sugais beim Wirlshausbesuch junger Lenle :c. den Ortspolizeibehörden zu übertragen. Minister v. Sar- wey bemerkt, es fei beabsichtigt, das noch nicht zur Verabschiedung gelangte Gesetz der nächsten Kammer wieder vorzulegen, dabei werde die Frage in Er­wägung gezogen werden. Nach einer kürzeren De­batte über anderweitige Verweisung von Anträgen an die Kommission wird die Sitzung geschlossen. Nächste Sitzung: Montag 4 Uhr. T.-O.: Antrag Elben u. Gen. Zusammentritt der Synode alle .4 Jahre belr.

Stuttgart, 4. Okt. (Preisausschreiben.) Am 1. April 1895 kommen seitens des Württ. Obst­bauvereins die Zinsen aus der Kohlhammer'schen Stiftung als Prämien an Lehrer und Baumwärter, welche sich um Zwergobstbaumzucht auf dem Lande besonders verdient gemacht haben, zur Verteilung, und zwar ein Preis von 20 ^ nebst Diplom und zwei Preise von je 10 nebst Diplom sür Baum- wärler. Am gleichen Termin vergiebt der Obstbau­verein eine silberne Vereinsmedaille für vermehrte Zwergobstanlagen oder größere Neupflanzungen von Hochstämmen. Bewerber haben ihre Meldungen bis 15. Jan. 1895 an den Vereinsvorstand Gem.-Rat I. Fischer, Eßlingerstraße 15 hier, einzusenden.

Stuttgart, 6. Okt. Die militärische Feier des Geburtssestes der Königin findet am 10. ds. Mts. statt. An diesem Tage flaggen sämtliche militäri­schen Gebäude, die Wachen legen von 7 Uhr vor­mittags bis 9 Uhr abends Paradeanzug an, Offiziere und Mannschaften erscheinen auf der Straße in Helm und Waffenrock, auch finden an diesem Tage in den Osfizierskasinos Festessen statt, die Unteroffiziere und Mannschaften werden aus den Menagen festlich ge­speist. Gestern kamen bei den 4 Kavallerieregi­mentern des Armeekorps die Rekruten zum Dienst mit der Waffe zur Einstellung und zwar beim Dra­gonerregiment König Nr.26 174,beim Ulanenregiment König Wilhelm I. Nr. 20 121; die Oekonomiehand- werker für diese Truppenteile sind bereits am 2. Okt. eingerückt.

Stuttgart, o. Okt. Es stand zu erwarten, daß der vom Disziplinargerichtshof abgesetzte Land­gerichtsrat G. Pfizer zu seiner Verurteilung nicht stillschweigen würde. Im Verlag von Robert Lutz in Stuttgart wird derselbe unter dem Titel: Der Achtung unwürdig! Ein Fall württembergischen Dis­ziplinarverfahrens" eine sehr entschieden gehaltene Streitschrift in Kürze erscheinen lassen.

Stuttgart, 6. Okt. In der Gruft der K. Schloßkapelle wurde heute, als dem Todestage des Königs Karl, ein prachtvoller Kranz vom Herzog Philipp und ein schönes Bouquet von der Prinz Weimarschen Familie niedergelegt.

Stuttgart, 6. Okt. Bekanntlich tagt nächstes Jahr in Verbindung mit der Einweihung des Dr. Georgii-Denkmals zu Eßlingen dort der deutsche Turntag, welcher zugleich über die Abhaltung des nächsten deutschen Turnfestes, um welches sich auch Stuttgart bewirbt, zu beschließen hat. Von dem Stuttgarter Turngau ist geplant, die Mitglieder des deutschen Turntages dabei nach Stuttgart ein­zuladen und ihnen in Form eines Schauturnens ein Bild der Leistungen des Gaues vorzuführen. Dabei würde der deutsche Turntag gleichzeitig Gelegenheit haben, die Gewerbehalle und den als Festplatz in Aussicht genommenen Platz kennen zu lernen.

Stuttgart, 6. Oktbr. In der Beilage zum heutigenStaatsanzeiger" wird eine Darstellung des Sachverhalts desFalles Kuhnle" gegeben,da der Inhalt der vielgenannten Broschüre (Vier Jahre unschuldig in württembergischen Irrenanstalten, Ge­heime Nehme und moderne Bastille." Verlag von R. Lutz in Stuttgart) doch in weiteren Kreisen Be­achtung findet, Mißtrauen erweckt und gegen die Regierung agitatorisch verwertet wird."

Reutlingen, 4. Okt. Wie wir hören, wird auch der seitherige Landtagsabg. Wendler eine Kan­didatur für die bevorstehende Wahl entschieden ab­lehnen. Ob die deutsche Partei schon irgend welchen Entschluß gefaßt hat, darüber verlautet bis jetzt noch nichts. Es werden wohl da und dort Namen ge­nannt, aber eine bestimmte Nachricht läßt sich heute noch nicht bringen.

