ders dargestellt, als den Akten. Er hätte nicht ge­glaubt, daß in Heilbronn solche Dinge hätten Vor­kommen können. Noch erbarmungsloser kritisierten die beiden fremden Psychiater das Innerste, in wel­chem alle diese Ungeheuerlichkeiten sich zutragen. Es sprach tiefe Sympathie für Hegelmaier aus den Worten der Aerzte, von denen der Straßburger Professor Fürslner noch den Wunsch aussprach, He­gelmaiers Leben mochte sich für die Folge in einem ruhigeren Fahrwasser bewegen als bisher.

Stuttgart, 27. April. Für deu deutschen Lehrertag in Stuttgart zu Pfingsten sind bis jetzt 1901 Teilnehmerkarten gelost (1422 aus Württem­berg, 475 aus dem übrigen Deutschland und 4 aus Oesterreich.

Stuttgart, 27. April. Wie derSt.-Anz." hört, ist der Verlaus der unter den Mannschaften der Garnison Gmünd plötzlich aufgetretenen Grippe- Epidemie ein sehr günstiger. Neue Erkrankungen sind seit mehreren Tagen nicht mehr vorgekommen f von den 60 Kranken ist über die Hälfte bereits genesen, die übrigen befinden sich auf dem Wege der Besserung.

Der neue Eisenbahntunnel zwischen Münster und Zazenhausen (Cannstatt) wird in den nächsten Tagen zum Durchbruch kommen. Die von zwei Seiten gegeneinander vordringenden Arbeitsgruppen hören einander schon in der Nähe arbeiten.

M ünchen, 26. April. Gestern nacht erstickten beim Räumen einer Abortgrube in der Pilotystraße 3 Arbeiter infolge starker Entwicklung giftiger Gase, weil sie die nötigen Vorsichtsmaßregeln außer acht gelassen hatten. Die sofort zur Stelle befindliche Hilfe erwies sich als erfolglos.

In Schneidemühl ist ein Familienvater, der wegen Schuloersänmnis seiner Kinder zu einer Haft- strase von 1050 Stunden verurteilt worden ist, zur Verbüßung dieser Strafe nun verhaftet morden.

Jena, 26. April. Der Hauptvorstand des Evangel. Bundes des Großherzogtums beschloß eine Eingabe an den Bundesrat gegen die Zurückberuf­ung der Jesuiten zu richten.

Elberfeld, 26. April. Eine Deputation von Frauen und Jungfrauen des bergischen Landes hat sich zur Ueberreichung einer Adresse zum Fürsten Bismarck begeben, der sie heute mittag empfängt.

Für Herrn v. Bennigsen sammelt ein national­liberaler Ausschuß im Aufträge der Fraktion Bei­träge zu einem Ehrengeschenk, das ihm an seinen! 70. Geburtstag (10. Juli) überreicht werden soll. Es handelt sich um ein Kunstwerk, das in der Fa­milie unseres allverehrten Führers als Denkmal sei­ner unvergeßlichen Verdienste um die innere Wieder­belebung des Reiches für alle Zeiten bestehen bleibt." Im Hinblick ans den 70jährigen Geburtstag hat Ernst Schreck im Verlag von Leopold Ost in Han­nover und Leipzig ein lebensgeschichtliches Charakter­bild erscheinen lassen. Das Büchlein, das mit einem wohlgelungenen Bildnis geziert ist, verfolgt die vor­nehme Erscheinung, in der sich ein bedeutsames Stück deutscher Geschichte verkörpert, durch alle Phasen ihres politischen Wirkens.

Berlin, 25. April. Der Dowe'sche Panzer hat am Dienstag nachmittag um 3 Uhr die einge­hendste Probe von allen zu bestehen gehabt. Vor Offizieren vom Jngenieurkorps und von der Artil lerie, und zwar in Gegenwart des Obersten Götze vom Patentamt mußte Dowe den Panzer ankegen. Offiziere hatten Patronen für das jetzige Jnfanterie- gewehr (Modell 88) mitgebracht und luden eigen­händig das Gewehr, das Martin später auf Dowe abschoß. Der Panzer hielt diesmal ebenso Stand, wie früher, so daß nach dem Urteil der Sachver­ständigen die Erfindung auch für Militärzwecke nutzbar, wenu auch in der jetzigen Gestalt zur Panzerung des einzelnen Mannes nicht ver­wendbar ist. Weiterhin hat eine Probe mit der Original-Militärpatrone auch vor dein Geh. Ober­medizinalrat Dr. v. Bardeleben stattgefunden, nach­dem gelegentlich des Chirurgischen Kongresses die Ansicht ausgesprochen worden war, daß Ver Panzer der Militärpatrone nicht standhalten werde. Herr v. Bardeleben, wie auch die am Dienstag versam­melten Offiziere haben dem Mannheimer Schneider­meister schriftlich bescheinigt, daßdie Erfindung sich als absolut kugelsicher erwiesen und daß Dowe von deu auf ihn abgegebenen Schüssen keine Belästigungen verspürt habe." Im übrigen ist auf Wunsch der Stabsoffiziere noch auf deu Panzer in hängender

Lage und an einem Brett stehend in schräger Rich­tung geschossen worden. Das Ergebnis zeigte keine Abweichung von dem früheren.

