sassung unterbreitet werden. Es sehll natürlich schon nicht an allerlei Nachrichten, als ob dem Reichslage die Auslösung bevorstehe, wenn er die von den ver­bündeten Regierungen für gut erkannten neuen Straf­bestimmungen von der Hand weise. Natürlich sind das ebensolche Combinationen und Mutmaßungen, wie man sie in diesen Tagen so unendlich oft ver­nommen hat. D:e Vergangenheit allerdings hat manche Ueberraschungen gebracht, warum soll die Zukunft nicht gleichfalls solche bringen können. Das wissen wir schon, daß der Weg deutschen Reichs­lebens nicht mit Rosen in absehbarer Zeit bestreut sein wird, sondern daß wir recht rauhe und un­wirsche Pfade werden wandeln müssen.

Berlin, 1. Nov. Gras von'Caprivi hat ge­stern Abend in aller Stille Berlin verlassen und mit dem Abendzuge seine Reise nach der Schweiz angetreten. Der Kaiser hat vor seiner Abreise nach Liebenberg zu Caprivi nach denBerl. N. Nachr." wörtlich gesagt:Bitten Sie sich ein Zeichen meines Vertrauens aus". Das Blatt nennt es einen Fehler, daß Caprivi von diesem Anerbieten keinen Gebrauch machte und in derNordd. Allg. Ztg." dafür eine Notiz veröffentlicht wurde, daß der Kaiser hinter dem Reichskanzler stehe.

Berlin, 2. Nov. Anläßlich des Ablebens des Kaisers Alexander haben hier alle offiziellen Gebäude Halbmast geflaggt, auch auf dem Neuen Palais bei Potsdam weht die Kaiserstandarte Halbmast. Der deutsche Kaiser beabsichtigt um lOtzs Uhr vormittags nach Berlin zu kommen, um in der russischen Bot­schaft einen Kondolenzbesuch abzustatten. Aus aller­höchsten Befehl bleiben die Kgl. Theater heute ge­schlossen. Der Hof legt heute aus vier Wochen Trauer an.

Berlin, 2. Nov. Sämtliche Morgenblätter widmen dem Zaren in langen Artikeln warme Nach­rufe. Der Tod des Zaren wurde offiziell zuerst im auswärtigen Amte bekannt, welches der russischen Botschaft die erste Mitteilung machte. Abends 9 Uhr wurde ein Trauergottesdienst in der Botschafts­kapelle abgehalten, welchem der Botschafter Schu- waloff und alle Mitglieder der Botschaft beiwohnten. Der Kaiser erfuhr abends bei Tisch die Todesnach­richt. Er gedachte in einem Trinkspruche des Ver­storbenen und trank auf das Wohl des Kaisers Ni­kolaus II. Aus Livadia wird gemeldet, daß der

Zar schon morgens seinem Ableben entgegensah. Er berief bei vollem Bewußtsein den Beichtvater, nahm das Abendmahl und erhielt die letzte Oelung. Nach der Salbung berief er alle seine Kinder ans Sterbe­bett, segnete sie und sprach mit verständlicher Stimme mit allen Verwandten, besonders herzlich mit der Zarin. Beim Anbruch der 8. Stunde wurde die Stimme des Sterbenden unverständlich, nm 2' ,, Uhr hauchte er den Geist aus. In Kronstadt hat schon nachmittags ' >5 Uh': die Eidesleistung der Truppen begonnen, begleitet von den üblichen Ka­nonenschüssen. DieNat.-Ztg." meldet, es sei nicht ausgeschlossen, daß der Kaiser persönlich nach Petersburg reise.

Berlin, 8. 'Nov. Nach derKreuzztg." ist der Zusammentritt des Reichstags infolge des Kanzler­wechsels trotz der bereits erfolgten Einberufung auf den 15. Nov. auf den 4. Dez. verschoben.

Berlin, 3. Nov. Wegen der Thronbesteigung des Kaisers Nikolaus findet heute kein Trauergottes­dienst in der russischen Botschastskapelle statt, da für diesen Tag die allgemeine Trauer aufgehoben ist.

Berlin, 3. Nov. Herr v. Kiderlen-Wächter wird die Festungsstrafe, zu der er anläßlich seines Duells mit Redakteur Polstorss verurteilt worden war, demnächst antreten und zwar in Ehrenbreit­stein. Seine Begnadigung dürfte dann, da auch diejenige des Redakteurs Polstorss kurz bevorstehen soll, bald Nachfolgen.

Frankreich.

Paris, 2. Nov. Die Presse begleitet die 'Nach­richt vom Tode des Zaren mit Sympathieartikel für die russische Kaiserfamilie, das russische Volk und die russische Armee. Die Blätter versichern, daß der junge Zar die 'Notwendigkeit des Fortbe­standes des franko-russischen Bündnisses (ist ja gar nicht vorhanden) verstehen werde, weil letzteres allein den Weltfrieden für jetzt und die Zukunft aufrecht erhalten und sichern könne.

