede. Hierauf folgte Chor auf Chor, all die schönen Lieder Uhlands: „Der Wirtin Töchterlein", „Der gute Kamerad", „Singe, wem Gesang gegeben" u. s. w. Unter allgemeinem Jubel fuhr Ihre Majestät über den Marktplatz, mährend die Sänger in festlichem Zuge zur Liederhalle zogen. — Den würdigsten Abschluß der Feier bildete das Festbanket in der Liederhalle, an dem ca. 3000 Personen teilnahmen. Herr Prof. Dr. Schott brachte den ersten Toast aus auf unser einiges, schönes deutsches Vaterland. Alles stimmte in das Hoch ein und fröhlich klangen die Gläser zusammen. Kaum hatte man sich wieder gesetzt, so hob sich auf ein Zeichen der Vorhang zur Bühne, und das erste der für gestern abend von Hrn. A. Gri mming er mit feinstem Kunstverständnis arrangierten lebenden Bilder bot sich dem Auge der überraschten Versammlung dar. Uhlands Volkslied „Der gute Kamerad" hatte zum Vorwurf gedient: man sah ein Bild aus der Zeit des Zopfes, die Krieger stürmen auf den Feind, im Vordergrund unter den ersten eine kräftige Soldatengestalt, im Laden begriffen, neben ihr der „gute Kamerad" im Sterben.
„Kann dir die Hand nicht geben,
Bleib' du im ew'gen Leben
Mein guter Kamerad!"
So erklangen die schönen Worte und die schöne Melodie zu dem herrlichen, von bengalischem Lichte überfluteten Bilde. Immer wieder aufs neue mußte sich unter stü mischem Beifall der Vorhang heben, und erst als vom Orchester her die ersten Klänge des „Heroischen Marsches" vernehmbar wurden, legte sich die Begeisterung. Nachdem das Musikstück vorüber, betrat der greise Herr Prälat Dr. v. Gero! die Tribüne und sprach einen poetischen Festgruß. Mit Andacht lauschte man den formvollendeten Strophen und wärmster Dank wurde dem Dichter gespendet. Hierauf folgte ein Toast von Hrn. Professor Dr. H, Fischer - auf die Komponisten Uhland'scher Dichtungen, den wir leider wie den nächstfolgenden von Hrn. Oberstudienrat vr. v. Dorn „auf unsere Jugend, die Hoffnung der Nation" nicht im Wortlaut mitzuteilen vermögen. Das zweite lebende Bild veranschaulicht die Scene aus „Des Sängers Fluch", das 3. und letzte Bild stellte eine „Huldigung an Uhland" dar. Hieran reihte sich ein allgemeiner Gesang,
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Amtliche Bekanntmachungen. ^
Reaüljceum Ta!w.
Oeffentliche Prüfungen zum Muffe des Schuljahrs
Dienstag, 3. Mai, 8—10 Uhr: Kl. I. Religion, Latein, Rechnen,
10—12 „ „ II. Latein, Rechnen, Deutsch.
2—4 „ „ HI. Latein, Rechnen, Geschichte.
Mittwoch, 4. Mai, 7—9^4 „ „ IV. Latem, Griechisch, Französisch,
Geographie.
9'/2—12 „ „V. Latein, Geschichte, Französisch,
Rechnen.
2—5 „ „ VI. Latein, Griechisch, Französisch,
Rechnen.
Donnerstag, 5. Mai, 8—11'/? Uhr: Kl. VII. VIII. Latein, Geschichte,
Französisch, Geometrie, Physik.
Diese Prüfungen finden sämtlich im Lehrzimmer des Herrn Oberreal- lehrers Ploch er statt.
Am Freitag, den 6. Mai, vormittags 8'/z Uhr, wird die Schlutzfeier für sämtliche Klaffen im Zeichensaal des Georgenäums, mit welcher zugleich die Feier von Uhlands hundertsten» Geburtstag verbunden sein wird, mit Gesängen, Deklamationen, Festrede, Abschievsworten eines Schüler« und Preisverteilung gehalten.
Behörden, Eltern und Schulfreunde sind zu diesen Prüfungen »nd zur Schlußfeier freundlichst eingeladen.
Königliches Wektoral.
Revier Hirsau.
Wrennhoh-Derkaus.
Am Frei. itag.den6.Mai, svormittag« 10 /Uhr, werden aus ^bem Badwald 105 Rm. Nadelholzscheiter, 103 Rm. desgl. Prügel, 16 Rm. desgl. Abfall, 1275 Nadel- holzwellen in 25 > z Hausen und 350 desgl. in Flächenlosen, verkauft.
Zusammenkunft in der Sonne in Hirsau.
Calw.
Garten-Verkauf.
Die der verstorbenen Frau Tuchfabrikanten Würz Witwe gehörigen beiden Baumgärten am Walkmühleweg, im Meßgehalt von je 7 s 88 qm, kommen am
Montag, de« 2. Mai 1887, vormittags 11 Uhr,
auf dem hiesigen Rathaus mittelst öffentlicher Versteigerung zum Verkauf. Den 28. April 1887.
Ratsschreiberei.
H a f s n e r.
