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Amts- und Intelligenz-MM für den Obersmts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 Psg-, in dem Bezirk 1 Ml., außerhalb des Bezirks 1 Mk. 20 Psg. Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Samstag 5. Mai

Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 Psg., bei mehrmaliger je 6 Psg.

1894.

Amtliches.

Nagold.

Bekanntmachung,

betreffend Maßregeln zur Linderung der Futternot.

Nachdem die Aussichten auf Gewinnung von Futter sich günstig gestaltet haben, hat der Amtsversamm­lungsausschuß zunächst von Ergreifung weiterer Maß­nahmen zur Linderung der Futternot Abstand ge­nommen.

Seit Anfang dieses Jahres sind für den Bezirk Nagold erworben worden:

5700 Ctr. Heu u. rund 300 Ctr. Stroh, zusammen 6000 Ctr. Rauhfutter.

Abgegeben sind 5900 Ctr.

Vorrätig sind noch rund 100 Ctr. Heu, welche in Nagold und Altensteig gelagert sind.

Den 4. Mai 1894.

K. Oberamt. Vogt.

Die Diözefarrfrznode

wird Mittwoch 9. Mai in Nagold gehalten werden. Tagesordnung: 9 Uhr Predigt. 10 Uhr Verhand­lungen: 1) Wahl eines Abgeordneten für die Lan­dessynode. 2) lieber Kirchengesang und Kirchen­chorgesang.

K. Dekanat. Schott.

Soirderkorrferenz

zu Altensteig im obern Schulhaus Mittwoch, den 9. Mai, vorm. 10',4 Uhr. Gesang: Männerchöre von Weeber I. Teil, Nr. 68: Wohl dir; Nr. 57: Unser Vater.

Nagold, 4. Mai 1894.

Kübele.

Hages-Weuigkeilen.

Deutsches Reich.

** Nagold, 3. Mai. Die heurige Lehrlings- prüsung, die am 1. Mai von nachm. 1 Uhr an hier stattsand, erfreutesich einer zahlreichen Beteiligung, indem sich zu derselben 22 Lehrlinge von hier (19) und Ebhausen (3) eingefunden hatten. Die Lehr­linge gehörten 8 Handwerkern an. Es wurden nämlich geprüft: 5 Schreiner, 4 Mechaniker, 3 Schlos­ser, 3 Maler, 3 Bäcker, 2 Metzger, 1 Zimmermann, 1 Schneider. Die Schüler hatten Gelegenheit, ihre Kenntnisse zu zeigen teils in den Schulfächern (Auf­satz, Buchführung, Lesen, Rechnen und Zeichnen), teils in ihrer prakt. Tüchtigkeit (Werkzeug und Materia­lienkunde, Gesellenstück). Bei den Schulfächern, in denen künftig an einem besonderer Tag geprüft wer­den sollte, stellte sich heraus, daß der Besuch einer Winterabend- oder Fortbildungsschule nötig ist, wenn ein annehmbares Zeugnis erzielt werden soll. Die prakt. Arbeiten und Zeichnungen waren im untern Zeichensaal ausgestellt. Man sah hier eine Futter­schneidmaschine, eine Wendeltreppe als Modell, zwei Waschtische mit Marmoraufsätzen, zwei Kommode, ein gemaltes Kinderhäuschen, mehrere Inschriften und Verzierungen von Malern u. s. w. Die Kunst der Bäcker und Metzger entzog sich den Blicken der Be­schauer. Sämtliche Arbeiten, auch die Zeichnungen, gaben Kunde von erfreulichen Leistungen der Lehr- die sie nach 2- bis 3jähr. Lehr- und Unter­richtszeit darbieten konnten. Sämtliche Lehrlinge be­standen diePrüfung, viele derselben mitsehr erfreulichen Zeugnissen. Nach der Prüfung, die im obern Zei­chensaal des neuen Schulhauses stattgefunden hatte, begab sich der Gewerbeschulrat, der die Prüfung an- geordenet hatte, die prüfenden Lehrer und Meister samt den geprüften Lehrlingen in den Rathaussaal,

wo sie zwei Diplome mit den Zeugnissen erhielten.

