betreffend die Pensionsrechte der Körperschaftsbeamten, fort. Bei "Artikel 14 beantragte Tr. Kiene, das; der Höchstbetrag des Ruhegehalts eines Körperschaftsbeamten nicht, wie die Berlage will, aus 6000./(, sondern auf 4000 ./z festgesetzt werde: nur bei außerordentlichen Verdiensten sei es unbe­nommen, oi>. Pension ans 6000 , // zu erhöhen. Minister >. P sch. i bekämpfte diesen Antrag und meinte, der letztere . Ul könnte höchstens auf den Oberbürgermeister von Slutt- aar» Anwendung finden. Wer solle aber über die ausge- n'ichneten Verdienste bestimmen? Gröber unterstützte den An­rag Kienes aufs wärmste und wendete sich zum Schluß an das hohe Haus mit den Worten: Jetzt müssen Sie na- >rllch auch die Konsequenzen Ihrer früheren Beschlüsse ziehen. Sie haben A gesagt und müssen nun auch B sagen. Ich wünsche Ihnen alles Glück dazu! In einer nochmali­gen Verteidigung des Antrages teilte Gröber mit, daß er n'de Verantwortung für dieses Gesetz ablehne. Kienes An­trag fand keine Unterstützung im Hause.

Stuttgart, 16. März. (Privattelegr. d. Ge­sellschafter".) Berlin. Der Reichstag hat den russischen Handelsvertrag endgültig in der Ge­samtabstimmung durch Erheben von den Sitzen mit sehr beträchtlicher Mehrheit angenommen. Frhr. v. Thielemann erklärte, daß der Vertrag bereits am 20. d. M. morgens 8 Uhr in Kraft treten werde.

Stuttgart, 17. Mürz. (Kammer der "Abgeordneten.) Tagesordnung: Wahl verschiedener Kommissionen. Bera­tung des Rechenschaftsberichts des ständischen Ausschusses vom 5. Mürz 1894. Endabstimmung des Gesetzentwurfs, betr. Amtsenthebung dienstunfähig gewordener Körperschafts- beamter und deren Pensionsrechte. Das Gesetz wurde mit 8-t (allen abgegebenen» Stimmen angenommen. Das Gesetz, betr. Pensionsrecht der Körperschaftsbeainten und ihrer Hinterbliebenen wurde mit 50 gegen 35 St. angenommen.

Stuttgart, 17. März. (Vom Landtag.) Heute Samstag wird der Landtag vertagt, um voraussichtlich erst Lllitte Mai wieder einberufen zu werden und dann den Schluß seiner "Aufgaben, darunter die Berfassungsrevision, zu erledige». Die erste Kammer erledigt in dieser Session nur die Notstandsvorlage und reserviert sich das Körper- schaftsbeamlengesetz bis zu ihrem Wiederzusammentritt im Mai. Ministerpräsident von Mittnacht erklärte, daß die Beantwortung der Interpellation wegen der Oberamts­posttarife an einem der ersten Tage des Wiederzusammen­tritts des Landtags geschehen soll.

Brandfall: Den 13. März. Die etwa fünf Kilometer von Biberach entferte, im Wolfenthale gelegene Mühle samt Oekonomiegebäude ist gänzlich niedergebrannt.

Möhringen (Baden), 7. März. Von Seite des Herrn Landeskommisfärs in Konstanz ist dem hier stationierten württembergischen Bahnwart Jo­hann Gackenheimer öffentliche Anerkennung ausge­sprochen und eine Belohnung zuerkannt worden, weil dieser am 20. v. M. ein Kind, Namens Elise Bolzer von Möhringen, vom Tode des Ertrinkens gerettet hat.

Die Romreise Kneipp's. In Wörishosen hielt Prälat Kneipp dieser Tage den ersten Vortrag über seine Romreise. -Kneipp schilderte seine Reise­erlebnisse mit vielem Humor. Der Papst hat Kneipp fast täglich in längerer Audienz empfangen. Seine erste Frage an Kneipp war:Wie geht es mit der Wasserkur?" Dann sagte der Papst:Ihre Grund­sätze in Bezug aus Lebensweise sind ganz die meimgen; wenig auf einmal essen und fast nichts trinken, das hat mich soweit gebracht, daß ich trotz meiner 84 Jahre noch arbeiten kann." Kneipp erzählte schließ­lich, daß überhaupt sein System auch bei den was­serscheuen Römern schon starke Wurzeln fasse.