U l m, 5. Okt. Die k. Staatsanwaltschaft Ulm hält den Frauenmörder von Innsbruck für densel­ben, der auch die Selma Reuß hier ermordete. Heute wird das vom Innsbrucker Untersuchungsrichter ge­lieferte Signalement des dortigen Lustmörders ver­

öffentlicht durch die Staatsanwaltschaft Ulm. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß der von der Staatsan­waltschaft Ulm von dem Untersuchungsrichter ge­suchte Mörder ein und dieselbe Person ist. (?) Der Mörder der Selma Reuß ist ohne Zweifel nach Ver­übung der That über den Bahnkörper auf der Li­nie Ulm-Heidenheim und von da nach Oberthalfingen in Bayern gerannt. Er wird von 3 verschiedenen Personen gleichmäßig folgendermaßen beschrieben: Etwa 30 Jahre alt, groß und schlank, braune Ge­sichtsfarbe wie ein Tiroler, schwarzer, an den Spitzen hinaufgedrehter Schnurrbart, langes mageres Gesicht, breite Vorderzähne, gekleidet mit einem schwarzen Filzhut, grauer Joppe und spitzigen Schuhen. Die Ulmer Staatsanwaltschaft giebt dieses Signalement des Ulmer Mörders heute zum erstenmal bekannt und fordert jedermann auf, etwaige Auskunft hier­her gelangen zu lassen-

Die kleinen silbernen Zwanziger sollen nun­mehr thatsächlich aus dem Verkehr verschwinden. Die öffentlichen Kassen haben Anweisung erhalten, bei Vereinnahmung dieser Münzen dieselben anzu­halten.

München, 6. Oktbr. Im ganzen Alpengebiet schneit es bis tief in die Thäler herab.

Breslau, 0. Okt. Ein hiesiger Schneidermeister hat einen kugelsicheren Panzer erfunden, der nur 10 bis 12 Pfund wiegen soll.

Das politische Leben in Deutschland kommt in ein flotteres Fahrwasser; der Gegenstand der be­vorstehenden Reichstagsarbeiten zeichnet sich deutlicher und deutlicher vom politischen Horizont ab, Tabaks­steuer und neue gesetzliche Bestimmungen gegen re­volutionäre Bewegungen werden den Hauptteil der Verhandlungen sicher ausfüllen. Daß gesetzliche Be­stimmungen gegen umstürzlerische Bestrebungen ge­plant werden, scheint nun zweifellos zu sein, um so mehr, als auch Gerüchte von einem stärkeren Ein­dringen sozialistischer Anschauungen im Kreise der deutschen Armee laut geworden sind. Wegen der Beilegung des Berliner Bierkrieges wird wieder einmal verhandelt, und es ist doch schon gelungen, einige Hauptstreitpunkte aus der Welt zu schaffen. Vielleicht kommt nun endlich einmal, nachdem der schwer schädigende Streit gegen 5 Monate gewährt hat, ein Vertrag zu stände. Was ein solcher Zwie­spalt, bei dem man mit dem Kopf durch die Wand rennen will, aber kostet und wie viele arbeits­freudige Existenzen dabei vernichtet werden, das sieht man hier wieder einmal. Die Zeitungserör­terungen über Polenfragen und andere Dinge aus dem Verlause der letzten Wochen nehmen daneben ihren Fortgang. Auch aus der Hartnäckigkeit der hier sich zeigenden Behauptungen und Proteste ist schon zur Genüge ersichtlich, daß wir doch einer recht, recht bewegten Parlamentssession entgegengehen. Im neuen Reichstagsgebäude am Königsplatze in Berlin wird die Eröffnung gerade nicht unter dem Zeichen des Friedens von Statten gehen. Herbststürme brausen durch das deutsche Land dahin, und es will scheinen, als ob wir auch noch manche innere Stürme von elementarer Gewalt zu bestehen haben würden. Mag dann jeder Bürger auf dem Posten sein, dem das Herz frisch und kräftig unterm Rocke schlägt.

Der Abschied des Reichstags vom alten Haus wird sich ohne Sang und Klang vollziehen. Es sei an maßgebender Stelle keine Feierlichkeit aus diesem Anlaß beabsichtigt, sondern der Reichskanzler werde einfach, nachdem im Weißen Saal die Meldung er­stattet worden sei, daß das neue Reichstagshaus zur Benutzung bereit stehe, die Mitglieder auffordern, sich dorthin zu begeben. Nüchterner und billiger kann die Sache kaum gemacht werden!

DasMilitärwochenblatt" vom 3. Oktober ent­hält folgende Ernennung: Prinz Bernhard zu Sachsen-Weimar, Herzog zu Sachsen, Ritm. a. D., zuletzt ä I-> i-uiirc- des 1. Hess. Hus.-Regts. Nr. 13, mit der Berechtigung zum Tragen der Uniform des Thüring. Hus.-Regts. Nr. 12, als Rittm. bei den Offizieren -> In muw wieder angestellt.

