Auszeichnung erhalten. Die Urkunde der Preisrichter liegt nunmehr vor und lautet: „Die ausgestellten Gegenstände sind Muster von vorzüglich konstruierten Kassenschränken. Dieselben sind außerordentlich stark gebaut und in künstlerischer Ausstattung. Die Kassen sind aus solidem Stahl hergestellt; die Konstruktion der Thüren ist besonders anerkennenswert und das ganze System ist ein Spezielles, wenn nicht überhaupt Neues. Das isolierende Füllungsmaterial der Wandungen ist von besonders widerstandsfähiger Art und die Absicht des Fabrikanten, den Inhalt seiner Erzeugnisse sowohl vor Feuer wie auch vor Einbruch zu schützen, wird durch diese Ausführung erreicht."
M ünchen, 19. Juli. Bei der staatlichen Hagelversicherung betrug im Jahre 1894 die Zahl der Versicherten 85 634, die Versicherungs-Summe rund 129 000 000 und bis 16. Juli die Zahl der durch Hagel beschädigten Gemeinden 880.
Aus Sachsen, 15. Juli. Von hohem Wert für die Beurteilung des Einflusses, welchen die sozialpolitischen Gesetze zu Gunsten der öffentlichen Armenpflege ausgeübt haben, ist ein Vergleich der Ergebnisse der Armenstatistik, welche zum erstenmale 1880 vom Reiche angeordnet, in Sachsen aber nach einem besonders zuverlässigen Verfahren mittelst Zählkarten für jeden unterstützten Armen auf je ein volles Jahr durchgeführt und 1885 und 1890 wiederholt worden ist. Während 1880 die Zahl der Selbst- und Mitunterstützten 93 699 oder 3,15» .. der Gesamtbevölkerung betrug, war sie 1885 auf 88692 ^2,78»» und 1890 auf 80996 ^2,31«» gesunken. Namentlich stellte sich heraus eine erhebliche Abnahme der unterstützten Blinden, welche mehr und mehr eine tüchtige gewerbliche Ausbildung erhalten, sowie eine Abnahme der wegen Trunksucht Verarmten. Der Einfluß des Krankenkassengesetzes zeigt sich darin, daß vorübergehend wegen Krankheit unterstützt wurden 1880: 8856. Infolge des Unfallversicherungsgesetzes, das am 1. Oktober 1885 in Kraft trat, sank die Zahl der wegen Unfalls dauernd Unterstützten von 1640 im Jahre 1880, und 1665 im Jahre 1885, auf 981 im Jahre 1890; vorübergehend wurden unterstützt 1880: 803, 1885: 735, 1890: 397. Der Zukunft bleibt es Vorbehalten, die voraussichtlich ganz bedeutenden Wirkungen des von 1891 an in Kraft stehenden Alters- und Jnvaliditätsversicherungsgesetzes nachzuweisen, welche die Ausgaben für Armenpflege in schon jetzt fühlbarer Weise vermindert haben.
Kanal von Straßburg nach Speyer. In Straßburg hat sich ein Konnte gebildet, das sich die Aufgabe stellt, die zur Erbauung eines Kanals von Straßburg nach Speyer erforderlichen 32 Millionen Mark aus Privatmitteln aufzubringen, da feststeht, daß dies staatlicherseits nicht möglich ist. Zunächst hat das Konnte eine Petition in Umlauf gebracht, in der der Landesausschuß ersucht werden soll, die Zinsenbürgschaft zu übernehmen. Die Bittschrift ist bereits mit den Unterschriften der bedeutendsten el- sässischen, pfälzischen, rheinländischen und westfälischen Industriellen bedeckt, ein Beweis, welch großes Interesse man in den beteiligten Kreisen der Sache entgegenbringt.
Fürst Bismarck hat auf feiner Fahrt nach Varzin auf der Station Kolbitzow vor Stettin eine Ansprache an die dort erschienene Ortsgruppe des Bundes der Landwirte gehalten. Er erklärte die Landwirtschaft als die Hauptstütze des Staates; derselbe würde ohne erstere zu Grunde gehen. Er sei bis zu seiner diplomatischen Laufbahn auch Landwirt mit Leib und Seele gewesen und sei es jetzt wieder.
Die vereinzelten Cholerafälle in Ostdeutschland erscheinen nach - offiziöser Mitteilung zur Begründung ernsterer Besorgnisse um den öffentlichen Volksgesundheitszustand nicht angethan. Sie sind samt und sonders auf Einschleppung über die russ. Grenze zurückzuführen. Da eben jetzt auf der Weichsel und den sonstigen preußisch-russischen Grenzflüssen ein sehr starker Holzverkehr herrscht, nnd die Schiffer und Flößer bekanntlich aller Warnungen ungeachtet noch fortwährend durch Begehung gröblichster Diätfehler, namentlich durch den Genuß von ungekochtem, ungereinigtem Flußwasser, die Krankheit geradezu herausfordern, so erscheint damit das häufigere Vorkommen einzelner Krankheitsfälle genügend erklärt. Im Großen und Ganzen ist der deutsche Osten auch jetzt noch völlig cholerafrei, da die konstatierten Fälle
durch sofortige Anwendung der angezeigt erscheinenden Maßregeln ihres für weitere Kreise bedrohlichen Charakters entkleidet sind und ein Choleraherd diesseits der russischen Grenze überhaupt zur Zeit nicht vorhanden ist.
