Niederschläge erforderlich zu den bereits guten Erntenussichten. Die Kleesanten sind mehrfach ausgefroren, die Frühjahrssaaten haben teilweise schon begonnen, die Hopfenaussichten sind mittelmäßig, der Stand der Weinreben ist nicht befriedigend.
Der König von Württemberg trifft, nach der „F. Z." am 31. d. Mts. zum Besuche des Hofes in Darmstadt ein.
Brückenau, 24. März. Wie der „W. G." erfährt, gedenkt Fürst Bismarck in diesem Jahre außer Bad Kissingen auch den idyllisch gelegenen Badeort Brückenau zur Nachkur aufzusuchen.
Erfurt, 23. März. Daß in einer Stadt von weit über 70 000 Einwohnern keine Gemeindesteuern noch sonstige städtische Steuern erhoben werden können, das dürfte ein noch nie dagewesener Fall sein. Seit gestern abend werden hier in Erfurt weder Gemeinde-Einkommensteuern noch Gebäudesteuern erhoben. Im vorigen Jahr hatten unsere Stadtverordneten mit geringer Mehrheit einen 50- prozentigen Gebäudesteuer-Zuschlag genehmigt und dafür einen entsprechenden Abschlag auf die Gemeinde-Einkommensteuer angenommen. In diesem Jahr wollen sie das jedoch nicht wieder genehmigen, sondern sie haben vielmehr einen Antrag angenommen, eine Erhöhung von 170 auf 187 ",o der Gemeinde-Einkommensteuer vorzunehmen und zu erheben, dagegen den 50^ mgen Gebäudesteuerzuschlag wieder abzuschaffen. In fast anderthalbstündiger Rede wendete sich der Oberbürgermeister Schneider in der Sitzung am Mittwoch gegen diesen Antrag. Er machte darauf aufmerksam, daß im Fall der Annahme dieses Antrags der Etat von der Vorgesetzten Regierungsbehörde bestimmt nicht genehmigt werden würde, daß die Stadt Erfurt somit längere Zeit ohne Etat arbeiten müsse. Es half alles nichts, die Stadtverordneten nahmen den Antrag mit 23 gegen 18 Stimmen an und die Folge ist: die Gebäudesteuer darf in ihrer vom Magistrat beantragten Form nicht erhoben werden, da sie von den Stadtverordneten nicht genehmigt worden ist. Die Gemeinde-Einkommensteuer kann aber auch nichl erhoben ^werden, da die von der Stadtverordneten- Versammlung durch Stimmenmehrheit beantragte Erhöhung von der Regierung nicht genehmigt worden ist. Ein provisorischer Steuersatz ist aber gesetzlich nicht zulässig. Somit leben wir in Erfurt bis auf weiteres ohne Steuern.
Der deutsche Dampfer „Hellas" ist nach einem aus Santos eingetroffenen Telegramm auf der Reise von Brasilien nach Triest mit einer Kaffeeladung im Werte von IM Millionen Gulden untergegangen. Die Mannschaft ist gerettet.
Nachdem in der Politik die wichtigsten Entscheidungen getroffen sind, hat auch unser Kaiser seine geplante Osterreise angetreten und ist der Kaiserin nach Abbazia gefolgt, wo der Monarch wohlbehalten eingetroffen und festlich empfangen worden ist. Zum Osterfest wird nun auch Kaiser Franz Joseph der deutschen Kaiserfamilie seinen Besuch abstatten und mehrere Tage im Kreise derselben verweilen. Die österreichischen und ungarischen Preßstimmen begrüßen diese Monarchenbegegnung mit lauten Sympathiekundgebungen, und hierin ist in der That, auch wenn die Begegnung keinerlei politischen Charakter hat, ein neues und erfreuliches Zeichen des Fortbestandes der starken und unauflösbaren Freundschaft zwischen beiden Staaten zu erblicken.
Berlin, 22. März. Dem Reichskanzler Grafen Caprivi wurde das Ehrenbürgerrecht der Stadt Danzig verliehen.
Berlin, 22. März. Wie der „Hamb. Korr." meldet, hat der Zar auf Benachrichtigung von der Annahme des Handelsvertrags durch den Reichstag ein Telegramm nach Berlin gesandt, worin er für Herbst die Erörterung näherer politischer Beziehungen und zwar von Person zu Person in Aussicht stellt. — Die Meldung erregt Aufsehen. Man erwartet zum Herbst den Besuch des Zaren in Berlin.
