Tübingen, 9. April. Heute früh wurde der Doppelraubmörder Di einer ans Landgericht vorgeführt, wo eine zahlreiche Menschenmenge überall wartete, lieberall wurde Diemer beschimpft und viele Anwesende nahmen eine drohende Haltung ein, da das begnadigende Urteil bekannt ist, über welches gestern schon in der ganzen Stadt gesprochen wurde. Allgemein wurde entschieden an die Hinrichtung geglaubt. In Reutlingen soll die Aufregung noch größer sein, als in Tübingen.
Stuttgart,?. April. Der Regierungsvorschlag für die Versassungsrevision wird nach dem „S. B." hier nicht günstig ausgenommen. Man war von Anfang an überzeugt, daß sich die Frage schließlich nur auf dem Wege des Kompromisses werde lösen lassen. Daß aber von seiten der Regierung so wenig Konzessionen gemacht werden, das hatte niemand erwartet. Die Verringerung der Zahl der kirchlichen Vertreter in der zweiten Kammer von 9 auf 6 ist ganz unerheblich, ebenso die Verminderung der ritterschastlichen Abgeordneten von 13 auf 8. Der alte Zopf von der Wahl eines Abgeordneten seitens der „7 guten Städte" ist trotz des Widerspruchs aller Parteien beibehalten: nur Stuttgart soll 3—4 Abgeordnete erhalten. Gegen diesen Grundsatz, daß für die Wahl eines Abgeordneten die Bevölkerungszahl maßgebend sein soll, ist durch Beibehaltung des oben ewähnten Rechts der „7 guten Städte" direkt gesündigt. Dieser Vorschlag wird die nötige Zweidrittelmehrheit, die er nötig hat, um Gesetz zu werden, nicht erlangen.
Stuttgart, 8. April. Dem Landesverbände der Wirte Württembergs sind bis jetzt 52 Vereine beigetreten, wozu in nächster Zeit noch die Oberamtsbezirke Mergentheim, Crailsheim, Künzelsau und Oehringen treten werden. Es stehen alsdann noch 19 Oberamtsbezirke aus. Am Mittwoch, den 25. wird der Landesausschuß in Stuttgart zu einer Sitzung zusammentreten.
Stuttgart, 10. April. Der Schriftsteller Ludwig Pfau wurde am 7. von einem Schlaganfall getroffen, der eine rechtseitige Lähmung und eine Trübung des Bewußtseins zur Folge hatte. Sein Zustand hat sich seither etwas gebessert.
Ulm, 8. April. Eine Sachbeschädigung schlimmster Art wurde kürzlich einem hiesigen Bierbrauereibesitzer zugefügt. Ein Sud Bier von 30 Hektolitern war demselben durch Hineinwerfen eines kleinen Stückchens Seife verdorben worden.
Leutkirch, 8. April. Der hiesige Gewerbeverein hat beschlossen, für eine Verlegung der Miettermine in hiesiger Stadt auf 1. Jan., 1. April, 1. Juli und 1. Okt. wirken und zu diesem Zweck mit den Hausbesitzern in Verhandlung treten zu wollen.
Brandfall: In Schwenningen die Wirtschaft zum „Adler" nebst weiteren 6 Wohnhäusern.
Freiburg, 6. April. Der Maurerstrike ist jetzt ziemlich allgemein geworden. Gestern abend hielten die Strikenden eine große Versammlung ab, in der einmütig beschlossen wurde, an der Forderung des zehnstündigen Arbeitstages festzuhalten, zumal der Referent, Genosse Bömelburg aus Hamburg, bekannt gab, daß der Generalstrikekasse 80000 zur Verfügung stehen. Der Strike dauert also vorerst weiter. Zuzug wird an den Bahnhöfen und Straßen abzuhalten gesucht. Der Ausgang ist noch nicht vorauszusehen.
Aus Wiesbaden wird gemeldet, daß der König von Dänemark auch in diesem Jahre wieder dort einen mehrwöchigen Kuraufenthalt nehmen wird, wofür die Wohnung bereits bestellt ist. Auch wird der König von Griechenland zur Kur erwartet. Der Prinz von Wales begiebt sich wieder zur Kur nach Bad Homburg v. d. Höhe und wird zum Besuch des Königs von Dänemark nach Wiesbaden kommen.
Berlin, 9. April. Schneidermeister Dowe hat gestern vor einigen Engländern, Amerikanern, Franzosen und einem höheren deutschen Offizier trotz des Polizeiverbots an seinem eigenen Körper seinen kugelsicheren Panzer vorgesührt. Zunächst wurde mit einem jetzigen Jnsanteriegewehr nach einem Eisenblock geschossen, in den die Kugel einen Meter tief eindrang. Sodann wurde ein Schuß auf Domes gepanzerte Brust abgegeben, und - die Kugel blieb :n: Panzer stecken. Dowe erklärte, gar nichts zu fühlen. Ein Versuch an einen: lebenden Pferde siel ebenfalls glänzend aus.
