fand nachm. 2 Uhr in der Post statt. Die Lehrer trugen während desselben einige Männerchöre vor, auch wurden vom Bezirksschnlinspektor und Stadt­schultheißen noch Ansprachen gehalten.

t. Altensteig, 30. Juli. Zwischen Simmers­feld und Ettmannsweiler ereignete sich am Sams­tag ein bedauerlicher Unglücksfall. Der zwanzig­jährige Jakob Kalmbach, Knecht des Gutsbesitzers G. Schleeh in Zumweiler, geriet unter einen mit Holz und Reisich beladenen Wagen. Zwei Räder gingen über ihn hinweg, wodurch ihm ein Fuß be­deutend zerquetscht wurde. Auch innerliche Ver­letzungen trug der brave junge Bursche davon, der erst bei der Generalmusterung zu den Ulanen aus­gehoben wurde. Wie man hört, sind die erhaltenen Verletzungen so gefährliche, daß der bedauernswerte junge Mann wohl daran erliegen wird.

Horb, 30. Juli. Gestern mittag erhielt der hiesige Liederkranz Besuch von den Gesangvereinen Mühlen und Ergenzingen. Im Gasthof zur Krone trafen sich die Vereine, begrüßt vom Vorstand des hiesigen Liederkranzes, Herrn Konditor Großmann. Jeder der drei Vereine gab seine schönsten Lieder zum besten. Dem Humor wurde der erste Platz eingeräumt. Reden und Toaste wurden ausgebracht von den Vereinsdirektoren Rink-Ergenzingen und Oestreicher-Mühlen. Es war wirklich ein schöner Tag, der die Brudervereine gestern vereinigte.

Freudenstadt, 26. Juli. Durch frühere Nach­richten über das Auftreten der Diphtherie ist der diesjährige Besuch von Freudenstadt vorerst noch gegen die Vorjahre vermindert. Nachdem aber diese Nachrichten jetzt richtig gestellt sind und von einem Auftreten der Krankheit als Epidemie nicht mehr die Rede sein kann, treffen auch Familien mit ihren Kindern, insbesondere elsässische Familien, ein; die jüngst ausgegebene Fremdenliste zählt über 300 Kurgäste.

Freudenstadt, 30. Juli. Im Hotel zur Post dahier hielt gestern nachmittag im Auftrag des württembergischen Schutzvereins für Handel und Ge­werbe, A. Treiber in Stuttgart einen eingehenden Vortrag über die den kaufmännischen Mittelstand schädigenden Einrichtungen, wobei er einer Aufhebung oder möglichst hohen Besteuerung der Konsumvereine, des Hausierhandels, der Wanderlager und der De­tailreisen das Wort redete. Kaufmann Münster von hier dankte dem Redner für seine Ausführungen und Vereinsvorstand C. Müller-Stuttgart dankte den Anwesenden für ihr Erscheinen und lud zum Beitritt ein. Es sind auch 15 weitere Mitglieder dem Württembergischen Schutzverein für Handel und Gewerbe" beigetreten, so daß der Verein im hiesigen Bezirk jetzt 30 Mitglieder zählt.

Tübingen, 29. Juli. Heute hat der Achalm- gau mit mehr als 400 Turnern aus dem nahezu schon vollständig fertigen Festplatze des Kreisturn­festes etliche Uebungen vorgenommen. Die Vorbe­reitungen zum Feste erwiesen sich als vorzügliche. Selbst eine Probewirtschast fehlte nicht. Der Achalm- gau wird am Feste selbst an 12 Geräten (Pferd und Barren) Musterübungen in 3 Stufen vorführen. Unsere Stadt bemächtigt sich mehr und mehr einer Feststimmung.

Stuttgart, 27. Juli. Die bürgerl. Kollegien werden auch in diesem Jahre die Nationalfeier am 2. Sept. in die Hand nehmen und solche wie im vorigen Jahr veranstalten. Dem diesbezüglichen Ge­such hat in gestriger Sitzung der Gemeinderat ein­hellig und der Bürgerausschuß in seiner überwie­genden Mehrheit zugestimmt.

Stuttgart, 28. Juli. Betreffs der Einführung eines grauen Manteltuchs und neuer Mantelproben für die Truppen, sowie grauer Paletots rc. für die Zeug- und Feuerwerksoffiziere und die oberen Be­amten der Militärverwaltung wurde angeordnet, daß an Stelle des graumelierten Manteltuchs nach dem Aufbrauch der vorhandenen Bestände graues Manteltuch nach der vorgelegten Probe tritt, wobei für die grauen Mäntel der Unberittenen die neuge­nehmigten Proben maßgebend sind. Die bei den Offizieren und Sanitätsoffizieren eingesührlen Pale­tots und Mäntel von grauem Tuch werden auch von den Zeug- und Feuerwerksoffizieren, sowie den oberen Beamten der Militärverwaltung in Gebrauch genommen. Die seitherigen Paletots rc. dürfen bis zum I. April 1898 aufgetragen werden. Die Pro­ben des Tuches und der Mäntel, sowie Ausführungs­

bestimmungen über die Beschaffung grauer Mäntel gelangen alsbald zur Ausgabe.