Der lothringische Abg. Dr. Haas, welcher praktischer Arzt ist, ist durch eine Ministerialordre seiner Stelle als Mitglied der Prüfungskommission und Lehrer der Hebammenschule in Metz enthoben worden. Dr. Haas ist dadurch bekannt geworden, daß er trotz seiner Eigenschaft als deutscher Reichs­tagsabgeordneter seinen Sohn aus eine französische Schule schickte.

Der Kaiser wird am 17. Okt. in der Ruhmes­

halle zu Berlin die Nagelung von 132 Fahnen für die 4. Bataillone und am nächsten Tage die Weihe derselben vor dem Denkmal Friedrichs des Großen in feierlicher Weise vollziehen. Zu der Feier sind an sämtliche deutsche Fürsten Einladungen ergangen.

B erli n, 3. Okt. Fürst Bismarck hat aus d as au ihn gerichtete Begrüßungstelegramm des Nation al- liberalen Delegiertentages gleichfalls an die Adresse von Dr. Hammacher folgende Antwort gesandt:Für die freundliche telegraphische Begrüßung bitte ich Sie, meinen verbindlichsten Dank entgegen zu nehmen und den Beteiligten gegenüber auszusprechen. Ihr Gruß veranlaßt mich zum Rückblick auf die lange Zeit, in der ich mit Ihren Gesinnungsgenossen gemeinsam am Ausbau des Reiches habe arbeiten können, v. Bismarck."

.Berlin, 4. Okt. Zu der am 17. und 18. d. M. in Berlin stattsindenden feierlichen Nagelung und Weihe der sür die vierten Bataillone bestimmten Fahnen sind auch sämtliche kommandierenden Gene­räle und die Regimentskommandeure besohlen worden. Ferner werden von jedem Regiment ein Offizier und zwei Unteroffiziere zugegen sein.

Berlin, 5. Okt. Wie berichtet wird, ist dem Generalkommando des 14. Armeekorps eine kaiserl. Kabinettsordre zugegangen, die die Feststellung der Namen derjenigen Mannschaften anordnet, welche an der bekannten Begegnung zwischen den deutschen und französischen Soldaten auf der Schlucht teilgenommen haben. Es soll denselben sür ihr kameradschaftliches Benehmen die kaiserliche Anerkennung ausgesprochen werden.

Oesterreich-Ungarn.

Im Salzburgischen haben am vorigen Montag starke Schneefälle stattgefunden. Die Schneedecke erreichte eine Höhe von 10 Centimeter, was seit dem Jahre 1855 in dieser Jahreszeit nicht beobachtet worden ist. In Ischl hat es ununterbrochen von vormittags bis abends geschneit. Die Lawinengefahr ist groß, da sich im Gebirg große Schneemassen aufgehäust haben.

Frankreich.

Die französische Presse hat im Ganzen aus der in Berlin erfolgten Verhaftung der 180 Unter­offiziere keine übertriebenen Folgerungen abgeleitet und den Einzelsall nicht vorschnell verallgemeinert. DasJourn. des Däbats" warnt sogar ausdrück­lich davor, aus dem Zwischenfall auf eine Lockerung der Manneszucht im deutschen Heere zu schließen. Nur das XIX. Siäcle stellt das deutsche Heer in einem Leitartikel als in völligerAuflösung begriffen dar.

Italien.

Rom, 5. Okt. Die Absetzung des Kaisers von China wird von der offiziösenRiforma" als be­vorstehend bezeichnet. Als Nachfolger gilt der Onkel des Kaisers, Kung.

Rom, 6. Okt. Von einer halben Million neu­geprägter Nickelmünzen, welche die Firma Krupp in Essen an das Finanzministerium sandte, wurden fünf Säcke gestohlen.

England.

London, 4. Okt. Der chinesische Vertreter halte abermals eine stundenlange Konferenz auf dem Aus­wärtigen Amt. Wie verlautet, hätte er England vorgeschlagen, Rußland und Frankreich sollten eben­falls Schutztruppen nach den Vertragshäfen senden, China würde dagegen keinen Widerspruch erheben.

London, 5. Okt. Ein über Newyork einge­laufenes Telegramm aus Shanghai berichtet von einer Palastintrigue in Peking, wonach der Kaiser zu Gunsten des Prinzen Kung abdanken soll. Der Prinz Kung führte die Regierung während der Minderjährigkeit des jetzigen Kaisers bis 1887. Er ist ein sehr thätkrästiger Mann, der die Dynastie gerettet hat und den Taipingaufstand durch Gordon Niederschlagen ließ.

Serbien.

Belgrad, 5. Okt. Der ursprünglich aus vier Tage festgestellte Aufenthalt des Königs von Serbien in Deutschland wird jedenfalls um einige Tage ver­längert werden. In hiesigen, mit dem Hof in engster Fühlung stehenden Kreisen wird versichert, daß der König anläßlich seiner Anwesenheit am Berliner Hofe Gelegenheit haben werde, die Prinzessin emes süddeutschen Fürstenhauses persönlich kennen zu lernen und daß eine Verlobung desselben höchst wahrschein­lich ist. Sowohl sein Vater, als die jetzige Regierung fördern soviel als möglich den Plan einer baldigen Verheiratung des Königs.