Deutscher Reichstag. Bei ganz außerordentlich schwacher Besetzung des Reichstags verlaufen die Sitzungen sehr still. Am Sonnabend wurde das von der Kommission genehmigte neue Stempelsteuergesetz durchgängig nach den gemachten Vorschlägen, die nur in einzelnen Punkten die Regierungsvorlage abändern, angenommen. Gegen die Verschärfung der Börsensteuer sprechen sich nur freisinnige Volkspartei und Sozialdemokraten aus, welche eine Vermehrung der Steuern überhaupt nicht als notwendig erachteten. Es kam deshalb zu mehrfachen Auseinandersetzungen zwischen den Abgg. Gamp (frks.), Werner (Antis.) und Richter-Hagen (sreis.). Weiter wurde die Erhöhung der Lotteriesleuer aus zehn Prozent angenommen. Ebenso hoch besteuert wird das Wetten bei Pferderennen am Totalisator. Abgelehnt hat die Kommission die Einführung einer Steuer auf Quittungen, Frachtbriefe, Checks u. s. w. Staatssekretär Graf Posadowsky betont, daß die verbündeten Regierungen diese Abgaben für durchaus praktisch halten, aber nach einigen kurzen Bemerkungen werden Frachtbrief-, Quittungs- und Checksteuer vom Reichstage einstimmig abgelehnt. Im übrigen wird die Vorlage unverändert genehmigt. Es liegen dann noch mehrere Resolutionen vor. Nach der einen soll die Regierung Fürsorge treffen, daß beim Kommissionsgeschäft dem Komittenten keine höheren Stempelbeträge in Rechnung gestellt werden, als vom Kommissionär selbst bezahlt worden sind. Nach der andern Resolution soll die Reichsregierung dem Reichstage möglichst bald ein Börsenorganisationsgesetz vorlegen. Staatssekretär von Bötticher stellt für die nächste Session einen sol chen Gesetzentwurf in Aussicht. Abgg. Barth und Richter (sreis.) warnen vor übereilten Maßnahmen gegen die Börse und es entsteht hierüber eine Erörterung, in welcher die Redner aller anderen Parteien den Wunsch nach einem solchen Gesetz vertreten. Die Abstimmung über die Resolutionen erfolgt erst in der 9. Lesung. Hiernach wird die Sitzung bis zum Montag nachmittag 1 Uhr vertagt.
Die neue Ausrüstung der Infanterie. Die allgemeinen Umrisse, in welchen sich die Erleichterung der Belastung der Infanterie halten wird, haben wir früher schon mitgeteilt. An genaueren Angaben ist noch folgendes nachzutragen: Es werden versuchsweise die Rockschöße hinten geteilt und ein wenig verkürzt. Statt der Binde wird ein Kragenstück an das Hemd geknöpft. Das Kalikohemd wird durch ein Tricot- gewebe ersetzt. Die Stiesel erhalten leichteres Leder für die Schäfte und leichteren Beschlag. Die Unterhosen werden so zugeschnitten, daß sie im Quartier als Oberhose getragen werden können. Die Tornister werden erleichtert, mit beweglichen Tragriemen ohne Gestell hergestellt. Zeltzubehör und Lebensmittel- beutel, in welchem die eisernen Portionen Platz finden, werden unter der Tornisterklappe befestigt, und unten seitlich des Tornisters zwei leicht zugängliche Taschen für je ein Patronenpaket angebracht. Dafür fällt die Hintere Patronentasche fort, jedoch nehmen die vorderen Taschen je 3 (statt 2) Pakete zu 15 Patronen auf. Die Blecheinsätze werden beseitigt. Die Leibriemen und Säbeltaschen werden um einen halben Centimeter schmäler geschnitten, als bisher. Das Kochgeschirr besteht aus geschwärztem Aluminium. Der Mantel wird im Rücken und in den Aermeln nicht gefüttert, der Schnitt enger, die Aermelauf- schläge schmäler gemacht. Die Drillichhose fällt fort. Die Handschuhe werden nur für die kältere Jahreszeit ausgegeben, das Putzzeug wird um 200 Gr. verringert, das Seitengewehr macht einem etwa ein Pfund leichteren Modell Platz. An Schanzzeug wird der Truppe soviel zugeteilt, daß jede Compagnie nur noch 50 Spaten, 10 Beilpicken, 5 Beile mitführt, die man den stärkeren Leuten mitgeben wird.
Das Bismarck-Denkmal in Berlin. Der Kaiser hat, Berliner Blättern zufolge, den Vorschlag zur Errichtung des Bismarck-Denkmals vor der Säulenhalle des Reichstagsgebäudes auf den Königsplatz genehmigt.
Getreide-Monopol. Der Antrag des Abg. Grafen Kanitz (kons.), betreffend die Einführung eines Getreidemonopols ist am Sonntag, bedeckt mit zahlreichen Unterschriften, im Reichstag eingebracht. Er dürfte auch noch in erster Lesung beraten werden. Eine Annahme ist freilich bei der prinzipiell ablehnenden Haltung der Centrumspartei nicht zu erwarten.