Tuttlingen, 27. Juli. In der heutigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien waren Baurat A. Gruß- Eßlingen und Direktor Cox erschienen, um über die Anlage eines mit dem Wasserwerk zu verbindenden Elektrizitätswerks zu beraten. Auf Grund dieser Beratung wurde beschlossen: den Techniker für die Wasserversorgung, Baurat Ehmann, zu beauftragen, seinen Kostenüberschlag so auszuarbeiten, daß das Pumpwerk mit dem Elektrizitätswerk vereinigt wird; die Maschinenfabrik Eßlingen mit Ausarbeitung eines Planes und Ueberschlags über ein Elektrizi­tätswerk zu beauftragen.

Bopfingen, 29. Juli. Das nunmehr von einer Aktiengesellschaft geleitete Elektrizitätswerk stellte in jüngster Zeit in verschiedenen Werkstätten des Klein­gewerbes elektrische Motoren auf, da sich deren Zweckmäßigkeit in Zeit- und Geldersparnis immer mehr zeigte.

Friedrichshasen, 29. Juli. In Gegenwart des Königs und der Königin fand heute die Ein­weihung des Lehrerinnenheims statt. Im Gefolge der Majestäten befanden sich Freiherr v. Griesinger, Frhr. v. Raßler und Freisräulein v. Süskind; ferner waren die Komitemitglieder mit Frau Oberbürger­meister Rümelin-Stuttgart und Konsul Dr. Dörten- bach anwesend. In dem Befinden I. Mas. der Königin ist eine so wesentliche Besserung eingetreten, daß sich die hohe Frau beim Gehen nur noch leicht auf den Stock zu stützen braucht. Das Weihegebet sprach Stadtpfarrer Petzold, worauf die Vorsteherin Fräulein Katzmayer sich über die Gründungsgeschichte des Hauses verbreitete. Der Gedanke zur Gründung des Heims stammt von der Königin Olga, welche ein Legat von 50,000 Mark dafür aussetzte. Köni­gin Charlotte hat den Gedanken in die That um­gesetzt. Der Königin, wie allen übrigen, welche mitgewirkt haben zum Zustandekommen des Werkes sprach Fräulein Katzmayer tiefgefühltesten Dank aus. Dr. Dörtenbach warf einen Rückblick aus die Ent­wicklung des Lehrerinnen- und Erzieherinnenvereins, welcher jetzt 311 ordentliche und 326 außerordent­liche Mitglieder zählt. Das Vereinsvermögen be­ziffert sich auf 30 000 In dem Hause, welches 32 durchweg neueingerichtete Zimmer hat, haben bereits 30 Lehrerinnen Unterkunft gefunden. Baurat Eulen­stein hat das Haus, welches ehedem der Gasthos zumKönig von Württemberg" war, in ein schmu­ckes, sehr praktisch und bequem eingerichtetes Heim umgefchaffen. Die heutige Feier wurde mit Gesang geschloffen.

Breslau, 27. Juli. Die Zahl der Wetturner bei dem deutschen Turnfest in Breslau war bedeutend größer, als auf früheren deutschen Turnfesten; wäh­rend es in München wenig über 500, in Dresden nicht ganz 500 waren, beteiligten sich hier etwa 1100 Turner an dem Wettstreit. Es wurde vortrefflich geturnt und insbesondere wurden in den volkstüm­lichen Uebungen, Hochspringen, Hangeln, Gewicht­heben rc., gute Leistungen erzielt. Ueberraschend waren die Resultate im Hochspringen, denn hier haben mehrere die höchste Punktzahl (10 1.80 M.) er­reicht, während es auf dem Dresdener Turnfeste nur einer dahin brachte. Der Bockenheimer Michael Meller sprang sogar noch höher, nämlich 1.90 M. Das dürfte wohlRecord" sein. Die Turner hatten unter der großen Hitze sehr zu leiden, sie waren von früh bis zum Abend, abgerechnet die Mittagspause, direkt den brennenden Sonnenstrahlen ausgesetzt, und verschiedene haben sich bei den Reckübungen an den eisernen Reckstangen Verletzungen zugezogen, ernstliche Unfälle sind aber nicht vorgekommen. Bei dem Mu­sterriegenturnen, an dem sich etwa 300 Riegen, da­runter einige Altersriegen mit Turnern von 40 bis 70 Jahren beteiligten, wurde auch sehr Gutes geleistet.

Jena, 28. Juli. Die Stadt ernannte den Fürsten Bismarck anläßlich der morgen erfolgenden feierlichen Einweihung des Bismarckbrunnens auf dem Marktplatz, wo der Fürst vor zwei Jahren die bekannte Rede hielt, zum Ehrenbürger.