Für die Kaisermanöver, die im bevorstehenden Herbst in den östlichen Provinzen des preußischen Staates stattfinden werden, ist eine ganz eigen- artigs Anwendung des elektrischen Lichtes bei Nachtgefechten und Belagerungsübungen vorgesehen. Es werden nämlich Dynamomaschinen mitgeführt werden, die, was ja schon früher geschah, mächtige Scheinwerfer in Thätigkeit setzen werden. In diesem Jahr wird jedoch die Einrichtung getroffen werden, daß die Scheinwerfer nicht direkt das Gefechtsgelände oder die angegriffenen Festungswerke beleuchten, sondern ihr Licht auf große Spiegel werfen, welche 200 Mtr. von der Lichtquelle entfernt derart drehbar aufgestellt sind, daß sie von dieser aus beliebig gerichtet werden können. Diese Einrichtung wird den Vorteil haben, daß der Feind nicht merken kann, wo die Lichtmaschine aufgestellt ist, seine Angriffe also auch nicht gegen diese richten kann. Die Einrichtung wird übrigens nicht auf das Landheer beschränkt bleiben, sondern man wird auch ihre Verwendbarkeit bei Strandbatterien und Küstenminen prüfen.
Berlin, 20. Juli. Zur Vermählung des Oberbürgermeisters Mülberger von Eßlingen mit Frl. Leisinger waren gestern zahlreiche Glückwünsche aus Württemberg eingetroffen. König Wilhelm telegrafierte: Meine aufrichtigsten und herzlichsten Glückwünsche zum heutigen Tage und für immer! Das Tel. wurde sofort ebenfalls telegrafisch und mit einem Hoch auf den Landesherrn beantwortet.
Schweiz.
Bern. Der große Rat des Schweizer Kantons Neuenburg hat beschlossen, für den ganzen Kanton die unentgeltliche Beerdigung einzuführen. Die Gemeinden bezahlen die Kosten, mit Ausnahme des Sarges den die Verwandten oder Freunde liefern; indessen kann die Gemeinde auch den Sarg auf ihre Rechnung nehmen. Der Gesetzentwurf gestattet das Verbrennen der Leiche auf Kosten der Familie oder der Freunde und nach Erlaubnis des Gemeinderats, die auf eine Erklärung des Verstorbenen vor dem Notare oder auf seine Unterschrift hin erfolgt.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 20. Juli. Aus Rom meldet die „Polit. Corresp.," daß die unter den Anarchisten infolge der neuen Gesetze gegen den Anarchismus entstandene Auswanderungsbewegung andauert. Als Verschik- kungsorte für die verurteilten Anarchisten dürften die Dalakinseln (Afrika) gewählt werden.
Frankreich.
Paris, 18. Juli. Der im Senate verteilte Bericht Courcels über den zwischen Deutschland und Frankreich abgeschlossenen Vertrag über Kamerun hebt die für beide Staaten günstigen Punkte des Uebereinkommens hervor. Die Kommission ist nicht der Ansicht, daß Frankreich auf den Gewinn Deutschlands. dessen Kamerunkolonie, im Kougobecken Fuß fasse, eifersichtig sein müsse. Welche Meinungsverschiedenheiten auch notgedrungen die beiden Nationen trennen, in Afrika wenigsten.s könnten sie sehr häufig einträchtig Vorgehen, denn ihre Interessen seien fast immer dieselben. Im Kongobecken am Benue, am Ttchatsee sei Deutschland berufen, dieselbe Politik zu unterstützen, wie Frankreich. Diese Politik sollte allen Völkern nützlich sein.
Paris, 20. Juli. Das „Journal" berichtet über eine Unterredung mit Bonghi. Bonghi habe bei seinem Besuche im Elysee die Ueberzeung ausgedrückt, daß zwischen Frankreich und Italien ein einfaches Mißverständnis bestehe. Casimir-Perier habe geantwortet, er würde glücklich sein, eine Annäherung zwischen beiden Ländern zu sehen und fügte hinzu, daß trotz des Dreibundes der allgemeine Wunsch nach Versöhnung einer ruhigeren u. fruchtbareren Zukunft entgegenzusehen gestatte.
Spanien.
Madrid, l9. Juli. Die spanische Presse beschäftigt sich in letzter Zeit mit den Raiffeisenschen Darlehenskassen und empfiehlt, sie auch in Spanien zur Hebung des landwirtschaftl. Kredits einzuführen.
Italien.
Rom, 20. Juli. Das Schwurgericht verurteilte den Anarchisten Lega, welcher das Attentat auf den Ministerpräsidenten Crispi verübte, zu 20 Jahren Zuchthaus. Nachdem das Urteil verkündet war,
schwenkte Lega seinen Hut und rief: „Hoch die Anarchie!" Während des Prozesses wurde vor dem Tribunal ein Anarchist festgenommen, der ein Packet rvtgedruckter Manifeste bei sich trug.