Berlin, 27. April. Die hies. Staatsanwaltschaft leitete die Untersuchung im Duell des Frhrn. v. Kiderlen-Wüchter mit dem Redakteur desKladde­radatsch" Polstorff ein.

Berlin, 28. April. Wie bekannt, soll die feierliche Einweihung des neuen Reichstagsgebäudes am 18. Oktober stattfiuden. Andererseits wird es für unmöglich angesehen, daß die Regierung mit ihren Arbeiten zu diesem Zeitpunkt zum Abschluß gelangt, deshalb wird beabsichtigt, deu Reichstag zur Einweihung zu berufen und dann bis zur letzten Novemberwoche zu vertagen.

Oe st erreich - U ng arn.

Wien, 26. April. Die Staatsanwaltschaft kon­fiszierte 140 000 Flugblätter, die die Aufforderung zur Maifeier enthielten.

Mattuglie, 27. April. Die deutsche Kaiserin ist mit ihren Kindern heute vormittag abgereist. Sie hatte in Abbazia gegenüber dem Statthalter Rinaldini, dem Bezirkshauptmann Fabiani, dem Re­gierungsrat Glax, dem Direktor Silberhuber und dem Oberst Wächter, welche zur Verabschiedung sich eingefunden, ihre Befriedigung über ihren Aufent­halt geäußert und für deren Bemühungen, die der­selben den Aufenthalt angenehm gestaltet haben, gedankt. Auf dem Bahnhof hatte sich eine große Menge angesammelt, welche die Kaiserin herzlich begrüßte.

. Budapest, 26. April. DerMagyarAllam" droht unter Berufung auf die Kirchenlehre, jeder katholische Gesetzgeber, der die Zivilehe votiere, werde vom Papste exkommuniziert werden.

Brünn, 26. April. Die Polizei hat alle für den 1. Mai geplanten Aufzüge und Versammlungen strengstens untersagt.

Frankreich.

Paris, 26. April. Eine angebliche deutsche Spionengeschichte ist nach verschiedenen Richtungen noch dunkel. Erst meldeten die Radaublätter, man habe einen aktiven preuß. General bei der Spionage ertappt, dann war es mindestens ein Oberst gewesen und heute heißt es, der Platzmajor von Bitsch, Hauptmanu v. Seel, befinde sich in Marseille als der Spionage verdächtig in strenger Geheimhaft und Untersuchung. (Herr v. Seel ist übrigens nicht mehr aktiver Offizier.) Er sei am 14. April vom Spe­zialkommissar am Bahnhofe in Marseille auf der Rückkehr von einem Ausfluge in die Alpen, wo er durch sein Benehmen Argwohn erregt habe, ange- halteu worden, habe Schwierigkeit gehabt, sich zu legitimieren, und außerdem durch verdächtige Schrift­stücke und Karten, in denen die französischen Grenz­befestigungen korrigiert waren, sich die Verhaftung zugezogeu. Das ist die aus der Umhüllung von Redensarten und Phrasen herausgeschälte landläufige Version, die sich mit nebensächlichen Varianten und hie und da mit der mehr oder weniger strengen For­derung nach Repressalien für die i» Glatz sitzenden französ. Offiziere in der hiesigen Presse findet.

Italien.

Rom, 26. April. Die Veruntreuungen an der Kasse des Vatikans erreichen nach derAgenzia Jtaliana" eine Million. Das Manco wird jedoch durch deu Peterspfennig der spanischen Pilger nahezu gedeckt. Der schuldige Beamte ist ins Ausland ge­flohen.

Die letzten spanischen Pilger, etwa 8000 Köpfe stark, haben am Mitwoch den italienischen Boden wieder verlassen, ebenso unbehelligt, wie sie ihn betreten haben. Ob sich ihre Ankunft in der Heimat ebenso friedlich vollziehen wird, ist eine an­dere Frage. Die Erbitterung über die kostspielige Wallfahrt ist groß genug, um in den Ausschiffungs- Häfen besondere Vorsichtsmaßregeln nötig erscheinen zu lassen.

Griechenland.

Athen, 28. April. Ein neues heftiges, 15 Sek. andauerndes Erdbeben fand gestern abend 9' , Uhr statt. Menschenleben sollen verloren gegangen und zahlreiche Häuser eingestürzt sein. In Athen beka­men einige Häuser Risse. Es herrscht lebhafte Be­wegung.

England.

London. Das Unterhaus nahm in zweiter Lesung die Bill, betrestend die Einführung des 8stündigen Arbeitstages in den Bergwerken, mit

281 gegen 194 Stimmen an. Der Staatssekretär des Innern, Asquith, erklärte, er, nebst der großen Mehrheit des Kabinetts, unterstütze die Vorlage.