Berlin, 24. März. Die Wirkungen des russ. Handelsvertrags lassen sich jetzt schon ziemlich deutlich erkennen, die Preise für Weizen und Roggen sind in raschem Fallen begriffen, während die Aktien deutscher, namentlich der schlesischen Eisen- und Kohlenmerke, rapid in die Höhe gehen, weil sie von Rußland schon jetzt für über 8 Millionen Mark Aufträge erhalten haben. "Nicht nur in den Kreisen der Großgrundbesitzer, sondern auch der Mittel- und Kleinbauern herrscht nahezu verzweifelte
Stimmung schon jetzt, und wenn es dem Reichskanzler und der preußischen Regierung nicht gelingt, dem Preissturz des Getreides Einhalt zu thun oder den Landwirten in irgend einer anderen Weise zu Hilfe zu kommen, so kann der russische Handelsvertrag sehr böse politische Folgen in Deutschland haben. Die preußischen Konservativen haben bereits erklärt, daß sie jede neue Staatsausgabe verweigern, weil die Landwirte eben zu diesen neuen Ausgaben gar kein Geld mehr übrig haben. Eine wahre Unsumme von Erbitterung richtet sich deshalb in erster Reihe gegen den Reichskanzler Grafen Caprivi, und wenn der Kaiser mit den preußischen Konservativen wieder aus einen besseren Fuß gelangen will, so wird er den Grafen Caprivi trotz der diesem soeben verliehenen neuen Auszeichnung wegen des Zustandekommens des russischen Handelsvertrags eines Tages opfern müssen. (Albbote.)
Das nach Kamerun gesandte Detachement von 120 Mann und 6 Deckoffizieren des Seebataillons ist durch Befehl des Kaisers wieder zurückbeordert worden.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 23. März. Das Zustandekommen des Handelsvertrages zwischen Oesterreich und Rußland gilt nunmehr als gesichert; man nimmt an, daß dieser Tage die Unterzeichnung der Abmachung erfolgen wird, durch welche sich beide Staaten im gegenseitigen Verkehre die Meistbegünstigung zusichern. Es scheint, daß die russische Regierung auf die Forderung, den österreichischen Kornzoll herabzusetzen, verzichtet hat.
Wien, 24. März. Der Kaiser reist am nächsten Dienstag nach Triest und sodann an Bord der „Miramare" nach Abbazia, wo er 3—4 Tage an Bord des Schiffes wohnen und Ausflüge mit der deutschen Kaiserfamilie machen wird. — Das neue „Wiener Tagbl." meldet: Prof. Czerny in Heidelberg nahm seine Berufung als Nachfolger Pros. v. Bilroth an.
Pest, 24. März. Infolge der gestrigen Demonstrationen durchzog nachmittags Kavallerie und Infanterie die Straßen. Abends fanden wieder Demonstrationen in verschiedenen Straßen statt. Fenster-und Laternen wurden eingeschlagen. Drei Geschäfte wurden ausgeraubt. Das Militär zerstreute die Tumultanten. Ernstere Zusammenstöße fanden am Opernhause statt bei Entfernung der vvy den Tumultanten gestern aufgezogenen Trauerfahne. 40 Verwundungen. Auch die Polizei und das Militär wurde mit Steinwürfen verletzt. Später wurden die Hauptstraßen abgesperrt. Um 10' 2 Uhr waren die Straßen leer, das Militär patrouilliert. 36 Personen sind verhaftet.
Pest, 24. März. Die Bestattung Ludwig Kossuths erfolgt hier Sonntag, den 1. April nachmittags. Es sind bereits über 100 000 Gulden für ein Denkmal gezeichnet.
Frankreich.
Paris, 24. März. Der „Köln. Ztg." wird gemeldet: Der Abbe Payet, Pfarrer in St. Pierre de Chevennes (Jsöre) ist heute morgen verhaftet worden unter dem Verdacht, zwei Frauen in seiner Wohnung ermordet zu haben.
Lyon, 23. März. In der vergangenen Nacht verbrannten bei einer Feuersbrunst in einem Mädchenpensionat zu Rouey sechs Menschen.
Spanien.
Madrid, 22. März- Bei den Arbeiten, die im Hafen von Santander an dem Wrack des Dynamitschiffes „Cabo Machichaco" vorgenommen wurden, ist heute eine Explosion erfolgt. Dabei sind 10 Personen getötet und 27 verwundet worden, außerdem werden verschiedene Personen vermißt. In der Stadt herrscht eine große Panik. Die Ursache der Explosion ist noch unbekannt. (Es sollen sich noch etwa 4000 Kilogr. Dynamit im Rumps des Schiffes befunden haben.)
Italien.
Zum medizinischen Kongreß in Rom sind bisher 6588 Teilnehmer angemeldet. Darunter befinden sich 3486 Ausländer.