Eines derselben ist künstlerisch ausgestattet und soll eine Erinnerung an diese Prüfung fürs ganze Le­ben sein; das andere ist die beglaubigte Abschrift des Originals und ist für die Wanderschaft bestimmt. Die Vorstände des Gewerbeschulrats (Stadtpfarrer Dieterle) und des Gewerbevereins (Kommerzienrat Sannwald) hielten sodann noch herzliche Ansprachen an die jungen Leute und ermahnten sie dringend zu immer größerem Fleiß und Eifer, damit sie auch einmal recht tüchtige Meister werden. Nachem der Vorsitzende den prüfenden Lehrmeistern den gebüh­renden Dank freundlich ausgesprochen, auch Kommer­zienrat Sannwald dem Vorstand des Gewerbeschul­rats für seine Mühewaltung bei Veranstaltung der Prüfung Anerkennung gezollt hatte, begaben sich alle Beteiligten in denHirsch," wo auch den geprüften Lehrlingen eine sehr dankenswerte Erfrischung gereicht wurde.

Stuttgart, 1. Mai. Der Gesundheitszustand der Königin ist nach dem Ausspruch der I. M. die Königin behandelnden Aerzte soweit vorgeschrit­ten. daß die Königin zu dem in Wildbad in Aus­sicht genommenen Kuraufenthalt Mitte Mai dorthin übersiedeln kann. Dem Vernehmen nach wird die Königin etwa 4 Wochen verweilen.

Stuttgart, 1. Mai. Im Wartsaal 3. Klasse des Bahnhofes Stuttgart kamen heute die im vierten Quartal v. Js. aus württ. Stationen und in den Zügen gefundenen und bisher nicht zurückverlangten Gegenstände zum Verkauf. Wie groß die Zahl derselben ist, beweist, daß die Versteigerung auch morgen noch dauert. Es ist dies ein neuer Beweis, daß das Publikum noch zu wenig von dem Existieren des Fundbureau Kenntnis hat.

Stuttgart, 1. Mai. Unter den 31 Diakonissen, welche bei der Jahresfeier der evang. Diakonissen­anstalt am Himmelfahrtstage nachmittags in der Stiftskirche eingesegnet werden, befindet sich auch die Gräfin Marie v. Taubenheim.

Der Wiederzusammentritt der vertagten Stände­versammlung ist auf Dienstag den 15. Mai d. Js. bestimmt.

Die Buchdruckerei v. I. W. Dietz in Stuttgart hat die achtstündige Arbeitszeit vom 1. Mai an eingeführt.

Dorn Han, 1. Mai. Für die hiesige Gemeinde­jagd, welche seither um 300 ^ verpachtet war, wurden bei der heute für die drei nächsten Jahre vorgenommenen Verpachtung 700 ^ pro Jahr erzielt. Pächter ist Baron v. Podewils in Lein­stetten.

Reutlingen, 28. April. Der 28jährige Kon­ditor A. Förster von Neuenstein, OA. Oehringen, wurde von einem hiesigen Schutzmann verhaftet. Derselbe hatte in Stuttgart in Gemeinschaft mit einem Genossen eine gößere Anzahl von Velocipeden gestohlen und suchte nun eines derselben im Wert von 400 zu verkaufen. Sein Genosse ist auf telephonische Benachrichtigung von hier aus in Stutt­gart verhaftet worden.

Ebingen, 2. Mai. Der am Sonntag Nach­mittag zwischen hier und Lautlingen räuberische über­fallene Knecht Löffler ist heute Morgen an den er­haltenen Verletzungen im Spital verschieden. Der Mörder, ein Friedrich Bailer, Schuhmacher, wurde gestern in Hechingen durch Landjäger Wolf von Onstmetingen verhaftet.

München, 27. April. Zur Warnung wird folgender Fall mitgeteilt: Ein Schriftsetzer hatte sich eine kleine Rißwunde zugezogen und diese mit

Zeitungspapier verklebt. Bald daraus trat Blut­

vergiftung ein, welche den Tod des Mannes zur Folge hatte.