London, 28. April. Verschiedene Blätter be­glückwünschen das Unterhaus, daß es den 8Stunden- Arbeitstag vor dem 1. Mai mit großer Mehrheit in 2. Lesung angenommen habe. Die gesetzliche Regelung werde England große Unruhen ersparen und die Produktion nicht verringern.

Das Experiment des Achtstundentages soll in England, nachdem in den Staatsarsenalen damit der Anfang gemacht worden ist, in großem Stil fortgesetzt werden. Das Unterhaus hat am Mittwoch das Gesetz betreffend die Einführung des Achtstundentages für Bergwerke in zweiter Lesung angenommen. Die Regierung ist in der Frage ge­spalten, doch hat sich am Mittwoch die überwiegende Mehrheit des Kabinetts für die Vorlage, die von den Arbeitervertretern Burns und Genossen ausge­gangen war, erklärt. Das Kabinett Rosebery hat sich offenbar bei der Behandlung dieser Frage mehr von Wahlinteressen als von staatsmännischen Gesichts­punkten leiten lassen, und es kann leicht kommen, daß es das Zugeständnis, das es der Arbeiterschaft gemacht hat und das die Begehrlichkeit derselben nur steigern kann, eines Tages bitter zu bereuen haben wird.

Rußland.

Petersburg, 25. April. Nach einer Meldung derP. K." verlautet mit Bestimmtheit, daß der Bruder des deutschen Kaisers, Prinz Heinrich von Preußen, im Laufe des Sommers zum Besuche des russ. Hofes nach St. Petersburg kommen werde. Der Prinz dürfte sich in der russ. Hauptstadt, bezw. in Peterhof, zehn Tage aufhalten.

Amerika.

New-Jork, 27. April. Sämtliche Staatsge­bäude und Kasernen von Jefferson City (Missouri) sind niedergebrannt. Viele Soldaten sind erstickt.

In den Vereinigten Staaten von Nord­amerika ist ein Riesenstreik ausgebrochen; ca. 250 000 Mann feiern. Die Kohlenproduktiou ist lahm gelegt, und zahlreiche Fabriken haben ihren Betrieb bereits einstellen müssen. Die hiedurch ar­beitslos Gewordenen arrangieren nun Mastenzüge nach Washington, um den daselbst tagenden Kongreß um Hilfe zu bitten. Wenn diese Arbeitslosen aber alle nach der Stadt Washington gelangen, so kann die Sache sehr schief werden. Deshalb weigern sich die Eisenbahngesellschaften, diese Arbeitei masten nach Washington zu befördern und haben aus Furcht, die Arbeitslosen könnten ihre Züge unterwegs an- halten und zerstören, den ganzen Betrieb eingestellt.

Kleinere Mitteilungen.

In den nächsten Tagen kann in den ersten Abendstunden ein neuer Komet beobachtet werden. Derselbe zeigt sich am südwestlichen Horizont im Sternbild des großen Hundes, südlich vom Sirius. Die Form ist rund mit Verdichtung in der 'Mitte.

Zabern, 27. April. Jedes Standesamt hat seine Kuriosa heiterer, ernsterer oder tragikomischer Natur, so auch das unserer Stadt; weist doch das Geburtsregister vom 'Monat Oktober vorigen Jahres als die uneheliche Mutter weiblicher Zwillinge ein am 22. April 1879 geborenes, somit erst 14' - Zahce altes Mädchen auf.

Magdeburg, 25. April. Bei Mensvors hat ein Leser derMagd. Ztg." folgende Szene ans deu, Tier­leben beobachtet: Eine Gans hatte ihre junge Brut ans die Weide geführt, als ein Storch herbeigeflogen kam und ein junges Gänschen zu erhaschen suchte. Tie Gans verteidigte ihre Jungen, aber dem Andrängen des Storches gegenüber gelang ihr dies nur unvollkommen. Ihr angst­volles Geschnatter lockte menschliche Hilfe herbei, aber diese kam zu spät, denn der Storch hatte bereits ein Gäns­chen gepackt und flog davon. Jetzt raffte sich tue alte Gans auf, spannte ihre Mügel und flog den, Räuber nach. Natürlich merkte sie bald, daß ihr Beginnen auziichrslos mar; sie gab ihre Verfolgung aus und kehrte niedergetchln gen zu den ihr gebliebenen Jungen zurück.

Militärische Vorschrift. Regimentskomman­deur (beim Rapport):Wenn ber Herr General das Re­giment besichtigt, und er macht ab und zu einen kl.inen Scherz, so kann er es nicht leiden, wenn im Chorus gelacht nnrd. Es darf nur ein Mann lachen. Ten Lach.r stellt die sechste Kompagnie.

KM" Dev heutigen Kummer unseres Mattes ist der Sommerfahrplau de gelegt.

Redaktion, Truck und VcKag der G. W. Zaiser'schen Buchhnuolmm (Tir.ll Inifer) Nagold.