Paris, I. Nov. Der wegen Hochverrats ver­haftete Offizier heißt Dreyfuß, ist 35 Jahre alt, Artillerie-Kapitain beim Kriegsministerium. Der­selbe wurde bereits am 17. Oktober verhaftet. Wie die Morgenblätter melden, war der Knegsminister durch die Enthüllungen der Presse genötigt worden, die Existenz eines Skandals einzugestehen. Dreyfuß soll nicht an Italien, sondern an Deutschland Do­

kumente bezüglich einer Mobilisation vertäust haben. Es sei jedoch die Verhaftung erfolgt, bevor er noch die wichtigstLN Dokumente halte verkaufen können. Die Blätter besprechen die eventuelle Strafe und bemerken, daß die Todesstrafe für Spionage nur im Kriegsfälle angewendet werden könne. Das 1880 unter Boulanger angenommene Gesetz verlangt nur 25 Jahre Gefängnis.

Paris, 8 . 'Nov. Der französische Spezialge­sandte Lemyre de Vilers verließ Tananarivo, ohne eine Antwort von der Regierung der Hovas erhalten zu haben. Hiernach scheint also ein Krieg zwischen Frankreich und Madagaskar unvermeidlich.

England.

London, 8 . 'Nov. Nach einer Meldung aus Moskau wurde das Haus Professor Sachalins vom Pöbel zerstört. Bestätigung der 'Nachricht fehlt.

Edinburg, 2. 'Nov. Die Nachricht vom Tode des Zaren lief gestern abend bei der Königin in Balmoral ein. Sie entsandte sofort ein warmes Beileidstelegramm an die Zarin. Der Hof wird' auf 14 Tage Trauer anlegen.

Handel N Verkehr.

Weinpreise. Srultgart (Stadt), 2. Nov. Feil in der Stadtkelter an der Mollkeslraße noch etwa 100 Hl. ausschließlich rotes Gewächs, Lese jetzt beendigt. Weitere Käufe 'zu 27-02 ,//, p. Hl. Kaufsliebhaber freundlichst eingeladen. Kleinbottwar, 1. 'Nov. Bei der heute in der hiesigen Kel er stattgesandenen Versteigerung der freiherrlich v. Briisseileschen Weine wurde per Hl. erlöst für Klevner 8085 , /^, Portugieser 62 Schwarzriesling 70 ^/j(, Rotweine 7278 , //h Weißweine 50 -58 , H Weiß­riesling 7075 ./(s

Konkurseröffnungen. Jakob Hahn, Bier­brauer und Wirt in Markgröningen, AG. Ludwigsburg. Albert Walter, Metzger in Nürtingen. Wilhelm Seid, Bäcker in Freudenstadr.

Gemeinnütziges. Garantie für das gute Sitzen der Stiefel kann der Schuster nur so lange übernehmen, als neu sind. Bekanntlich wird das Oberleder naß über den Leisten gespannt und so nach dem Fuße geformt; erit nach dem Trocknen ivird die hölzerne Form wieder heraus- genommen. Es versteht sich nun von selbst, daß das so ge­formte Leder, wenn es wieder naß wird, an einzelnen Stel­len eingeht und der Stiefel auf diese Weise dem Fuß sehr- lästig werden kann. (Wer hätte dies nicht schon selber er­fahren?) Das beste Mittel gegen solche Calamitäten ist das bekannteL-chuhfett Marke Büsfelhaut," das samt Gebrauchs- anweisung auch hier käuflich ist. Verkaufsstellen s . Inserat.

Redaktion, Trucr uno gering oer G. Lg. Zaiser'schen Buchhandlung lEinil Kaiser) Nagold.

Die Amtskorporation wünscht sofort ein Anlehen von

3000 Mark

zu möglichst niederem Zinsfuß auf­zunehmen.

Den 8. 'November 1894.

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Maulbetsch.

Bösingen.

Schafweide-

Berpachtung.

Die hiesige Schafweide wird am 10.

Novbr. d. I., nachm. 1 Uhr,

verpachtet. Gemeinderat.

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Einen tüchtigen, jüngeren

Müller,

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Lehrjungen

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zur oberen Mühle.

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Ein jüngerer

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kann innerhalb 8 Tagen oder ans Mar- Uni eintreten. Wo? sagt die Redaktion.

Amtliche und MMt-6ejMMtmüü)urMu.

Bekanntmachung,

betreffend, die Abhaltung eines Ksptenmarkts in Htottenbmg.

Der Stadtgemeinde Nottenburg ist die Erlaubnis zur Abhaltung eines Hopfenmarkts je am Dienstag und Freitag in jeder Woche der Monate Ja­nuar bis April und Oktober bis Dezember je einschließlich auf die Dauer von 5 Jahren erteilt worden.

Rottenburg, den 3. Novbr. 1894. Kgl. Oberamt.

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