Massenerkrankung von Soldaten. Wie man aus Darmstadt meldet, erkrankten nach dem Genuß von altem Kartoffelsalat zahlreiche Soldaten des dortigen 25. Feldartillerie-Regiments. Die Ver­giftungssymptome machten sich durch Erbrechen, Diarrhoe und Geistesabwesenheit bemerkbar. Die am schwersten Erkrankten über 30 an der Zahl wurden auf Stroh gebettet und in offenen Wa­gen uach dem Lazaret gebracht. In der Stadt herrschte große Aufregung. Die Militärbehörde be­nachrichtigte telegraphisch das Korpskommando in Cassel, sowie den Darmstädter Kreisarzt. Die über­treibende Fama sprach bereits von Toten. Wie je­doch authentisch verlautet, ist kein einziger Todesfall vorgekommen. Eine Anzahl der Erkrankten konnte vielmehr schon Abends aus dem Lazaret entlassen werden. Eine Untersuchung ist eingeleitet.

Der Lübecker DampferDeutschland" stieß bei der Nordspitze von Bornholm mit dem Dampfer Edgar" aus Newcastle zusammen. Letzterer sank sofort; die Mannschaft wurde gerettet.

Ein überraschende Nachricht geht derSchle­sischen Zeitung" aus Berlinvon gut unterrichteter Seite" zu. Fmanzminister Dr. Miquel soll in Folge von Ueberarbeitung seit einiger Zeit viel an neural­gischen Kopfschmerzen leiden. DieFranks. Ztg." meint, mit den neuralgischen Schmerzen werde es wohl nicht so schlimm sein; vielleicht könnte etwas Lieberthee" gute Dienste dagegen thun.

Großes Aufsehen erregt in Thorn die Ver­haftung eines Schülers des Realgymnasiums, des siebenzehnjährigen Untersekundaners Szuolz, des Soh­nes eines russischen Unterthanen, unter dem Verdacht der Spionage und Majestätsbeleidigung. Sein Va­ter lebt als Privatmann abwechselnd in Odessa oder Bialystock; sein Bruder ist Offizier der russischen Armee. Der Verdacht ist, wie derPost" aus Thorn berichtet wird, dadurch erregt worden, daß er bei Spaziergängen kleine Zeichnungen über die Lage der Festungspforte anfertigte unter Abschätzung von Ent­fernungen. Bei einer vom Ersten Staatsanwalt ein­gestellten Haussuchung wurden derartige Zeichnungen gefunden, so daß die Anklage wegen Landesverrats möglich erscheint. Weiter soll Szuolz bei einer Kai­sergeburtstagsfeierschwere Majestätsbeleidigungen aus­gestoßen haben. Bis Ostern 1893 besuchte er das Gymnasium zu Königsberg in Ostpreußen. Mög­lich, daß er sich dort schon ähnlicher Beschäftigung hingegeben hat.

Auf Bewilligung von Altersrenten sind seit Inkrafttreten des Jnvaliditäts- u. Altersversicherungs­gesetzes 271463 Ansprüche erhoben worden. Von diesen wurden 215 384 Ansprüche anerkannt und 46 422 zurückgewiesen, 3754 blieben unerledigt, wäh­rend die übrigen 5903 Anträge auf andere Weise erledigt wurden. Die Zahl der Ansprüche auf In­validenrente betrug 97 163. Von diesen wurden 21 687 zurückgewiesen, 6680 blieben unerledigt wäh­rend die übrigen 4592 Anträge auf andere Weise ihre Erledigung gefunden haben. Unter den Per­sonen, die in den Genuß der Invalidenrente traten, befinden sich 1583, die bereits eine Altersrente be zogen.

Berlin. 1. Mai. Das Landgericht I verurteilte heute Ahlwardt wegen Beleidigigung der Gesamt heit des preußischen Beamtenstandes, begangen in einer am 29. Oktober 1891 zu Essen gehaltenen Rede, zu dreimonatlichem Gefängnis.

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