Bei der Beratung über ein Denkmal Kaiser Wilhelms 1. gab der jüdische Millionär und So- zialistensührer Singer mit brutaler Offenheit die republikanischen Grundsätze der sozialdemokratischen Partei kund und Genosse Bebel unterstützte seinen Freund" hiebei. Derselbe Bebel hat als sächsischer Landtagsabgeordneter den Eid geleistet:Ich schwöre, mir bei meinen Abstimmungen lediglich das unver­brüchliche Wohl von König und Vaterland zur Richtschnur dienen zu lassen" und giebt öffent­lich zu, daß er den Sturz der Monarchie anstrebt. Die sozialdemokratischenGenossen" nehmen, wie Bebel ausdrücklich erklärte, an solchen Kleinigkeiten keinen Anstoß. Diegesinnungstüchtigen" und zuGewußten" Sozialdemokraten werden sich und anderen diese Eidesfrage vorurteilsloserklären" unp Bebels Haltung vollständig korrekt finden.

Teutscher Reichstag. Mittwochssitzung. Ter Reichs­tag erledigte zunächst den Rest des Reichshaushalts in 2. Lesung. Beim Etat der Zölle und Verbrauchssteuern bean­trag' äe Vudgetkomimssion, die Einnahmen aus derZucker- peuer uni v Millionen höher anzusetzen. Ter Beschluß der Kommission wird schließlich angenommen. Im Etat des . .,'muus des Innern steht noch die Forderung für das A .ialo.'ntmal Kaiser Wilhelms 1. in Berlin retour. Tie ' -gt uomunssion beantragt, die erste Rate unter der Vor­an . -!.. zu bewilligen, daß die Gesamlkoslen des Dent­in.,..., na..-, m.-hr als -r Mill. betragen. Abg. Gras Limburg A ' . : - -'I. die Ansicht der Kommission gehe dahin.

daß mit 4 Mill. ein entsprechendes Denkmal zu beschaffen »ei. Abg. Singer (Soz.t meint, bei der heutigen Finanzlage , könne das Denkmal vertagt werden. So eilig sei es nicht. ^ Abg. Richter (frs.) wird nur dann für die Forderung stim­men, wenn er bestimmt weiß, daß die Baukosten nicht über , 4 Mill. hinausgehen werden. Staatssekretär v. Bötticher kann heute keine bestimmte Antwort geben. Wenn der Bundesrät der Ansicht sei, daß mit 4 Mill. ein würdiges Denkmal errichtet werden könne, werde er zustimmen, sonst andere Vorschläge machen. Abg. v. Manteuffel empfiehlt den Kümmifsionsantrag und bemerkt dem Abg. Singer ge­genüber, seine Partei sei einstimmig gewillt,.dem verewigten Kaiser Wilhelm-die Tänkesschulb-abzütragen. Abg. Singer erwidert, wer solche Empfindungen habe, möge auch die Denkmalskosten zahlen. Seine Partei bewillige für solche Zwecke nichts und wenn wir in Geld schwämmen. (Lärm.) Abgg. v. Bennigsen (ntlb.), Lieber (Clr.), v. Manteuffel (kons.1 geben ihrer Entrüstung hierüber Ausdruck. So däch­ten die deutschen Arbeiter doch nicht. "Abg. Bebel (Soz.) antwortet, seine Partei sei republikanisch gesinnt, sie habe auch keinen "Anlaß, einem Monarchen ein. Denkmal zu er­richten, welcher das Sozialistengesetz gebracht habe. Die Forderung wird genehmigt und sodann der neue Aviso Ersatz Falcke" mit 157 gegen 127 Stimmen abgelebnt, womit der Etat erledigt ist. Es folgt dritte Beratung des Gesetzentwurfs über den Identitätsnachweis, der nach einem Anträge Bennigsen angenommen wird. .