Berlin. Nach den neuesten Mitteilungen aus Ostafrika ist das Land, nachdem Heuschreckenschwärme die Ernte vernichtet haben, von großer Not bedroht. Missionar Krämer schreibt aus Tanga:Eines Tages kam ich aus dem Zimmer und sah, wie die Lust von Heuschrecken erfüllt war. Mit Sturmesprausen § zogen sie einher. Das Tageslicht wurde von den > großen dicken Scharen in Dämmerung gehüllt. Bei

einem Gang nach dem Zollamt mußte ich mir den Weg mit dem Stock erkämpfen, so dicht saßen und flogen sie allenthalben umher. Bald hatten sie die Palmen besetzt. Die Zweige neigten sich unter der schweren Last, die auf ihnen lag. Ich kam nach Hause und sah unsere Maispflanzung; da waren nur noch die Stengel, die wie Besenstiele dastanden. In einer Zeit von 20 Minuten war alles kahl ge­fressen. Und welche Verwüstung aus den Palmen! Nur noch die Rippen der mächtigen Zweige wiesen traurig in die Luft. Ebenso kahl und traurig sehen die Bananen aus."

Berlin, 29. Juli. In der gestrigen Kommis­sion der Saalbesitzer kam ein Telegramm' aus Börsen­kreisen zur Verlesung, das bestätigt, daß Privat- dozent Dr. Arons, welcher den Sozialdemokraten 300000 -A zur Durchführung des Boykotts gegeben haben soll, der Schwiegersohn des Bankiers Julius Bleichröder sei.

Berlin, 30. Juli. Aus Varzin wird gemel­det, daß der Kaiser dem Fürsten Bismarck aus Anlaß der 47. Wiederkehr des Vermählungstages des Fürsten ein Glückwunschtelegramm gesandt hat.

Berlin, 30. Juli. Generalfeldmarschall Gras von Blumenthal feiert heute seinen 85. Geburtstag in voller körperlicher und geistiger Frische. Die Folgen seiner schweren Erkrankung vom vorigen Jahre hat er in überraschender Weise überstanden und dabei eine Widerstandskraft gezeigt, die zu der Hoff­nung berechtigt, daß uns der letzte Ueberlebende der großen Feldherren aus dem 70ger Kriege noch man­ches Jahr erhalten bleiben wird. Nicht nur in der Armee, sondern auch im ganzen Volke wird des heutigen Tages mit achtungsvoller und freudiger Teilnahme gedacht werden.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 29. Juli. Erzherzog Wilhelm, welcher in Baden bei Wien weilte, stürzte vom Pferd, das vor der elektrischen Bahn scheute, und wurde schwer­verletzt nach seiner Villa gebracht, wo er zwischen 5 und 6 Uhr nachmittags verschied.

Ein Wiener Börsenblatt veröffentlicht einen Artikel über die sinkenden Getreidepreise, in dem es unter anderem heißt:Die Zukunft der Landwirt­schaft erscheint wirklich in wenig günstigem Lichte; überall viele Vorräte und vielfach gesteigerte Pro­duktion. Ueberdies ist in Rußland noch eine erheb­liche Verbilligung der Transport- und Handelskosten zu erwarten, da die Verkehrsmittel noch wenig ent­wickelt sind; und weiters stehen Rußland und Süd­amerika im Begriffe, das Getreideland kolossal aus­zudehnen, wobei die Papiergeldwirtschaft beide Ge­biete in die Lage versetzt, die Preise weit unter die Produktionskosten anderer Länder werfen zu können. Die Getreidepreise sinken. Der Weizen ist in Un­garn seit Jahresfrist um nahezu 2 fl. pro Meter­zentner zurückgegangen. Die Produzenten klagen, aber wer hat den Nutzen? Die Konsumenten nicht, denn das Brot ist nicht im Verhältnis billiger ge­worden. Die Semmel kostet nicht weniger als früher. Die Produzenten sowohl als auch die Konsumenten sind unzufrieden und der Vorteil von den sinkenden Preisen muß also anderen zufließen." Schade, daß das Börsenblatt nicht den Mut besitzt, diejeni­gen näher zu bezeichnen, denen der Vorteil zufließt. Freilich müßte es dann seine Stammesgenossen der Volksausbeutung anklagen: die ihrer Mehrzahl jü­dischen Zwischenhändler und Getreidespekulanten.

Frankreich.

Lyon, 30. Juli. Unter den 27 Zeugen, welche für die am 2. und 3. August stattfindende Verhand­lung im Prozeß Caserio vorgeladeu sind befindet sich auch General Bonus. Dieser wird nicht erschei­nen, dagegen werden General Voifin, der Komman­dant von Lyon, und der Maire Gailleton ihre Aus­sagen vor den Geschworenen wiederholen. Der italienische Advokat Podreider kommt nicht nach Lyon. Der hiesige Advokat Dubreul wird allein die Verteidigung übernehmen. Caserio hat eine in schlechtem Italienisch an die Geschworenen zu rich­tende, drei Seiten füllende Ansprache verfaßt, welche den Kampf zwischenArm und Reich" behandelt und in der Erklärung gipfelt, Caserio habe kalten Blutes ein Muster bürgerlicher Tyrannen töte,: wollen.

England.

London, 30. Juli.' Züoerlässigerseits wird ge­meldet, Korea befinde sich im Zustande vollständiger Anarchie. Die Finanzen seien mißlich, Korruption ! herrsche in allen Kreisen. Fremde organisieren Auf-