Nach Deutschland sind amerikanische Agenten unterwegs, um 5000 deutsche Landarbeiter für die Vereinigten Staaten von Nordamerika anzuwerben. Es lasse sich aber niemand mit diesen Agenten ein, denn derjenige Teil Amerikas, nach dem die deutschen Arbeiter gebracht werden sollen, ist der schlechteste des Landes. Es ist das Mississippithal, die Heimstätte des gelben Fiebers!
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 9. April. In der Wienerberger Ziegelfabrik haben heute 3000 Arbeiter, die eine Lohnerhöhung forderten, den Strike begonnen.
Krakau, 7. April. Große Aufregung herrsch hier, weil der Bürgermeister auf Anordnung der Polizei nachts das provisorische Kosciusko-Denkmal entfernen ließ. Stürmische Gemeinderatssitzungen stehen bevor; außerdem wird das Festkomite gegen den Bürgermeister Klage wegen Besitzstörung einreichen.
Frankreich.
Paris, 7. April. Heute nacht wurde der Kutscher Boulanger von der Compagnie Generale in dem Augenblick verhaftet, da er an seinem Wagen ein Blatt anbrachte mit der Aufschrift: „Ich habe im Restaurant Foyot die Bombe ineinem Blumentopf sich entzünden lassen! Tod den Mastbürgern! Hoch die Anarchie! Vor Ende Monats wird es noch vier Bomben geben!"
Belgien.
Brüssel, 6. April. Der Brüsseler „Chronigue" zufolge sollen unbekannte Verbrecher den Versuch gemacht haben, den Eisenbahnzug, in dem sich die Königin Viktoria von England auf ihrer Reise nach Florenz befand, zwischen den Stationen Nattoye und Assesse durch inehrere auf die Schienen gelegte Felsblöcke zur Entgleisung zu bringen. Das Verbrechey wurde jedoch durch den Umstand vereitelt, daß eiip Lastzug wenige Minuten vor dein Vorbeifahren des Zuges der Königin die Felsblöcke beiseite schob. Wie die Brüsseler Zeitungen glauben, handelt es sich um ein anarchistisches Verbrechen.
Brüssel, 9. April. Ein Haufe Anarchisten zog gestern mit einer schwarzen Fahne durch die'Stadt unter dem Rufe: „Tod den Bourgeois!" Auf der Grande Place kam es zu einein Zusammenstoß mit der Polizei, welche die schwarze Fahne gewaltsam entfernte und 6 Verhaftungen vornahm.
Italien.
Rom, 8. April. Die italienischen Blätter begrüßen Kaiser Wilhelm auf das herzlichste. Riforma preist das Ereignis als ein neues Friedenspsand, was selbst die Franzosen anerkennen müßten.
Venedig, 9. April. Kaiser Wilhelm hat gestern wiederholt dem König Humbert gegenüber seine Bewunderung über die Schönheiten Venedigs ausgesprochen und ferner seiner Befriedigung über die herzliche Begrüßung seitens der Bevölkerung Ausdruck gegeben. Gestern Abend fand im Dogenpalast ein Diner statt, wobei jedoch keine offiziellen Toaste ausgebracht. Heute früh um 8 llhr ist Kaiser Wilhelm abgereist. ,
Venedig, 9. April. An Bord des „Moltke" verabschiedeten sich die Majestäten. Der Kaiser küßte den König mehrmals und drückte dem Herzog der Abruzzen und dem Minister Boselli herzlich die Hand. Der Kaiser bedankte sich für den. Empfang durch die Behörden und die Bevölkerung.
Spanien.
Immer trauriger und trauriger gestalten sich die Dinge in Spanien. Die Zahl der Brod- losen und Darbenden im Süden zählt schon nach Tausenden und die Verzweifelnden scheuen nun auch vor nichts mehr zurück. Brutale Gewaltthaten wiederholen sich fast Tag für Tag. Die zur Verfügung stehende Gendarmerie ist viel zu schwach, den Tumult, der bedenklich den Charakter einer sozicllen Revolution anzunehmen beginnt, zu bändigen.
Rußland.
Der russische Thronfolger. Während es bisher im allerbestimmtesten Tone hieß, bei Gelegenheit der demnächstigen Hochzeitsfeierlichkeiten in Coburg iverde dort auch die Verlobung des russ. Thronfolgers mit der Prinzessin Alice von Hessen statt- findcn, wird nun mit einem Male gesagt, der Prinz werde überhaupt nicht dorthin kommen. Sollte da nun ein Zwischenfall eingetreten sein?
Amerika.
Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Das „Schles. Gewerbebl." beleuchtet in einem eingehenden Artikel den Notstand, welcher unter den Arbeitermassen der Vereinigten Staaten von Nordamerika herrscht und noch immer weiter um sich greift. Es sei so weit gekommen, daß heute das „Commerical Bulletin" schreiben kann, es seien jetzt Tausende und Abertausende Leute geneigt. für Löhne zu arbeiten , welche in früheren Zeiten einfach unmöglich gewesen wären. Nach den verschiedenen Schätzungen beträgt gegenwärtig die Zahl der Arbeitslosen (die reguläre Zahl der Vagabunden und Farmarbeiter nicht eingeschlossen) 3 bis 5 Millionen, und es ist somit eine Bevölkerungszahl von 12 20 Millionen ohne Existenzmittel In
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