' Deutscher Reichstag. Donnerstagssitzung: Der Reichstag genehmigte den Reichshaushalt für 1894 95 defi­nitiv in 3. Lesung. Abg. Liebknecht (Soz.) hielt zum An­fang noch eine heftige Rede gegen den Militarismus, bekam aber keine Antwort. Die einzelnen Etatskapitel wurden entweder ohne alle Debatte oder nach unwesentlichen Be­merkungen angenommen. Beim Militär-Etat wurden einige kleine, in der zweiten Lesung gestrichene Forderungen be­willigt. Beim Marineetat wurde Seitens der Reichsre­gierung versichert, daß für die Hinterbliebenen der Opfer derBrandenburg"-Katastrophe in ausgiebiger Weife ge- sorgt werden würde. Eine längere Debatte entsteht beim Reichsjustizetat. Abg. Auer (Soz.) beantragt eine Resolu­tion, wonach der Reichstag Verwahrung dagegen einlegen soll, daß sächsische Gerichte die Verteiler von sozialistischen Stimmzetteln und Flugblättern während der Wahlzeit we­gen groben Unfugs verurteilt haben, obwohl 8 43 der Ge­werbeordnung diese Verteilung gestattet. Weil Abg. Auer die Praris der sächsischen Gerichte einen groben Unfug nennt, wird er zur Ordnung gerufen. Im Postetat wird noch eine in zweiter Lesung abgelehnte Stelle eines Vor­tragenden Rates bewilligt. Am Freitag erfolgt die dritte Lesung des Handelsvertrags, woraus die Osterferien beginnen.

Berlin, 15. März. Die Zahl der dem Reichs­tem einaesandten impfaeqnerischen Petitionen betrug bis zum 28. Februar 5006.

Berlin, 15. März. Im deutschen Reich ge­hören nach den amtlichen Ergebnissen der letzten Volkszählung 24 230 832 Personen dem männlichen und 25197 638 Personen dem weiblichen Geschlecht an. Ans 100 männliche kommen also 104 weibliche Personen.

Berlin, 17. März. Der Kaiser verlieh dem Reichskanzler die Kette zum Hausorden von Hohen- zollern, dem Freiherrn v. Marschall das Großkreuz des roten Adlerordens und dem Gesandten Thiele­mann den Kronenorden 2. Klasse mit dem Stern.

Frankreich.

Paris. 15. März. Ein neues Bombenat­tentat hat in der Madelaine-Kirche stattgefunden. Die Explosion erfolgte unterhalb des Thoreingangs der Kirche mit starker Detonation. Die ganze Kirche war mit Rauch erfüllt. Ein Mensch wurde in Stücke gerissen und verkohlt. Man vermutet, es sei der getötete Anarchist selbst, der mit der Bombe die Kirche betreten wollte; diese Vermutung wird be­stätigt durch ein bei der Leiche gefundenes Notizbuch, das die Photographie Ravachol's enthält. Die Bombe war mit grünem Pulver geladen. Der Attentäter beabsichtigte wahrscheinlich, dieselbe unter einem Stuhl inmitten der Kirche zu deponieren. Er wurde dar­an durch den Schweizer verhindert, der patroullierte. Darauf hat der Attentäter die Bombe an der Thür niederzulegen versucht, wobei die Explosion erfolgte.

Paris, 16. März. , Die durch das Attentat entweihte Madeleine-Kirche wurde durch den Erz­bischof von Paris neu geweiht.

Paris, 16. März. Es bestätigt sich, daß das bei der Explosion in der Madeleinekirche getötete Jndivibium der Urheber des Attentats ist. Obgleich der Leichnam infolge der erlittenen Verletzungen fast unkenntlich ist, glaubt der Polizeipräfekt, daß der Getötete dieselbe Person sei, welche die Bomben in den Hotels der Rue Saint Jaeques und des Faubourg Saint -Martin gelegt hat. Eine bei der Leiche Vorgefundene Brieftasche enthielt zahlreiche Papiere sowie die Photographie Ravachols. Andere Personen sind nicht verletzt worden; der Material­schaden ist unbedeutend. Die Person, welche im Augenblick der Explosion floh, wurde in der Umge­bung der Madeleinekirche verhaftet. Die Polizei glaubt, daß der Urheber des Attentats der ausge­

wiesene vierzigjährige, aus Belgien gebürtige Anar- chist Pauwels sei. Ein aufgefundener Brief, der an !( seine Mutter gerichtet ist, wird die Feststellung der i

Identität ermöglichen. 1

Belgien. f

Belgrad, 16. März. Die Regierung beschloß, s: die Miliz zu entwaffnen. Es verlautet, sämtliche F Beamte der radikalen Partei sollen aus dem Staats- D dienste entlassen werden.

