der Arbeiterverein an der Feier teil. Bei der Be-, ratung der Delegierten, die um 12 Uhr begann,! wurde unter anderem zur Sprache gebracht, eine! Vereinigung des oberen und unteren Nagoldgaues zu einem Verband anzustreben. Als nächster Fest­ort für den wegen der geplanten Vereinigung schon nächstes Jahr stattfindenden Bezirkskriegertag wurde! Spielberg bestimmt. Der, wie dies aus der Aus-! Zahlung der Vereine ersichtlich, ziemlich starke Fest-! zug bewegte sich unter Vorantritt einer Turnschüler- j abteilung durch den größten Teil des Ortes. DeO Festplatz befand sich mitten im Orte aus dem teil-! weise mit Obstbäumen bewachsenen sog. Viehmarkt.! Nachdem sich die einzelnen Vereine um die Festtribüne! aufgestellt hatten, begrüßte Vorstand Bäuerle vom! hiesigen Verein die anwesenden Festgäste im Namen' des Vereins und der Einwohnerschaft. Nach dem! von den Gesangvereinen aus Stagold und Spielberg' vorgetragenen Eröffnungschor:Brüder reicht die Hand zum Bunde" ergriff Herr Bezirksobmann Schaible aus Nagold das Wort. Er brachte zu­nächst die Grüße des Präsidiums zym Ausdruck und sprach sich dann in kurzer aber gehaltvoller Rede über den Zweck der Bezirkskriegertage und die Auf­gabe der Kriegervereine aus. Namentlich wurde den Vereinen, im Hinblick auf die glorreichen Kämpfe 1870,71, durchweiche ein geeinigtes, mächtiges und angesehenes deutsches Vaterland erstanden ist, nahe gelegt, daß ihre Aufgabe sei, sich treu zu Kaiser und Reich, König und Vaterland zu halten. Redner gedachte noch des schönen Verhältnisses zwischen dem württ. Kriegerbunde und seinem Ehrenpräsidenten und schloß mit einem begeistert aufgenommenen Hoch aus den hohen Protektor des Bundes, S. Mas. den König Wilhelm II. Stach diesem ergriff Vorstand Bäuerle noch einmal das Wort zu einem poetischen Vortrage über die Pflichten des Kriegers und for­derte hierauf die Anwesenden zu einem Hoch auf S. Hohheit, den Prinzen Hermann zu Sachsen- Weimar auf. Damit endigte der offizielle Teil des Festes und begann die gesellige Unterhaltung auf hem Festplatze, wo für die Bedürfnisse der Gäste gut gesorgt war. Die Musikkapelle und besonders auch der Gesangverein des Nagolder Kriegervereins sorgten, daß es an Unterhaltung nicht fehlte und so verlief die ganze Feier aufs Schönste. Eine ge­sellige Vereinigung im Lokal des Kriegervereins bil­dete den Schluß des ganzen. Möge es unseren Gästen von nah und fern gut gefallen haben.

Freudenstadt. Die Errichtung eines Elektri­zitätswerkes ist in der Weise beschlössen, daß die Maschinenfabrik Eßlingen eine elektrische Zentral­station auf ihre Kosten bauen soll, unter der Be­dingung, daß die Anlage seitens der Stadt erwor­ben wird, sobald ohne (Anrechnung der zwei ersten Betriebsjahre während dreier Betriebsjahre neben 4°» Amortisation eine Rente von 4° u und während des vierten Betriebsjahrs eine solche von 40O u aus dem Anlagekapital nachgewiesen ist. Da­bei soll die 16kerzige Lampe pro Stunde 3 Pf., die Pferdekraftstunde 20 Pf. kosten. Auf 1. Juni 1895 soll das Werk in Betrieb gesetzt werden. Vor end­gültigem Vertragsabschluß sollen noch weitere Sach­verständige gehört werden, auch hat das K. Mini­sterium des Innern eine Mitwirkung bei der Prü­fung der..Pläne und Ueberschläge zugesagt. Dieser Beschluß kommt einem vielfach gefühlten Bedürfnis entgegen.

Stuttgart, 6. Juli. Wie aus militärischen Kreisen versichert wird, beabsichtigt der aus Württem­berg als Kommandeur der 6. Division nach Preußen abkommandierte Generallieutenant v. Pf aff dem­nächst um feinen Abschied einzukommen. Außer v. Pfafs ist lt.S. B." gegenwärtig nur noch ein württ. Offizier, Generallieutenant v. Dettinger, als Divisionär in der deutschen Armee verwendet.

Stuttgart, 7. Juli. Der frühere Reichstags­abgeordnete Freiherr v. Münch soll auf Grund des Materials, das in dem bekannten Prozeß Colin gegen Münch gesammelt wurde, einer Irrenanstalt aus 6 Wochen zur Beobachtung überwiesen werden.

Es wird bestätigt, daß der Reichstagsabgeordnete für Metz, Dr. Haas sein Mandat niedergelegt hat. ^ ^ . o'" . ' '

Kassel. Die kaiserl. Prinzen und Prinzessinnen sind zum Sommeraufenthalt in Wilhelmshöhe an­gekommen.