Turin, 24. März. Die Ueberreste der Gemahlin und Tochter Kossuths sind heute vormittag hier eingetroffen. Die mit Blumen bedeckten Särge, welche der Abgeordnete Kärolyi begleitete, wurden auf dem Bahnhof von den Söhnen Kossuths empfangen und nach dem Friedhof überführt, von wo aus dieselben nächsten Mittwoch zugleich mit der
Leiche Kossuths nach Pest abgehen werden. Zahlreiche Ungarn sind hier eingetroffen.
England.
London, 21. März. Der Augenarzt stellte heute bei Gladstone ein Starleiden beider Auge» fest. Das eine Auge wird in etwa 3 Monaten gefahrlos operiert werden können.
Rußland.
St. Petersburg. Die Stadtverordneten beschlossen, dem Kaiser ihren allerunterthänigsten Dank zu unterbreiten für seine Sorge um die Wohlfahrt des Volkes durch den Abschluß des deutsch-russifchen Handelsvertrags.
Kleinere Mitteilungen.
Stuttgart, 26. März. Am Donnerstag abend erschoß fick) der im ganzen Lande wohlbekannte Musikalienhändler Th. Stürmer. Derselbe hatte schon vor einigen Jahren infolge eines Nervenleidens einen Selbstmordversuch gemacht, indem er sich damals eine Kugel in die Stirn schoß.
Berlin, 23.,März. Die „Nordd. Allg. Ztg." berichtet: Bei Tübingen wurde vor etwa 3 Jahren ein Handwerksgeselle auf der Landstraße ermordet aufgefunden, besser Papiere auf den Klempner Julius Schmidt aus Spremberg lauteten. Den Eltern zu L-premberg ging der Totenschein mit einem Begleitschreiben des Pfarrers zu Dettenhausen zu, wo der Er,nordete beerdigt ward. Am 8. März d. I. überbrachte der Postbote denselben einen Brief mit dem Poststempel Angermünde, worin der seit damals betrauerte Sohn der Mutter seine Glückwünsche zum Geburtstage daroringt. Dem Gesellen Schmidt waren vor mehr als 3 Jahren auf der Reise seine Papiere gestohlen worden. Der bei Tübingen Ermordete war der Dieb der Papiere.
Die „Getreuen von Jever", welche am Geburtstage Bismarcks mit ihren 101 Kiebitz-Eiern erscheinen, erhalten durch die „Getreuen von Liegnitz" insofern Mitbewerber, als in Liegnitz beschlossen wurde, die weithin berühmten Möven-Eier des Kunitzer See-' bei Liegnitz in 101 Exemplaren dem Alt-Reichs kanzle: überreichen zu lassen. Ein Gedicht in schlesischer Mundart wird die Geburtstagsspende begleiten.
1100 Millionäre giebt es z. Z, in New-Aork und Brooklyn. Davon besitzen 120 zusammen eine Jahreseinnahme von 400 Mill. -//sl
Handel L Berkehr.
Nürnberg, 24. März, (Hopfen.) Marktware prima ^ ISO'— 195, mittel 170—180, gering ISO—ISS, Wüvktenw berger prima 205—210, mittet 180—190, Badischer prima 200—215, Elsäßer prima 190 195, mittel 170—180, ze-
ririg 150—105.
Konkurseröffnungen. Friedrich Burkhardsmam, Schreinermeister, in Backnang. Gustav Erbe, KausmaM in Calw, Inhaber der Firma Friedr. Müller a. Mack in Calw. Atoll, Johann und Monika, Lindenwirts-Ehe- leute in Altbierlingen, OA. Ehingen. Eugen Stohrer, Bierbrauer zum Storchen in Biberach.
Redaktion, Truck und Verlag der G. W. Zaiser'schsn Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.
AbomremerrLs-Ginladimg
auf den
mit dem Unterhaltungsblatt
„Das Planderstübchen"
und dem
„Schwäbischen Landwirt"
für das II. Hirartal.
lle die geehrte« Abmmenten, welche den „Gesellschafter" bloß für das I. Quartal bei -- der Post , bestellt hatten, ersuchen wir um
sofortige Erneuerung ihrer Bestellung, wenn vom 1. Apvrk ab keine Unterbrechung im Bezug ein- treten soll.
Dankend für die bisherige Unterstützung unsets Bestrebens durch zahlreiches Abonnement werden wir bemüht sein, auch ferner unsere Leser durch möglichst rasche Mitteilung der Tagesneuigkeiten, gemeinnützige gewerbliche und landwirtschaftliche Mitteilungen, Anekdoten, Rätsel, spannende Erzählungen rc. M unterrichten und zu unterhalten suchen und hoffen dadurch weiteren Zuwachs an Abonnenten zu erhalten.
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Die Redaktion n. Expedition.