Schweden-Norwegen.
Christia nsund, 18. Juli. S. Maj. Dacht „Hohenzollern" hat heute früh 8 Uhr Drontheim verlassen, um nach dem Stör Fjord bzw. Geiranger Fjord zu fahren, wo der Kaiser einen Ausflug in das Land zn machen beabsichtigt. Das Wetter ist heute.wieder schön geworden. Der Kaiser schenkte nach dem Besuche der Domkirche in Drontheim neuerdings 1000 Kr. für die Restaurierung des Doms. Der Kaiserin wurde ein Album mit Ansichten der Domkirche überreicht.
Griechenland.
Athen, 18. Juli. Die Delegierten der auswärtigen Gläubigergruppen haben die Abberufung erhalten, da die Komites überzeugt sind, daß auf dem bisherigen Wege nichts zu erreichen ist. Es wird erwartet, daß die Mächte sich zu Gunsten der ausländischen Gläubiger nachdrücklich ins Mittel legen. England.
Londo n, 20. Juli. Die seit dem großen Streik im vorigen Jahr schwebenden Streitpunkte zwischen den Grubenarbeitern und den Bergwerksbesitzern sind nunmehr beigelegt worden. Das Schiedsgericht hat die Löhne für die Zeit bis zum 1. Januar 1896 festgesetzt; die von da ab geltenden Lohngrenzen werden später festgesetzt werden.
Amerika.
Washington, 17. Juli. Das Repräsentantenhaus beschloß, dem Präsidenten Cleoeland Dank abzustatten für seine Haltung gegenüber dem Strike.
Kleinere Mitteilungen.
R ei ch s g ri ch t li che E n t sch e i d u n g. lieber di e für Mieter und Vermieter gleich wichtige Frage: „In welchem Zustande muß eine Wohnung bei der Räumung derselben dem Vermieter zurückgegeben werden ?" sind bei den häufig vorkommenden Streitigkeiten von den verschiedenen Gerichten bisher die verschiedensten Urteile gefällt worden. fNeuerdings ist nun durch das Reichsgericht anläßlich einer derartigen Streitsache eine sehr wichtige Entscheidung herbeigeführt worden. Danach ist die Klausel in den Mietsverträgen : „Mieter hat die Wohnung zu übergeben, wie er sie übernommen hat," mit der Einschränkung zu verstehen, „soweit sie nicht durch ordnungsmäßigen Gebrauch abgenutzt, also abgewohnt ist." Dagegen hat der Mieter für allen durch Mutwillen, Unreinlichkeit oder schlechte Pflege der Wohnung entstandenen Schaden aufzukommen, insbesondere aus Schmutzflecken verunreinigte oder abgerissene Tapeten zu reparieren, zerbrochene Fensterscheiben wieder ganz machen zu lassen und verlorene Schlüssel zu ersetzen. Abgelaufene Dielen, durchgebrannte Herde und Ofenröhren, zersprungene Kacheln und Eisenplatten, schadhaft gewordene Schlösser und Thürklingen find nur dann zu. ersetzen, bezw. zu reparieren, wenn die Beschädigung nachweislich durch Fahrlässigkeit oder gewaltsame Vehandlungsweise entstanden ist. Mieter hat beim Verlassen der Wohnung dieselbe vollständig zu räumen und dem Vermieter die Schlüssel zu übergeben. Bis zur Ablieferung der letzteren gilt der Mietsvertrag als noch nicht beendigt, und der Mieter hat thatsüchlich dem Vermieter den entfallenden Mietzins weiter zu zahlen. Die Wohnung ist dem Vermieter in gereinigtem Zustande d. h. besenrein, zu übergeben. _
Telegramm.
Cannstatt, 23. Juli. (Priv.-Telegr. des Gesellschafter.) Gestern abend erschoß ein Arbeiter namens Manns die Arbeiterfrau Hipp angeblich wegen Eifersucht, den Ehemann derselben verletzte er mit Revoloerschüssen und Dolchstichen schwer. Zuletzt schoß er sich selbst in die Brust und in die Schläsegegend und ist gleichfalls schwer verletzt.
BerichtisiJMg.
Auf Anordnung des Hrn. Feuerwehrkommandanten Renner aus Heilbronn, Vorsitzender beim Landesfeuerivehrtag in Cannstatt, hat auf den Bericht über die Verhandlungen am Feuerwehrtag Cannstatt im „Schwarzwälder Boten" dir. 190 in Letzterem in heutiger Nummer folgende Berichtigung stattgefunden:
Man ersucht uns. unter Hinweis auf unfern Bericht über die Verhandlungen am Landesfeuerwehrtag in Cannstatt um folgende Berichtigung. In dem Bericht habe es u. a. geheißen: Hespeler-Nagold meinte „Die durch die geringe Steuer befreiten Bürger lachen uns aus und heißen uns „F-euerwichrbuben". Das letzte Wort ist nun verschrieben und soll heißen F-euerwehrhuber, was ei» Lokalausdruck in Nagold sei. __
Redaktion, Truck und Verlag der G. W. Zaiscr'schrn Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.