Hamburg, 10. Juli. Den Hamb. Nachr. zu­folge war der Zentrumsführer Lieber in letzter Zeit

hier und hatte längere Unterredungen mit den: Staats­sekretär Grafen Pasadowsky.

Hamburg, 10. Juli. Die Abreise des Fürsten Bismark von Friedrichsruh ist auf morgen mittag 1 Uhr 15 Min. festgesetzt: der Fürst wird zunächst einige Tage in Schönhausen verweilen und sich so­dann über Berlin nach Varzin begeben.

Die neue preußische Beschwerdeorduung für die Armee wird auch, wie das württembergische Kriegsministerium verfügt hat, bei dem württember- gischen Armeekorps eingeführt.

Die deutsche Hochseefischerei entwickelt sich in einer recht erfreulichen Weise. In der Ostsee ist man zu neuen Fischfangarten übergegangen und hat damit recht ansehnliche Resultate erzielt. Aber auch in der Nordsee sucht man vorwärts zu kommen. Hier legt man hauptsächlich auf die Vermehrung der Fischdampfer Wert. Dank dieser energischen Anstrengungen haben sich denn auch die Erlöse aus den: jährlichen Verkauf der Seefische stark gehoben. Dieselben betrugen für Bremerhaven und Geestemünde z. B. im Jahre 1892: 2, im Jahre 1893 schon 2,7 Mill. Eine noch bedeutende Erweiterung der Hochseefischerei in der Nordsee erwartet mau von der Herstellung des offene:: Fischereihafens an der oberen Geeste, welche möglichst gefördert wird.

Berlin, 7. Juli. Wie verlautet, wird die Zu­lassung der Redemptoristen den Preis für eine ein­stimmige Ablehnung des Jesuitenantrags im Bundes­rat bilden. Wie dieAlg. Z." schreibtsoll Bayern unter dieser Bedingung bereit sein, gegen die Auf­hebung des Jesuitengesetzes zu stimmen, auf dessen Beibehaltung Preußen beharrt.

Berlin, 9. Juli. Der Bundesrat hat den Gesetzentwurf betreffs die Aufhebung des Jesuiten­gesetzes abgelehnt, dagegen den Antrag Bayerns auf Wiederzulassung der Redemptoristen angenommen.

Berlin, 9. Juli. Wiener Meldungen aus Rom besagen, der Papst sei gefährlich erkrankt. Sämtliche in Rom weilenden Kardinäle sind im Vatikan ver­sammelt, die übrigen Kardinäle wurden angewiesen, sich zur Reise «ach Rom bereit zu halten.

Rudolph von Bennigsen feierte Dienstag den 10. Juli seinen 70. Geburtstag. Ein Leben reichen Schaffens, hoher Erfolge, wie es nur weni­gen Sterblichen beschieden ist, liegt hinter ihm. Und doch steht das Geburtstagskind noch in voller Schaf­fenskraft da, von welcher nur zu wünschen ist, daß sie noch lange dem Vaterlande erhalten bleiben möge. Wenn man der Wiedererrichtung des deutschen Reiches sich erinnert, der Zeit, in welcher die deutsche Ge­schichte einen Höhepunkt wie nie zuvor erreicht hat, so muß neben Bismarcks auch v. Bennigsens gedacht werden. Neben dem ersteren Namen hat in Deutsch­land keiner so Hellen, guten Klang wie der Rudolph v. Bennigsens. Denn es ist der Name eines von hohem Idealismus getragenen Patrioten, eines durch klaren, scharfen Verstand ausgezeichneten Staats­mannes, eines vornehmen, ritterlichen, zu allen Zeiten bewährten, unbeugsamen Charakters, es ist der Name des unermüdlichen Vorkämpfers deutschen Bürger­tums. Bennigsen ist es, der die Zeit der Wieder­geburt des Deutschen Reiches nicht nur mit durch­lebt, sondern in hervorragender Weise mit gestaltet, den eigenen Namen in unverlöschlichen Zügen ein­gegraben hat. Das ist der köstlichste Preis, der einem Manne wohl zu teil werden kann. Bennig­sen hat diesen Preis errungen.

Das Entgegenkommen des Bundesrats gegen das Zentrum in der Jesuitensrage kann man so schreibt dieN.-L. Corr." nur aus Gründen der allgemeinen politischen und parlamen­tarischen Situation (Lage) verstehen. Es ist ja leider wahr und liegt wie ein erdrückender Alp auf dem ganzen politischen Leben, daß in der Reichsgesetz­gebung ohne das Zentrum nichts mehr zu machen ist, nachdem die guten Grundlagen einer nationalen Politik, eine Reichstagsmehrheit aus Konservativen und Gemäßigtliberalen, auf unabsehbare Zeit hinaus zerstört sind. Es liegt in dieser Situation ein ge­wisser Zwang für die Reichsregierung, der manches erklärlich und entschuldbar macht. Staatsmänner, die etwas Positives erreichen und die Reichsmaschine nicht bloß in dem allermühsamsten Fortkeuchen in beschränktesten Bahnen erhalte» woll.n, können kaum anders, als Unterstützung zu luchen, wo sie eben in genügender Stärke zu finden ist. Das ist dann ohne mancherlei Zugeständnisse nicht möglich, und das Bedenklichste ist, daß es immer nur von Fall zu

Fall und für den Augenblick genügt. Eine dauernd befriedigende Lösung der Schwierigkeiten läßt sich darauf nicht gründen, sondern nur eine wechselnde Opportunitätspolitik. Es liegt auch die Gefahr- nahe, daß man durch Zugeständnisse an Parteien, die nach ihrem ganzen Wesendem zuverlässiger Rück­halt des Reichs und einer nationalen Politik nicht sein können, die von Natur berufensten Stützen der Reichsregierung abstößt und entmutigt.