- England.

London, 16. März. Lord Spencer, der erste s Lord.-der.Admiralität, schlägt vor, den Marineetat für, 1894 aus U895 um 3,126,000 Psd. St. also aus 17,368,000 zu erhöhen. Das Flcsttenpexsonal :

soll um 6700 Mann vermehrt, der Bau von 7 Schlachtschiffen erster, von 6 Kreuzern 2. Klaffe und von 2 LkorveUen soll begonnen werden. Rußland.

Aus Petersburg wird gemeldet: Die Südost­bahnen haben die Erlaubnis erhalten, 30 Lokomotiven in Deutschland zu bestellen. -k- »

Amerika.

Rio de Janeiro, 16. März. Die Stadt ist ruhig, die Geschäfte sind wieder ausgenommen. Wäh­rend der gestrigen Beschießung war niemand an Bord, der Jnsurgentenschiffe, die Mannschaften hatten sich' bereits geflüchtet. Alle Offiziere der Aufständischen, . mit Ausnahme der Aerzte, sind abgereist, 500 Ge- j fangene sind auf Befehl Peixotos in Freiheit gesetzt l worden. i

Es ist ein Plan entworfen worden, den Mi chi- ! gan-See niit den östlichen amerikanischen Häsen durch einen Kanal zu verbinden. Der Kanal würde etwa 360 Klm. lang werden. Das nötige Kapital, etwa 50 Mill. Dollars, soll von Kapitalisten in London, Chicago, Boston und New-Hork aufgetrie- . ben werden. !

Kleinere Mitteilungen.

Zur Getreidefütterung. Der leider spottbil- . lige Preis des Getreides und der Mangel an Heu und Klee nötigt viele Landwirte zur Getreidefütterung und sollte dabei als Regel gelten, daß an Rinder und Schweine niemals die Getreidekörner, sondern Getreideschrot verfüttert wird, weil das geschroteue Getreide für Rinder und Schweine sehr leicht ver- , baulich ist und sehr große Fütterungsresultate hex« vorbringt. Bezüglich der Getreidefütterung ist ferner zu bemerken, daß sich Roggen am wenigsten für Milch­vieh eignet, ebensowenig Gerste; die letztere empfiehlt sich besonders für Mastvieh, dagegen kann Haferschrot ebenso wie Maisschrot für Milchkühe empföhlen wer­den. ' Allenfalls kann Hafer und Gerste gemischt für Kühe geschroten werden. Bohnen und Erbsen," aber in geschrotenem Zustande, kann man- ebenfalls än Milchkühe verabreichen; unbedingt zu verwerfen sind jedoch Wicken, weil diese äußerst nachteilig auf die Milchabsonderung wirken. Wenngleich die niedrigen Getreidepreise ans das Verfüttern der selbstgebäuten Körner Hinweisen- kann man doch die eiweißreichen Kraftfuttermittel, wie BaumwollsaakNehl, Erdnuß­mehl, Fleischmehl u. s. w. durchaus nicht entbehren.

Calw, 15. März. Auf dem Zave l ste'i N hat die Krokusblüte seit einigen Tagen begonnen. Bis Ostern wird, sie vollständig entfaltet sein und dürste, wie alljährlich, eine'große'Zähl von Naturfreunden anlocken. - " - "

Stuttgart. Bezüglich des Mords bei Neckarrems erläßt die Staatsanwaltschaft Stuttgart einen Steckbrief gegen Gottlob Voester, Ziegler und Taglöhner von Waib­lingen, der dringend verdächtig ist, am 26. Dez. v. I. den Albert Ramsel, Drahtzieher von Trieberg bei Neckarrems ermordet und beraubt zu haben. Nachdem nun die Per--, sönlichkeit des Ermordeten festgestellt ist, darf man wohl: hoffe», daß es gelingen wird, des Thäters habhaft zu werden,

Eine erschütternde Nachricht kommt aus Ne w«

Iork über das Ende eines modernen Wunderkindes/ Der zehnjährige Pianist Otto Hegner brach, wie dieMagd. Ztg." meldet, während eines Konzerts in Newyork tot am Flügel zusammen.

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