„Deutschland, Deutschland über alles" brauste es aus Tausenden von Kehlen. Zum Schluß ergriff noch der Vorstand des Liederkranzes, Herr Oberpostmeister a. D. Steidle, das Wort zur offiziellen Feier:
Nachdem das Uhlandfest zu Ende, blicke er mit Stolz zurück auf die verlebten Festtage. Dank gebühre vor allem den K. Majestäten und dem ganzen K. Hause, für ihr besonders gnädiges Wohlwollen dieser Gedenkfeier gegenüber, Dank den bürgerlichen Kollegien Stuttgarts, den trefflichen Männern der Wissenschaft und Kunst, Dank endlich den Bewohnern von Stadt und Land, die alle in ihrem Teile mitgewirkt haben an dem gutem Gelingen dieser nationalen Feier. Der Liederkranz aber werde den heutigen Tag zu den schönsten Erinnerungen seit der Zeit seines Bestehens zählen.
Noch lange blieben die Teilnehmer der Feier in froher Stimmung bei einander und manche Stunde zerfloß noch bei lustigem Gläserklang.
So ist denn die gesamte Stuttgarter Gedenkfeier an den hundertjährigen Geburtstag Ludwig Uhlands in angemessenster und harmonischster Weise verlaufen; lange wird sie noch in der Erinnerung aller haften und jeder von den Teilnehmern wird zugestehen müssen, daß die schwäbische Hauptstadt den großen schwäbischen Dichter ihrer und seiner würdig gefeiert hat.
_ N. Tagbl.
— In dem Verlag von Robert Lutz in Stuttgart erscheint fest kurzem ein neues Wochenblatt für Lehrer und Lehrerfreunde unter dem Titel „Lehrerherm", welches sich vorzugsweise die Vertretung der Interessen der Volksschullehrer zur Aufgabe gemacht. In edler und freimütiger Sprache tritt das Blatt für die Reform und Emanzipation des Volksschulwesens ein.
Gottesdienste am Sonntag, den 1. Mai 1887.
Vom Turme-. Nr. 208. Vorm-Prcd. Hr. Pfarrer Christoph Blumhardt aus Bad Voll. Nachm, von ^2 Uhr an: Bezirksmisstonsfest (HH. Dekan Berg, Missionar Hesse, Missionar Lcchler, Pfarrer Christoph Blumhardt.) Das Opfer ist für die Heidenmisston bestimmt.
Gotteräienste in äer Metkväilteakapekk« am Sonntag, den 1. Mai 1887.
Morgens 9 Uhr, abends 8 Uhr.
Kgk. Standesamt ßakw.
Vom 22. bis 28. April 1887.
Geborene;
21. April. Luise Hedwig, T. d. Karl Schnaufer, Schuhmachers hier.
21. „ Karl Gottfried, S. d. Adolf Schmidt, Metzgermeisters hier.
2k>. , Rosine Wilhelmine, T. d. Simon Wolf, Taglöhners hier.
Gestorbene:
22. April. Luise geb. Sinn, Witwe des Andreas Schneider, gewes. Steinhauers
hier, 18'/z Jahre alt.
23. , Einit Karl Schöning, S. d. Christian Schöning. Hirschwirts hier, 18
Tage alt.
26. „ Johann Jakob Speidel, Steinhauer hier, 63 Jahre alt.
28. „ Eduard Heinrich Mayer, Pens. Oberwachtmeister hier, 63 Jahre alt.
28. „ Karoline Helene Schwenker, T. d. Jakob Schwenker, Schreinermeisters
„ rz hier, 2 Jahre alt.
Revier Hirsau.
Heide- «nd Moosstren- Verkanf.
Montag, den 2. Mai, nachmittags 5 Uhr, werden im Löwen in U nterrei chenback 60 Hausen Heidestreu ^mit 250 Rm. aus dem Staatswald Birkenebene und Muckmiß verkauft.
K. Revieramt.
Aufforderung.
Diejenigen, welche noch mit der Anzeige ihres Dienst- oder Berufs- Einkommens im Rückstände sind, werden aufgesordert, dies entweder
Montag, de» 2. Mai 1887, vormittags S—12 Uhr, persönlich vor unterz. Stelle nachzuholen, oder spätestens bis zum 3. Mai ihre Fassion schriftlich einzusenden, widrigenfalls Vorladung gegen eine Ganggebühr von 20 H erfolgen würde.
Calw, den 29. April 1887.
Ortsstenerkommission.
Vorstand: Haffner.
Unterkollbach,
Gemeindebezirk Jgelsloch. 4^
Stamm- u. Arennhokz- Werkauf.
Am Donners, tag, den 5. Mai d. I., vormittag» 10 Uhr, wird aus den der Parz. Unter- kollbach gehörenden Waldungen auf dem Rathaus in Igels- loch verkauft:
257 St. Langholz mit 114 Fm., (worunter 203 St. Forchen), und
119 Rm. tannen Scheiter- und Prügelholz.
Jgelsloch, den 27. April 1887.
Schultheißenamt.
B e r t s ch.
Privat-Aryeige«.
Statt jeder besonderen Anzeige: Adolf Beeri.
Anna kist.
Verlobte. .
Augsburg. Calw.
V V O Kamerad Wacht- «meister Mayer ist ge- Isiorben. Die Beerdigung 'findet Samstag nach- mittag 4 Uhr statt. Um zahlreiche Beteiligung wird gebeten. Sammlung um 3 Uhr beim Vorstand.
Teinach.
Nächsten Sonntag, den 3. Mai, nachmittags 3 Uhr
bei Kamerad Hafner. Zahlreiches Erscheinen erwünscht wegen des Delegiertentages und der Fahnenweihe in Calw.
Nächste Woche backt
I-uuAtzllbrolMlv
Gottlob Haydt, Ledergaffe.
Morgenden Sonntag giebt»
Awievelknchen,
wozu freundlichst einladet
Ehr. Wochele,
Metzgergaffe.