Oesterreich-U ngarn.

lieber eine neue Explosion in Karmin wird von dort gemeldet: Am Samstag vormittag fand in dem an: FörderschachteKarl" anstoßenden Kanzleizimmer eine Explosion schlagender Wetter statt. Die in den: geschlossenen Schachte angesammelten Gase waren durch die Mauern geströmt. Vier Per­sonen wurden leicht verletzt. Die Explosion ist wahrscheinlich durch das Anzünden eines Streich­holzes verursacht worden. Die Zugänge zu sämtli­chen geschlossenen Schächten sind abgesperrt und werden überwacht. Die Arbeiten am Tiefbauschachte sind wegen der auftretenden Kohlenoxydgase unterbrochen. Alle Anzeichen deuten darauf hin. daß der Grüben- brand noch nicht gedämpft ist.

Die Pester Polizei verhaftete auf Weisung der Petersburger Geheimpolizei einen gewissen Constantin Dronkowsky, welcher in Pest die tierärztliche Aka­demie besucht. Dieser soll mit einer Nihilistenbande von etwa 200 Personen, die wegen Verschwörung gegen das Leben des Zaren verhaftet sind, in Ver­bindung stehen.

Frankreich.

Paris, 7. Juli. Die Berichte über Caserios Vorleben in Cette lassen es immer unbegreiflicher erscheinen, daß der Mensch von der Polizei nicht besser überwacht worden ist. Caserio mar den Be­hörden seit langer Zeit als gefährlicher Anarchist bekannt. Ans der Anarchistenliste, die der Polizei- kommiffar in Cette infolge ministeriellen Auftrages zu Beginn dieses Jahres anfertigte, stand Caserio an vierter Stelle. Vor einiger Zeit sagte er in einem Wirtshause, als man von dem Präsidenten Carnot sprach, ganz laut:Den Präsidenten, den habe ich verurteilt!" Ein anderes Mal rief er:Wir brauchen keine Bomben!" Ich weiß was besseres!" und machte hiebei die Gebärde eines Dolchstoßes. Gleichwohl konnte er ungehindert einen Dolch bei dem bekanntesten Waffenschmied in Cette kaufen und seine Mordreise antreten. Wie aus Lyon gemeldet wird, hat Caserio sein dumpfes Schweigen bereits aufgegeben und knüpft mit seinen Wächtern gern Gespräche an. Gestern frug er, welchen Eindruck seine That im Publikum gemacht habe. Als ihm die Wächter antworteten, sein Verbrechen habe überall die größte Entrüstung erweckt, wandte er sich über­rascht ab.

Mars eile, 10. Juli. Gestern wurden hier 7 Anarchisten verhaftet; außerdem hat die Polizei eine große Falschmünzerbande entdeckt, die hier und in der Umgebung seit langer Zeit ihr Unwesen trieb. Die Bande soll mit dem Anarchistenkomplott gegen Carnot in Verbindung stehe». Es ist das Gerücht verbreitet daß hier sehr hochgestellte Persönlichkeiten durch die Falschmüuzerafsnire kompromittiert seien.

England.

London. Gladstone sandte seinen Wählern in Midlothian einen Abschiedsbricf, in welchem er die Absicht kundgiebt, nach Schluß der gegenwärtigen Parlamentssession nicht wieder zu kandidieren.

Rußland.

Odessa. 10. Juli. Der aus Sebastopol nach Odessa gegangene russische Passagierdampser Wladi­mir kollidierte vorige Stacht mit einem italienischen ! Dampfer bei Eupatoria. Der Wladimir ging unter; !ein Teil der Passagiere wurde gerettet; circa 00 Menschen sollen ertrunken sein.

! Australien.

! Aus Samoa, lieber die Lage in Samoa ^ wird von dort geschrieben, daß die Zustände daselbst noch keine Aenderuug zum Besseren erfahren haben. Stach wie vor herrscht der Bürgerkrieg zwischen den ^ En:gebore::e::,:velche sich unterdeuAugen derVertrags- mächte in beständigen Kämpfen gegenseitig anfrciben. Nachdem die Regierungspartei im April d. I. einen blutigen Sieg über den aufständ gen Stamm der Aana erfochten hatte, mar es den gemeinsamen Be­mühungen der drei Konsuln gelungen, einen Frieden zu Stande zu bringen. Die Ansständigen verpflich­teten sich, eine Anzahl von Gewehren ausznliesern.